Mittwoch, 31. Januar 2024

Einfach ist nicht einfach

Ein Zitat

Haussperling in einer Hecke.
Foto © Jörg Niederer
"Leicht ist ganz schön schwer." Andrea Schneider in der Zeitschrift Unterwegs 2/2024, Seite 11

Ein Bibelvers - Matthäus 6,7+8

"Sprecht eure Gebete nicht gedankenlos vor euch hin wie die Heiden! Denn sie meinen, ihr Gebet wird erhört, weil sie viele Worte machen. Macht es nicht so wie sie! Denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn darum bittet."

Eine Anregung

Es ist eher abschätzig gemeint, wenn zu jemandem gesagt wird: Geht das denn nicht in dein Spatzenhirn hinein? Dabei liegt es oft daran, dass selbst einfache Dinge zu kompliziert vermittelt werden. In der Kirche sollen aber alle alles verstehen. Also braucht es eine andere Sprache. Eine einfache Sprache. Eine Sprache, die selbst geistig Behinderte verstehen. Für sie und von ihnen wurde die leichte Sprache erfunden. Das schreibt die Pastorin Andrea Schneider in der neusten Ausgabe der Zeitschrift "Unterwegs". Dabei verwendet sie einfache Sätze. Sie verwendet einfache Worte. Auch Jesus habe einfach gesprochen. Er habe Beispiele verwendet. Er hat Sprachbilder eingesetzt. Er wollte verstanden werden. Gott wollte und will verstanden werden. Von allen Menschen. Nicht nur von den Studierten. Auch von den gewöhnlichen Menschen. Auch von den Spatzen unter den Eulen. Das ist ein Bild. Tiere können das Gesagte nicht wie Menschen verstehen. Spatzen stehen hier für einfache Menschen. Eulen für besonders kluge Menschen. Kannst du das Bild so verstehen?

Wie klingt das bekannteste Gebet der Christenheit in einfacher Sprache? So klingt es: 

"Unser Vater! Du bist im Himmel. / Dein Name soll heilig sein. / Dein Reich soll kommen. / Im Himmel. Und auf der Erde. / Gib uns genug Brot für jeden Tag. / Verzeih uns unsere Schuld. / Andere haben uns Böses getan. / Wir wollen auch verzeihen. / Halt uns fest in deiner Nähe. / Halt uns fern von dem Bösen. / Du allein bist mächtig. / Du allein bewegst. / Du allein bist wunderbar. / Für immer. / Amen."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 30. Januar 2024

Falsches Vertrauen

Ein Zitat

Skizze, wohl aus dem Warschauer Ghetto, ausgestellt im Museum der Geschichte der polnischen Juden POLIN in Warschau.
Foto © Jörg Niederer
"Was ist Krieg? Das Schlimmste, dann kommt das ganze Volk ins Elend. Die einen haben Nutzen vom Krieg, und die anderen sterben." Aus dem Bericht von Zanwel Krigman, Bewohner des Warschauer Ghettos

Ein Bibelvers - Esther 3,7

"Es kam das zwölfte Regierungsjahr von König Xerxes. Gleich im ersten Monat, im Nisan, warf man für Haman Lose, die 'Pur' hießen. So wollte er Tag und Monat feststellen, an dem er Mordechai und sein Volk [Israel] vernichten könnte. Das Los fiel auf den 13. Tag im 12. Monat, dem Adar."

Eine Anregung

Vor 91 Jahren, am 30. Januar 1933, wurde Adolf Hitler Reichskanzler von Deutschland, ganz legal, getragen vom Frust im Land und seiner Propaganda. Vier Wochen später stand das erste Konzentrationslager. Sieben Wochen später war das Parlament entmachtet. Sechs Jahre später begann der 2. Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen. 1942, also 9 Jahre später kam es zu den Deportationen von Juden aus dem Warschauer Ghetto ins Vernichtungslager nach Treblinka. Ein weiteres Jahr später folgte der jüdischen Aufstand im Warschauer Ghetto, der vom 19. April bis 16. Mai 1943 dauerte. Am Ende des ersten Weltkriegs, 12 Jahre später, waren 6 Millionen Juden tot. Der 2. Weltkrieg kostete insgesamt 70 Millionen Menschen das Leben.

Warum konnte dies alles geschehen? Ich glaube, weil viele Menschen sich einen Aufstieg erhofften durch die Versprechungen der neuen Machthaber, ein Leben, in dem sie mächtig, und nicht nur gewöhnlich sind. Sie hofften, dass da einer kommt, der sie wieder gross macht, ihnen wieder Stolz und Selbstachtung zurückgibt. Doch wer viel verspricht und zugleich Menschengruppen ausgrenzt, wie das aktuell besonders im Asylbereich Gang und Gäbe ist, dem sollte mit aller Macht misstraut werden. Nur wer liebevoll mit den Schwächsten der Gesellschaft umgeht, und niemand zum Sündenbock stempelt, verdient Vertrauen und Unterstützung.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 29. Januar 2024

Eindrücklicher Beitrag über die Methodistische Kirche

Ein Zitat

2017 war die Beacon Church und das Christian Centre in Dover in England noch nicht renoviert. Die einstige Methodistenkirche ist heute eine Kooperation der Methodisten und Reformierten.
Foto © Jörg Niederer
"Die Kirche wird zum Raum, Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten." Aus "Kirche sein im 'Kapitalozän'"

Ein Bibelvers - Jesaja 5,7b

"Der Herr wartete auf Rechtsspruch, doch seht her, da war Rechtsbruch. Er wartete auf Gerechtigkeit, doch hört nur, wie der Rechtlose schreit."

Eine Anregung

"Kirche sein im 'Kapitalozän' - Methodistische Kirche und ihr Einsatz für Gerechtigkeit", so lautet der Titel eines Beitrags vom Radiosender Bayern 2 vom 5. Januar 2024.

Kapitalozän und Methodismus, was hat das miteinander zu tun? Der ausserordentlich interessante Beitrag erzählt die Geschichte des Methodismus auf eine Weise, die selbst Methodistinnen und Methodisten überraschen kann. Zu Wort kommt der aus Deutschland stammende methodistische Pfarrer und Theologie-Professor an der Vanderbilt Universität in Nashville, Tennessee, Jörg Rieger; die emeritierte Professorin an der Theologischen Hochschule Reutlingen, Ulrike Schuler, und Menschen aus der internationalen methodistischen Gemeinde "Peace Church" in München.

Im Verlauf der Sendung erfährt man mehr und mehr, wie sich durch ein ganzheitliches Verständnis von Glauben und Handeln der Methodismus zu einer unglaublich starken, gesellschaftsverändernden Kraft entwickelte, in der schon ganz früh Frauen predigten, Mikrokreditbanken entstanden, und dem Frühkapitalismus widerstanden wurde. Erzählt wird auch von einer ersten landwirtschaftlichen Gewerkschaftsbewegung mit methodistischen Wurzeln, den sogenannten Tolpuddle Märtyrern. Ermöglicht wurde ihr Protest durch das eigenständige Lesen in der Bibel. Das eröffnete ein anderes Bild von Gott: "Gott macht sich selbst die Hände schmutzig. Gott ist ein Arbeiter", so Jörg Rieger. "Gott verrichtet Frauenarbeit". Aber auch Gott als "Liebe unermesslich gross...", wie es in einem Lied von Charles Wesley heisst.

Der Radiobeitrag ist wohl ein Muss für alle, die sich mit dem Methodismus und seinen Auswirkungen beschäftigen wollen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 28. Januar 2024

Vorsichtige Ameisen

Ein Zitat

Waldameise an einem Baumstamm.
Foto © Jörg Niederer
"Es gibt ungefähr 10.000 Billionen Ameisen auf der Erde, die zu circa 9.500 Ameisenarten gehören." swr.de

Ein Bibelvers - Sprüche 30,24+25

"Vier sind die kleinsten Lebewesen auf der Erde und doch die größten im Blick auf ihre Weisheit: Die Ameisen sind ein schwaches Volk, aber sorgen schon im Sommer für ihre Nahrung."

Eine Anregung

Sie sind um ein Vielfaches kleiner als die auf dem Foto abgebildete Waldameise. Vielleicht ungefähr 1,5 Millimeter lang. Seit einiger Zeit krabbeln die Mini-Ameisen im Badezimmer herum. Vermutlich haben wir sie uns selbst mit den Pflanzen vom Balkon in die Wohnung geholt. Meist sehe ich zwei, drei der Tierchen, aber es waren auch schon sechs und mehr. Sie krabbeln immer wieder ins Waschbecken oder auch in die Toilette.

Dabei ist mir etwas aufgefallen. Die Tierchen scheinen unvorsichtig zu sein, klettern auch schon einmal bis an den Rand des Abflusses ins Waschbecken hinein. Aber wenn das Licht angehen, bewegen sie sich wieder hinauf zum Rand. Lasse ich Wasser laufen, so befinden sie sich immer rechtzeitig ausserhalb der Gefahrenzone. Dabei gibt es neugierige Ameisen, die sich bis einen Zentimeter an das schnell fliessende Wasser heranwagen. Nie aber kommen sie dem für sie mächtigen Strom zu nahe.

Irgendwie hat es in diesem aberwinzigen Ameisenhirn Platz für Gefahrenroutinen. Erstaunlich. Wie gut wäre es doch, wenn wir Menschen uns auch so schnell auf neue Gefahren einstellen könnten. Offensichtlich müsste dazu das Gehirn nicht besonders gross sein. 

Für die kommende Woche wünsche ich uns, dass wir uns alle vor Gefahren fernhalten können und zugleich andere nicht in Gefahr bringen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 27. Januar 2024

Gegen Antisemitismus

Ein Zitat

Auf dem jüdischen Friedhof in Davos.
Foto © Jörg Niederer
"Wer die Geschichte nicht erinnert, ist verurteilt, sie neu zu durchleben." Zitat des spanischen Philosophen George Santayana am Eingang des Blocks 4 im Konzentrationslager Auschwitz

Ein Bibelvers - Sacharia 2,12-14

"So spricht der Herr der himmlischen Heere: Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an. Seht, ich schwinge meine Faust gegen die Völker. Dann werden sie selbst ausgeplündert von denen, die ihnen früher dienen mussten. Daran sollt ihr erkennen, dass es der Herr der himmlischen Heere ist, der mich gesandt hat. Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn ich komme und werde in deiner Mitte wohnen. – Ausspruch des Herrn –"

Eine Anregung

Heute jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau. Aus diesem Anlass wird seit einigen Jahren am 27. Januar der Holocaust-Gedenktag begangen. Und deshalb gebe ich hier ein Gebet wider aus einer Liturgie der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau. 

"Immer wieder, Gott, immer wieder erschrecken wir: Vor der Gewalt der einen, vor dem Schweigen der anderen.
Damals im November 1938. Und erst recht danach, in Dachau, in Buchenwald, in Ausschwitz.
Immer wieder, Gott, immer wieder erschrecken wir: Vor der Gewalt der einen, vor dem Schweigen der anderen.
Heute im Jahr 2024. Hier in Europa. Hier in der Schweiz.
Wenn es wieder passiert:
Menschen jüdischen Glaubens werden angepöbelt. Sie werden überfallen, manche ermordet.
Synagogen werden angegriffen. Hass bahnt sich – in den Netzwerken, in Parteien, in Schulen.
Jüdinnen und Juden fühlen sich nicht sicher im eigenen Land. Was können wir tun?
Erbarme dich, Gott...

Nimm uns nicht das Erschrecken, Gott.
Aber nimm uns die Angst, die uns lähmt.
Gib uns den Mut, der uns in Bewegung bringt.
Gib uns die Kraft, die uns kämpfen lässt gegen Antisemitismus. Komm, Gott, und wohne in unserer Mitte.
Damit Friede werde.
Heute und immer."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 26. Januar 2024

Wunderheilungen

Ein Zitat

Flanell-Sonntagschulbild aus früheren Tagen: Jesus heilt und erweckt aus dem Tod.
Flanellbild

"Was Pfaffen und Wölfe beißen, ist schwer zu heilen."
Sprichwort (Aktuell werden ja die Wölfe in der Schweiz gejagt. Das lässt für den pastoralen Berufstand Böses ahnen.)

Ein Bibelvers - Lukas 7,10

"Die Boten des Hauptmanns kehrten in das Haus zurück. Da sahen sie, dass der Diener gesund war."

Eine Anregung

Immer wenn ich krank bin, würde es mir sehr entgegenkommen, wenn da Jesus daherkäme und mich wieder gesund machen würde. Es würde mein Leiden und die Zeitdauer der Krankheit sehr verkürzen. Nun ist das nicht die Regel. Wunderbare Heilung ist eher selten. Heilung aufgrund von ärztlicher Behandlung dagegen ist doch auch schon eine Art von Wunder. 

Gestern zitierte ich Matthäus 8,14+15: "Jesus ging in das Haus von Petrus. Er sah, dass die Schwiegermutter von Petrus mit Fieber im Bett lag. Da nahm er ihre Hand, und das Fieber verschwand. Sie stand auf und brachte ihm etwas zu essen." Ich stelle mir vor, wie alle dort im Haus des Petrus aufs Essen warten. Die Zeit verstreicht, und nichts kommt auf den Tisch. Bis jemand Jesus sagt, dass die Köchin, die Schwiegermutter des Petrus, nicht kochen könne, weil sie krank sei. Da geht Jesus hin, und heilt sie. Ein schöner Zug vom Gast Jesus. Nun frage ich mich nur: Hätte er sie auch geheilt, wenn er nicht gerade jemand gebraucht hätte, um das Essen zu kochen und aufzutischen?

Heute wird man ja den Verdacht nicht los, dass es den Arbeitgebern vor allem wichtig ist, dass die arbeitende Bevölkerung möglichst produktiv bleibt. Die Krankheit wird aufgrund von Ausfalltage betrachtet, und weniger wegen des Wohles der kranken Personen. Dass es auch anders geht, erlebe ich in meinem beruflichen Umfeld. Da ist der Mensch mehr als lediglich seine Schaffenskraft.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 25. Januar 2024

Krank

Ein Zitat

Fiebermesser
Foto © Jörg Niederer
"Alles, was ihr bewundert, kann sich in dem bisschen Glut eines Dreitagefiebers auflösen." Anicius Manlius Severinus Boethius (485-526)

Ein Bibelvers - Matthäus 8,14-15    

"Jesus ging in das Haus von Petrus. Er sah, dass die Schwiegermutter von Petrus mit Fieber im Bett lag. Da nahm er ihre Hand, und das Fieber verschwand. Sie stand auf und brachte ihm etwas zu essen."

Eine Anregung

Heute bin ich kurz angebunden. Das Foto stellt die Ursache der Unpässlichkeit dar. Wenigsten habe ich das Bild mit dem neuen Mobiltelefon aufgenommen, bei gleichzeitigem Einsatz der neuen Leselampe. Ich wünsche allen Leserinnen und Leser gute Gesundheit. "Bliebet gsund"!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 24. Januar 2024

Biodiversität - Schöpfungsvielfalt

Ein Zitat

Ein Dunkelwasserläufer im Jugendkleid im Oktober am Ägelsee bei Frauenfeld.
Foto © Jörg Niederer
"Jeder Verlust an Biodiversität ist oder wird zu einem Verlust an Lebensqualität." Siehe Biodiversitäts-Initiative!

Ein Bibelvers - 1. Mose 1,24+25

"Gott sprach: 'Die Erde soll Lebewesen aller Art hervorbringen: Vieh, Kriechtiere und wilde Tiere!' Und so geschah es. Gott machte die wilden Tiere und das Vieh und alle Kriechtiere auf dem Boden. Er machte sie alle nach ihrer eigenen Art. Und Gott sah, dass es gut war."

Eine Anregung

Ich habe mich im Rahmen der Biodiversitätsinitiative klar geäussert. Wer an einen Schöpfergott glaubt, kann es nicht akzeptieren, dass fortlaufend Lebensraum zerstört und Tiere und Pflanzen unwiederbringlich ausgerottet werden. Die Schweiz nimmt in dieser Hinsicht einen traurigen Spitzenplatz ein. Im Vergleich mit den Nachbarsländer schneidet sie miserabel ab. Nur bei den Gefässpflanzen ist Österreich noch schlechter. Überall sonst, bei den Brutvögeln, den Reptilien, den Amphibien und den Süsswasserfischen sind in der Schweiz mehr Arten gefährdet als in Deutschland, Italien, Österreich oder Frankreich. Aktuell geht die Entwicklung in die falsche Richtung.

In der Schöpfung ist alles aufeinander bezogen. Fällt ein Tier weg, dann hat das Einfluss auf alle anderen Lebewesen. Zu allem Überfluss dürfen gefährdete Tiere hier bei uns in der Schweiz immer noch bejagt werden. So etwa die Waldschnepfe oder der Feldhase. Ja selbst geschützte Arten werden wieder geschossen, wie das Beispiel vom Wolf zeigt. Da wurde nichts aus der Vergangenheit gelernt. Fast alle Greifvögel wurden einst durch Jagd ausgerottet, ebenso die Geier. Man sah sie als Gefahr für den Menschen. In allen Fällen völlig zu unrecht. So lebt der Steinadler heute nur noch in den Bergen, und der Seeadler ist kaum noch anzutreffen.

Grossraubtiere wie Bär, Wolf und Luchs sorgen für gesunde Wälder, da die Rehe nicht in aller Ruhe die Baumtriebe abfressen können. Zudem brechen sie oft die Tierkadaver auf, so dass auch andere, kleinere Tiere davon fressen können. Im Lebensraum der Grossraubtiere ist die Artenvielfalt deutlich grösser.

Es ist an der Zeit, dass wir Gottes Schöpfung wieder mehr Raum zurückgeben. Es ist an der Zeit, dass wir diese Erde nicht weiter mit Plastik und Treibhausgasen zumüllen und anheizen. Es ist an der Zeit, dass wir mitgeschöpflich zu Leben beginnen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott weiter möchte, dass wir in seine Schöpfung hineinpfuschen. Dagegen sollten wir uns freuen über alles Leben, dass trotz Widerstand durch uns Menschen einen Weg zurück in Gottes Welt und unseren Lebensraum findet. Das ist auch der Platz, den die Tiere im ersten Schöpfungsbericht der Bibel einnehmen. Tier und Mensch teilen sich den selben Schöpfungstag, den selben Lebensraum, das selbe Leben.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 23. Januar 2024

Schutzdach

Ein Zitat

Neben der Altstadt von Olten beim Klosterplatz wird gebaut. Das riesige Schutzdach mit Baukran ist weitherum zu sehen.
Foto © Jörg Niederer
"Fliegt der Bauer übers Dach, ist der Wind weiss Gott nicht schwach." Sprichwort

Ein Bibelvers - Lukas 5,19

"Aber wegen der Volksmenge fanden sie keine Möglichkeit, ihn hineinzutragen. Deshalb stiegen sie auf das Dach und deckten einige Ziegel ab. Dann ließen sie den Gelähmten auf der Trage hinunter – mitten in den Raum, genau vor Jesus."

Eine Anregung

Wer in diesen Tagen vom Bahnhof Olten über die Aare zur Altstadt schaut, sieht östlich von ihr auf oder beim Klosterplatz ein gewaltiges Schutzdach, so wie es bei umfassenden Sanierungen und Bauvorhaben aufgestellt wird. Ein roter Kran reckt sich an dieser Stelle in den Himmel.

Was hier vor Wettereinflüssen geschützt wird, ist aus Distanz nicht zu erkennen. Also vermute ich, es könnte sich dabei um den Beginn der Bauarbeiten für die Autoeinstellhalle handeln, die sich bis unter das Klostergelände ausdehnen soll. Zwar wehren sich die verbliebenen Kapuziner gegen das Parkhaus, doch sie ziehen noch dieses Jahr für immer aus dem Kloster aus. Andererseits, wozu bräuchte es ein so riesiges Schutzdach über einer Strasse und einem Klostergarten? Soll hier etwa das Kloster selbst saniert werden. Für das alte Herrenpissoir an selber Stelle wäre ein solches Schutzdach wohl auch nicht nötig. 

Erst die Rückfrage bei einem Ortskundigen erhellt das Bauprojekt. Das älteste Kinohaus von Olten, es existiert seit 1916, wird mit zwei Wohnungen erweitert. "Lichtspiele" hiess das Kino auch schon, als ich in Teenagerzeiten dort selbst noch zu den Gästen gehörte. Das erste Mal besuchte ich es meines Wissens unter doppelter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Zuhause gab ich ein anderes Ziel an, um einem Verbot zuvorzukommen, und im Kino tat ich so, als sei ich schon alt genug für einen Film ab 14 Jahren. Ich glaube, es war der Film Paper Moon, für den die damals 10-jährige Tatum O'Neal als beste Nebendarstellerin den Oscar erhielt.

Nun also schützt ein Schutzdach das Kino "Lichtspiele" in einer Zeit der Veränderung, in einer Zeit, in der ein Gebäude verletzlich und anfällig ist. Ich glaube, dass Gottes Liebe für uns Menschen so ein Schutzdach sein kann. Besonders dann, wenn wir vor Veränderungen stehen, anfällig und verletzlich sind. Also, seit behütet! Oder soll ich sagen: Seit beschützt und bedacht!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 22. Januar 2024

Wunden können heilen

 in Zitat

Der Wald bei der Rutsche der einstigen Gibsgrube Riepel bei Küttigen ist heute ein Altholzinsel.
Foto © Jörg Niederer
"Altholzinseln sollen die Vernetzung zwischen den grösseren Naturwaldreservaten gewährleisten." Aargauer Zeitung

Ein Bibelvers - Jeremia 33,6

"Siehe, ich bringe ihnen Genesung und Heilung und ich werde sie heilen und ihnen Fülle von Frieden und Treue gewähren."

Eine Anregung

Als wir am Samstag von der Staffelegg über das Benkerjoch nach Küttigen (bei Aarau) hinunter wanderten, standen wir plötzlich unerwartet vor einem eigenartigen Bauwerk, in dessen Inneren man viele Kalksteintrümmer sehen konnte. Auf der Karte ist es als Teil eines Bergwerks ausgewiesen. Das weckte meine Neugier. In der Folge lass ich vom Eisenabbau in dieser Region. Sicher wurde seit 1550 hier Bohnerz gefördert. Vielleicht haben aber auch schon die Römer dort bergmännisch gewirkt.

Bei dem vorliegenden Gebäude handelt es sich aber um eine Rutsche der ehemaligen Gibsgrube Riepel. Dort wirkte einst die Jura Cement Fabrik. Die Rutsche sei ein Industriedenkmal. Mit ihrer Hilfe wurden die abgebauten Steine auf die Lastwagen verladen.

Heute ist der Steinbruch Riepel eine sogenannte Altholzinsel, also ein Waldstück, in dem auf die Nutzung der Bäume zugunsten der Artenvielfalt verzichtet wird. Aus einer industriellen Wunde in der Landschaft wurde im Laufe der Zeit eine wertvolle Naturlandschaft mit einer Vielzahl von Tieren, die es in Wirtschaftswäldern nicht mehr gibt.

Anders gesagt: Wunden können Heilen. Aus Zerstörung kann neues Leben entstehen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 21. Januar 2024

Genusstag

Ein Zitat

Ein Mann geniesst die wärmenden Sonnenstrahlen, während er mit seinem Hund vor der Post wartet.
Foto © Jörg Niederer
"Geniesse, was dir Gott beschieden, entbehre gern was du nicht hast. Ein jeder Stand hat seinen Frieden, ein jeder Stand auch seine Last." Johann Fürchtegott Gellert (1715-1769)

Ein Bibelvers - Prediger 3,11

"Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein als Ausgleich für seine ganze Arbeit. Denn auch dies ist eine Gabe Gottes."

Eine Anregung

Sonntage sind da, um das Leben zu geniessen. Sonntage bieten Momente, in denen wir unsere Batterien aufladen können. (Wobei, während ich das schreibe, denke ich mir: Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas je einmal schreiben würde. Welche Batterien? Menschen sind doch keine Taschenlampen oder Mobiltelefone. Menschen haben keine Batterien.)

Zurück zu den Sonntagen. Die sind auch da, um zu essen und zu trinken. Diesen Sonntag werden wir das nach dem Gottesdienst ausgiebig tun. Es gibt Raclette in der Methodistenkirche St. Gallen. Um 10.15 Uhr beginnt der Gottesdienst an der Kapellenstrasse 6 (Es wird um die Freiheit gehen). Das Essen folgt etwa 75 Minuten später. Alle sind herzlich eingeladen. Ich freue mich. Das wird ein richtiges Fest, ein richtiger Genuss. Ein Sonntagsgenuss.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 20. Januar 2024

Im Zentrum der Macht

Ein Zitat

Seit 100 Jahren steht das United Methodist Building als einziges Nichtregierungsgebäude auf dem Capitol Hill in Washington DC.
Foto © Jörg Niederer
"Es ist ein Tag, an dem wir uns erneut verpflichten, das Werk zu vollenden, das Martin Luther King nicht vollendet hat." Coretta Scott King am 19. Oktober 1983 bei einer Rede im United Methodist Building

Ein Bibelvers - Kolosser 3,23+24

"Was immer ihr tut, das tut von Herzen. Tut es für den Herrn und nicht für die Menschen."

Eine Anregung

In Stein gehauen steht über dem Eingang zum United Methodist Building die Zahl 100. Nur einmal erreicht ein Gebäude das Alter seiner Hausnummer. 1923 begannen die Bauarbeiten in direkter Nachbarschaft zum Capitol in Washington DC. 1924 wurde das fünfstöckige Haus vollendet und seinem Zweck zugeführt.

Das United Methodist Building ist ein Unikat. Es ist das einzige Nichtregierungsgebäude auf dem Capitol Hill. In weiterer Nachbarschaft befindet sich der Supreme Court. Anfänglich wirkte von diesem Gebäude aus die Abstinenzbewegung der Methodistenkirche. Heute findet sich darin das General Board of Church and Society. Von seinen Räumen gingen unzählige Demonstrationen und Vorstösse aus. Im Kapellenraum hielt am 19. Oktober 1983 Coretta Scott King, die Witwe des ermordeten Martin Luther Kings eine wegleitende Rede. Von hier aus wird auf der Basis des christlichen Glaubens politisch und ethisch gehandelt und die Kirche in ihrem Wirken unterstützt. 

Anlässlich des Jubiläums wurde ein Film gedreht über das United Methodist Building und seine Bedeutung für die weltweite Kirche. Er ist in einfachem Englisch gehalten. Viele der Menschen, die darin zu Wort kommen, kenne ich aus der Zeit, als ich als europäischer Vertreter regelmässig an den Tagungen des zuständigen Aufsichtsorgans dabei sein durfte.

Schön, dass es dieses Haus gibt und die Arbeit, die darin getan wird!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 19. Januar 2024

Es war magisch

Ein Zitat

Ein defekter Schirm als Installation auf einem Gehsteig in Frauenfeld
Foto © Jörg Niederer
"Magie ist keine Zauberei. Es sind die wundervollen Momente im Leben die uns geschenkt werden und uns magisch vorkommen." Sylar Wax (Produzent von Zaubertricks)

Ein Bibelvers - 2. Mose 9,23

"Mose reckte seinen Stab zum Himmel empor. Da ließ der Herr es donnern und hageln. Blitze fuhren auf die Erde, und der Herr ließ Hagel auf Ägypten fallen."

Eine Anregung

Von weitem sah es in der Dunkelheit aus, als würde ein zusammengeklappter Schirm mit dem Knauf nach unten wenige Zentimeter über dem Boden schweben. Von weitem nicht zu sehen waren die dünnen Drahtstreben, die den Schirm in dieser Position hielten. Mit jedem Schritt auf die Installation zu schwand aber dieser magisch wirkende Eindruck und machte der schnöden Realität Platz. Beim schwebenden Schirm handelte es sich nicht um Harry-Potter-Zauberei, sondern lediglich um Littering. Am Abend hing dann der defekte Schirm in der Hecke. Nur noch Abfall, ganz sicher nicht mehr Kunst.

Schade, schwebend hat er mir besser gefallen. Die Wirklichkeit ist halt oft banaler, schnöder, langweiliger, hässlicher. Soll ich mir da nicht die Illusion erhalten, statt den Dingen auf den Grund gehen? Mir scheint, dass viele Verschwörungsgläubige genau das tun. Sie wollen nicht richtig hinsehen, weil das dazu führen würde, dass der Zauber des Besonderen schwindet.

Ich habe in meinem Leben erfahren, dass mit dem genauen Hinschauen und in der Folge der End-Täuschung beim vermeintlichen Wunder ein wirkliches Staunen folgt. Gerade auch in der Theologie und bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Bibel habe ich meinen Glauben nicht verloren, sondern neu, tiefer und erfüllender gefunden. Es lohnt sich halt schon, den Kopf nicht in den Sand zu stecken (was übrigens auch Straussenvögel nie tun würden). Allein schon die Vorstellung vom Sand in Mund und Augen... 

Heute will ich mich verzaubern lassen von der wirklichen Welt. Das ist nicht sonderlich schwierig an diesem Tag, sieht doch der frische Schnee, der sich über alles gelegt hat, einfach magisch aus.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 18. Januar 2024

Unbewusste Gefahren

Ein Zitat

Ein Stockentenpärchen schläft friedlich unter den über ihnen hängenden spitzen Eiszapfen.
Foto © Jörg Niederer
"Durch Zutrauen entsteht Leistung." Johannes Grützke (1937-2017), deutscher Maler und Grafiker

Ein Bibelvers - 1. Korinther 13,3

"Stellt euch vor: Ich verteile meinen gesamten Besitz. Oder ich bin sogar bereit, mich bei lebendigem Leib verbrennen zu lassen. Wenn ich keine Liebe habe, nützt mir das gar nichts."

Eine Anregung

Das Stockentenpärchen ist sich der über ihm drohenden Gefahr nicht bewusst. Die spitzen Eiszapfen könnten die Vögel ernsthaft verletzen. 

Auch Menschen sind sich oft alltäglicher Gefahren nicht bewusst. Manche dieser Gefahren kommen von falschen Erwartungen. Ansichten können verletzen; selbst wenn sie weitverbreitet geteilt werden.

Im Buch "Mit 50 Euro um die Welt" schreibt Christopher Schacht über eine Begegnung im Zen-Kloster. Im Gespräch mit einem Klosternovizen sagt dieser: "'Jeder muss selbst etwas tun, um weiterzukommen. Auch im Christentum geht es doch darum. Gutes tun, Gebote halten und so.'
'Das denken viele', stimmte ich ihm zu. 'Aber es ist tatsächlich ganz anders. Beim Christsein geht es nicht darum, Gutes zu tun oder Regeln zu erfüllen, sondern es geht zuallererst um eine Beziehung mit Gott. Und dadurch, dass er uns liebt, wächst in uns dann der Wunsch und auch die Kraft, Gutes zu tun. Ich bin sicher, dass nichts uns so sehr verändert wie Liebe. Und nichts schenkt uns so viel Frieden wie das Wissen, geliebt zu sein.'
Es folgte eine tiefe Stille. Meine Worte hallten in meinem eigenen Kopf noch etwas nach. Ich glaube wirklich, dass die tiefe Sehnsucht nach Liebe die Antriebsfeder für das meiste ist, was wir tun. Und dass wir sehr viel Zeit damit verbringen, uns Liebe und Anerkennung mit Leistung oder guter Performance verdienen zu wollen. Komisch, kaum einer denkt, dass man echte Liebe mit Geld kaufen kann. Warum dann mit Leistung?"

Die unbeachtete Gefahr: Mit Leistung Liebe kaufen zu wollen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 17. Januar 2024

Liebens- und Leidensgeschichten im Spitalalltag

Ein Zitat

Kunstvolles Kreuz in der Kapelle des Kantonsspitals St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Wenn ich ganz jung gewesen wäre, hätte es mich überfordert. Diese Dichte. Wir haben bis zu drei Todesfälle pro Tag. Als ich als Spitalseelsorger begonnen habe, hatte ich in der ersten Woche schon so viele [Todesfälle], wie davor in 20 Jahren [im pastoralen Dienst]." Spitalseelsorger Sepp Koller im Fadegrad-Podcast

Ein Bibelvers - Jeremia 17,14

"Heile mich, Herr, dann bin ich geheilt! Hilf mir, dann ist mir geholfen! Denn du bist der Grund für mein Lobgebet."

Eine Anregung

"Fadegrad, der Podcast, der fragt, warum Menschen tun, was sie tun und wie sie geworden sind, wer sie sind" thematisiert im neusten Beitrag die Spitalseelsorge am Kantonsspital St. Gallen. Dabei kommen der katholische Seelsorger Sepp Koller und die evangelische Seelsorgerin Maja Franziska Friedrich ausgiebig zu Wort. Letztere ist in methodistischen Kreisen keine Unbekannte, war sie doch längere Zeit selbst als Pfarrerin in der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz tätig.

Gastgeberin Ines Schaberger gelingt es gut, mit den beiden Pfarrpersonen den Geheimnissen und Anforderungen der Spitalseelsorge auf die Spur zu kommen. So erfährt man, was es mit den Liebeserklärungen am Sterbebett auf sich hat, wie man auf nicht ganz legalem Weg zu dieser Aufgabe kommt, warum die Spitalkapelle etwas Besonderes ist, welche Segensworte am Sterbebett gesprochen werden und vieles mehr. 

Hier geht es zu diesem anregenden Podcast.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 16. Januar 2024

Kristallisationsenthalpie

Ein Zitat

Ein in Eis eingefrorene Heckenpflanze am Bodenseeufer bei Romanshorn.
Foto © Jörg Niederer
"Mögen die Regentropfen sanft auf dein Haupt fallen. / Möge der weiche Wind deinen Geist beleben. / Möge der sanfte Sonnenschein dein Herz erleuchten. / Mögen die Lasten des Tages leicht auf dir liegen. / Und möge unser Gott dich hüllen in den Mantel seiner Liebe." Irischer Segen

Ein Bibelvers - 1. Petrus 4,8

"Haltet vor allem mit Ausdauer an der Liebe zueinander fest! Denn die Liebe deckt viele Sünden zu."

Eine Anregung

Man glaubt es kaum, aber Pflanzen, in Eis eingefroren, haben es wärmer, als wenn sie an der Luft den Minusgraden trotzen müssten. Das liegt an der Kristallisationsenthalpie (Enthalpie kommt von einem altgriechischen Wort, das "darin erwärmen" bedeutet). Damit ist eine physikalischer Vorgang bezeichnet, der auftritt, wenn ein Stoff ohne die Temperatur in einen anderen Aggregatzustand übergeht. Also etwa dann, wenn Wasser zu Eis gefriert während es sich dabei ausdehnen kann. Bei diesem Prozess wird Wärme abgegeben. Diese Wärme hält nun die eingefrorenen Pflanzenteile konstant bei 0 Grad Celsius, auch wenn die umgebende Lufttemperatur viel kälter ist. So werden etwa im Obstbau die empfindlichen Blüten vor Frost geschützt.

Pflanzen im Eismantel sehen zauberhaft schön aus. Wie Kristalle mit Innenleben. Ein weiteres kleines Wunder der schöpferischen Fürsorge Gottes.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 15. Januar 2024

Übersehen

Ein Zitat

Grosse Brachvögel in einer Wiese bei der Badeanstalt Holzenstein.
Foto © Jörg Niederer
"Es gibt überall Blumen für den, der sie sehen will." Henri Matisse (1869-1954)

Ein Bibelvers - Johannes 3,3

"Jesus antwortete: 'Amen, amen, das sage ich dir: Nur wenn jemand neu geboren wird, kann er das Reich Gottes sehen.'"

Eine Anregung

Auf der Strecke zwischen Romanshorn und Uttwil liegt das Seebad Holzenstein. In der eisigen Kälte sind nur wenige Menschen unterwegs. Ein Anwohner aus einem der Häuser direkt am Ufer führt seine zwei Hunde spazieren.

Meiner Frau fallen krähengrosse Vögel auf, die in einiger Entfernung immer wieder gemeinsam auffliegen und in der Wiese landen. Es sind Grosse Brachvögel, die am Bodensee überwintern. Früher konnte man die melodiös rufenden Schnepfen weitherum hören. Noch 2002 brüteten 500 Paare in der Schweiz. Heute weiss man von keiner einzigen Brut mehr im ganzen Land. Der Grosse Brachvogel steht auf der roten Liste, ist vom Aussterben bedroht. Um so überraschter waren wir, einen Trupp dieses charakteristischen Vogels auf dem unscheinbaren Feld zwischen den Häusern anzutreffen.

Beim Weitergehen sprechen wir mit dem Anwohner über seine Hunde, und ich frage ihn, ob es hier regelmässig Brachvögel gebe. Immerhin wohnt er direkt an dieser Wiese. Doch er schaut mich nur fragend an. Vögel interessieren ihn nicht, und so hat er sie wohl auch noch nie beachtet, obwohl sie doch recht gross sind.

Wieder einmal denke ich darüber nach, was ich wohl alles in meinem direkten Umfeld übersehe; aus Gewohnheit, aus Desinteresse, weil ich es nicht sehen will. Was verbirgt sich direkt vor meinen Augen, auch vor meinen geistigen Augen? Ich nehme mir vor, heute besonders aufmerksam durch den Tag zu gehen. Durch den Tag, an dem der meteorologische Winter zur Hälfte vorüber ist.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 14. Januar 2024

Ökumenisches OrgelWort

Ein Zitat

Die Gischt vom Bodensee hat ein Baugitter in Romanshorn in eine Eisskulptur verwandelt.
Foto © Jörg Niederer
"Der Zuhörer sitzt quasi mitten in der Orgel drin..." Zitat des Orgelbauers der neuen Orgel in St. Laurenzen, St. Gallen

Ein Bibelvers - Psalm 81-1-2

"Für den Chorleiter, zu spielen auf dem Musikinstrument aus Gat. Von Asaf. Jubelt Gott zu, er ist unsere Stärke, lasst den Gott Jakobs hochleben!"

Eine Anregung

Heute Sonntag finden landauf, landab die Gottesdienste der Allianzgebetswoche statt. Ich werde an der Feier in der Evangelischen Kirche Weinfelden beteiligt sein. Alle sind um 10.00 Uhr herzlich dazu eingeladen.

Am Abend findet aber noch ein weiterer bemerkenswerter Anlass statt. Zum 2. Mal wird in St Gallen das Ökumenische OrgelWort durchgeführt. Dieser Anlass beginnt um 17 Uhr in der Kathedrale, und endet eine Stunde später in St. Laurenzen. Orgelklänge gliedern und tackten die Zeiten in den beiden Kirchen. Texte, gelesen von Beteiligten aus der Römisch-katholischen, der Christkatholischen, der Reformierten und der Evangelisch-methodistischen Kirche, ergänzen die Klänge.

Über die Qualität der Orgel in der Kathedrale muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Anders bei der Goll-Orgel in St. Laurenzen. Seit vergangenem Jahr findet sich dort die weltweit einzige quadrophonische Orgel. Sie verspricht einen ausserordentlichen Hörgenuss.

Nach der Zeit in den beiden Kirchen kann man sich bei heissen Marronis unterhalten und den Abend ausklingen lassen.

Aber was hat die Fotografie mit dem OrgelWort zu tun? Nun, die Gischt des Bodensees hat ein Baugitter in eine Eisskulptur verwandelt. Mit ihren aufgereihten Eiszapfen erinnert sie mich entfernt an einen lichtdurchfluteten, eisigen Orgelprospekt.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 13. Januar 2024

Karl Barth und die Liebe

Ein Zitat

Dekoherzen
Foto © Jörg Niederer
"Ja, Jesus liebt mich, / ja, Jesus liebt mich, / ja, Jesus liebt mich, / die Bibel sagt mir dies." Refrain vom Lied "Jesus liebt mich ganz gewiss..."

Ein Bibelvers - Johannes 15,12

"Das ist mein Gebot: Ihr sollt einander lieben – so wie ich euch geliebt habe."

Eine Anregung

Manfred Marquardt lehrte mich einst vor Jahren systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Reutlingen. In der neusten Zeitschrift "Unterwegs" erinnert er sich in einem Beitrag zur Jahreslosung an eine Geschichte, die in Basel spielte. Ich zitiere: 

"Vor einigen Jahren erzählte mir jemand von einem Gespräch, das Karl Barth, der weltbekannte Theologe und evangelische Pfarrer, mit einer einfachen Frau geführt hat. Gegen Ende seines Lebens lag er als Patient im Basler Krankenhaus Bethesda, als eine Diakonisse sich ein Herz fasste und ihm eine überraschende Frage stellte, die sie anscheinend schon länger mit sich trug. 'Lieber Herr Professor', sagte sie, 'Sie haben viele Bücher geschrieben, können Sie mir einfacher Krankenschwester sagen, was die wichtigste Erkenntnis ihres Nachdenkens ist?' Karl Barth antwortete nach einer Weile: 'Jesus liebt mich ganz gewiss, denn die Bibel sagt mir dies.'"

Das Lied, das ich einst von meiner Mutter lernte, kann auf Youtube in verschiedenen Varianten angehört werden. Es stammt im englischsprachigen Original von Anna Bartlett Warner, welche es 1859 veröffentlichte. Ein altes Lied also, und doch drückt es aus, worauf wir bauen können: Jesus, ja Gott liebt uns. Das dürfen wir glauben, denn es ist vielfach bezeugt.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 12. Januar 2024

Das Geburtstagsmysterium

Ein Zitat

Geburtstagstorte vom Beck Meier in Bäretswil.
Foto © Jörg Niederer
"Das Geheimnis des Glücks ist, statt der Geburtstage die Höhepunkte des Lebens zu zählen." Mark Twain (1835-1910)

Ein Bibelvers - Matthäus 14,6+7

"Der Geburtstag von Herodes wurde gefeiert. Da tanzte die Tochter von Herodias vor den Gästen. Herodes war begeistert. Deshalb versprach er ihr feierlich: 'Ich gebe dir, was immer du willst!'"

Eine Anregung

Bei über 800 Facebook-Freundinnen und Freunde gibt es fast an jedem Tag des Jahres mindestens eine Person, welcher ich zum Geburtstag gratulieren kann. Um so irritiert ist es, wenn dann gleich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen keine Person ihr Wiegenfest begeht. In meinem Fall war das am 10. und 11. Januar so. Warum, weiss ich nicht; ein Geburtstagsmysterium. 

Mich hätte es nicht gewundert, wenn niemand am 29. Februar Geburtstag hätte. So viele können es ja nicht sein an diesem nur alle vier Jahre vorkommenden Tag. Und dass der September der geburtenstärkste Monat ist, wundert mich auch nicht. Die Zeugung fällt dann ja in den Winter.

Wen es nun noch interessiert, wie viele Menschen in Österreich an welchen Tagen Geburtstag feiern, kann das auf folgender Webseite herausfinden. Achtung, der Januar heisst dort Jänner. 

Wenig attraktiv ist der (angenommene) Geburtstag von Jesus. Am 24. oder 25. Dezember ist die Geburtenrate tiefer als sonst. 

Die Bibel berichtet übrigens nur über die Geburtstagsfeiern von zwei Personen. Einer davon ist der Pharao (1. Mose 40,20) der andere ist Herodes (Matthäus 14,6). Letzterer kostete Johannes dem Täufer den Kopf. Der Geburtstag des Pharaos war für dessen Mundschenk ein Segen und für den Hofbäcker ein Fluch. Aber lest am besten selbst (1. Mose 40,20-22).

Angesichts dieses Befundes wünscht man sich fast noch mehr Tage, an denen niemand Geburtstag feiert.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 11. Januar 2024

Schnee und Beckenbauer

Ein Zitat

Schnee auf dem Fensterbrett des Büros in St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Die Jugend will halt stets mit G'walt / in allem glücklich sein; / doch wird man nur ein bisserl alt, / dann find't man sich schon drein." Aus dem Hobellied von Ferdinand Raimund

Ein Bibelvers - 1. Johannes 2,17

"Diese Welt und ihre Gier vergehen. Aber wer tut, was Gott will, bleibt in Ewigkeit mit ihm verbunden."

Eine Anregung

Schneeflocken sind kleine Wunderdinge. Im Kern bestehen sie aus Eiskristallen, die aufgrund von Feuchtigkeit und Temperatur wachsen und sich verbinden. So entstehen diese immer sechseckigen Strukturen, die bis zu einem halben Zentimeter gross werden können. 

Allerdings soll es keine zwei identische Schneeflocken geben. Jede Schneeflocke sei ein Unikat und komme über Zeit und Raum hinweg nur einmal vor auf der Welt.

Da frage ich mich: Mit welcher Sicherheit kann das gesagt werden? Es entstehen und vergehen ja jeden Tag Milliarden von Schneeflocken, und das schon seit Millionen von Jahren. Wer will da mit letzter Sicherheit sagen, dass es nicht irgendeinmal in dieser Abfolge von Zeit und Raum doch zwei identische aussehende Schneeflocken gegeben hat? Dass man bis jetzt diese Schneeflockenzwillinge nicht gefunden hat, könnte ja auch daran liegen, dass man nicht intensiv genug danach geforscht hat.

Eine solche Aussage, dass es etwas nicht gibt, ist ja schon an sich eine Behauptung, die ständig in der Gefahr steht, dass genau das was es nicht geben soll, dann doch irgendwo und irgendeinmal entdeckt wird. Kann man überhaupt guten Gewissens sagen, dass es etwas nicht gibt? Viel einfach ist es, eine Sache, die es gibt, zu konstatieren. Und doch gibt es sogar Menschen, die nicht glauben, was offensichtlich ist: Etwa, dass die Erde eine Kugel ist. Was es nicht alles gibt?

Sind etwa Leugnen und Wissen erkenntnistheoretische Geschwister, Zwillingen, die sich mehr gleichen, als dass sie voneinander abweichen? Wie heisst es doch im berühmten Hobellied (Hier von Peter Alexander gesungen): "Da streiten sich die Leut' herum / oft um den Wert des Glücks; / der Eine heißt den Andern dumm, / am End' weiß keiner nix."

Zurück zu den Schneeflocken. In ihrer einmaligen Feinstruktur existieren sie nur eine kurze Zeit, solange sie sich in der Luft befinden. Doch einmal auf dem Boden angekommen, werden sie wieder zu Wasser, oder verbinden sich mit vielen anderen Schneeflocken zu einer Schneedecke oder zu Eis, verlieren unter dem Druck von Ihresgleichen ihre einmalige Form. Aus Unikaten wird eine Masse, in der nicht mehr die einzelne Schneeflocke zählt, sondern der Verbund tausender und abertausender dieser Eiskristalle. Im Hobellied wird diese Entwicklung (auf die Menschheit bezogen) so beschrieben: "...das Schicksal setzt den Hobel an / und hobelt alle gleich".

Oder noch einmal anders gesagt: Jetzt wo Beckenbauer tot ist, bin ich im Vergleich zu ihm und allein aufgrund der Tatsache, dass ich noch lebe, der bessere Fussballspieler von uns zweien. Individualität, Einmaligkeit zählt halt nur für die kurze Dauer, in der wir uns Schneeflocken gleich durch Zeit und Raum bewegen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 10. Januar 2024

Das Fundament im Leben

Ein Zitat

Beim Bundeshaus in Bern.
Foto © Jörg Niederer
"Ich würde jetzt heute sagen, diese befreiende Dimension habe ich viel stärker in der Methodistenkirche erlebt..." Eric Nussbaumer, Nationalratspräsident

Ein Bibelvers - Galater 5,13

"Brüder und Schwestern, ihr seid zur Freiheit berufen! Aber benutzt eure Freiheit nicht als einen Vorwand, um eurer menschlichen Natur zu folgen. Dient euch vielmehr gegenseitig in Liebe."

Eine Anregung

Das Bundeshaus ist seit gut 16 Jahren Wirkort von Eric Nussbaumer. In den Perspektiven von Radio SRF 2 Kultur hat nun der aktuelle Nationalratspräsident sich auch zu seinem Glauben und seiner Zugehörigkeit zur Methodistenkirche geäussert. Dabei wird deutlich, wie stark geprägt der SP-Mann von einer christlichen Grundhaltung her politisiert. Pointiert äussert er sich: "Kirche muss uns helfen, das Leben gemeinsam zu meistern. Sonst hat sie keine Berechtigung." Über den Glauben selbst meint er: "Der christliche Glaube hat eine persönliche Dimension. Er hat aber immer auch eine zwischenmenschliche, gesellschaftliche Dimension. Und das versuche ich auch heute noch immer so zu praktizieren."

Auch interessant ist, wie wohlwollend der Sender im Zusammenhang mit dem Interview den Methodismus beschreibt.

Mir hat dieses Gespräch mit Eric Nussbaumer Mut gemacht. Mut, politisch aus dem Glauben heraus die Gesellschaft und die Schweiz mitzugestalten.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 9. Januar 2024

Vermitteln und übersetzen

Ein Zitat

Frucht eines Perlpilzes.
Foto © Jörg Niederer
"Ein friedfertiger Mensch nützt mehr als ein gelehrter." Thomas a Kempis (1380-1471)

Ein Bibelvers - Galater 2,8+9

Paulus: "Denn Gott hat Petrus befähigt, Apostel für die Menschen jüdischer Herkunft zu sein. Genauso hat er mich befähigt, Apostel für die Völker zu sein. Die maßgebenden Leute erkannten, welche Gnade mir Gott erwiesen hatte."

Eine Anregung

Ich weiss, das ist kein Fliegenpilz. Wohl eher ein Perlpilz, wobei ich da die verschiedenen Sorten nicht unterscheiden kann und auch gar nicht sicher bin, dass es wirklich auch ein Perlpilz ist. Mir gefällt, wie er mit aller Kraft dem Licht zustrebt, dabei die Blätter zur Seite drückt und sich Raum verschafft.

Pilze haben aber noch ganz andere Fähigkeiten. Und da geht es nun wieder um den Fliegenpilz, von dem ich hier schon einmal geschrieben und ein Foto gezeigt habe. In der neusten Sonntagzeitung erzählt der Forstingenieur und Bestsellerautor Ernst Zürcher, wie Bäume miteinander kommunizieren und über den Tod hinaus zusammenarbeiten. Das gelte nicht nur unter Bäumen der selben Art. 

Ich zitiere: "Auch ein Pilz kann mehrere Arten kolonisieren. Nehmen Sie zum Beispiel den Fliegenpilz. Er verbindet sich mit der Birke ebenso wie mit der Waldkiefer. Dank einem Pilz kann sich also sogar ein Nadelbaum mit einem Laubbaum austauschen. Deshalb sollte man diese beiden Arten in einem Wald mischen..."

Der Pilz leistet Übersetzungsarbeit. Er vermittelt zwischen Laub- und Nadelbaum. Der Pilz ist wie die App, die mich mit fremdsprachigen Menschen plaudern lässt. Überall dort, wo die Verständigung schwierig ist, sollte es Menschen geben, die wie diese Pilze sind. Menschen die versöhnen, vermitteln und zwischen den Kulturen übersetzten. 

Zuletzt noch das: Wer hätte gedacht, dass ich mir einmal einen Fliegenpilz als Vorbild nehme?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 8. Januar 2024

Noch ein letztes Mal Weihnachten

Ein Zitat

Ausschnitt aus dem Glasfenster von August Wanner in der Pfarrkirche St. Pankratius in Bolligen zur Geburts- und Jugendgeschichte von Jesus: Die heilige Familie.
Foto © Jörg Niederer
"Auf der ganzen Welt feiern Orthodoxe Christen Weihnachten. Ihr 25. Dezember, berechnet nach dem dem julianischen Kalender, beginnt mit der Mitternacht vom 6. auf den 7. Januar des allgemein benutzten gregorianischen Kalenders." Quelle: Euronews

Ein Bibelvers - Jesaja 1,3

"Ein Ochse kennt seinen Besitzer und ein Esel die Futterkrippe seines Herrn."

Eine Anregung

Gestern feierte ein Teil der orthodoxen Welt das Weihnachtsfest. Bei uns wartet immer noch ein angebrochener Dreikönigskuchen auf den dazugehörigen König oder die dazugehörige Königin. Untrügliche Zeichen, dass die Weihnachtszeit nun wieder für ein Jahr ein Ende finden wird. Das Foto von der Heiligen Familie aus der Kirche St. Pankratius in Bolligen will noch einmal an die Geburt des Erlösers erinnern.

Zum Dreikönigskuchen folgen hier einige Gedanken von einer Berufskollegin, der Pfarrerin Nicole Becher. Ihr fiel in der Bahn ein weggeworfener kleiner Plastikkönig auf, wie er in die Dreikönigskuchen gesteckt wird. Dazu schreibt sie auf Facebook:

"Auch in diesem Jahr Gedanken aus der SBB: ein einsamer König auf dem Weg nach...? Wer ist nicht vielleicht alles auf dem Weg heute und ich sehe in dieser Person nur jemanden, der alleine irgendwo hinreist? Dabei handelt es sich um einen König, eine Königin - einen Menschen, der die für andere Verantwortung übernimmt, sich einsetzt und zurücknimmt, immer wissend, dass auch er sie lebt aus der Liebe Gottes. Den einsamen König habe ich vom Boden genommen und so gelegt, dass er nicht mit Füssen getreten wird. Das ist das mindeste, was ich tun kann."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen