Samstag, 30. April 2022

Die verschüttete Sensation von Locarno

Ein Zitat

Blick auf da Vincis Rivellino in Locarno
Foto © Jörg Niederer
"Nichts Hohes erreicht ein Künstler, der nicht an sich selber zweifelt." Leonardo da Vinci (1452-1519)

Ein Bibelvers - Psalm 8,1+2

"Herr, unser Herrscher, wie machtvoll ist dein Name auf der ganzen Erde! Deine Herrlichkeit strahlt über dem Himmel auf! Dem Geschrei von Kindern und Säuglingen hast du Macht verliehen über deine Widersacher. Feinden und Rachgierigen setzt du ein Ende."

Ein Anregung

Stell dir vor, es gibt noch genau ein weitgehend vollständig erhaltenes Gebäude, das von Leonardo da Vinci entworfen wurde. Also von dem Künstler und Erfinder, zu dessen Werken in Paris jährlich 85 Millionen Menschen pilgern, und dessen Gemälde absolute Höchstpreise erzielen. Und stelle dir jetzt vor, dieses eine Haus befindet sich in der Schweiz, genauer, in Locarno. Das müsste alles in den Schatten stellen, was es in diesem Land und in Locarno zu sehen und zu bewerben gibt.

Nun, das Gebäude von Leonardo da Vinci steht tatsächlich in Locarno, doch wer nicht danach sucht, wird es nicht finden. Beim Gebäude handelt es sich um ein Bollwerk, das direkt in die Visconti-Burg integriert war. Die auf Italienisch "Rivellino" genannte Verteidigungsanlage entstand um das Jahr 1507, und überstand die Zeit der Eidgenossen, die die Burg und weite Teile der Stadt nach ihrem Sieg über die Mailänder 1532 schleiften. Damals lag das Bollwerk von da Vinci in unmittelbarer Seenähe. Über die nun folgenden Jahre verlagerte die Maggia mit viel Geschiebe den See weit weg vom Bollwerk. Der Rivellino wurde dabei etwa 10 Meter hoch zugeschüttet. Auf diesen erhöhten Grund wurden weitere Häuser an und um die bauliche Sensation erbaut, die allesamt wenig attraktiv wirken. Darum gibt es nicht viel zu sehen von da Vincis Werk. Ein Mauervorsprung der fünfeckigen Verteidigungsanlage ist über der Bar Castello  an der Via Franchino Rusca zu erkennen. Zugänglich ist der Rivellino nur über die Leonardo da Vinci Art Gallery von der Via Castello 1 aus. Doch rein kommt man in diesen Tagen nicht, einmal abgesehen von einer virtuellen Besichtigung auf der Webseite Galerie. 

So kommt es, dass Passanten achtlos an einem weiteren, mit einem Eisentor verschlossenen Durchgang vorbeihasten, vielleicht die glimmende Zigarette dorthin werfen, und dabei nicht realisieren, welche Sensation sich genau da verbirgt: Leonardo da Vincis "Mauerblümchen" von Locarno. Manche Kirche und Kneipe sieht mehr Gäste, als dieser Locarneser "Munot".

Die ganze Geschichte über den Rivellino in Locarno und seine späte Entdeckung als Werk Leonardo da Vincis gibt es hier. Eine illustrierte Abhandlung zum Rivellino von Marino Viganò gibt es hier.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Freitag, 29. April 2022

Seltsames

 Ein Zitat

Kreuzesdarstellung im Beinhaus bei der Kirche von Coglio (Vallemaggia)
Foto © Jörg Niederer
"Das Crucifix ist eine Zierrath geworden, die man im Ohre hängen hat." Karl Gutzkow deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Journalist (1811-1878)

Ein Bibelvers - Jesaja 53,2

"Er wuchs vor seinen Augen auf wie ein Spross, wie ein Trieb aus trockenem Boden. Er hatte keine Gestalt, die schön anzusehen war. Sein Anblick war keine Freude für uns."

Ein Anregung

Seltsamem begegneten wir gestern auf einer Wanderung von Someo der Maggia flussabwärts nach Ronchini.

Es war bei der vierten Überquerung der Maggia, auf der vierten Hängebrücke kurz vor Ronchini, als ich die einzige Möwe weit und breit heransegeln sah. Am Abend waren nur noch wenige Menschen meist sonnenbadend am Fluss, der auch hier noch eine stattliche Breite aufweist, wobei sich der eigentliche Wasserlauf in einem Meer aus Geschiebe, Steinen und Sand versteckt. Eine Familie mit vier Kinder war dabei, sich für die Heimreise umzuziehen. Die Möwe also flog heran, etwa 80 Meter über uns. Dann machte sie, im Moment als sie den Darm entleerte, einen scheinbar bewussten kleinen, der Ausscheidung Schwung gebenden Richtungswechsel. Noch während ich meiner Frau meine Beobachtung mitteilte: "Die da unten müssen sich in Acht nehmen, dass sie von der Möwe nicht angeschissen werden", kam von ihr die Erfolgsmeldung: "Es hat den Vater erwischt, mitten ins Gesicht". Zeitgleich erklang die fröhliche Schadensfreude der anderen Familienangehörigen zu uns auf die Brücke empor. Die Möwe aber strebte weiter dem noch fernen See zu. Nun frage ich mich, ob Möwen absichtlich Ziele bombardieren, oder ob das einfach einer der seltsamen Zufälle ist, die geschehen.

Diese amüsante Begebenheit konnten wir nicht fotografisch dokumentieren. Aber zwei, drei Stunden früher standen wir vor einem anderen, seltsamen Anblick. Im Beinhaus von Coglio findet sich die hier abgebildete Kreuzesdarstellung, gemalt von einem unbekannten Künstler (einer Künstlerin?) wohl aus dem Maggiatal. Die Christusfigur weicht deutlich ab von landläufigen Christusvorstellungen. Warum? Lies sich der fromme Sponsor, wohl ein "Hiesiger" der im Ausland zu Wohlstand gekommen war, im von ihm finanzierten Beinhaus als Jesus am Kreuz verewigen? Das würde den Bauchansatz und die zu gross geratenen Brüste, aber auch die Gesichtszüge von Jesus erklären. Oder wollte der Künstler damit mit auf die Lustfreundlichkeit von Jesus hinweisen? Oder war er einfach nicht begabt genug? Die Sache bleibt, wie man es auch dreht und wendet, seltsam.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Donnerstag, 28. April 2022

Das Kernstück der Falle

Ein Zitat

Der historische Turm eines Roccolo, einer kommerziellen Vogelfanganlage, auf dem Monte Ceneri.
Foto © Jörg Niederer
"Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig, heissa, hopsassa! Ich Vogelfänger bin bekannt bei Alt und Jung im ganzen Land." Emanuel Schikaneder (1751-1812)

Ein Bibelvers - Psalm 124,6+7

"Gepriesen sei der Herr! Er gab uns diesen Raubtieren nicht preis, sie hätten uns mit ihren Zähnen zerrissen. Wie ein Vöglein retteten wir unser Leben, dem Netz des Jägers sind wir entschlüpft. Die Vogelfalle zerbrach, und wir sind frei!"

Ein Anregung

Zuoberst auf dem Monte Ceneri, da wo das Schweizer Militär sich breit macht, findet sich ein seltsamer Turm am Rand einer grossen Wiese. Das ist nun kein alter Wachturm der Carabinieri, die nach den Räubern entlang der Via dei Briganti, auch Via dei Ceneri genannt, Ausschau hielten. 

Es ist ein alter Vogelturm. Glücklicher Weise ist er nicht mehr in Betrieb, vielleicht schon seit 1875, als der Vogelfang per eidgenössischem Jagdgesetz gesamtschweizerisch verboten wurde. Der Turm war Teil eines Roccolo, einer grossen Vogelfanganlage, die bis 2 Kilometer Netz enthalten konnte, getarnt zwischen zwei Baumreihen. Dort lockten gefangengehaltene lebende Vögel ihre Artgenossen an, die auf dem Flug vom Norden in den Süden und wieder zurück an dieser Stelle durchzogen. Sobald genügend Vögel sich im inneren Bereich des Baumrunds aufhielten, warf der Wächter im Turm Dinge durch die Luft, die wie Raubvögel aussahen, verbunden mit lautem Schreien. Die Vögel flogen in Panik unter die Baumreihen und verhedderten sich zu Hunderten in den Netzen. Die gefangenen Vögel landeten auf den Speisekarten der armen Menschen, aber wurden auch als Singvögel in Käfigen gehalten.

In Norditalien waren einige dieser Roccoli noch bis 2014 in Betrieb. Dann schoben Gesetzte der Europäischen Union dieser Massenfangmethode einen Riegel. Warum dies gut ist, auch wenn der Vogelfang in Norditalien aber auch in Teilen Österreichs als immaterielles Kulturgut gilt, kann man in diesem Beitrag lesen.

Der Vogelfang findet sich auch in der Bibel. Dabei sieht sich der oder die Glaubende nicht als Fänger oder Fängerin, sondern als Vogel, der durch Gottes Fügung dem Netz der Feinde entkommt.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Mittwoch, 27. April 2022

Vertiefungen

Ein Zitat

"Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken der Wahrheit." Jupp Müller (1921-1985), Schriftsteller

Ein Bibelvers - Sprüche 29,25

In den Bau integrierter Schalenstein vor der Kirche St. Peter und Paul in Ascona
Foto © Jörg Niederer
"Die Angst wird dem Menschen zu einer Falle. Aber wer sein Vertrauen auf den Herrn setzt, fürchtet sich nicht."

Ein Anregung

Gewöhnlicher Weise geschehen Vertiefungen in Gotteshäusern durch die Predigt, durch Lieder und selbstverständlich durch Symbolhandlungen. Um diese Vertiefungen geht es hier für einmal aber nicht. Man beachte auf dem Foto den in das Fundament der Kirche integrierten Stein. Darin, teilweise mit Regenwasser gefüllt, zeigen sich schalenförmige Vertiefungen. Es ist ein Schalenstein, an dem wohl viele schon achtungslos vorbeigegangen sind. Auch uns ist das mehrfach passiert.

Ob sich der Schalenstein schon hier in Ascona befand vor dem Bau des ersten Gebetshauses aus dem 14. Jahrhundert und der Pfarrkirche Sankt Peter und Paul aus dem 16. Jahrhundert? Ob er auf die Kelten zurück geht oder auf spätere Zeiten? Ich weiss es nicht und habe dazu auch keine weiterführenden Angaben gefunden. Das Tessin ist jedenfalls ein Hotspot der Schalensteine und Felsritzungen. Es gibt sie überall. Doch auf der Wanderung gestern lies sich bei Arcegno einer von ihnen einfach nicht finden. Vielleicht war es der Stein, der - von einem umgestürzten Baum begraben - von uns nicht näher untersucht werden konnte.

Wie auch immer, die Spuren der Vorfahren sind allgegenwärtig. Es sind ungefährliche Hinterlassenschaften. Hoffen wir, dass unsere Gesellschaft das auch hinbekommt: Nur Dinge zu hinterlassen, die man nicht fürchten muss.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Dienstag, 26. April 2022

Schimpfen wie die Rohrspatzen

Ein Zitat

Männchen einer Rohrammer an der Verzasca-Mündung in der Bolle di Magadino.
Foto © Jörg Niederer
"Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!" Johannes Brahms (1833-1897) Komponist, Pianist und Dirigent

Ein Bibelvers - Johannes 15,12+13

Jesus: "Das ist mein Gebot: Ihr sollt einander lieben – so wie ich euch geliebt habe. Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für seine Freunde einsetzt."

Ein Anregung

Das kleine Vögelchen ist sprichwörtlich geworden. Mit seinem ausdauernden, wenig melodiösen Gesang und der Ähnlichkeit mit einem Sperling (wenigstens das Weibchen) ist es zum Inbegriff der Schimpferei geworden. "Schimpfen wie ein Rohrspatz" meint genau dieses Tierchen, das heute in der Schweiz potenziell gefährdet und daher lange nicht mehr so vielen Menschen bekannt ist wie sein Namenspate, der Haussperling.

Faszinierend ist auch, dass es nur wenige Vögel gibt wie die Rohrammer, die sich normaler Weise auf erhöhter Warte aufhalten, welche folgendes Verhalten zeigen: Um die Aufmerksamkeit eines Eindringlings vom eigenen Nest abzulenken bewegen sie sich am Boden so, als könnten sie nicht mehr fliegen. Der Eindringling stellt nun der scheinbar leichten Beute nach, was den Jungtiere im Nest das Leben rettet. Das nennt man denn mal Mutter- und Vaterliebe! 

Insofern hätte die Rohrammer es verdient, mit einer positiveren Redensart geehrt zu werden, als mit einer, die an ihre penetranten Gesangskünste erinnert. Etwa dieser: "Wie der Rohrspatz das Leben für die eigenen Kinder einsetzten".

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


Montag, 25. April 2022

Die Wächter von Ascona

Ein Zitat

Ivo Soldinis Skulpturen im Garten vom Seeschloss Castello in Ascona
Foto © Jörg Niederer
"Das Paradies wäre allein nicht auszuhalten." Klaus Ender (1939-2021)

Ein Bibelvers - 1, Mose 2,8

"Dann legte Gott der Herr einen Garten an – im Osten, in der Landschaft Eden. Dorthin brachte er den Menschen, den er geformt hatte."

Ein Anregung

Sie stehen immer noch da, die Wächterinnen und Wächter des Bildhauers Ivo Soldini im Garten des Seeschlosses Castello in Ascona. Der zeitgenössische Künstler aus Lugano ist beeinflusst von Alberto Giacometti. Das sieht sogar ein Kunstbanause wie ich.

Mir kommen die beiden Skulpturen in ihrer Wucht vor wie die ersten Menschen der Bibel, wie Adam und Eva. Wenn da aber Adam und Eva sind und noch weitere und höhere, von Soldini "Wächter" genannte weibliche und männliche Figuren, bedeutet das wohl, dass ich im Paradies gelandet bin.

Zweifellos hat Ascona etwas Paradiesisches, und da es in einem Buch, das in der Hotelbibliothek zu finden ist, als "das seltsamste Dorf der Welt" bezeichnet wird, muss hier mit allem gerechnet werden. Allerdings erwarte ich im Paradies weniger Menschen als auf der Strandpromenade von Ascona.

Wie stellst du dir das Paradies vor? Garten, Kultur, pralles Leben, Ruhe, Zweisamkeit, Einsamkeit...

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


Sonntag, 24. April 2022

Gott selbst — selbst für mich

Ein Zitat

Liebesschlösser am Mühlensteg in Zürich
Foto © Jörg Niederer
"Frag dich nicht, was die Welt braucht, sondern frage dich, was dich lebendig werden lässt. Und dann geh und tu das. Denn was die Welt braucht, sind Menschen, die lebendig geworden sind." – Howard Washington Thurman

Ein Bibelvers - Offenbarung 3,8

"Sieh hin, ich [Gott] habe vor dir eine Tür geöffnet, die niemand wieder schließen kann."

Ein Anregung

Howard Washington Thurman (1899-1981) war ein Nachkomme afrikanischer Sklaven in Amerika, Baptist, Autor, Philosoph, Theologe, Pädagoge und Bürgerrechtler. Als prominente religiöse Persönlichkeit spielte er eine führende Rolle in vielen Bewegungen und Organisationen für soziale Gerechtigkeit des 20. Jahrhunderts. Das folgende, von mir auf Deutsch übersetzte Gebet von Thurman kann uns durch diesen Sonntag begleiten.

Herr, Herr, öffne dich mir
Öffne dich mir — Licht für meine Dunkelheit.
Öffne dich mir — Mut für meine Angst.
Öffne dich mir — Hoffnung für meine Verzweiflung.
Öffne dich mir — Frieden für meine Unruhe.
Öffne dich mir — Freude für meinen Kummer.
Öffne dich mir — Kraft für meine Schwäche.
Öffne dich mir — Weisheit für meine Verwirrung.
Öffne dich mir — Vergebung für meine Sünden.
Öffne dich mir — Zärtlichkeit für meine Härte.
Öffne dich mir — Liebe für meinen Hass.
Öffne dich mir — Dich selbst, selbst für mich.
Herr, Herr, öffne dich mir!

Lord, Lord, Open Unto Me
Open unto me — light for my darkness.
Open unto me — courage for my fear.
Open unto me — hope for my despair.
Open unto me — peace for my turmoil.
Open unto me — joy for my sorrow.
Open unto me — strength for my weakness.
Open unto me — wisdom for my confusion.
Open unto me — forgiveness for my sins.
Open unto me — tenderness for my toughness.
Open unto me — love for my hates.
Open unto me — Thy Self for myself.
Lord, Lord, open unto me!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Samstag, 23. April 2022

Tag der offenen Zelle bei Wiborada

Ein Zitat

Mittagspause beim Wiboradabrunnen in St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Auf dieses Jubiläumsjahr [2026 jährt sich der Tod Wiboradas zum 1100. Mal] hin soll das Projekt weiter bestehen, damit die Bedeutung einer für St. Gallen identitätsstiftenden Frau und Heldin wächst." Hildegard Aepli

Ein Bibelvers - Psalm 43,5

"Was bist du so bedrückt, meine Seele? Warum bist du so aufgewühlt? Halte doch Ausschau nach Gott! Denn bald werde ich ihm wieder danken. Wenn ich nur sein Angesicht schaue, hat mir mein Gott schon geholfen."

Ein Anregung

Das Wiborada-Projekt in St. Gallen geht weiter. (Siehe dazu den Blogbeitrag vom 12. März 2021). Bis 2026 werden sich jedes Jahr Frauen und Männer für je eine Woche in die nachgebaute Klause einschliessen lassen. Wie einst Wiborada (gest. 926), die erste kanonische Heilige der Geschichte, werden diese Inklusinnen und Inklusen die Zeit alleine in einer Zelle verbringen, die an die Kirche St. Mangen angebaut ist. Zweimal pro Tag, jeweils um 12.30 Uhr und 17.30 Uhr, nehmen sie durch ein offenes Fenster für eine Stunde zur Welt Kontakt auf. Im vergangenen Jahr wurden die Inklusinnen und Inklusen dabei insgesamt 810 Mal besucht. In diesem Jahr sind es ausschliesslich fünf Frauen, die sich ab dem 29. April einschliessen lassen, darunter die zukünftige reformierte Pfarrerin von St. Laurenzen.

Heute Samstag ab 10.00 Uhr kann die Zelle besichtigt werden. Und um 18 Uhr erfolgt in der Kirche St. Mangen die Vernissage des Buches "Wiborada von St. Gallen. Neuentdeckung einer Heiligen", herausgegeben von Ann-Kathrin Grässlein und Gregor Emmenegger. Für die Vernissage ist eine Anmeldung erforderlich.

Neu kann die Zelle auch ohne "Eingeschlossen-Sein" bewohnt werden in der sogenannten Eremo-Zeit. Dabei leben Männer und Frauen ohne Öffentlichkeit und mit Selbstversorgung und geistlicher Begleitung in der Klause.

Wer die Webseite von Wiborada 2022 betrachtet, wird den Verdacht nicht los, dass zwischenzeitlich um die Heilige Wiborada so etwas wie ein Event-Marketing aufgezogen worden ist. Der damit verbundene Trubel mag der Heiligen und ihrer Bedeutung in der Gesellschaft sicher mehr Gewicht geben, widerspricht aber auch in deutlicher Weise einem kontemplativen Lebens als Inklusin.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Freitag, 22. April 2022

Eine Herberge im Klosterviertel St. Gallen

Ein Zitat

Eingang der Herberge zur Heimat in St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Das Ziel ist, den Herbergsgästen behilflich zu sein, in einem geschützten Umfeld zur Ruhe zu kommen und zur Selbständigkeit zurückzufinden." Werner Kobel, Ehrenpräsident des Vereins Hospiz zur Heimat

Ein Bibelvers - Hebräer 13,16

"Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen. Denn das sind die Opfer, die Gott gefallen."

Ein Anregung

Wer vom Hotel Einstein herkommend durch die Gallusstrasse dem Stiftsbezirk entgegenstrebt, kann leicht den Durchgang übersehen, der links in einen Hinterhof führt. Dort, etwas versteckt, liegt die Pforte der Herberge zur Heimat. Über dem Eingang weist die mit "Herberge" beschriftete historische Lampe den Weg. Nicht mehr alles an ihr ist Original, wie der gerade anwesende Leiter Donat Wick erklärt. Wen wunderts, ist dieses Sozialwerk mit Wurzeln in der Evangelischen Gesellschaft schon seit dem Jahr 1888 Teil der wohltätigen Arbeit in der Stadt. 

Heute wird in vier Häusern an mehreren Standorten Menschen temporäre Aufenthalte angeboten. Zu dieser Beherbergung kommen die Begleitung und Betreuung der Kundschaft hinzu. Ergänzt wird das Angebot durch das Zweisternehotel Vadian. Der Gewinn aus dem Hotelbetrieb fliesst in die Herberge zur Heimat.

Gegründet wurde das Werk einst als alkoholfrei geführte Unterkunft für reisende Handwerksburschen. Marianne Schwyn-Weber schreibt darüber im Buch "Littenheid - von der Geschichte gestreift": "Für sechzig Rappen gibt es einen halben Liter Suppe, Gemüse und Brot, sowie nachts ein Bett und morgens drei Deziliter Kaffee mit Brot." Von 1893-1897 leiteten Johann Jakob Uehlinger-Schwyn, Schuhmachersohn von Neunkirch SH und Krankenwärter in verschiedenen Spitälern und Irrenanstalten sowie seine Frau Marie Uehlinger-Schwyn aus Beringen SH und seit ihrer Jugend ebenfalls Krankenpflegerin an Spitälern in Genf und Zürich die Herberge. Das ist aus methodistischer Sicht bedeutsam. Marianne Schwyn-Weber schreibt über das Paar: "Durch die Arbeit haben sie sich kennengelernt. Sie sind für einander geschaffen, auf der Basis des christlichen-methodistischen Glaubens Gutes zu tun." 

1897 wird das Ehepaar Uehlinger-Schwyn dann das 1880 gegründete Asyl in Littenheid kaufen, ein Ort für psychisch kranke Menschen. Daraus entstand im Lauf der Jahre die heutige Privatklinik für Psychiatrie und Psychotherapie "Clienia Littenheid". Doch dazu mehr in einem späteren Blogbeitrag.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Donnerstag, 21. April 2022

Von sicher verschlossenen Liebesbriefen

Ein Zitat

Von Orchideen begleiteter, in Herzform gefalteter Liebesbrief
Foto © Jörg Niederer
"Um einen guten Liebesbrief zu schreiben, musst du anfangen, ohne zu wissen, was du sagen willst, und endigen, ohne zu wissen, was du gesagt hast." Jean-Jacques Rousseau (1712-1778)

Ein Bibelvers - 2. Korinther 1,22+23

"Gott selbst ist es, der uns gemeinsam mit euch im Glauben an Christus festigt. Er hat uns gesalbt und uns sein Siegel aufgedrückt. Dazu hat er uns den Heiligen Geist als Vorschuss auf das ewige Leben ins Herz gegeben."

Ein Anregung

Liebesbriefe in falschen Händen, das kann peinlich werden. Nicht ganz so tragisch ist es, wenn die eigenen Kinder diese hormonell übersteuerten Texte finden und lesen. Aber Schulkolleginnen und -kollegen sollten sie nicht in die Hände bekommen. Auch auf dem Steueramt haben sie nichts zu suchen. Also aufgepasst beim Einreichen der Steuererklärung.

In früheren Zeiten war das Briefgeheimnis ein Problem. Wie lassen sich Briefe verschliessen, so dass die Empfängerinnen und Empfänger sicher sein konnten, dass sie zuvor noch von keiner anderen Person gelesen wurde?

So entwickelten unsere Vorfahren komplizierte Falt-, Schneide- und Siegeltechniken, durch die sich das Schreiben nicht öffnen lies, ohne dass der Verschluss zerstört wurde. Solche "Briefverschlüsse" sind von vielen berühmten Leuten bekannt. Eine Seite auf Youtube ermöglicht es, diese Briefschlösser nachzufalten. Einmal hineingeschaut, und schon kannst du deine Liebesbriefe mit Verschlüssen versehen, wie sie von Josephine Baker, Queen Elizabeth I. oder Katharina von Medici verwendet wurden. Auch von einem Hugenottenkommandanten gibt es einen kunstvoll verschlossenen Brief, der jedoch nie seinen Empfänger erreichte. Das Schreiben wurde schon vorher wohl vom "Feind" abgefangen. 

Wenn wir schon beim Briefe falten sind: Natürlich lassen sich diese auch in Herzform bringen. Das Äussere verrät so gleich auch schon, was im Schreiben wohl zu lesen sein wird. Wobei - es könnte auch Tarnung sein, auf eine falsche, unverfängliche Fährte locken.

Form und Inhalt, Auftreten und Gesinnung, passen sie zusammen? Oder sind es falsche Liebesschwüre? In der Bibel steht, dass Gott Liebe ist. Und wir sind so etwas wie seine Liebesbriefe. Wie früher die echten Briefe, sind auch wir wahre Kunstwerke, kompliziert gestaltet und nicht einfach zu enträtseln. Wie das Siegel den historischen Brief, so garantiert Gottes Gegenwart, dass die Botschaft bleibt, die er in uns hineingelegt hat. Und das ist und bleibt eine Liebesbotschaft für alle Ewigkeit. Wir können lernen, sie zu lesen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Mittwoch, 20. April 2022

Im Tick-Schritt über den Bahnsteig

Ein Zitat

Die Frauenfeld-Wil-Bahn FWB auf dem weihnachtlichen Bahnhofsplatz in Frauenfeld
Foto © Jörg Niederer
"Das Leben, dachte Michel, müsste eigentlich etwas Einfaches sein; etwas, das man wie eine Aneinanderreihung endlos wiederholter kleiner Rituale erleben kann. Rituale, die etwas albern sein durften, aber an die man trotzdem glauben konnte. Ein Leben ohne große Erwartungen und ohne Dramen." Zitat aus dem Buch "Elementarteilchen" von Michel Houellebecq

Ein Bibelvers - Matthäus 15,36

"Dann nahm Jesus die sieben Brote und die Fische. Er dankte Gott, brach sie in Stücke und gab sie seinen Jüngern. Und die Jünger verteilten sie an die Volksmenge."

Ein Anregung

Er fiel mir erstmals in der Adventszeit auf. Und weil Menschen zu immer den selben Abläufen neigen, wiederholte sich die Geschichte an den meisten Morgen, dort auf dem grossen Bahnhofsvorplatz. Ich wartete in Frauenfeld auf die FWB, die Bahn, die mich nach Wil brachte. Etwa fünf Minuten vor der quietschenden Einfahrt des Zugs begann der Mann den Bahnsteig zu begehen. Er tat es auf ganz eigenartige Weise. Mit leicht vorgebeugtem Oberkörper, als müsse er gegen starken Wind ankämpfen, aber mit kleinsten Schritten, nicht einmal die Spanne eines Fusses lang, trippelte er voran. Passanten schauten ihm aus Distanz zu, wunderten sich, fragten sich. Er liess sich davon nicht stören. Er war ganz bei sich. Es war sein Morgen-auf-den-Zug-warten-Ritual. Es war seine Geschichte. Eine Geschichte, die nur er verstand, die niemand sonst verstehen musste.

Dann kam der Zug, holte den Mann ein, hielt an, die Türen öffneten sich, Reisende entstiegen ihm, ein kurzer Moment wimmelte es auf dem Perron. Das war das Signal. Denn nun wurden die Schritte des Mannes weit. Er strebte so schnell er konnte der Bahntür entgegen und verschwand im Innern des Waggons an immer der genau gleichen Stelle. Das war der Moment, wo er alle Auffälligkeiten verlor, einer von vielen wurde, ein gewöhnlicher Mensch neben gewöhnlichen Menschen, auf dem Weg an seinen Arbeitsplatz.

Nun frage ich mich, ob dieses Ritual dem Mann die Sicherheit gibt für den Anfang seines Tages. Ist es seine Achtsamkeitsübung? Ist es seine Weise, dem Gewöhnlichen zu widerstehen?

Mit welchen Ritualen, welchen "Ticks" nehme ich meine Reise auf, ziehe ich in den Tag hinein, der Arbeit entgegen, den Begegnungen, den Monotonien und Verwirrung, den Belastungen und Befreiungen? Was hält mich im Gewimmel der Zeiten?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Dienstag, 19. April 2022

Von der Freude an Lebewesen, die es nicht gibt

Ein Zitat

Osterhasen bei einem Bauernhof in der Nähe von Sirnach
Foto © Jörg Niederer
"Kinder merken doch, dass es das nicht gibt – sie hoffen aber trotzdem, dass der Hase kommt und Eier bringt." Kinder- und Jugendpsychiater Gerd Lehmkuhl von der Uniklinik Köln

Ein Bibelvers - Jesaja 27,1

"Zu der Zeit rechnet der Herr mit dem Leviatan ab, der schnellen, sich windenden Schlange. Mit seinem riesigen, scharfen Schwert erschlägt er das Seeungeheuer."

Ein Anregung

Die Ordnung der Hasenartigen (Lagomorpha) umfasst weltweit 55 Arten, sowohl Hasen wie auch Kaninchen. Der Osterhase dagegen gehört nicht dazu. Das ist ein Tier, das es nicht gibt, auch wenn es in der Osterzeit zahlreich abgebildet und dargestellt wird.

Es gibt auf der Welt ja kaum ein Tier, das es nicht gibt. Der Osterhase ist denn auch nur das zweckentfremdete Abbild eines Feldhasen. Genau so ist es auch bei der "Steinlaus", einem Tier, das es auch nur in der Fantasie gibt. Erfunden wurde es von Loriot der darüber einen faszinierenden Beitrag machte. Dass den Steinläusen auch Kirchen zum Opfer gefallen sein sollen, habe damit zu tun, dass sie sich von deren Mauerwerk ernährten.

Noch vor Loriot erfand Christian Morgenstern das "Nasobēm". Es taucht in einem Gedicht aus der Sammlung der Galgenlieder auf. Und wie bei Loriots Steinlaus führte diese Erfindung der fiktiv auf Nasen lebenden Tierchen zu zahlreichen weiteren, mehr oder weniger Ernst zu nehmenden Beiträgen. Es inspirierte den Zoologen Gerolf Steiner gar zur Schöpfung der (erfundenen) Ordnung der Rhinogradentia. Dieser wissenschaftlich-satirischer Scherz verbreitete sich international. Demnach soll sich das Nasobēm vom Tatzelwurm ernähren, ein weiteres erfundenes Tier, beheimatet in den Fabeln der Welt.

Wer die Galgenlieder von Christian Morgenstern noch nicht kennt, sollte sie lesen. Sie zaubern, anders als der Buchtitel suggeriert, immer wieder ein Lachen ins Gesicht. Und das passt ja ausgezeichnet zu Ostern und zum Osterhasen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Montag, 18. April 2022

Kommt jetzt der Schlagerbischof?

Ein Zitat

Bischof Patrick Streiff 2018 an der Jährlichen Konferenz in Bülach
Foto © Sigmar Friedrich
"Veränderungsprozesse haben entscheidend mit Menschen zu tun. In der Kirche ist das noch bedeutsamer. Wir funktionieren nicht wie ein Unternehmen mit Angestellten, die man entlassen kann. Wenn Menschen in der Kirche Aufgaben beenden oder verlieren, sind sie dennoch weiterhin Teil der Kirche. Sie sind und bleiben Glieder am Leib Christi, die wir nicht selber ausgesucht haben und nicht selber ausschliessen können. Es ist Christus, den wir verkündigen, der uns auch zusammenfügt in seinen Leib." Bischof Patrick Streiff in der Bischofsbotschaft 2017 an die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

Ein Bibelvers - 1. Timotheus 3,2-4

"Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren, kein Säufer, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig, einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat, in aller Ehrbarkeit."

Ein Anregung

An diesem Ostermontag ist Patrick Streiff, Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche von Mittel- und Südeuropa im Stammtisch auf www.musig24.tv zu Besuch. Ab 19.30 Uhr stellt er sich live den Fragen der Schlagerbegeisterten.

Seit 2005 ist der promovierte Theologe im Amt eines Bischofs und wäre wohl heute im Ruhestand, wenn Corona nicht die Welt durcheinandergebracht hätte. Zuständig ist er für die Methodistinnen und Methodisten in den Ländern Albanien, Algerien, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Kroatien, Nord-Mazedonien, Österreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Serbien, Slowakei, Tschechien, Tunesien und Ungarn. Anders als Bischöfe in der katholischen Kirche ist Streiff verheiratet und Grossvater.

Dass der Bischof im Schweizer Musik- und Kultursender auftritt, hat mit dem angebotenen geistlichen Programm zu tun. So zeichnet die Methodistenkirche für Gottesdienste und Tagesimpulse auf musig24.tv verantwortlich. Live wird der Stammtisch von Menschen aus dieser Kirche moderiert. Besonders bekannt ist Schlagerpfarrer Stefan Moll, der mit viel Leidenschaft die Sendungen betreut und den Kontakt zu Hörerinnen und Hörern pflegt.

An diesem Abend sind alle Fragen an Bischof Patrick Streiff erlaubt. Einfach anrufen auf die Telefonnummer +41 (0)43 928 23 23 und Fragen wie diese stellen: "Lieber Bischof, kommt jetzt nach dem Schlagerpfarrer auch noch der Schlagerbischof?" 

Das Programm von musig24.tv kann auch über die Fernsehangebote von swisscom und blue empfangen werden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Sonntag, 17. April 2022

Überraschungssonntag

Ein Zitat

Die Auferstehung Jesu als Glasfenster, erstellt von August Wanner in der Augustinerkirche Zürich
Foto © Jörg Niederer
"Im Grabe schläft ein neues Morgenrot." Ludwig Tieck (1773 - 1853), deutscher Dichter

Ein Bibelvers - Matthäus 12,40

"Jona war drei Tage und drei Nächte lang im Bauch des Fisches. Genauso wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte lang im Innern der Erde sein."

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet: "überrascht" (Englisch: amazed). 

Wer in der Augustinerkirche in Zürich sich fragt, warum auf dem Altar ein Pfau als Relief zu sehen ist, sollte sich ebendort umdrehen, und zum schönen Orgelprospekt hochschauen. Unvermeidlich wird das zentrale Glasfenster seine oder ihre Aufmerksamkeit fesseln. Die Hälfte davon nimmt Christus, der Auferstandene ein. Darunter die schlafenden Soldaten vor dem Grab. Zuunterst dann der Fisch, wie er den Propheten Jona ausspuckt.

Das Fleisch des Pfaus galt lange Zeit als unverweslich. Damit wurde der Vogel zu einer Anspielung auf die Auferstehung und das ewige Leben. Genauso ist Jona, der drei Tage im Bauch des Fisches begraben und dann wieder an Land gespuckt wurde, ein Bild für den dreitägigen Tod Christi und dessen Auferstehung.

Die Auferstehung von Christus sprengt alle Erwartungen. Dass gerade von einem Gekreuzigten gesagt wird, er sei von den Toden auferstanden, war für viele eine undenkbare Vorstellung. Diese Auferstehung war in jeder Hinsicht überraschend, unerwartet, buchstäblich verrückte Realität.

Bis heute sind die Zweifel an der Auferstehung da. Beweisen lässt sich dieses Geschehen nicht. Es kommt einer Singularität gleich, ist also vergleichbar mit der Unendlichkeit (die sich auch niemand so wirklich vorstellen kann). Was sich aber belegen lässt: Nach der Kreuzigung ist etwas geschehen, das im Lauf der Zeit Milliarden von Menschen zu Nachfolgerinnen und Nachfolger des Gekreuzigten werden liess. Christus hat uns bis heute alle überrascht.


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde 

Samstag, 16. April 2022

Kreuz und Glaube

Ein Zitat

Kreuzweg der Gegenwart bei der Kirche St. Maria Neudorf in St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Der Karfreitag geht zu Ende. Ostern dauert an." Ernst Reinhold Hauschka (1926-2012) Lyriker

Ein Bibelvers - 1. Korinther 16,13

"Seid wachsam, haltet am Glauben fest, seid mutig und stark!"

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet: "glauben" (Englisch: believe).

In St. Gallen findet an Karfreitag die Kreuzwegprozession der Gegenwart statt. In diesem Jahr ging es über sechs Stationen von der Kirche St. Maria Neudorf zur Kirche St. Fiden. Gleich zu Beginn schritt der kleine Umzug hinter dem Kreuz durch den Laubengang der Kirche St. Maria hindurch dem Licht und den blühenden Bäumen entgegen. 

Karfreitag ist Dunkelheit, Glaubenszweifel, Verunsicherung. Doch das Licht des Glaubens leuchtet schon in die Finsternis der Gedanken. Da ist der Frühling mit seinen überbordenden Lebensbezügen. Und als würde sie gegen den Tod und die Trauermienen der Menschen protestieren, übertönt eine Mönchsgrasmücke mit ihrem Gesang den Autolärm. Vielleicht dachte sich der kleine Vogel: "4000 Kilometer bin ich hierher geflogen, um ein Nest zu bauen und Junge aufzuziehen. Also meine Erwartung ist Leben, nicht Tod, ist voll von Glauben, gegen alle Zweifel."


Morgen folgt ein letztes Bild in dieser Reihe zum Wort an Ostern "überrascht" (Englisch: amazed).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


Freitag, 15. April 2022

Mein / dein / Gottes Willen

Ein Zitat

Sonntagsschul-Flanellbild vom letzten Abendmahl
Foto © Jörg Niederer
"Wahre Religion ist, keinen anderen Willen zu haben als den Willen Gottes." Florence Nightingale (1820-1910), britische Krankenpflegerin und Erfinderin des Kriegslazaretts

Ein Bibelvers - Lukas 22,42

"Er [Jesus] sagte: 'Vater, wenn du willst, nimm diesen Becher weg, damit ich ihn nicht trinken muss! Aber nicht, was ich will, soll geschehen, sondern was du willst!"

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet: "erinnere dich" (Englisch: remember). 

Das Abendmahl spielt auf die Kreuzigung von Jesus an. Jesus selbst hat die Jünger aufgefordert, beim Essen von Brot und beim Trinken von Wein an sein Sterben zu denken. Bis heute vergegenwärtigen wir das Geschehen der Kreuzigung, indem wir Brot brechen und den Kelch herumreichen. 

Es war ein Kampf für Jesus, sich in sein Schicksal zu ergeben. Wie gerne hätte er es gesehen, wenn dieser Kelch an ihm vorübergegangen wäre. Doch dann willigte er ein in Gottes Willen, und stellte ihn höher als das, was er selbst wollte. 

Über den Willen denken wir auch nach in der Predigt dieses Karfreitags in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen. Sie und die Abendmahlsfeier können auch per Youtube miterlebt werden, und zwar ab 10.30 Uhr. In der Kirche an der Kapellenstrasse 6 beginnen wir schon um 10.15 Uhr mit dem Gottesdienst. 


Morgen folgt ein Bild zum Wort "glaubt!" (Englisch: believe!).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Donnerstag, 14. April 2022

Unter Menschen aber nicht bei ihnen

Ein Zitat

Bettlerin vor dem Bahnhof Basel
Foto © Jörg Niederer
"Was früher der Pranger war, sind heute die Medien." Ernst Probst, Autor und Journalist

Ein Bibelvers - Matthäus 26,69+70

"Petrus saß draußen im Hof. Da kam ein Dienstmädchen des Hohepriesters auf ihn zu und sagte: 'Du warst doch auch mit diesem Jesus aus Galiläa zusammen!' Petrus stritt das ab vor allen, die dabei waren, und sagte: 'Ich weiss nicht, wovon du da sprichst.'"

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet: "bei" (Englisch: among).

Eine Bettlerin sitzt beim Bahnhof Basel. Mitten unter den Menschen sitzt sie da. Das englische Wort "among" kann beides bedeuten: "bei" den Menschen, oder "unter" den Menschen. Auch im Deutschen können die beiden Begriffe unterschiedslos verwendet werden. Doch die lokale Präposition "bei" drückt auch Nähe aus: Bei-sammen, bei-einander (ein Lieblingswort eines Pfarrers meiner Jugend). 

Auf diesem Foto ist bei den Passantinnen und Passanten keine Nähe zur Bettlerin erkennbar. Sie sitzt zwar "unter" ihnen, aber sie ist nicht "bei" diesen Menschen. Genauer, diese Menschen sind nicht "bei" der Bettlerin. Sie ist die Bittstellerin, sie ist den andern unter-geordnet. Und dann sitzt sie auch noch, macht sich klein, wird zur Randerscheinung mitten unter den Leuten. 

Perfide, wenn diese Unterordnung zur Schau gestellt wird, wie bei Delinquenten am Pranger: Mitten unter den Menschen, aber ohne dass die andern wirklich bei der oder dem Betroffenen sind.

So war es wohl auch mit Jesus am Kreuz. Ausgestellt, bemitleidet, verachtet, verspottet. Mitten unter den Menschen hing er da, aber diese Menschen waren nicht wirklich beim Sterbenden. 


Morgen folgt ein Bild zum Wort "erinnere dich" (Englisch: remember).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Mittwoch, 13. April 2022

Hier stehe ich! - Wo denn sonst?

Ein Zitat

Tresen der Galicia Bar in Olten
Foto © Jörg Niederer
"Kann eine Welt ohne Vernunft Vernunft von den Menschen verlangen?" Alex Capus, in "Fast ein bisschen Frühling"

Ein Bibelvers - Matthäus 24,1+2

"Jesus verließ den Tempel und wollte weiterziehen. Da kamen seine Jünger zu ihm. Sie wollten ihm die Tempelanlage zeigen mit ihren prächtigen Bauwerken. Doch Jesus sagte zu ihnen: 'Ihr bewundert das alles? Amen, das sage ich euch: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Es wird alles zerstört werden.'"

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet: "hier" (Englisch: here).

Hier war ich zu Hause. Wir sind in der Galicia Bar, direkt am Tresen, 396,1 Meter über Meer, in Olten, der Eisenbahnerstadt, der Stadt der Migranten, auch aus Spanien. Nicht dass ich in meiner Jugend in der Galicia Bar verkehrt hätte. Sie war mir nicht einmal bekannt, bis wir sie eines Wandertags besucht haben. Aber in der Nachbarschaft schnitt ich mir die Haare. Da ungefähr buchten meine Eltern ihre Reisen bei Kuoni. Und werktäglich fuhr ich drei Jahre lang mit dem Fahrrad an der Bar vorbei in die Unterführung hinab und dann wieder mit Schwung hoch, hinauf zur Alten Brücke, die damals mit einem allgemeinen Fahrverbot belegt war. Alex Capus sah ich jeweils in der Schule, ohne ihn wirklich zu kennen. Dem Buchautor gehört heute die Galicia Bar mit dem Stierkopf und der aufgemalten Reiseroute von Olten über Santiago die Compostela nach Finisterre. Neben dem Stierkopf an der Wand steht: "Hier gibt's unser hausgebrautes Drei Tannen Bier!".

"Hier" ist an so vielen Orten. Mein heutiges "Hier" ist nicht das "Hier" von gestern.

Martin Luthers Diktum: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen." zeigt einen Menschen, der nicht anders kann, als der zu sein, der er ist, mit allem, was er glaubt und vertritt. Tatsächlich können wir alle nur an diesem ominösen Ort "Hier" stehen. Gut, wenn wir dann auch mit dem Rest unserer Gedankenwelt und Fantasie am selben Ort zu finden sind, an dem unsere Füsse den Boden berühren (oder für die Kurzbeinigen: der Hintern die Sitzfläche).

Wenn in der Rekrutenschule unser Name aufgerufen wurde, hatten wir laut mit "Hier" zu antworten. Ich stelle mir vor, wie der Hauptmann vor Jesu Hinrichtung die Soldaten aufrief, die den "König der Juden" foltern und kreuzigen sollten, und diese laut mit "Hier" antworteten, bereit zu allem. Und ich frage mich, wo mein Ort in dieser Passionsgeschichte gewesen wäre, wo man mich in meinem "Hier und Jetzt" gefunden hätte in diesem traurigen, himmelschreienden Geschehen?


Morgen folgt ein Bild zum Wort "bei" (Englisch: among).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Dienstag, 12. April 2022

Fundgegenstand

Ein Zitat

R.M. bei den Steinreihen von Affoltern a.A.
Foto © Jörg Niederer
"Ich habe, glaube ich, die Zwischenstufe zwischen Tier und Homo sapiens gefunden. Wir sind es." Konrad Lorenz (1903-1989), Zoologe und Medizin-Nobelpreisträger

Ein Bibelvers - Jesaja 55,6

"Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden! Ruft zu ihm, jetzt ist er nahe!"

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet: "gefunden" (Englisch: found).

Auf einer Wanderung besuchte ich mit einem Grüppchen um den "Schrittler" René Moor die prähistorischen Steinreihen bei Affoltern am Albis. Manche dieser seltsamen Aneinanderreihungen von Steinen waren schwer zu finden im dichten Unterholz. Und so war die Freude gross, als wir auf die erste dieser Hinterlassenschaften einst hier wirkender Menschen stiessen. Wir hatten die Steinreihen entdeckt. 

Derselbe René Moor wie oben erzählt in einem aktuellen Blog ein Geschichtchen über einen Fundgegenstand. Da entdeckte er auf dem Trottoir einen Geldschein, und steckte ihn sich erfreut ein. Doch gerade einmal 30 Schritte weiter landete er vor einer Schaufensterauslage, in der er gewarnt wurde vor dem "Verderben des Reichtums".

Nun frage ich mich, ob da eine Person Sozialstudien betrieben, und den Geldschein gezielt so deponiert hatte, um zu sehen, was ein solches Zusammentreffen von Geld und Moral bewirkt.

Das unterhaltsam geschriebene Originalgeschichtchen von René Moor gibt es hier


Morgen folgt ein Bild zum Wort "hier" (!!!) (Englisch: here).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Montag, 11. April 2022

Auf alles vorbereitet sein

Ein Zitat

Reisegepäck für eine Pilgerreise
Foto © Jörg Niederer
"Versuche dich stets auf alle Eventualitäten vorzubereiten - auch auf das Wahrscheinliche!" Steffen Albers

Ein Bibelvers - Matthäus 25,1-5a

"Zehn Brautjungfern nahmen ihre Fackeln und gingen hinaus, um den Bräutigam zu empfangen. Fünf von ihnen waren dumm, die anderen fünf waren klug. Die dummen Brautjungfern nahmen zwar ihre Fackeln mit, aber kein Öl. Die klugen Brautjungfern dagegen nahmen zusammen mit ihren Fackeln auch Krüge mit Öl mit. Doch der Bräutigam verspätete sich."

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet: "vorbereitet" (Englisch: prepared).

"Bist du gut auf die Reise vorbereitet?" "Hast du alles, was du brauchst?" "Kennst du den Weg?" Meist gehen wir nicht einfach so los. Selbst bei einem kurzen Spaziergang überlegen wir, ob wir einen Regenschutz oder eine Jacke mitnehmen sollen. Expeditionen verlangen dagegen oft jahrelange Planung. Man möchte vorbereitet sein auf alle Eventualitäten. Meist kommt es ja dann doch anders. Entscheidend ist, dass du dich aufmachst mit einem guten Gefühl: "Ich bin bereit, soweit es möglich ist."

Wir befinden uns in der Karwoche. Dabei denken wir an Jesus. Für das, was auf seiner letzten Reise nach Jerusalem geschah, konnte er sich kaum umfassend vorbereiten. Schritt für Schritt näherte er sich seiner Bedrohungslage. 

Wieweit kann ein Mensch sich auf seine letzte Reise vorbereiten?


Morgen folgt ein Bild zum Wort "gefunden" (Englisch: found).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Sonntag, 10. April 2022

Einziehen, um zu sterben!?

Ein Zitat

Das Haus zur Dattelpalme an der Webergasse in St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Ist der Palmsonntag hell und klar, so gibt's ein fruchtbar Jahr." Bauernweisheit

Ein Bibelvers - 3. Mose 23,40

"Am ersten Tag sollt ihr euch Laubhütten bauen: Sucht euch besonders schöne, dicht belaubte Bäume und nehmt deren Früchte und Zweige. Holt Palmzweige und Weidenruten. Sieben Tage lang sollt ihr feiern und euch vor dem Herrn, eurem Gott, freuen."

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet: "Feiern" (Englisch: celebrate).

Palmsonntag. Was da vor gut 2000 Jahren geschah, als Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzog, löst bei mir viele Fragen aus. War das eine grosse Sache, gab es da viele Leute, die diesem Umzug beiwohnten? Oder war das eine Inszenierung, bei der die Jünger den Messias feierten? Was wollte Jesus damit bezwecken? War es ein provokatives Signal für die römische Besatzungsmacht? 

Diese und noch weitere Fragen lassen sich nicht alle beantworten. Aber ein bisschen Licht aufs Geschehen soll im heutigen Gottesdienst schon fallen. 

Die Predigt dazu lässt sich ab 10.30 Uhr auf Youtube mitverfolgen. Und wer vor Ort im Gottesdienst dabei sein möchte, ist um 10.15 Uhr herzlich willkommen an der Kapellenstrasse 6 in St. Gallen. 


Morgen folgt ein Bild zum Wort "vorbereitet" (Englisch: prepared).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde