Ein Zitat
"Der Mistkäfer ist in den Augen seiner Mutter eine Schönheit." SprichwortFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 105,34
"Auf seinen [Gottes] Befehl kamen Heuschrecken und Ungeziefer in zahlloser Menge."
Eine Anregung
Behaarte Beine, Beisszange, grüner Anzug, grosse, aufmerksame Augen: Nein, das ist kein Handwerker auf Montage. Das ist ein Feld-Sandlaufkäfer. Jetzt, ab April kann man sie mit etwas Glück an trockenen warmen Standorten entdecken. Mit ihren spitzen Zähnen an der Kieferzange bewaffnet jagen sie nach Ameisen, Insekten und Spinnen. Auf der Flucht fliegt der Feld-Sandlaufkäfer ein kurzes Stück und setzt sich dann wieder in Blickrichtung Angreifer nieder.
Die Bibel kennt Käfer fast nur als Schädlinge. "Ungeziefer" werden sie genannt. Ursprünglich bezeichnete das althochdeutsche Wort "zebar" Opfertier. "unzebar" war folglich ein nicht für das Opfern geeignetes Tier. Heute ist nicht nur diese Wortbedeutung verloren gegangen. Auch opfern wir genau diese Tiere, denen wir nur wenig bis keinen Wert zumessen, zu Tausenden. Wir mögen so zivilisiert sein, dass wir keine rituellen Tieropfer mehr darbringen. Das müssen wir auch nicht. Denn unser Lebensstil ist ein unablässiges Opfern an Tieren, Pflanzen, und Lebensraum. Im Vergleich zur sogenannt vernunftbegabten Menschheit ist der Feld-Sandlaufkäfer geradezu ein netter Zeitgenosse.
Mindestens 505 verschiedene Laufkäfer soll es in der Schweiz geben. An manchen Tagen sehe ich von ihnen vielleicht 7-10 verschiedene Arten. An anderen Tagen läuft mir nicht einer über den Weg. Ich habe noch vieles nicht gesehen, was da um mich herum geschieht. Manches wird mir für immer verborgen bleiben. Das ist Grund genug, demütig zu werden, und rücksichtsvoller mit der Erde und allen Bewohnerinnen und Bewohnern umzugehen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen