Montag, 30. Juni 2025

Fenster zum Himmel

Ein Zitat

Stellen auf einem Getreidefeld sind leer. Es handelt sich um Lerchenfenster, die den Feldlerchen helfen, hier zu brüten.
Foto © Jörg Niederer
"Pläne die Luft und das Wasser, die Wildnis und Natur zu beschützen, sind auch Pläne, den Menschen zu beschützen." Stewart Udall (1920-2010)

Ein Bibelvers - Jesaja 28,24-26

"Pflügt ein Bauer sein Feld etwa die ganze Zeit, wenn er etwas aussäen will? Zieht er ständig Furchen und ebnet seinen Acker? Natürlich nicht! Sobald er den Boden vorbereitet hat, streut er Schwarz- und Kreuzkümmel aus. Er setzt Weizen in Reihen, Gerste an ihren Platz und Dinkel an den Rand des Feldes. Der Bauer weiss, was zu tun ist, denn Gott belehrt und unterweist ihn."

Eine Anregung

Auf einem Feld bei Elgg finden sich drei rechteckige, kahle Stellen mitten im Getreidefeld. Hat da der Bauer oder die Bäuerin bei der Aussaat geschludert?

Nein, das sind Lerchenfenster. Feldlerchen brüten gerne im Kulturland. Wenn aber der Weizen, wie in der heutigen maschinellen bewirtschafteten Zeit, dich ausgesät wurde, finden die Vögel keine Lücken, um ihre Nester anzulegen. Zudem sind auch weniger Insekten für die Aufzucht zu finden. Auch das An- und Abfliegen wird durch den dichten, feuchten Bestand des Getreides erschwert.

Nun hat man festgestellt, dass etwa 20 Quadratmeter grossen unbesäten Stellen beitragen, dass Feldlerchen öfters und erfolgreicher brüten können. Da die einst sehr häufigen Feldlerchen heute an vielen Orten selten geworden sind, helfen solche einfachen Bruthilfen ausserordentlich bei der Artenvielfalt.

Die Bäuerin oder der Bauer verlieren damit nicht viel. Etwa 5-8 Franken Ertragsminderung pro Lerchenfenster ergeben sich. Zwei Lerchenfenster pro Hektare reichen aus. Die Bewirtschaftung bleibt einfach. Lediglich bei der Aussaht muss die Sämaschine für einige Meter ausgeschaltet werden. Alles andere wie Unkrautbekämpfung und Ernte bleiben gleich. Ideal ist es, wenn es angrenzend an die Getreidefelder Wiesenstreifen gibt, welche nicht gemäht werden. Landwirtschaftsbetriebe können so einen bedeutenden Beitrag leisten für mehr Artenvielfalt.

Lerchenfelder sind in gewisser Weise Fenster zum Himmel.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 29. Juni 2025

Mensch, freu dich!

Ein Zitat

Ein lachendes Gesicht über einer Tür in Kreuzlingen.
Foto © Jörg Niederer
"Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht voraussehen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet." Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944)

Ein Bibelvers - Johannes 15,5

Jesus: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen."

Eine Anregung

Vermutlich sollte die Steinmetzarbeit den griechischen Weingott Dionysos darstellen. Aber ich interpretiere es anders. Die Trauben und die Weinrebenblätter verweisen auf Jesus. Er ist der Weinstock, wir sind seine Reben. So beschreibt es die Bibel. Und weil das so ist, können wir voller Freude sein.

Von der Freude handelt die heutige Predigt in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen; auch von der Freude, die den Ärger und die Endtäuschung zurück lässt. Zum Abendmahl, das dann passender Weise auch ausgeteilt wird, sind bei uns immer alle eingeladen, ohne Ausnahme.

Du kannst dabei sein an der Kapellenstrasse 6 in 9000 St. Gallen. Der Gottesdienst beginnt um 10.15 Uhr.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 28. Juni 2025

Ein überraschendes Wiedersehen

Ein Zitat

Noel Neumann hält eine kurze Rede an der 1700-Jahr-Feier zum Glaubensbekenntnis von Nizäa am 1. Juni 202 in Berner Münster.
Foto © Jörg Niederer
"Wir sind aufgerufen zur Einheit und Brüderlichkeit, im Glauben und der Liebe Jesu." Noel Neumann

Ein Bibelvers - 1. Mose 12,1

"Der Herr sagte zu Abram: 'Verlass dein Land, deine Verwandtschaft und das Haus deines Vaters! Geh in das Land, das ich dir zeigen werde!'"

Eine Anregung

Als er anlässlich der 1700-Jahr-Feier zum Glaubensbekenntnisses von Nizäa im Berner Münster eine kurze Rede hielt, wusste ich, dass ich ihn kenne, aber nicht mehr, woher. Sicher war er mir nicht bekannt unter dem im Programm angegebenen Namen. Offensichtlich war erst ein anderer Geistlicher der Syrisch Orthodoxen Kirche für diese Kurzansprache vorgesehen gewesen.

Nun weiss ich es wieder. Vor Jahren in Rothrist kam sein Sohn zu mir in den methodistischen Unterricht. Das war damals für Noel Neumann kein Problem. Auch wenn er und seine Familie selbst zur aramäischsprachigen christlichen Minderheit gehören, traute er seinen Kindern den Glauben in einer grossen Weite zu. Heute vertritt er in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen der Schweiz die Syrisch Orthodoxe Kirche unter Erzbischof Mor Dionysios Yeshue.

Es war eine schöne Überraschung, ihn wieder zu treffen. Ich erinnere mich gut, wie stolz er war, dass er noch die Sprache von Jesus spricht, dass Abraham und er ursprünglich aus der selben Weltregion stammen, und dass seine Kirche noch heute in der Tradition der drei ökumenischen Konzilien der ersten Christenheit ihren Glauben lebt. 

Gestern an der Hauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Olten sass ich neben ihm am Mittagstisch. Er sprach mit dem Vertreter der Tessiner Arbeitsgemeinschaft. Nicht in Deutsch und auch nicht auf Italienisch. Sie sprachen Aramäisch miteinander. Das war ihre gemeinsame Sprache, eine Sprache des Glaubens und eine gemeinsame Sprache in der fremden Heimat Schweiz. So also hat es wohl geklungen, wenn sich Jesus mit seinen Jüngerinnen und Jünger unterhalten hat. Ich war fasziniert.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 27. Juni 2025

Gurken oder Melonen

Ein Zitat

Die Essiggurken-Pflanze gehört zu den Mittagsblumen.
Foto © Jörg Niederer
"Aus einer Gurke wird keine Melone." Sprichwort

Ein Bibelvers - Jesaja 1,8

"Nur die Tochter Zion ist übrig geblieben. Sie steht da wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Wachhäuschen im Gurkenfeld. Sie gleicht einer belagerten Stadt."

Eine Anregung

Nach dem gestrigen Beitrag kann man vermuten, dass da noch etwas kommt. Nebst meinem 40. Dienstjubiläum in der Evangelisch-methodistischen Kirche konnte ich an der Tagung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika gleich auch noch die Verabschiedung in den Ruhestand feiern. Auch dazu gab es einen Blumentopf mit einer Pflanze, welche sich kuschelig anfühlt und zum Streicheln einlädt. An ihren an Essiggurken erinnernden Blättern hat es stoppelige weisse Härchen, die ein kitzelndes Gefühl auf den Fingern auslösen. Aufgrund der Blattform wird die Igel-Mittagsblume in Südafrika Pickle Plant genannt, also Essiggurken-Pflanze.

Ich weiss nicht, ob es Pflanzen gerne haben, wenn man sie streichelt. Anders als bei Katzen und Hunden kann das nicht so direkt herausgefunden werden. Aber sicher eignet sich die Pflanze für all jene, welche sich in ihrer Wohnungen keine Haustiere halten dürfen. Zudem sei es ein ausgesprochenes Anfängergewächs, da die Essiggurken-Pflanze besonders pflegeleicht sei.

Essiggurken-Pflanze? Gibt es eigentlich in der Bibel auch Gurken? 

Tatsächlich werden Gurken in Übersetzungen erwähnt. Doch vermutlich handelt es sich um eine besondere Wassermelonenart. Denn Gurken kommen aus Indien und waren zu biblischen Zeiten noch nicht im Nahen Osten auf dem Markt. So war wohl Jesaja kein Prophet im Gurkenfeld, sondern eher ein Prophet in der Melonenpflanzung. Und das eingangs zitierte Sprichwort muss im Blick auf die Bibel korrigiert werden. Da werden aus Gurken eben doch Melonen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 26. Juni 2025

Blume fürs restliche Leben

Ein Zitat

Der Lungen-Enzian schliesst über nachts seine Blüten, um sie tagsüber wieder zu öffnen.
Foto © Jörg Niederer
"Weil ich als Kind unter Asthma litt, konnten meine Lungen nicht die Leistung bringen, die ich gebraucht hätte für alle anderen Achttausender. Ich habe Reinhold Messner immer bewundert , war aber auch enorm eifersüchtig auf ihn, weil er eine riesige Lunge hatte. Ich wollte auch können, was er konnte, doch es ging nicht." Evelyne Binsack, erste Schweizerin auf dem Mont Everest, in einem Interview der Sonntagszeitung vom 22. Juni 2025

Ein Bibelvers - Ezechiel 37,9

"Da sagte Gott zu mir: 'Rede als Prophet zu diesem Lebensgeist! Ja, du Mensch, rede als Prophet zum Geist und sag: So spricht Gott, der Herr! Geist, komm herbei aus den vier Himmelsrichtungen! Hauch diese Toten an, damit sie wieder lebendig werden.'"

Eine Anregung

40 Jahre lang habe ich bei der gleichen Arbeitgeberin, der Evangelisch-methodistischen Kirche gearbeitet. Nicht schlecht, oder! Wer arbeitet denn heutzutage noch sein fast ganzes Leben lang im selben Betrieb. Da habe ich einen langen Atem bewiesen. Gut, der Arbeitsort hat immer einmal wieder gewechselt, Aber dennoch. Ich zieh den Hut vor der Kirche, und auch ein wenig vor mir.

Zum Jubiläum haben alle, die auf 10, 20, 30 oder 40 Jahre zurückblicken, eine blaue Pflanze erhalten. Einen Lungen-Enzian, wenn das stimmt, was mir Google und die App "Flora Incognita" verraten. Es ist eine Blume für die restliche Zeit meines Lebens, erreicht sie doch ein Alter von gut 30 Jahren.

Früher dachte man, sie helfe gegen Lungenkrankheiten, daher der Name. Das war dann wohl nur Einbildung, denn ein entsprechender Wirkstoff konnte nicht nachgewiesen werden.

Was mir gut gefällt: Der Lungen-Enzian schliesst jeweils nachts seine Blüten, um sie tagsüber wieder zu öffnen. Und dann gibt es da einen Schmetterling, den Lungenenzian-Ameisenbläuling, dessen junge Raupen nur gerade auf dieser Blume leben. Sobald sie älter sind, locken sie mit Zuckersaft Knotenameisen an, die zusätzlich durch ausgeschüttete Pheromone besänftigt werden. Diese tragen die Raupen in ihren Bau und füttern sie bis zu deren Verpuppung. So kann man sich das Leben einfacher machen; jedoch mit einem gefährlichen Ausgang. Sobald der Schmetterling geschlüpft ist, muss es schnell gehen, denn nun erkennen die Ameisen den Eindringling nicht mehr als eigene Brut an. Es folgt die Flucht des Falters aus den Klauen seiner einstigen Wohltäter zurück zum Lungen-Enzian, dahin, wo alles angefangen hat und wieder anfangen wird.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen


Mittwoch, 25. Juni 2025

Wunderlich wurzelig

Ein Zitat

Lindenbäume beim Vögeligarten in Olten. Das Foto steht auf dem Kopf.
Foto © Jörg Niederer
"Ist ein Baum auch tausend Zhang [ca. 3333 Meter] hoch, seine Blätter fallen doch zur Wurzel." Chinesisches Sprichwort

Ein Bibelvers - Hiob 14,7-9

"Ja, für einen Baum gibt es Hoffnung. Wenn er gefällt wird, treibt er wieder aus. Es fehlt ihm nicht an neuen Trieben. Das gilt selbst für einen alten Baumstumpf, dessen Wurzelstock in der Erde abgestorben ist. Sobald er ein wenig Wasser spürt, treibt er aus und blüht wieder auf wie ein junges Bäumchen."

Eine Anregung

An der Jährlichen Konferenz (Synode) der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika, die vergangenen Sonntag in Langenthal zu Ende gegangen ist, wurde schon viel über Wurzeln gesprochen. Thema der Konferenz war ja: "Verwurzelt. Wie im Himmel so...".

Über ein Konferenzthema wird meist recht gründlich und vielfältig nachgedacht, aber natürlich nicht erschöpfend. Darum hier noch vier interessante Hinweise.

Wurzeln wachsen aufgrund der Erdanziehungskraft nach unten. Nur im schwerelosen Raum des Weltalls können Wurzeln nach oben wachsen. Wobei, was ist im Weltall schon oben.

"Im Himmel verwurzelt sein" also die Wurzeln nach oben wachsen lassen, das ist ein schönes Bild. Wir waren aber nicht die ersten, die darüber nachgedacht haben, wie man anhand einer rumänischen Ikonenmalerei an einem Gebäude der Universität von Fribourg (siehe Beitrag vom 17. Juni 2022!) sehen kann. Dort wächst der Baum, durch Wurzeln mit Maria und Jesuskind verbunden, nach unten. Die Wurzeln sind also oben.

An der Tagung der Jährlichen Konferenz wurden auch die drei häufigen Wurzelformen vorgestellt: Pfahlwurzeln, Flachwurzeln und Herzwurzeln. Beim Türkenbund, einer Lilienart, (Siehe Beitrag vom 10. Juni 2025!) gibt es auch noch Zugwurzeln. Dabei handelt es sich um längliche Wurzeln, welche von der Knollenwurzel der Pflanze nach unten wachsen. Bei ungünstiger Witterung können diese Zugwurzeln die Knolle tiefer in die Erde hinunterziehen. Nun stelle ich mir vor, wie es bei einer Verwurzelung im Himmel geschieht, dass ich von den Wurzeln hinaufgezogen werde, näher zu Gott.

Zuletzt noch das hier abgebildete Foto. Vielleicht hast du erkannt, dass es auf dem Kopf steht. Auch so funktioniert es. Wie das Foto richtig herum aussieht, und was meine Gedanken dazu sind, kannst du dir im Beitrag vom 9. Juli 2024 zu Gemüte führen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 24. Juni 2025

Vermittlerinnen

Ein Zitat

Barbara Mazotti übersetzt an der Jährlichen Konferenz. In diesem Jahr eine schweisstreibende Arbeit.
Foto © Jörg Niederer
"Ohne Übersetzung würden wir in Provinzen leben, die ans Schweigen grenzen." George Steiner (1929-2020)

Ein Bibelvers - Daniel 1,4

"Es sollen junge Männer sein, an denen es nichts auszusetzen gibt. Sie sollen schön sein, weise und klug, einsichtig und verständig – also geeignet, in den Dienst am Königshof einzutreten. Sie sollen unsere Schrift und unsere Sprache lernen, hier in Babylonien!"

Eine Anregung

"Saunakabine" haben die Übersetzer:innen ihre Kabinen getauft an der soeben zu Ende gegangenen Tagung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika. Es waren heisse Tage. Noch heisser waren sie für die Frauen und Männer, welche entweder auf Französisch oder auf Deutsch das Gesprochene übersetzt haben.

Da wünschte man sich schon manchmal, dass die Welt in einer einzigen Sprache sprechen könnte. Doch einfacher wäre die Verständigung wohl auch dann nicht. Denn zu verstehen, was ein Gegenüber sagt, reicht noch nicht aus, damit man sich auch versteht. Es braucht Verständnis für andere Positionen, andere Ansichten. Es braucht Kulturvermittlung.

Vom akustischen über das kognitive und emotionale Verstehen kann ein Weg zur Verständigung führen. Wenn es gelingt, ist das manchmal eine schweisstreibende Sache und immer auch ein kleines Wunder.

Übrigens: Auch eine Predigt ist Übersetzungsarbeit. Bischof Stefan Zürchers "Übersetzung" der Geschichte von barmherzigen Samaritaner kann jetzt auch als Text heruntergeladen werden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 23. Juni 2025

Ordination

Ein Zitat

Sascha Schmiedl werden bei der Ordination von Bischof Stefan Zürcher, Distriktsvorsteher Serge Frutiger, Pfarrerin Nicole Becher und Pfarrer Rolf Wyder die Hände aufgelegt. An der Gitarre Sam Stauffer.
Foto © Jörg Niederer
"Wir als einzelne, aber auch als Kirche, sind unter die Räuber gefallen. Wir haben Liebe nötig. Und Gott ist der barmherzige Samaritaner. Gott ist Liebe, und das Urbild der Barmherzigkeit..." Bischof Stefan Zürcher in der Konferenzpredigt am 22. Juni 2025 in Langenthal

Ein Bibelvers - Lukas 10,33

"Aber dann kam ein Samariter dorthin, der auf der Reise war. Als er den Verwundeten sah, hatte er Mitleid mit ihm."

Eine Anregung

Konferenzsonntage der Evangelisch-methodistischen Kirche sind die grössten Feste im methodistischen Kirchenjahr. Einmal pro Sommer begegnen sich dabei Christ:innen aus der Schweiz, Frankreich und Nordafrika mit weiteren Gästen. In diesem Jahr gab es im Gottesdienst ein eindrückliches Theater zum Thema der Verwurzelung, vorgeführt von Kindern der Methodistenkirche Langenthal. Dort in der Markthalle fanden die Feierlichkeiten denn auch statt.

Besonders an diesen Gottesdiensten ist die Beauftragung von neuen Mitarbeitenden in der Kirche. Als Lokalpfarrer wurden Richard Böck, Teferi Kassa, Denis Kennel, Lukas Merz und Daniel Wyder beauftragt. Für den Weg in den Ordinierten Dienst beauftragt wurde Benjamin Geiser. Besonders erfreulich war die Ordination von Saschas Schmiedl; er ist Pfarrer in den Methodistenkirchen von Klingenberg-Kreuzlingen sowie Frauenfeld-Weinfelden.

Angesichts vieler Pensionierungen von Pfarrpersonen sind neue pastorale Mitarbeitende gefragt, wie schon lange nicht mehr. So gab es denn auch einen Aufruf an junge und nicht mehr so junge Menschen, den Weg in den kirchlichen Dienst zu prüfen.

Der ganze Gottesdienst kann als Aufzeichnung angeschaut werden. In Kürze wird wohl auch die inspirierende Predigt von Bischof Stefan Zürcher in schriftlicher Form vorliegen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 22. Juni 2025

Resolution gegen Krieg

Ein Zitat

Andreas Burger stellt die Resolution gegen Krieg vor.
Foto © Jörg Niederer
"Wir sehnen uns nach dem Tag, wenn es keinen Krieg mehr gibt und Menschen in Frieden und Gerechtigkeit zusammen leben, und halten an der Erkenntnis fest, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll." Aus den Sozialen Grundsätzen 2024 der Evangelisch-methodistischen Kirche

Ein Bibelvers - 1. Chronik 28,3

"Aber Gott sagte zu mir: 'Nicht du sollst meinem Namen ein Haus bauen. Denn du bist ein kriegerischer Mann und hast viel Blut vergossen.'"

Eine Anregung

Die Jährliche Konferenz (Synode) der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika hat an seiner Tagung eine Resolution gegen Krieg angenommen. Als letztes Geschäft der mehrtägigen Konferenz wurde sie vom Laiendelegierten Andreas Burger eingebracht und lautet:

"In einer Welt, in der Krieg ein akzeptiertes Mittel der Politik ist, rufen wir alle Menschen dazu auf, den Frieden zu suchen. Jesus kam in dieses Welt, um Frieden zu bringen. Seinem Beispiel wollen wir als Christinnen und Christen folgen - mit Gottes Hilfe." 

Heute findet um ab 9.30 Uhr der Konferenzgottesdienst mit Ordination statt in der Markthalle Langenthal. Der Festanlass wird auch als Livestream übertragen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 21. Juni 2025

Verwurzelt im Humor

Ein Zitat

Jörg Niederer und Matthias Fankhauser hatten sichtlichen Spass als Jubilare. Foto: Sigmar Friedrich
Foto © Sigmar Friedrich
"Wisst ihr, welche Turnübung die Schwierigste von allen ist? Sich selbst auf den Arm nehmen." Bischof Stefan Zürcher an der Jährlichen Konferenz 2025

Ein Bibelvers - Psalm 24,1

"Dem Herrn gehört die Erde mit allem, was sie erfüllt. Ihm gehört das Festland mit seinen Bewohnern."

Eine Anregung

In diesem Jahr wurde ich gleich zweimal gefeiert an der Tagung der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika. Einmal stand mein 40-Jahr-Jubiläum im Zentrum, und dann auch noch die Pensionierung. 

Es waren eine ganze Reihe von Menschen, die entweder jubilieren konnten oder sich in den Ruhestand verabschiedeten. Alle hatte Fotos eingereicht und sich Gedanken gemacht zum Thema: "Verwurzelt im Glauben und Hoffen"

Die vielen guten Gedanken der andern kann ich nicht mehr wiedergeben. Aber meine kleine Geschichte dazu soll auch hier Freude bereiten. Hier also das Erlebnis.

Im Studium am theologischen Seminar war ich einige Semester lang Gartendienstchef. Zudem begann ich als erster, auf dem Dreiecksgrundstück ein Gemüsebeet anzulegen. Gegen die Schnecken säte ich um das Beet herum Senf, was der Pflanzung einen formellen Charakter bescherte. In jener Zeit trug ich Vollbart und war meist etwas nachlässig alternativ gekleidet, was mir den Übernahmen "Wurzelsepp" eintrug. Unglücklich darüber war ich nicht, verstand ich doch Glauben und Hoffen durchaus auch als Auftrag zu ökologischem Handeln. Denn im konkreten Tun schlägt der Glaube und die Hoffnung tiefere Wurzeln, als wenn sie nur Theorie bleiben.

Die Geschichte ging aber noch weiter. Eines Tages wurde zu einer Beisetzungsfeier eingeladen auf dem Dreiecksgrundstück. Der Wurzelsepp sollte daselbst zu Grabe getragen werden. Die Feier fand bei meinem Gemüsebeet statt. So erhielt die Pflanzung auch noch ein Grabkreuz. Diese Feier war, wenn auch nicht ernst gemeint, doch ein gutes Übungsstück praktischer Theologie. Mit einem Nachspiel. Ein zwei Tage später sprach mich ein Nachbar an, und ermahnte mich unter Androhung einer Anzeige, dass es in Deutschland nicht gestattet sei, Verstorbene ausserhalb von Friedhöfen zu bestatten.

Das ist nun schon über 43 Jahre her. Aber die Liebe zur Natur, (theologisch gesprochen: zu Gottes Erde) ist mir geblieben.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 20. Juni 2025

Vertrauensbeweis

Ein Zitat

Pfarrer Klaus Fietkau spielt an der Jährlichen Konferenz 2025 in Langenthal die Leadgitarre im Musikteam der Methodistenkirche Belp.
Foto © Jörg Niederer
"Lege deine Sorgen nieder, / leg sie ab in meiner Hand. / Du brauchst mir nichts zu erklären / denn ich hab dich längst erkannt." Sefora Nelson

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 15,37-39

"Barnabas wollte auch Johannes Markus dabeihaben. Aber Paulus lehnte es ab, ihn noch einmal mitzunehmen. Er hatte sie ja in Pamphylien im Stich gelassen und nicht weiter bei ihrer Arbeit unterstützt. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung. Schließlich trennten sich Paulus und Barnabas. Barnabas nahm Markus mit und segelte nach Zypern."

Eine Anregung

Der Donnerstag an der Jährlichen Konferenz der Methodistenkirche in der Schweiz war so vielfältig, dass es gar nicht einfach ist eine Auswahl zu treffen für diesen Blog. Ich habe mich entschieden, eine Geschichte wiederzugeben die am Abend Pfarrer Klaus Fietkau erzählte. Der ausgezeichnete Gitarrist trat zusammen mit der Band der Evangelisch-methodistischen Kirche Belp im Gottesdienst auf und predigte dann auch noch.

An einer Stelle wurde er sehr persönlich. Er wäre wohl nie Pfarrer geworden, wenn es da im schwäbischen Dorf nicht eine Pfarrer gegeben hätte, der ihm mehr Vertrauen entgegenbrachte als etwa der Jugendleiter. Für letzteren war Klaus Fietkau zu wenig fromm, kam nicht aus einer christlichen Familie und liebte Rockmusik. Alles Gründe, ihn nicht für Andachten in der Jugendgruppe vorzusehen. 

Doch Klaus Fietkau hatte damals als einziger einen Zweitschlüssel zur - wie er sagte - "zweitschönsten Kirche" im Schwabenland. Der dortige Pfarrer hatte ihm diesen gegeben, damit er in der Kirche auf der Gitarre üben und mit der dortigen Verstärkeranlage Musik machen konnte. Dieses Vertrauen des Pfarrers sei der Schlüssel gewesen zu seinem heutigen Beruf und seiner Berufung.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 19. Juni 2025

Himmlische Wurzeln

Ein Zitat

Stefan Pfister, Pfarrer in der Methodistenkirche Langenthal, predigt am Gebetsabend der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika.
Foto © Jörg Niederer
"Atmen ist wichtig. Alles andere hat Zeit." Mika Gustavson

Ein Bibelvers - Epheser 3,17

"Denn Christus soll durch den Glauben in euren Herzen wohnen. Und ihr sollt in der Liebe verwurzelt und fest auf ihr gegründet bleiben."

Eine Anregung

Nach himmlischen Wurzeln fragte Pfarrer Stefan Pfister in der Eröffnungspredigt zur Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika der Evangelisch-methodistischen Kirche. Darin äusserte er auch, dass der Atem von himmlischer Herkunft sei. Anknüpfend an den zweiten Schöpfungsbericht (1. Mose 2,7), in dem Gott den Menschen aus dem Staub des Erdbodens formte und ihm dann Lebensatem einhauchte, meinte er: "Gott nimmt Staub, um den Menschen zu formen. Irdischer geht es gar nicht". Doch dann kommt dazu auch der Lebensatem aus Gottes Welt. Man könne den Menschen, so Stefan Pfister, als "hybrides Wesen" bezeichnen. Irdisch und himmlisch zugleich.

Stefan Pfister praktiziert, um sich dessen bewusst zu sein, immer wieder das Atemgebet. Darin kommen Gott und Mensch zusammen. Beim Einatmen bete er zum Beispiel: "Du Gott bist in mir...", und beim Ausatmen: "...und ich in dir". Beim Einatmen: "Du Gott hältst mich..." und beim Ausatmen: "und ich halte dich."

Mit dieser Anregung wünsche ich uns allen einen himmlisch verwurzelten, irdischen Tag.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 18. Juni 2025

Verwurzelt

Ein Zitat

Jugendliche sammeln in Lagunillas, Chile, Abfall. Foto: Methodistenkirche Chile, zVg
Foto © Methodistenkirche Chile, zVg
"Wir könnten Erfahrungen und Initiativen teilen und uns gemeinsam dem Schutz der Schöpfung verpflichten." Bischof Jorge Merino von der Methodistenkirche Argentinien

Ein Bibelvers - Kolosser 2,7

"Bleibt in ihm [Jesus Christus] verwurzelt und gründet euch als Gemeinde ganz auf ihn. Werdet fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid. Und hört nicht auf, Gott zu danken."

Eine Anregung

Heute beginnt die evangelisch-methodistische Tagung der Jährlichen Konferenz (Synode) Schweiz-Frankreich-Nordafrika in Langenthal mit der Mitgliederversammlung von Connexio hope und Connexio develop. 

Es folgt am Donnerstag die Tagung Teil Schweiz, in der die Anliegen der Kirche innerhalb der Schweiz verhandelt werden. Noch am selben Abend treffen die Delegierten aus Frankreich, Belgien und Nordafrika ein, um den internationalen Teil der Konferenz zu beginnen. Zum Anlass, der von Bischof Stefan Zürcher geleitet wird und unter dem Gesamtthema "Verwurzelt, wie im Himmel so..." steht, sind rund 280 Delegierte und Gäste eingeladen. Fast alle Anlässe und Verhandlungen sind öffentlich.

Am Samstag ab 15.30 Uhr werden Glaubensimpulse gegeben. Referent ist der praktische Theologe Prof. Dr. Maximilian Bühler von der Theologischen Hochschule Reutlingen. Er spricht zum Thema: "Verwurzelt wie im Himmel so auch in der Gesellschaft"

Für Jugendliche gibt es am Konferenzsamstag ab 16.00 Uhr das Angebot der "EMK Young Night".

Der Sonntag findet in der Markthalle Langenthal statt und steht im Zeichen von Begegnungen beim Ordinationsgottesdienst sowie weiteren vielfältigen Möglichkeiten am Nachmittag.

Zurück zu Connexio und der heutigen Mitgliederversammlung: Während Connexio hope Partnerkirchen und Partnerorganisationen weltweit in ihren kirchlichen Aktivitäten unterstützt, ist Connexio develop ZEWO-zertifiziert und "leistet mit gemeinnützigen Projekten und Programmen weltweit einen Beitrag für eine friedvolle, gerechte und inklusive Gesellschaft und setzt sich für die Bewahrung der Schöpfung ein".

In diesem Jahr wird als Connexio-Gast Socheata Chap, Koordinatorin in Kambodscha mit dabei sein.

Nebst der Mitgliederversammlung am heutigen Mittwoch lohnt sich die Teilnahme am Begegnungsanlass von Connexio am Samstag, 16-19 Uhr in der Evangelisch-methodistischen Kirche Langenthal.

Der Jahresbericht 2024 von Connexio hope und develop, der heute vorgestellt und beraten wird, legt den Schwerpunkt auf die Themen Klima, Ökologie und Bewahrung der Schöpfung. Er enthält eine Vielzahl von Beispielen, wie in den verschiedenen Ländern die Menschen unterstützt werden bei den klimabedingten Veränderungen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 17. Juni 2025

Es lauert die Konferenzmüdigkeit

Ein Zitat

Ein Weibchen der Dreiecks-Krabbenspinne lauert am Stängel der Gewöhnlichen Nelkenwurz auf Beute.
Foto © Jörg Niederer
"Wo nichts Gutes ist, da lauert etwas Schlechtes. Leer ist kein Herz." Jeremias Gotthelf (1797-1854)

Ein Bibelvers - Jeremia 9,7

"Ihre Zungen sind tödliche Pfeile. Sie reden Trug. Mit seinem Mund redet einer freundlich zu seinem Nächsten, aber im Herzen lauert er ihm auf."

Eine Anregung

Die winzige Dreiecks-Krabbenspinne lauerte gut versteckt hinter dem Stängel auf ein unvorsichtiges Insekt, das sie erhaschen und vernaschen kann. Sie hat ausgezeichnete Augen. Das ist wichtig. Es passt auch zur ursprünglichsten Bedeutung des Wortes "Lauern". So meint das Wort "lūre" in den verschiedenen Schweizer Dialekten "scharf auf etwas sehen" oder auch "mit zusammengekniffenen Augen etwas anschauen". Zugleich kann das Wort auch einen langsamen, faulen Arbeiter beschreiben. So einer "laueret" herum und wird als "Laueri" bezeichnet.

Die kleine Spinne jedenfalls war hellwach, auch wenn es nicht so aussieht. Wenn immer ich mich mit der Kamera um den Stängel herum bewegte, um sie von Oben oder der Seite zu fotografieren, bewegte sie sich mit mir mit und blieb hinter dem Stängel versteckt. 

Oft ist jedoch nicht ganz klar, ob nun jemand in Lauerstellung hellwach ist, oder ob er oder sie einfach nur mit halbgeschlossenen Augen vor sich hin döst. Vielleicht ist es ja auch so, dass eine Observation so lange dauert, so langweilig ist, dass aus der Aufmerksamkeit Halbschlaf wird, dass das Lauern zum Herumgelauere wird. 

Das geschah mir auch schon als Delegierter an Konferenzen. Da wartet man darauf, dass nun doch einmal etwas Überraschendes geschieht. Nur passiert es halt nicht. Die Spannung weicht der Entspannung, die Augenlieder werden schwer, die Halsmuskeln erschlaffen, der Kopf kippt abrupt nach hinten oder nach vorn, mit dem Ergebnis, dass die Aufmerksamkeit augenblicklich wieder zurück ist. Das kann sich in der Folge mehrfach wiederholen, bis die Pause eingeläutet wird, und der erlösende Kaffee die Langeweile erträglicher macht.

Morgen beginnt in Langenthal die Jährliche Konferenz (Synode) der Evangelisch-methodistischen Kirche. Nur damit das klar ist: die ist natürlich so interessant, dass da niemand beim Lauern auf seinen oder ihren Einsatz von der Müdigkeit heimgesucht wird. Sollte dann doch jemand mit halbgeschlossenen Augen entdeckt werden, dann ist das lediglich ein Zeichen erhöhter Aufmerksamkeit. Denn herumgelauert wir an dieser Tagung ganz bestimmt nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 16. Juni 2025

Thurbo-Katze

Ein Zitat

Eine schwarze Katze treibt sich auf dem Bahnhof Romanshorn herum.
Foto © Jörg Niederer
"Psychologisch betrachtet wirken Katzenfotos oft stressreduzierend und stimmungsaufhellend." Behauptung von der Künstlichen Intelligenz

Ein Bibelvers - Sprüche 3,7

"Halte dich nicht selbst für klug! Begegne dem Herrn mit Ehrfurcht und meide das Böse!"

Eine Anregung

Nein, die Thurbo-Katze ist nicht besonders schnell. Dann hätte ich von der "Turbo-Katze" gesprochen. Auch die Thurbo-Züge sind nicht sonderlich schnell. Überhaupt sind beide, die Katze und der Thurbo-Zug nicht in Bewegung. Vielmehr ist das, was ich da fotografiert habe, ein Stillleben. Der Katze gefällt es auf dem Prellbock. Wozu sich dann regen.

Hat diese Szene irgend einen tieferen Sinn, so dass es sich lohnt, darüber zu schreiben? Ich glaube nicht. Halt ein Katzenbild. 

Bekanntlich gibt es ja nichts Unnötigeres als ein Katzenfoto. Doch manchmal ist Unnötiges nötig, damit wir Menschen uns nicht in zu viel Nötigem unnötigerweise verlieren.

Ich wünsche uns heute einen guten Mix aus Sinnvollem und Sinnlosem. Die Katze kann sowohl für das eine stehen wie auch für das andere.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 15. Juni 2025

Fischen im Toten Meer

Ein Zitat

Skelett eines Plateosaurier aus Frick im Naturmuseum St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Wär' ich ein Wasser / beschützte ich die Insel deiner Einsamkeit / führte dein Boot aufs Meer der Hoffnung / krönte die Wellen deiner Gefühle / spülte als Sturmflut Erneu'rung an Land." Scheinheilig: 3. Strophe des Lieds "Wasser"

Ein Bibelvers - Ezechiel 47,8b+9

"Der Fluss mündet schließlich ins Tote Meer und macht das Wasser darin lebendig. Denn wenn der Fluss ins Meer fliesst, wird aus dem salzigen Meerwasser wieder Süsswasser. Es wird viele Fische geben. Überall, wo der Fluss fliesst, wird es von Lebewesen wimmeln. Ja, überall dort, wo der Fluss vorbeifliesst, wird es Leben geben."

Eine Anregung

Es ist der Prophet Ezechiel, der in einer Vision beobachtet, wie aus Kochen wieder lebende Tiere werden (Ezechiel 37,1-14). Es war wohl, wie wenn man einen Film rückwärts laufen gelassen hätte. 

Daran erinnerte ich mich, als ich nebst der Käferausstellung auch noch die Saurierknochen im Naturmuseum St. Gallen besuchte.

Aber heute werde ich in der Methodistenkirche in Diepoldsau an der Neudorfstrasse 7 nicht über dieses unglaubliche Geschehen predigen. Es ist ein anderer Text aus dem Buch Ezechiel, der im Zentrum steht. Darin geschieht etwas fast ebenso Wunderbares, wie bei der oben beschriebenen Totenerweckung. Das Tote Meer wird zu neuem Leben erweckt, so dass sein Fischreichtum legendäre Züge annimmt.

Was es damit auf sich hat, erfährt man im Gottesdienst. Wer bei dieser auch musikalischen anregenden Performance dabei sein möchte, ist um 10 Uhr herzlich eingeladen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 14. Juni 2025

Sprayereien in der Kleinstadt

Ein Zitat

Zeitlich begrenzt entstehen aus Anlass des Internationalen Street Art Festivals im Lindenpark Frauenfeld faszinierende Kunstwerke.
Foto © Jörg Niederer
"Herz auf / Liebe rein, / Herz zu / glücklich sein." Spruch, irgendwo an die Wand gesprayt

Ein Bibelvers - 1. Mose 5,3

"Adam war 130 Jahre alt, da wurde er wieder Vater. Sein Sohn war ihm so ähnlich wie sein Ebenbild. Er gab ihm den Namen Set."

Eine Anregung

Weder Lust auf Frauendemo noch Geburtstagsfeier für einen amerikanischen Präsidenten? Dann gäbe es in Frauenfeld eine echte Alternative.

Seit gestern und noch bis zum Sonntag findet das Internationale Street Art Festival statt, mit viel Kunst und voller Überraschungen. Mehr als 70 Künstler:innen erstellen 16 neue Murals; dazu gibt es eine grosse Zahl von Installationen, Angeboten, temporären Kunstwerken und Vorführungen. Bis zum 30. September 2025 bleiben alle erstellten Kunstwerke zur freien Besichtigung stehen. Sämtliche Murals und einigen Installationen bleiben dauerhaft erhalten im Stadtbild, und ergänzen diejenigen Kunstwerke des ersten Street Art Festivals von 2023.

Ich werde mich bestimmt wieder auf die Suche manchen nach Anzeichen von Religiosität in diesen künstlerischen Welten. Wie etwa beim der Dreiegg-Bar, die 2023 wie ein Kirchenfenster bemalt wurde (Siehe Beitrag vom 2. Juni 2024).

Besonders originell ist, dass einer der Künstler aktuell ein hölzernes Kompostier-WC in ein Kunstwerk verwandelt. Noch war es nicht fertig. Ich bin gespannt, wie es am Ende aussieht, und ob man es dann noch als das, was es ist, erkennen kann.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 13. Juni 2025

Man lernt nie aus

Ein Zitat

Raupen des Tagpfauenauges leben gemeinschaftlich an nährstoffärmeren Pflanzen der Grossen Brennnessel.
Foto © Jörg Niederer
"Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wie viel er in sieben Jahren dazugelernt hatte." Mark Twain (1835-1910)

Ein Bibelvers - Psalm 71,17

"Gott, du hast mich von Jugend an unterwiesen. Bis heute mache ich deine Wunder bekannt."

Eine Anregung

Jüngst erzählte ich in einer Gruppe von Pfarrpersonen vom ersten Türkenbund (siehe Beitrag vom 10. Juni 2025!), den ich in diesem Jahre gesehen habe, und war erstaunt, dass die Leute diese ikonische Lilie nicht kannten. Andererseits würden sich einige Kollegen wundern, wie wenig Ahnung ich von Autos habe. Wir alle haben Wissenslücken.

Nun bin ich kürzlich wieder einmal auf die Raupen des Tagpfauenauges (Siehe Beitrag vom 6. August 2024!) gestossen. Meine Frau entdeckte sie an einem Brennnesselzweig. Gleich im Dutzend taten sie sich an den Blätter und Blüten gütlich. In dieser Phase ihrer Entwicklung leben sie gemeinschaftlich. Ihr "Haus" ist ein Gespinst, das sie vor Parasiten und Schlupfwespen schützt.

Diese Schmetterlingsart kenne ich so gut, weil wir sie während der Primarschulzeit als Klasse beobachten und beschreiben mussten, angefangen bei den Raupen, über die Puppen bis zum ausgeschlüpften fertigen Schmetterling. 

Das war vor 55 Jahren, und hat mich, nebst anderem, geprägt. Dort in der Jugend wurden Weichen gestellt. Dort entwickelte sich mein Interesse in ganz bestimmte Richtungen. Ich vermute, das ist nicht nur in meinem Fall so. Viele könnten wohl von prägenden Ereignissen aus ihrer Schulzeit erzählen. Oder auch von verpassten Möglichkeiten. 

Es ist aber nie zu spät, Wissenslücken zu schliessen. Wie heisst es doch: Man lernt nie aus.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 12. Juni 2025

Wink mit dem Wanderpfahl

Ein Zitat

Jemand hat den Wanderwegweiser inklusiver gestaltet und aus einem stilisierten Wandersmann eine Wandersfrau gemacht.
Foto © Jörg Niederer
"Kronen stellen seltsame Dinge mit den Köpfen darunter an." George R. R. Martin (*1948) in "Das Lied von Eis und Feuer"

Ein Bibelvers - 1. Mose 2,22+23

"Aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, bildete Gott der Herr eine Frau. Die brachte er zum Menschen. Da sagte der Mensch: 'Sie ist es! Sie ist von meinem Fleisch und Blut. `Frau` soll sie heißen und ich `Mann`. Von mir ist sie genommen, wir gehören zusammen.'"

Eine Anregung

Oft habe ich sie noch nicht gesehen; die Wanderwegweiser mit einer stilisierten Frau, statt eines stilisierten Mannes auf der Tafel. Auch auf der Webseite der Schweizer Wanderwege findet sich zu diesem neuen Design nichts.

Kein Wunder. Erst zuhause entdecke ich, dass die lustige Frauenfrisur nachträglich täuschend echt aufgemalt wurde. Eigentlich schade, dass es diese inklusivere Version nicht auch offiziell gibt.

Jedoch stellen sich einige Fragen. Warum gibt es nur männliche Wanderer auf den Schweizer Wanderwegweiser? Gibt es im Ausland Beispiele für Frauenfiguren auf Wegweisern? Erfüllt die Abänderung des Wanderwegweisers den Straftatbestand des Vandalismus? Was macht es mit Wanderinnen, wenn sie stehts diesen Männchen auf den Wegweisern nachlaufen?

In der Zeitschrift Bergwelt konnte man im vergangenen Jahr lesen, dass in der Schweiz mehr Frauen als Männer wandern. Auf der Signalisation wird das aber bis heute nicht berücksichtigt.

Wenn das in unserer stärker inklusiven Welt immer noch der Fall ist, wie war das wohl zur Zeit der biblischen Schriften? Gäbe es etwa mehr biblische Frauengestalten und wären mehr von ihnen in der Bibel zu finden, wenn schon damals die Gleichberechtigung stärker im Fokus gestanden hätte?

Geht man nach den biblischen Schöpfungsberichten, kann es nicht an Gott liegen. Er/Sie hat schon von Beginn der Menschheit an den Menschen als Frau und Mann geschaffen. Selbst im zweiten Schöpfungsbericht ist das so. Erst formte Gott den Menschen. Indem er dann aus einem Teil dieses anfänglich geschlechtslosen Wesens die Frau formte, entstand aus dem anderen Teil der Mann. Man könnte also sagen: Erst als Gott den Menschen auseinander nahm, entstanden die Geschlechter. Oder anders gesagt: Erst aus Mangel an "Frau" wurde "Mann".

Mittwoch, 11. Juni 2025

Selbstreferenziell

Ein Zitat

Geschaffen mit einer Kettensäge wurde diese Kettensäge aus dem Holzstamm gearbeitet.
Foto © Jörg Niederer
"Wenn ich mein Gehirn verwende, um darüber zu sinnieren, wie ein Gehirn denkt, ist das selbstreferenziell." Erik Niedling (*1973)

Ein Bibelvers - Johannes 14,9+10

"Jesus antwortete ihm: 'Jetzt bin ich schon so lange bei euch, und du kennst mich immer noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen! Wie kannst du da verlangen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich mit dem Vater verbunden bin und der Vater mit mir?'"

Eine Anregung

Meist wird in der Kunst mittels einer Kettensäge ein Adler oder ein Pilz oder ein Eichhörnchen aus einem groben Baumstrunk herausgearbeitet. Wenn aber mit der Kettensäge ein hölzernes Abbild einer Kettensäge geschaffen wird, dann spricht man wohl von selbstreferenzieller Kunst. Das Produkt beschreibt das Werkzeug und die Produktion.

Vielleicht kann man im christlichen Glauben auch solche selbstreferenziellen Aussagen finden. Gott etwas schuf sich nach dem Schöpfungsbericht den Menschen als sein Abbild. Folglich verweist Gott durch die Gottebenbildlichkeit jedes Menschen auf sich selbst. 

Diese auf Gott bezogene Selbstreferenzialität bleibt selbst dann erhalten, wenn Menschen gewalttätig werden und sich asozial verhalten. Denn so wie die Holzkettensäge natürlich in keiner Weise die Funktion und Technik einer richtigen Kettensäge hat, ist uns bei ihrem Anblick dennoch sofort klar, wie das Original aussieht und funktioniert. So ist und bleibt auch durch sterbliche, unvollkommene Menschen ein Verweis gegeben auf den ewigen Gott.

Die christliche Theologie sieht diese Selbstreferenzialität Gottes in Jesus Christus am Vollkommensten erfüllt. wer Jesus Christus sieht, sieht Gott; den fürsorglichen, vergebenden, leidenden, sterbenden, auferstehenden, gerecht richtenden und annehmenden Gott.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 10. Juni 2025

Fake-News-Lilie

Ein Zitat

Türkenbund im Wald bei Turbenthal.
Foto © Jörg Niederer
"Der Fuchs, der nicht an die Trauben herankommt, behauptet, sie wären sauer." Türkisches Sprichwort

Ein Bibelvers - 1. Korinther 13,2

"Oder stellt euch vor: Ich kann reden wie ein Prophet, kenne alle Geheimnisse und habe jede Erkenntnis. Oder sogar: Ich besitze den stärksten Glauben – sodass ich Berge versetzen kann. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich nichts."

Eine Anregung

Nun ist die Zeit, in der der Türkenbund blüht. Gestern sah ich diese Lilienart erstmals in diesem Jahr in freier Natur. Die Blüte hat die Form eines Turbans. Von daher kommt wohl der bekannteste Namen. Früher wurde die Pflanze auch oft nach der zwiebelartigen, goldfarbigen Wurzel benannt. Damals hiess sie etwa Goldbölla, Goldapfel, Goldruabn, Goldwurzl, oder Poms d'or. An dieser Zwiebelwurzel wachsen einige Zugwurzeln, welche die Zwiebel bei ungünstiger Witterung in tiefer Erdschichten ziehen können.

Doch zurück zur Bezeichnung. Die wunderschöne Pflanze weckte einst grosse Erwartungen. Wie das im Mittelalter üblich war, glaubte man, dass die Farbe der Wurzel (siehe hier!) etwas von ihrer Eigenschaft preisgibt. Gleiches mit Gleichem bekämpfen oder erzeugen, das war die Devise. So versuchten Alchemisten mit ihrer Hilfe gewöhnliche Metalle in Gold zu verwandeln. In der Medizin nannte man die Hämorrhoiden auch "goldene Ader". So dachte man sich, dass wohl die goldene Wurzel des Türkenbunds gegen die unnatürliche Vergrösserung der Hämorrhoiden hilft. Bauern versuchten durch Zugaben von Türkenbundwurzeln im Viehfutter der Butter eine entsprechende Farbe zu verleihen.

Vermutlich hat alles (bis aufs Goldmachen) sogar etwas geholfen. Allein der Glaube vermag ja Heilungsprozesse und Wahrnehmungsveränderungen auszulösen.

Der Türkenbund erzählt also auch eine Geschichte über Glauben und Aberglauben, oder wie Letzteres heute heisst: über Fake News. So gesehen könnte man die Blume auch als Fake-News-Lilie bezeichnen. Das würde auch den mehr oder weniger unangemessenen Bezug auf stereotype Vorstellungen von als islamisch geltenden Kleidungsstücken umgehen. "Fake-News-Lilie" wäre woke und neutral. Wenigstens für den Moment.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 9. Juni 2025

Tschir, tiri, djäg und tschret

Ein Zitat

Teichrohrsänger im Schilf am Flachsee. Aus der Beobachtungshütte heraus fotografiert.
Foto © Jörg Niederer
"Je größer das Gewahrsein der bewussten Schichten ist, desto mehr kommen die verborgenen Schichten an die Oberfläche." Krishnamurti (1895-1986)

Ein Bibelvers - Matthäus 6,6

"Wenn du betest, geh in dein Zimmer und schließ die Tür. Bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen."

Eine Anregung

Ununterbrochen anhaltendes, sich wiederholendes Tschir, Tiri, Djäg und Tschret tönt aus dem Schilf. Zu sehen ist die Quelle dieses Gesangs meist gar nicht. Da stehe ich wohl gerade einmal zwei Meter neben dem Verursacher, und kann beim besten Willen nicht erkennen, wo sich der Teichrohrsänger sein Nest gebaut hat. Das wiederholt sich entlang des Schilfgürtels vielleicht alle zehn Meter.

Der kleine Vogel brütet jedes Jahr bei uns in den Schilfbeständen. Oft zieht er dabei nicht seine eigenen Jungen gross, sondern einen Kuckuck, der bald einmal viermal so gross ist wie seine Stiefeltern. Um diese zu täuschen, kann der junge Kuckuck rufen wie ein ganzes Nest voll junger Teichrohrsänger.

So schön frei wie auf dem Foto sieht man den sperlingsgrossen Vogel mit dem unscheinbaren Gefieder selten. Umso schöner, wenn eine solche Sichtung gelingt.

Ich war mir einer Sache schon deutlich bewusst, sie machte sich mir klar bemerkbar wie der laute Gesang des Teichrohrsängers. Aber genau sagen, was es ist und welche Bedeutung es für mich hat, konnte ich noch lange nicht. Da war eine Ahnung, aber kein Verstehen. Da war der Ton, aber es fehlte die Quelle. 

Gotteserkenntnis kann genau so sein. Laut vernehmlich und offensichtlich bleibt sie mir erklärungsbedürftig und verborgen.

Sonntag, 8. Juni 2025

Die Taube und der Heilige Geist

Ein Zitat

Heinrich Stäubli schuf das Priesterweihe-Fenster in der Katholische Kirche Bruder Klaus in Winkeln, St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Atme in mir, Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke! / Treibe mich, Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue! / Locke mich, Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe! / Stärke mich, Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte. / Hüte mich, Heiliger Geist, dass ich das Heilige nie mehr verliere!" Augustinus (354-430)

Ein Bibelvers - Matthäus 3,16

"Als Jesus getauft war, stieg er sofort aus dem Wasser. In diesem Moment öffnete sich der Himmel über ihm. Er sah den Geist Gottes, der wie eine Taube auf ihn herabkam."

Eine Anregung

Wie nur ist die Taube auf den Heiligen Geist gekommen? Das ist eine gute Frage. Grundlegend war sicherlich die Aussage aus dem Taufbericht des Matthäus, in dem die Taube als Bild für den Heiligen Geist diente. Dieser Vergleich war durchaus naheliegend. An den vielen Stellen, in denen die Taube innerhalb und ausserhalb der Bibel beschrieben wird, steht sie für Kommunikation, bzw. für das Überbringen einer Botschaft. Man denke nur an die Brieftaube.

Da wäre erstens die Taube als Friedensbotin, etwa bei Noah. Dort bringt die Taube beim zweiten Ausflug einen Ölzweig auf die Arche zurück. Die Sintflut weicht, Gott bietet dem Menschen Frieden an. 

Dann ist sie das, was zwischen Liebenden geschieht. im Hohelied werden die Augen der oder des Geliebten mit Tauben verglichen die hin- und herfliegen. Das eröffnet einen Blick auf die Heilige Geistkraft als Botschafterin zwischen dem Gott der Liebe und den geliebten Menschen.

Um Austausch ging es auch beim Pfingstwunder in Jerusalem. Dort gelang Verständigung über alle Sprachen hinweg durch die Wirkung des Heiligen Geistes.

Ab dem 5. und 6. Jahrhundert taucht dann die Taube auf Kunstwerken auf als Bild für den Heiligen Geist. Die mit der Taube verbundene Aufgabe und Botschaft, die Kommunikation des Friedens und der Liebe, geht damit auf das Wirken und Erscheinen der Heiligen Geistkraft über. Gott wird verstehbar, als das, was er oder sie ist: Liebe und Frieden über, zwischen und bei den Menschen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen