Mittwoch, 31. Mai 2023

Geliebt

Ein Zitat

Zwei junge Blässhühner auf dem Bildweiher in St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Der Schlüssel zu allem ist Geduld. Nicht durch Aufschlagen, sondern durch Ausbrüten wird aus einem Ei ein Küken." Anselm Grün

Ein Bibelvers - Römer 8,15b+16

"Ihr habt vielmehr einen Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht. Weil wir diesen Geist haben, können wir rufen: 'Abba! Vater!' Und derselbe Geist bestätigt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind."

Eine Anregung

Sehen sie nicht wie von einem anderen Stern aus? Wie Aliens schwimmen zwei junge Blässhühner ihre rufenden Mutter hinterher. Rotköpfige Punks mit Glatze und schütterer Goldmähne.

Junge Tiere und Menschen rühren uns an, selbst wenn sie so gar nicht unseren Schönheitsidealen entsprechen. Sie sind jung, sie stehen für Hoffnung, das reicht, also sind sie "Jöööh" und "härzig" und "lustig"

Blässhühner müssen bis fünf Wochen von den Elterntieren gefüttert, bevatert und bemuttert werden.

Eltern sind fixiert auf ihre Kinder und finden sie einfach wunderschön und liebenswert und tun alles für sie, damit sie einmal gross und stark sind.

Und genau so ist es auch mit uns Menschen. Gott tut alles für uns, damit wir mündig und selbständig eine Antwort auf seine Liebe finden. Selbst wenn wir rotköpfig mit Glatze und schütterer Goldmähne um Futter und Wohlstand bettelnd herumrennen würden, würde dies nichts ändern an Gottes dauerhaften Liebe zu uns Menschen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 30. Mai 2023

Bring mir Glück, Schornsteinfeger!

Ein Zitat

Kaminfeger in Wattwil, fotografiert um 1880.
Foto © Jörg Niederer
"Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind." Sir Francis Bacon, englischer Philosoph (1561-1626)

Ein Bibelvers - 2. Mose 19,18

"Der ganze Berg Sinai aber rauchte, denn der Herr kam im Feuer auf ihn herab. Der Rauch stieg auf wie aus einem Schmelzofen, während der ganze Berg heftig bebte."

Eine Anregung

Kaminfeger sollen Glück bringen. Dieses Foto findet sich in der Sammlung meiner Mutter. Es zeigt ganz links meinen Stief-Urgrossvater August Hörler väterlicherseits. Er war in Wattwil Kaminfegermeister und regte wohl meinen Grossvater Wilhelm aus erster Ehe meiner Urgrossmutter Anna Regina Niederer (bis 1896 lebte sie in St. Gallen-Bruggen) ebenfalls dazu an, Kaminfeger zu werden. Diesem Beruf ging er in Niederuzwil nach bis zu seinem frühen Tod 1944. Der Kehlkopfkrebs war eine berufsbedingte Erkrankung. Ihm hat also der Kaminfegerberuf kein Glück gebracht.

Glück ist ein zerbrechliches Ding. Glück hat wenig zu tun mit Kaminfeger, vierblättrigen Kleeblättern, Hufeisen und Marienkäfer. Glück hat zu tun mit Beziehungen, mit Menschen, mit Vertrauen und Sicherheit. 

"Holiness and Happiness" (Heiligkeit und Glück) war eine gerne verwendete Wortpaarung von John Wesley, einem der Begründer des Methodismus. Er sah in der Bemühung um ein Leben nach Gottes Willen eine Quelle des Glücks. Aus dem Wissen, das Gott uns liebt, entsteht eine tiefe Geborgenheit, die man auch Glück nennen kann. Eine Religion, die nicht glücklich macht... für John Wesley undenkbar. Macht dein Glaube die glücklich?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 29. Mai 2023

Pfingstblume oder Marienfrauenschuh

Ein Zitat

Der Gelbe Frauenschuh blüht auch im Thurgau.
Foto © Jörg Niederer
"Wer meine Blume zur Unzeit bricht, steht im Waldgericht!" Zitat aus einem Märchen zu Frau Holle und dem Gelben Frauenschuh

Ein Bibelvers - 2. Mose 3,5

"Gott sprach: 'Komm nicht näher! Zieh deine Schuhe aus! Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.'"

Eine Anregung

Insidertipps braucht es dann, wenn man besondere Pflanzen und Tieren aufsuchen will. So ein Tipp hat uns in diesen Tagen an eine Stelle, etwa fünf Kilometer entfernt von unserer Wohnung zu einer kleinen beaufsichtigten Waldlichtung geführt, wo der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus) in voller Blüte steht. Die Orchidee ist in der Schweiz vollständig geschützt und in ihrem Bestand gefährdet.

Wir waren nicht die einzigen Gäste an diesem heimlichen Ort. Zwei Fahrradfahrer wollten diese besonders eindrückliche einheimische Orchideenart auch bewundern. Doch kaum kniete der eine auf dem extra angelegten Fussweg nieder, um die Blume zu fotografieren, begann er zu husten. Sie blieben nicht lange. Es ist bekannt, dass der Frauenschuh allergische Reaktionen auslösen kann. Ob das aber so schnell geht oder ob andere Sporen in der Luft die Schuldigen waren? 

Nomen est Omen. Der Gelbe Frauenschuh hat Ähnlichkeiten - wie könnte es auch anders sein - mit einen Frauenschuh. Wie sähe wohl ein Männerschuh in Blumenform aus? Würde man ihn Stiefelväterchen nennen? Auch möglich: Halbschuh, Schlarpe, Pantoffel. Tatsächlich gibt es Pantoffelblumen, und sie sehen dem Frauenschuh nicht unähnlich.

Dass wir diese schöne Pflanze um Pfingsten besucht haben, passt gut. Da der Frauenschuh im Mai und Juni blüht, wird er im Volksmund auch "Pfingstblume" genannt. Weiter wird der Frauenschuh in Legenden mit der Jungfrau Maria in Zusammenhang gebracht, und deshalb auch Herrgotts-, Jungfernschuh oder Marienfrauenschuh genannt. Dass eine einzelne Kapselfrucht des Gelben Frauenschuhs bis 17'000 Samen enthalten kann, hat mit Maria dann wohl doch wieder wenig zu tun. Es dauert aber 16 Jahre, bis die Orchidee ihre erste Blüte treibt. Darum wurde sie zu einem Symbol der Empfängnis und Fruchtbarkeit.

