Ein Zitat
"Wir haben eine schaurig schöne Kulisse da, mit diesen unverdorbenen Häusern..." Clown Pic im Jahr 1975 über das Splügenquartier St. GallenFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Lukas 19,3
"Zachäus wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus war. Aber er konnte es nicht, denn er war klein, und die Volksmenge versperrte ihm die Sicht."
Ein Anregung
Die Männer im Spunten rauchten Zigarren, Autos brausten am Splügenplatz vorbei. Vorbei an Abbruchhäusern, aufgekauft von der politischen Gemeinde, alles Altstadtgebäude. Gesprochen wurde von einer "baulichen Zahnlücke". In den Häusern wohnten einfache Menschen, zahlten für die Wohnung 200 Franken im Monat, darunter auch viel Künstlerinnen und Künstler.
1975 wurde ganz selbstverständlich der Abriss der Häuser geplant. Eine Denkmalpflege hatte dazu noch nichts zu sagen. Ein Stadtbeamter sprach davon, das Quartier anschliessend wieder identisch aufzubauen, wenn dann der unterirdische Teil der damals geplanten Südtangente, ein Teil der Stadtautobahn, fertig erstellt wäre.
Doch dann kam der Zirkus Pic-o-Pello. Ein Zirkus mit "Raubtieren" wie einer Ziege und Kaninchen, und bestehend aus den Menschen des Quartiers, zusammengerufen vom heimischen Clown Pic. Einen Sommer lang geschah in St. Gallen etwas Aufregendes, da wo nach einem Anwohner "nie nüt louft". Der Zirkus verzauberte, und führte zu einem Umdenken. Die Menschen protestierten auf diese Weise friedlich für den Erhalt des Quartiers, des Stammlokals Splügen, der Wohnungen mit Künstlerinnen und Künstlern, Arbeitern und Gastarbeiterinnen. Heute bieten die Häuser immer noch günstigen Wohnraum, und das obwohl einst der Stadtbeamte im Interview mit dem Schweizer Fernsehen meinte, die Sanierung dieser Liegenschaften könne man nie finanzieren.
Was nicht passiert ist: Der Bau des Autobahnzubringer. Sonst ist viel geschehen. Heute heisst der Splügenplatz ganz offiziell Pic-o-Pello-Platz, die Autos sind aus der St. Galler Altstadt weitgehend verschwunden und gequalmt wird im Restaurant Splügen auch nicht mehr wie vor 40 Jahren.
Wer sagt denn, dass einfache Menschen nichts etwas bewirken können?
Hier gibt es einen Eindruck vom Geschehen in Schrift und Bild.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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