Fehlt noch Frau Holle, im Spessart als Frau Schunkel bekannt. Und weil der Frauenschuh die Lieblingsblume der Frau Schunkel sei, heisst sie in diesem Teil Deutschlands auch Frauschunkelblume. Märchenhaftes dazu gibt es auf einer Seite zur Göttinnengestalt von Frau Holle zu lesen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 28. Mai 2023

Gottes Geist führt neue Wege

Ein Zitat

Der Heilige Geist als Taube am Kanzelhimmel in der Propsteikirche Wislikofen.
Foto © Jörg Niederer
"Lass dich nicht unterkriegen, sie frech und wild und wunderbar!" Astrid Lindgren (1907-2002)

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 10,45

"Es waren auch Gemeindemitglieder jüdischer Herkunft anwesend, die mit Petrus dorthin gekommen waren. Sie waren sehr erstaunt, dass die Gabe des Heiligen Geistes auch über Menschen aus anderen Völkern ausgegossen wurde."

Eine Anregung

Der Heilige Geist als Taube am Kanzelhimmel der Propsteikirche Wislikofen. Die Botschaft ist klar. Wer das Wort in einer Kirche ergreift, soll das in vom Heiligen Geist inspirierter Weise tun. 

Doch der Heilige Geist ist nicht nur für Pfarrerinnen und Prädikanten da. Der Heilige Geist will uns alle auf ganz neue Wege führen. Diese neuen Wege sind herausfordernd und erweitern unser Denken und unser Verständnis von der biblischen Botschaft.

Wie das aussehen kann, das werden wir uns am heutigen Pfingsttag in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen anschauen. Der Abendmahls-Gottesdienst an der Kapellenstrasse 6 beginnt um 10.15 Uhr. Ab 10.30 Uhr wird die Predigt per Youtube übertragen.

Herzlich willkommen!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 27. Mai 2023

Frauenfeld und Streetart

Ein Zitat

Mural des deutschen Künstlers "Dome" am Hotel Einstein in Frauenfeld.
Foto © Jörg Niederer
"Wer dir nicht zuhören will, tut es auch nicht, wenn du schreist. Und wer dich verstehen will, tut es auch, wenn du nicht sprichst." Herkunft unbekannt

Ein Bibelvers - Psalm 122,7

"Es herrsche Frieden in deinen Mauern, es herrsche Wohlergehen in deinen Palästen!"

Eine Anregung

Wer in den letzten Tagen aus der Bahnhofsunterführung in Frauenfeld hinauf auf den Bahnhofsplatz stieg, dessen Blick fiel auf zwei grosse Murals, welche an der Wand des Hotel Einsteins entstehen. Das Werk des deutschen Streetart-Künstlers "Dome" wirkt auf den ersten Blick brav: Sonnenblumen in Vase und Mädchen mit Blumen in der Hand. Doch dahinter steht eine eigene Formsprache des Künstlers. Noch sucht er einen Namen für das Werk. Jemand auf Instagram schlug draufhin vor "Painted in the rain" (Gemalt im Regen). 

Murals, das sind Kunstwerke an Haus- und anderen Wänden. 33 davon entstehen in Frauenfeld. Erstellt werden sie für das Streetart-Festival, das vom 2.-4. Juni im Städtchen über die Bühne geht. Dazu gibt es weitere 15 Jam-Panels und 30 Kunst-Installationen. Ergänzt wird das Ganze durch ein vielfältiges Begleitprogramm. Die Kunstwerke werden über das Festival hinaus bis zum 30. Oktober vor Ort bleiben.

Was mir beim ersten oberflächlichen Durchsehen des Programms auffällt: Die Kirchen scheinen wenig oder gar nicht in dieses Fest integriert zu sein. Aber vielleicht sind sie dabei, ohne dass es im Programm erkennbar ist. Als Konzert- oder Resonanzraum für Kunst wären die sakralen Räume durchaus gut geeignet.

Wie auch immer: Ein Besuch am Streetart-Festival wird sich bestimmt lohnen und die eigene Kreativität anregen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 26. Mai 2023

Arbeit und Freizeit

Ein Zitat

Hotelgäste im Gespräch, während eine Angestellte die Fenster putzt.
Foto © Jörg Niederer
"Es lohnt nicht, nur für Lohn zu arbeiten." Georg-Wilhelm Exler

Ein Bibelvers - Sprüche 16,3

"Lass den Herrn dein Tun bestimmen! So werden deine Pläne gelingen."

Eine Anregung

Wir leben in einem ständigen Wechsel von Arbeit und Freizeit, von Anspannung und Entspannung, von Reden und Schweigen, von Reinigen und Verunreinigen. Meist wird die Arbeit als notwendig eingeordnet und die Freizeit als erwünscht. Die meisten Menschen sehnen sich nach dem arbeitsfreien Wochenende. Doch auch das andere kennen wir. Menschen, die in ihrer Arbeit aufgehen, die darin den Sinn für ihr Leben finden, und mit dem Ruhestand genau diesen Sinn verlieren.

Es ist sicher auch ein Wohlstandsmerkmal, dass wir uns um die Work-Life-Balance sorgen können. Und doch ist es wichtig, dass ich Arbeit und Freizeit in ein gesundes Gleichgewicht bringen kann?

Momente der Zwiesprache mit Gott können dabei helfen. Auf der Webseite der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern findet sich das folgende Gebet:

"Gott, wie kann das sein? Die einen arbeiten sich krank - und die anderen werden nicht gebraucht. Die einen wissen nicht, wohin mit der Zeit – und die anderen haben keine freie Minute. Für die einen wäre Arbeit ein Segen – und für die anderen wird sie zum Fluch.
Gott, du hast uns die Arbeit gegeben, um deine Welt lebenswert zu gestalten. Hilf uns, das rechte Maß zu finden, dass alle daran teilhaben können und niemand darunter leiden muss.
Darum bitten wir dich um Jesu Christi willen Amen."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 25. Mai 2023

Recht haben

Ein Zitat

Die Bibeln in den Gastzimmern der Propstei Wislikofen sind in den Nachttisch eingelassen.
Foto © Jörg Niederer
"Oft sind die Dinge, die wir nicht hören wollen, genau die Dinge, die wir hören müssen." Debby Schlenther

Ein Bibelvers - Psalm 25,5

"Lass mich nach deiner Wahrheit leben und lehre mich! Denn du bist es, Gott, der mir hilft! Auf dich hoffe ich den ganzen Tag!"

Eine Anregung

Eine der häufigen Fragen bei Interviews: "Welches Buch liegt auf ihrem Nachttisch?" In den letzten Tagen war es im Gastzimmer der Propstei Wislikofen, wo ich zwei Tage verbrachte, die Bibel, die nicht nur auf dem Nachttisch lag, sondern die passgenau direkt in eine Aussparung im Holz des Nachttischchens eingelassen war. Eine katholische Bibel, was in einem katholischen Werk zu erwarten ist. Da, an diesem Ort, haben wieder dann auch diskutiert, welche Bibelübersetzung wohl die Bessere sei. Es gibt ja so viele, und so könnte es sein, dass die eine Bibel präziser, genauer, leichter zu lesen ist als andere Ausgaben.

Dann lass ich die folgende Geschichte: "Ein Mann geht zum Rabbi und trägt ihm seinen Streitfall mit dem Nachbarn vor. 'Du hast recht', sagt ihm der Rabbi. Auch der Nachbar kommt zum Rabbi, auch ihm sagt er: 'Du hast recht.' Schliesslich ruft seine Frau aus der Werkstatt: 'Hör mal, es können doch nicht beide recht haben.' Worauf der Rabbi sagt: 'Und du hast auch recht'."

Ich glaube, mit dem Rechthaben ist es genau so. Meist ist die Wahrheit nicht einseitig zu finden, sondern alle haben in gewisser Weise recht. Denn erst miteinander wir ein Ganzes daraus. Die katholische Bibelübersetzung hat recht, auch die lutherische oder zwinglianische. In der Vielfallt und bei all den möglichen Übersetzungsvarianten wird deutlich, dass wir uns der Wahrheit immer nur ansatzweise annähern können. Erst im Miteinander und im Austausch kommen wir ihr auf die Spur. Denn keiner von uns hat die ganze Wahrheit gepachtet.

In der Geschichte mag die Frau des Rabbis recht haben. Es können nicht beide unabhängig voneinander und in ihrem isolierten Verständnis des Ereignisses recht haben. Aber vielleicht könnten beide in einer gemeinsamen Betrachtung des Sachverhalts recht bekommen. Was in der Konsequenz dazu führt, dass die Frau des Rabbis, auch wenn sie recht hat, zugleich auch nicht recht hat. Logisch ist das nicht, aber wahr kann es trotzdem sein.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 24. Mai 2023

Reinheit hoch Zwei

Ein Zitat

Skulptur der Anna Selbtritt über dem Marienaltar in der Propsteikirche Wislikofen.
Foto © Jörg Niederer
"Am 8. Dezember 1854 verkündete Papst Pius IX. das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis nicht nur des Gottessohnes Jesus durch Maria, sondern auch der Maria durch Anna." katholisch.de

Ein Bibelvers - Lukas 2,36+37

"Hanna war schon sehr alt. Nach ihrer Hochzeit war sie sieben Jahre mit ihrem Mann verheiratet gewesen. Seitdem war sie Witwe und nun vierundachtzig Jahre alt."

Eine Anregung

Weiterbildung in der ehemaligen Propstei Wislikofen, dem Bildungszentrum der Römisch-Katholischen Landeskirche des Kantons Aargau.

In der Propsteikirche, die unter dem Patrozinium des heiligen Oswald steht, finden sich Kopien von spätgotischen Skulpturen aus den Jahren 1480/90. Über dem Marienaltar, an der nach Süden gerichteten Wand, ist eine Anna Selbdritt zu erkennen. Unter der Bezeichnung "Anna Selbdritt" versteht man die Darstellung von Anna, der Mutter Mariens gemeinsam mit Maria und Jesus. Die Figurengruppe in der Propstei gehört zu den Werken, in welchen Maria verhältnismässig klein und mädchenhaft dargestellt ist. In anderen Darstellungen werden die beiden Frauen auch als Erwachsene abgebildet.

Ausserbiblische Quellen haben in der Kirche dazu beigetragen, die Vorfahren von Maria und Jesus zu bestimmen. Da wäre nebst Anna, der Mutter von Maria auch der Vater Joachim zu nennen, sowie Esmeria, die Schwester Annas.

Unter diesen in ausserbiblischen Werken belegten Gestalten ist Anna die bekannteste Heilige. Wie ihre Tochter Jesus unbefleckt empfangen haben soll, so soll sie selbst auch Maria unbefleckt empfangen haben. 

Es ist, als wolle man durch diese Ausweitung der Jungfräulichkeit von der Tochter auf die Mutter jeden Verdacht an einer unreinen Herkunft von Jesus ganz und gar ausschliessen. Gott wurde zwar Mensch, aber auf eine ganz anständige Art. Lust und Sexualität durften dabei keine Rolle spielen.

Es gibt aber auch eine andere Sichtweise: So wird bei der Skulpturengruppe von Anna Selbdritt die Frauenlinie betont. Jesus ist der Sohn einer Frau, welche wiederum die Tochter einer Frau ist. Die männliche, sonst übliche Abstammungslinie wird ausgeblendet. Jesus, der Sohn der Frauen. Was bedeutet das für das Jesusbild? Und was bedeutet dieser Jesus für das Frauenbild?

Und noch eine Frage stellt sich mir: Was bedeutet eine Anna Selbdritt für das Selbstverständnis des (abwesenden) Mannes?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 23. Mai 2023

Was können die Vandalen denn schon dafür?

Ein Zitat

Der Musikautomat im Vögeligarten Olten musste wieder entfernt werden.
Foto © Jörg Niederer
"Wer vandalensichere Schulen baut, erzieht Vandalen." Stefan Ruppaner, Rektor der Alemannenschule Wutöschingen

Ein Bibelvers - Richter 15,15

"Auf dem Boden fand er [Simson] den Kinnbacken eines Esels. Er streckte seine Hand aus und hob ihn auf. Dann erschlug er damit 1000 Philister."

Eine Anregung

Am 6. Mai war noch alles in Ordnung. Der "letzte freilebende Musikautomat der Schweiz" (Siehe Blogbeitrag vom 24. September 2022 und 15. Mai 2023) erfreute wieder die Besucherinnen und Besucher der Voliere im Vögeligarten Olten. Als ich ihn 12 Tage später bei einem Besuch in Olten meiner Frau zeigen wollte, sah es wieder so aus wie auf dem Foto. Irgendjemand hatte versucht, die Scheibe einzuschlagen, was offensichtlich und glücklicher Weise nicht ganz gelang. Die Konsequenz: Die Tänzerinnen im Musikautomat drehen sich nicht mehr im Kreis. Traurig, dass es Menschen gibt, die aus reiner Lust Dinge zerstören. Ein typischer Vandalenakt.

Aber was können denn die Vandalen schon dafür, dass irgendwelche heutigen Zeitgenossen austicken? Die Vandalen, das war ein germanisches Volk aus Schlesien, das im 5. Jahrhundert auf kriegerische Weise bis nach Spanien und Nordafrika zog. Jedoch taten sie das, weil sie selbst Vertriebe waren. Sie mussten den einfallenden Hunnen weichen.

Die Plünderung Roms im Jahr 455 durch die Vandalen ist bis heute im Begriff "Vandalismus" sprichwörtlich festgehalten. Es war der französische Philosoph Voltaire, welcher den Begriff 1200 Jahre später prägte. Doch eine "fanatisches Zerstören um seiner selbst willen" (Wikipedia) war der Einfall der Vandalen in Rom nicht. Die Bevölkerung wurde weitgehend verschont, es wurde geplündert, aber nur, weil der Römische Kaiser Petronius Maximus Verträge seines Vorgängers gebrochen hatte. Dieser Kaiser kam noch vor der Belagerung Roms auf der Flucht ums Leben, aber nicht, wie ihnen nachgesagt wird, durch die Vandalen, sondern durch andere damalige Kräfte, am Ende vielleicht sogar durch die Römische Bevölkerung. 

Gestern gab es in 20minuten einen Bericht über den Musikautomaten im Vögeligarten, und natürlich wurden dabei die Vandalen bemüht: "Immer wieder Opfer von Vandalismus" titele die Gratiszeitung. Aber was können die Vandalen den schon dafür, dass es heute Menschen gibt, die sich einfach daneben benehmen wollen.

Hier kann man den Musikautomat auf Video in Aktion sehen. Wenigstens so bleibt etwas von dessen Freude schaffender Schönheit erhalten.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 22. Mai 2023

Die Zikade für zuhause

Ein Zitat

Eine Gemeine Blutzikade auf einem Brennnesselblatt.
Foto © Jörg Niederer
"Mehr Schein als Sein." Redensart

Ein Bibelvers - Johannes 13,4

"Er [Jesus] stand vom Tisch auf, legte den Mantel ab und band sich ein Tuch um. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen."

Eine Anregung

Darf ich vorstellen: Die Zikade für den Hausgebrauch. Sie ist geradezu das ideale Wohnzimmertier. Wer sie bei sich hält, kann am Gartentor ein Schild anbringen mit der Aufschrift: "Vorsicht vor der Gemeinen Blutzikade. Betreten des Grundstücks auf eigene Gefahr". Weil kaum jemand diese Zikade kennt, macht das so richtig viel Eindruck. Wer will sich schon von einer Blutzikade, einem sogenannt "gemeinen" Tier beissen lassen?

Dabei ist das Insekt äusserst pflegeleicht. Es macht keinen Lärm, jedenfalls keinen, den ein menschliches Ohr zu hören imstande wäre. Weiter ist sie in Rot-Schwarz richtig schön dekorativ und macht sich gut an jeder Stubenwand. Dank der handlichen Grösse von 8-11 Millimetern lässt sie sich kostenlos und unauffällig im öffentlichen Verkehr transportieren. Bei Gefahr beginnt das harmlose Tierchen an ihren sechs Füssen ganz unangenehm zur riechen und passt damit auch gut in eine Familie hinein. Da gibt es ja immer jemand, dessen oder deren Strümpfe gewaschen werden sollten. Dann baut die Gemeine Blutzikade Schaumnester für ihre Larven, von Kindern landläufig "Kuckucksspuke" genannt. Wer möchte sich nicht erfreuen an diesem perlenden, weissen Schaum an der Wohnzimmerlampe? Und springen kann sie ganz ausserordentlich gut; anspringen und fortspringen. 

Jetzt im Mai und Juni findet man die Zikaden und kann beobachten, wie sie mittels Organ am Hinterleib zirpend kommuniziert und dabei die Flügel leicht nach aussen öffnet. Also fliegen kann sie folglich auch, wenn auch nicht sonderlich gut. Aber irgendwo muss ein Wesen auch einfach nur durchschnittlich sein.

Blutzikade heisst das Tierchen übrigens nicht, weil sie Blut saugt, sondern weil sie rot-schwarz gefärbt ist. Ihr Leben ist also ein ziemlicher Bluff. Gefährlich klingt nur der Namen. Der aber macht Eindruck.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 21. Mai 2023

Erlauchter Lauch

Ein Zitat

Bärlauchblüten.
Foto © Jörg Niederer
"Iss Lauch im März, wilden Bärlauch im Mai, dann haben die Ärzte das ganz Jahr über frei." Sprichwort

Ein Bibelvers - 4. Mose 11,4b-6

"Da fingen auch die Israeliten wieder an zu jammern: 'Warum haben wir kein Fleisch zu essen? In Ägypten hatten wir Fisch umsonst, dazu Gurken, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch. Doch hier haben wir nur Manna! Das können wir nicht mehr sehen!'"

Eine Anregung

Ich weiss, das ist Bärlauch, und kein Lauch. Aber im Religionsgarten Aarburg ist der Lauch noch kaum zu sehen. So muss halt der Bärlauch, genauer seine Blüten herhalten.

Lauch ist schon seit 4000 Jahren bekannt. Lauch ist Gemüse, und das ist bekanntlich gesund. Lustig finde ich, das Lauch bei den Kelten als Aufputsch- und Kraftmittel gegolten hat. Daher sollen sie bei kriegerischen Anlässen Lauchstängel auf dem Kopf getragen haben. Das muss ein seltsamer Anblick gewesen sein, so dass die römischen Elitesoldaten die Kelten vermutlich erst nicht ganz ernst genommen haben.

In der Bibel kommt der Lauch genau an einer Stelle vor. Siehe oben! 

Die "erlauchten" Herren und Damen haben übrigens nichts mit dem Lauchgemüse zu tun. Erlaucht kommt von erleuchtet. Leuchtet ein, oder?

Heute im Gottesdienst um 10.15 Uhr in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen an der Kapellenstrasse 6 geht es um allerlei Pflanzen, um Parks und Gärten als Orte der Gotteserfahrung. Herzlich Willkommen!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen


Samstag, 20. Mai 2023

Tulpen

Ein Zitat

Tulpen im Religionsgarten im Alten Friedhof Aarburg.
Foto © Jörg Niederer
"Das Wunder der Schöpfung Natur und die Schönheit der Blumen regen uns an, mit der Umwelt sorgsam umzugehen, so dass wir uns auch in Zukunft daran freuen können." Webseite des Religionsgartens Aarburg

Ein Bibelvers - Jakobus 1,10+11

"Aber die Reichen sollen daran denken, dass sie vor Gott arm und unbedeutend sind. Denn sie vergehen wie eine Wiesenblume. Wenn die Sonne emporsteigt, kommt mit ihr die Hitze und lässt das Gras verdorren. Dann fällt die Blüte ab und von ihrer Schönheit bleibt nichts übrig."

Eine Anregung

Der jüdische Monat Nissan ist schon vorbei, und so sehen auch die (Berg-)Tulpen im Religionsgarten Aarburg aus. Sie sind auch schon "vorbei" wie man so sagt. Das hebräische Wort nitzanim und der arabische Begriff nizzam bezeichnen rote Frühlingsblumen. Dazu gehören Kronenanemone, Bergtulpe, Klatschmohn sowie scharlachroter Hahnenfuss. Rot blüht es also im Frühling. Und selbst im Prozess des Vergehens leuchten die Tulpen weiter.

Über die Zierpflanzen gibt die Webseite des Religionsgartens Auskunft. Die Schönheit und Vergänglichkeit der Blumen wird zu einem Gleichnis für das Leben.

Eine Entdeckung für Christen sind die Bezüge des Korans, die zu den Pflanzen hergestellt werden. Da steht etwa in Sure 27,60: "Oder wer hat die Himmel und die Erde erschaffen und euch vom Himmel Wasser herabkommen lassen? Dadurch haben Wir Gärten wachsen lassen, die Freude bereiten. Ihr hättet unmöglich deren Bäume wachsen lassen können. Gibt es einen Gott neben Gott? Nein, sie sind ein Volk, das abgewichen ist."

Zurück zu den Tulpen. Deren Blüten kann man essen. Alles andere sollte man sein lassen, besonders die Zwiebeln, denn die sind am Giftigsten. Der enthaltene Giftstoff übrigens wird Tulipanin genannt.

Die Ausnahme sind also die Tulpenblüten. Sie sind für Augen und Gaumen eine Offenbarung.

Morgen im Gottesdienst um 10.15 Uhr in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen an der Kapellenstrasse 6 geht es auch um Pflanzen und besonders um den Garten als Ort der Gotteserfahrung. Herzlich Willkommen!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 19. Mai 2023

Ein Garten dreier Weltreligionen

Ein Zitat

Garten der Religionen im Alten Friedhof Aarburg
Foto © Jörg Niederer
"Die Pracht der Gärten hat stets die Liebe zur Natur zur Voraussetzung." Anne Louise Germaine de Staël, Baronin von Staël-Holstein (1766-1817)

Ein Bibelvers - 2. Könige 21,18

"Dann starb Manasse und wurde begraben im Garten seines Palastes, dem Garten von Usa. Sein Sohn Amon wurde König an seiner Stelle."

Eine Anregung

Dabei sein konnte ich nicht, als der Religionsgarten im Alten Friedhof Aarburg (Siehe Blogbeitrag vom 22. Februar 2022) am vergangenen Muttertags-Sonntag eröffnet wurde. Inspiriert ist er von den Bibelgärten. Ganz besonders der Bibelgarten in Gossau hatte es dem Initiator Markus Bill angetan. Selbst Christ und Methodist, lebte er einige Jahre lang in direkter Nachbarschaft zum alten Friedhof in Aarburg. Nun hat er mit vielen Freiwilligen und der Stadtverwaltung an diesem passenden Ort ein Kleinod geschaffen, das ich am Himmelfahrtstag gerne besucht habe.

Ein Girlitz sang sein Lied über den Beeten, und liess sich auch nicht durch unsere Anwesenheit im Religionsgarten davon abbringen. Im rechteckigen, von den alten Friedhofsmauern begrenzten Park war sonst kein Mensch. Friedlich war es. Noch sind in einigen Beeten lediglich die ersten Keimblätter der Pflanzen zu entdecken. Wieder andere blühen bereits in voller Pracht. Für jede Pflanze gibt es auf einem kleinen Merkzettel Hinweise, wo sie in Bibel und Koran zu finden sind. Unaufdringlich kommt die Religion ins Spiel. Die Neue Oltner Zeitung schrieb im Vorfeld von einem "Garten, der verbindet". Und auf der Webseite zum Religionsgarten wird von einem "kleinen Paradies auf Erden" gesprochen. Genau das ist es auch. Da ist ein Garten entstanden und wird noch, der Lust macht zu verweilen.

Mir wurde er auch zu einer Inspiration für meine theologischen Gedanken über den Garten als Teil unseres Wohnraums. Davon hören kann man am kommenden Sonntag um 10.15 Uhr in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen an der Kapellenstrasse 6.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 18. Mai 2023

Ein 70 Jahre altes Liebeszeichen

Ein Zitat

Ein getrocknetes Edelweiss, Zeichen bleibender Liebe.
Foto © Jörg Niederer
"Im Etschthale wird eine zwischen 4 Finger genommene Prise des getrockneten Krautes zur Hälfte in Wasser eingesotten, gegen Diarrhoe getrunken und erweist sich als sehr wirksam." Karl Wilhelm von Dalla Torre (1850-1928) über das auch "Bauchwehblüml" genannte Edelweiss

Ein Bibelvers - Hohelied 2,10-12

"Mein Liebster redet mir zu: 'Schnell, meine Freundin, meine Schöne, komm doch heraus! Denn der Winter ist vorüber, der Regen vorbei, er hat sich verzogen. Blumen sprießen schon aus dem Boden, die Zeit des Frühlings ist gekommen. Turteltauben hört man in unserem Land.'"

Eine Anregung

Die Blüte sieht schon ein wenig wie ein Löwenfüsschen aus mit seinen haarigen Blättern. So wurde das Edelweiss nach seinem lateinischen Namen "Leontopodium" einst benannt. Erstmals tat dies der Botaniker Matthiolus (1501-1577). Weitere Namen sind "Gnaphalium" (Lateinisch für "Filz"), Wollblume, Katzedälpli, Strohblume (wegen der lange Haltbarkeit in getrocknetem Zustand), Jagerbloama und Hanetabbe. Es war Karl Erenbert Ritter von Moll (1760-1838), der im Zillertal erstmals den Namen Edelweiss für diesen kleinen "Stern der Alpen" hörte. Die Pflanze wurde dort zur Geisteraustreibung verwendet. Dass heute fast alle Menschen dieses Blümchen "Edelweiss" nennen, haben wir also den Tirolern zu verdanken.

In diesen Tagen ist mir wieder einmal das getrocknete Edelweiss in die Hände gekommen, das einst mein Vater meiner Mutter aus den Alpen mit nach Hause gebracht hatte. Das muss schon lange zurückliegen, vielleicht 70 Jahre, und noch immer ist das Blümchen nicht zerfallen. Ich kann also dessen lange Haltbarkeit in getrocknetem Zustand bestätigen. Warum ich dieses Zeichen ewiger Zuwendung besitze, liegt wohl daran, dass es mit der Briefmarkensammlung meiner Mutter aus Versehen bei mir in einer Schublade gelandet ist.

Das Edelweiss ist ein Zeuge einer Liebesgeschichte, die schliesslich auch dazu führte, dass ich heute da bin, und über diese botanische Rarität sinnieren kann. Denn in der Schweiz ist das Edelweiss, je nach Kanton, teilweise oder vollständig geschützt.

Es mag also geboten sein, die bösen Geister auf andere Weise als mit einem Edelweiss auszutreiben. Auch für die Liebe braucht es heute weniger sensible Symbole. Zum Beispiel ein Vorhängeschloss an einem Brückengeländer, oder ein Tattoo.

Wie zeigst du deine Liebe zu anderen Menschen? Was ist dein modernes Edelweiss? Und wie bleibt es dir präsent?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 17. Mai 2023

Dark, dunkel, böse

Ein Zitat

Alien von Hans Rudolf Giger vor dem Museum in Gruyères.
Foto © Jörg Niederer
"Tugend will ermuntert sein, Bosheit kann man schon allein!" Wilhelm Busch (1832-1908)

Ein Bibelvers - Lukas 18,11

"Der Pharisäer stellte sich hin und betete leise: 'Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen – kein Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder Zolleinnehmer wie dieser hier."

Eine Anregung

Wie viel Bosheit steckt in einem Menschen? Intelligenz ist messbar (IQ), auch die emotionale Intelligenz (EQ) und seit einiger Zeit auch das Mass der Rücksichtslosigkeit, der sogenannte Dark-Faktor oder D-Wert. Dieser Wert beschreibt die "Tendenz, den eigenen Nutzen zu maximieren - unter Missachtung, Inkaufnahme oder böswilliger Provokation von Nachteilen für andere, begleitet von Überzeugungen, die als Rechtfertigung dienen. 
Vereinfacht ausgedrückt, beschreibt D die Tendenz, die eigenen Interessen rücksichtslos zu verfolgen, auch wenn dies anderen schadet (oder sogar um der Schädigung anderer willen), und dabei Überzeugungen zu haben, die dieses Verhalten rechtfertigen." 

Nun ist es fraglich, ob ich überhaupt im Vergleich zu anderen Personen wissen will, wie viel Rücksichtslosigkeit in mir drin steckt. Mit dem Ergebnis könnten ja wohl nur die ganz Bösen unter Ihresgleichen bluffen. Oder würdest du gross in der Welt herumposaunen, dass zum Beispiel nur 6 Prozent der Menschen noch weniger rücksichtslos sind als du selbst? Also ich würde das bestimmt nicht tun. Es klänge zu sehr nach Pharisäergebet: "Ach wie gut, dass ich nicht so übel bin wie die meisten anderen."

Nun gehen nicht nur negative Werte einher mit einem hohen Dark-Faktor. Je rücksichtsloser ein Mensch ist, um so eher ist er oder sie auch bereit, unangenehme Entscheide zu treffen und Dinge in die Wege zu leiten, die schlussendlich hilfreiche Weichenstellungen sein können. Doch auf diesen Aspekt der Bosheit gibt der D-Faktor keine klare Antwort. Dieser konzentriert sich auf Eigenschaften wie Gehässigkeit, Egoismus, Machiavellismus, Moralische Enthemmung, Narzissmus, Psychopathie, Sadismus, Selbstbezogenheit, Gier und Ansprüchlichkeit. Letzteres, so weiss ich nun, nachdem ich 70 Fragen beantwortet habe, ist bei mir von all den schlechten Eigenschaften am deutlichsten ausgeprägt, gefolgt von der Gier. Dafür steckt in mir nur ein ganz klein wenig Sadismus. 

Hier kannst du dich selbst auf diese interessante Ergründung deiner Rücksichtslosigkeit und Bosheit begeben. Vielleicht korrigiert der Dark-Faktor auch ein wenig deine Selbstwahrnehmung.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 16. Mai 2023

Ganz nahe

Ein Zitat

Schnecken, die auf besseres Wetter warten.
Foto © Jörg Niederer
"Nähe bedrängt oder beschwichtigt." Raymond Walden (*1945), Kosmopolit, Pazifist und Autor

Ein Bibelvers - Epheser 2,13

"Aber jetzt gehört ihr zu Christus Jesus. Ihr, die ihr einst fern wart, seid ihm nahe gekommen durch das Blut, das Christus vergossen hat."

Eine Anregung

In einer sehr hohen Vergrösserung sieht man in einem sehenswerten Video bei einer Weinbergschnecke, wie ihre Zähnchen sich in eine Erdbeere schlagen.

Faszinierend, was es alles zu entdecken gibt, wenn wir ganz nahe herangehen. Ganz nahe! Angenommen, so wie ich die Schnecke von ganz nahe betrachte, würde mir Gott ganz nahe kommen. Was gäbe es dann zu sehen?

Mir kommt ein zurecht in Ungnade gefallenes Kinderlied in den Sinn: "Pass auf kleines Auge, was du siehst..., denn der Vater im Himmel schaut herab auf dich, drum pass auf, kleines Auge was du siehst!" 

Wenn Gott mir ganz nahe kommt, dann nicht von oben herab, auch nicht mit warnendem Zeigefinger, sondern mit der Neugier, in mir das vielleicht auch noch so versteckte Gute zu entdecken.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 15. Mai 2023

Tanzen im Vögeligarten

Ein Zitat

Der Musikautomat bei der Voliere im Vögeligarten in Olten ist wieder in Betrieb.
Foto © Jörg Niederer
"In der Vergangenheit schwelgen bedeutet immer auch ein wenig stehen bleiben." Andreas Marti (*1964), Schweizer Texter und Moderator

Ein Bibelvers - 2. Mose 16,3

"Die Israeliten sagten zu ihnen: 'Hätte der Herr uns doch in Ägypten sterben lassen! Dort saßen wir an den Fleischtöpfen und konnten uns satt essen.'"

Eine Anregung

Er ist wieder da, der "letzte freilebende Musikautomat der Schweiz" (Siehe Blogbeitrag vom 24. September 2022). Nach drei Jahren Abwesenheit tanzen die vier Damen wieder für die Voliere im sogenannten Vögeligarten in Olten. Unlängst habe ich selbst getan, was ich wohl 40 Jahre nicht mehr getan habe. Ich warf den Franken in den Schlitz, und freute mich an einem kurzen Moment nostalgischer Gefühle. Hier meine videographischen Aufzeichnungen dieses denkwürdigen Moments.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 14. Mai 2023

Geheimnis des Glaubens

Ein Zitat

Einblick durch die spaltweit offen stehende Tür in den Berneggstollen in St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Das Geheimnis des Glaubens ist, dass Gott nicht fern und weltenthoben in seinem Himmel ist, sondern dass er einer von uns Menschen geworden ist – von Geburt bis Tod, mit allen Konsequenzen." Römisch-katholischer Bischof Franz-Josef Bode (*1951)

Ein Bibelvers - 1. Timotheus 3,9

"Sie [die Diakone] sollen mit reinem Gewissen das Geheimnis des Glaubens bewahren."

Eine Anregung

Die Tür stand offen, Licht brannte in den langen Gängen des Berneggstollens, auch "Herrmann" genannt. Der einst im 2. Weltkrieg in St. Gallen als Zivilschutzzentrale ausgebaute schon vorhandene Tunnel war vorübergehend ein kultureller Ort. Heute ist er meist unzugänglich. Ein Eingang findet sich in der Mülenenschlucht, ein anderer ist erreichbar von der Berneggstrasse über die Stollentreppe. 

Geheimnisvolle St. Galler Unterwelt. Es ist nicht die einzige Katakombe. Da gibt es an der Rosenbergstrasse auf der Höhe der Einfahrt Unterer Graben eine zugedeckte Bahnlinie, die von 1856-1912 genutzt wurde. Das Bahnrelikt ist 134,5 Meter lang. Rohre der Fernwärme führen hindurch.

Zurück in die Gegenwart: Heute Sonntag sind Menschen in meist schöneren, ja manchmal prunkvolleren Räumen auf der Suche nach dem Mysterium fidei, dem "Geheimnis des Glaubens". Mögen die Türen dazu weit offen stehen.

Und dann dürfen heute die Mütter ja auch auf noch geheimnisvolle Überraschungen hoffen. Ich wünsche einen frohen Muttertag!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 13. Mai 2023

Drückeberger

Ein Zitat

Die Betätigung des Knopfs, welche Bahntüren öffnen, geschieht jeden Tag tausendfach.
Foto © Jörg Niederer
"Über die angeblichen Gefahren des Fernsehens kann ich nur lachen. Ein Knopfdruck genügt, und jede Gefahr ist vorüber." Liza Minnelli (*1946)

Ein Bibelvers - Sprüche 16,32

"Geduld haben ist besser als ein Kriegsheld sein. Sich beherrschen ist besser als Städte erobern."

Eine Anregung

Mittlerweile haben fast alle Zugwagons in der Schweiz einen elektronischen Knopf, mit dem die Tür geöffnet werden kann. Dieser eine gleiche Schalter kann jedoch auf recht vielfältige Weise betätigt werden.

Da gibt es die Personen, welche den Knopf erst drücken, wenn der Zug schon zum Stillstand gekommen ist. Andere wiederum drücken ihn minutenlang und Nonstop bereits bei der Einfahrt in den Bahnhof. Wieder andere drücken einmal, zweimal, dreimal, zehnmal, als seien sie sich selbst nicht sicher, ob das auch funktionieren würde. Rhythmischere Menschen drücken den Schalter im Takt der Musik, die sie gerade über Kopfhörer hören. Dann gibt es die, welche regelmässig den falschen Knopf drücken, den, welcher die Türe schliesst oder den, der die Bahnpolizei ruft.

Zu erwähnen wären auch die Wiederdrückerinnen und Wiederdrücker. Selbst wenn der Knopf durch Aufleuchten anzeigt, dass ihn schon  jemand betätigt hat, drücken sie noch einmal zu.

Seit Corona gibt es auch jene, welche mit dem Ellbogen die Tasten betätigen. Wieder andere drücken gar nicht, meinen, die Tür gehe von alleine auf, bis jemand von Hinten genervt und beherzt über den Wartenden hinweg die Taste betätigt. Die Clevereren unter den Drückebolden betätigen den Schalter bei der Tür, welche auf die Schienenseite hinausgeht, wohlwissend, dass dies genauso die Tür auf der Perronseite öffnet.

Besonders hektisch wird es, wenn trotz mehrfacher Betätigung der Taste die Tür sich einfach nicht öffnen will. Da kann es schon vorkommen, dass einigen der Geduldsfaden vollends reisst, und sie zu "Schalterschlägern" werden.

Manche meinen ja, dass Gott wie auf Knopfdruck reagieren sollte, wenn wir ihn um etwas bitten. Ich würde mich dabei nicht wundern, wenn die Art und Weise, wie wir bei im triggern, genau so unterschiedlich ausfällt, wie die Betätigung des Knopfs im Zug. Und Gottes Antwort? Die Tür wird aufgehen, auf die eine oder andere Weise.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 12. Mai 2023

Das Auenland bei Sonnenuntergang

Ein Zitat

Appenzeller Hügel leuchten auf beim letzten Schein der Sonne.
Foto © Jörg Niederer
"Der Boden ist die Grundlage aller unserer Aktivitäten. Wir beobachten Tiere, Pflanzen und die Menschen und finden daraus Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft." Von Webseite des Battenhofs in Niederteufen

Ein Bibelvers - Psalm 103,2

"Lobe den Herrn, meine Seele! Und vergiss nicht das Gute, das er für dich getan hat!"

Eine Anregung

Die Gaststätten rund um das Auenland heissen bSondrig, Esseria und Steirerwirtin. Bis 2011 wurde hier, nahe an Sitter und Kantonsgrenze zwischen Appenzell Innenroden und Appenzell Ausseroden Kies abgebaut. Dann folgte die Renaturierung zu einem kantonalen Schutzgebiet.

Das einstige Industriegebäude ist heute ein Eventlokal. Dort trafen sich die Mitwirkenden der Reformierten Kirche Teufen zu einem Dankesessen, nachdem sie zuvor die solidarische Landwirtschaft Battenhof unweit vom Kloster Wonnenstein näher kennenlernen konnten. An diesem Abend gab es viel zu sehen: Von ihren Anliegen begeisterte Menschen, die Wöchnerinnenabteilung im Schafstall, nistende Spatzen unter den Vordächern des Appenzeller Bauernhauses, Werkzeuge, fein säuberlich aufgereiht im Eventlokal, Aussicht in die Hügel Appenzells, den Regenbogen zum feinen Essen, Musik, Gesang, Geschichten und ein atemberaubender Sonnenuntergang. Hobbits sah ich keine. Sie brauchte es auch nicht zu diesem perfekten Anlass, der mir in Erinnerung bleiben wird. Gerne denke ich an diesen Abend zurück.

Woran denkst du am heutigen Tag gerne zurück?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 11. Mai 2023

Nur das Schöne zählt

Ein Zitat

Hundeskulptur im Chorgestühl der Kollegiatskirche Notre-Dame de l'Assomption in Romont.
Foto © Jörg Niederer
"Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitern Stunden nur." Sprichwort

Ein Bibelvers - Psalm 20,5

"Er [Gott] gebe dir, was dein Herz wünscht, und erfülle alles, was du dir vornimmst."

Eine Anregung

Ein bekannter Kamera-Produzent hat einen Fotoapparat mit einem Messgerät für Herzschläge verbunden, und dies einem Hund umgehängt. Immer wenn der Herzschlag des Hundes über einen bestimmten Schwellenwert steigt, wird die Kamera ausgelöst. Mit anderen Worten: Der Hund fotografiert das, was sein Herz höher schlagen lässt. Faszinierend, was den Hund auf seinen Spaziergängen freudig bewegt. In einem kurzen Video kann man einiges davon erfahren. 

Der Hund hält also mit der Kamera speziell das Schöne und Aufregende fest. Wie sähe das in meinem Fall aus? Was würde mein Herzschlag ablichten? Geht mein Puls immer noch hoch, wenn ich meine Frau wiedersehe? Gäbe es von meinem Arbeitsplatz in der Kirche unter Herzschlagumständen Fotos? Würden die Bilder, die ich bewusst und willentlich aufnehme, von den Bildern abweichen, zu denen mich mein Herzschlag drängt? Woran hängt mein Herz? Was würden meine Bilder über mein Innerstes verraten? Das sind viele gute Fragen für einen Tag wie heute.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 10. Mai 2023

Ein friedliches Dorf

Ein Zitat

Brienz-Brinzauls am Fuss des Piz Linard
Foto © Jörg Niederer
"Die Bergwelt ist ein besonders empfindlicher Lebensraum, in dem Veränderungen besonders schwere Folgen haben. Das gilt auch für die Wirkung des Klimawandels: Die Durchschnittstemperaturen steigen hier doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt." Webseite vom Bund Naturschutz

Ein Bibelvers - 1. Könige 17,6

"Im 9. Regierungsjahr des Hoschea konnte der König von Assyrien Samaria erobern. Er nahm die Bevölkerung Israels gefangen und verschleppte sie nach Assyrien."

Eine Anregung

Das Dorf liegt auf einer kleinen Terrasse, auf drei Seiten umgeben von grünen Matten. Darüber - so sagt man - wacht der Piz Linard und streckt seinen Gipfel in den blauen Himmel. Bewandern lässt er sich nicht. Zu schroff ist der Fels und auch der Wanderweg hinauf an die Baumgrenze ist gesperrt. Wie eine grossflächige Schürfwunde reicht im Norden eine steile Schotterfläche bis an den Dorfrand. Es rumpelt und poltert die ganze Zeit. Das war schon so, als ich vor 12 Jahren von Lenz-Lantsch kommend nach Brienz-Brinzauls wanderte. Die rollenden Steine werden von einem kleinen Wall entlang der Hauptstrasse meist aufgefangen. Einige rollen auch darüber hinaus. 

Nun droht ein Felssturz gewaltigen Ausmasses. Der Berg über dem Dorf und unter dem Dorf ist in Bewegung. Täglich etwa 30 cm bewegen sich 2 Millionen Kubikmeter Gestein. Brinzauls liegt in der Falllinie. Der Felssturz kommt in 1-3 Wochen. Bis Freitag müssen alle Bewohnerinnen und Bewohner das Dorf geräumt haben. Sie verlassen ihr Zuhause mit viel Hoffnung auf eine Rückkehr. Und doch weiss niemand so genau, wann und wie das möglich sein wird. Dass auch das Dorf selbst sich bewegt, das wollen die Ingenieure und Tunnelbauer durch die unterirdische Entwässerung in den Griff bekommen. Doch gegen den Felssturz darüber sind sie machtlos.

Ich stelle es mir nicht einfach vor, den vertrautesten Ort meines Lebens mit unbestimmten Ausgang zurücklassen zu müssen. Da, wo man sich über Jahre sicher fühlte, wo alles vertraut ist, wo die selbst gepflanzten Blumen im Garten gerade blühen als gäbe es noch tausend weitere unbeschwerte Morgen... Könnte ich das? Meine Heimat zurücklassen, aufbrechen mit Hund und Katze und Kaninchen, in eine unsichere Zukunft? Könnte ich diese Zukunft als Chance verstehen, oder würde sie mir alle Kraft und alle Hoffnung rauben?

In diesen Tagen will ich für die Menschen unter dem drohenden Piz Linard beten. Mögen sie Trost und Halt im Vertrauen auf Gott finden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 9. Mai 2023

Aus der Südsee in die eisigen Weiten Alaskas

Ein Zitat

Eisgebilde an einem Brunnen.
Foto © Jörg Niederer
"Wer die Wildnis liebt, für den ist Alaska eines der schönsten Länder der Welt." John Muir (1838-1914)

Ein Bibelvers - Jesaja 6,8

"Dann hörte ich den Herrn sagen: 'Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?' Ich antwortete: 'Hier bin ich, sende mich!'"

Eine Anregung

Es könnte eine Redensart sein: "Frieren wie ein Südseeinsulaner in Alaska". Zwischen der palmenbestandenen Südseeinseln Samoas und der eisigen Tundra Alaskas liegen Welten. Kaum vorstellbar, dass es einem Menschen aus Samoa in den Sinn kommen könnte, nach Alaska auszuwandern. Und doch gibt es sie. 

Im Jahr 2010 lebten 12'000 pazifische Inselbewohner in Alaska. Die meisten von ihnen sind in Anchorage zuhause. Seit neustem gibt es dort auch eine Samoanische Evangelisch-methodistische Kirche. Die heutige Ola Toe Fuataina United Methodist Church (auf Deutsch: "Evangelisch-methodistische Kirche Neuer Anfang") wirkte aber schon als Gemeinde seit 2010.

Pfarrer Fa’atafa "Tafa" Fulumu’a träumte eins in seiner Südseeheimat, er solle nach Alaska und dort eine Gemeinde gründen. Diesem göttlichen Ruf gehorchte er, auch wenn seine erste Reaktion lautet: "Nein, dort ist es mir viel zu kalt!" Am 7. März predigte er ein letztes Mal in der Samoanischen Gemeinde auf Hawaii. Dann gründete er die neuen Gemeinde in Alaska. Anfänglich hatte sie keinen festen Ort zum Feiern. Dann wurden sie eingeladen, die Räume der East Anchorage United Methodist Church zu benutzen. Doch dann schloss diese Kirche 2016 die Tore, und wieder war die Samoanische Gemeinde heimatlos. 2019 gründete die Jährliche Konferenz der Methodisten in Alaska eine neue Kirche in den Räumen der einstigen East Anchorage United Methodist Church, und die Samoanische Gemeinde bekam wieder Wohnrecht in der Kirche.

Bei einem feierlichen Gottesdienst schenkte die Alaska-Konferenz der Kirche ein Taufbecken sowie einen Kelch und einen Teller für das Abendmahl. Kelch und Teller gehörten einst der East Anchorage United Methodist Church. Der Bischof weihte sie für die neue Samoanische Gemeinde neu ein. 

"Diese Gemeinde hat nicht heute angefangen zu existieren", sagte Bischof Cedrick Bridgeforth in seiner Predigt. "Sie begann nicht, als diese Menschen begannen, sich als Gemeinschaft zu versammeln, und sie begann nicht, als man das Wort Gottes im Südpazifik zu predigen begann. Dieser Gemeinde begann, als Gott Himmel und die Erde schuf. Diese Gemeinde ist schon Teil von Gottes Schöpfungsgeschichte. Seit es die Welt gibt haben wir Befreiung und Leben." 

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen