Montag, 28. Februar 2022

Hinterlassenschaften von Armeen in der Schweiz

Die Schlachtkapelle auf dem Stoss
Foto © Jörg Niederer
Ein Zitat

"Die Tat ist vergangen, die Denkmäler bleiben." Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.)

Ein Bibelvers - 2. Mose 15,1

"Damals sangen Mose und die Israeliten dieses Lied für den Herrn: Ich will für den Herrn singen: Hoch und erhaben ist er, Rosse und Wagen warf er ins Meer."

Ein Anregung

Wie stark in der Schweiz die Armee verankert ist, sieht man an den über 900 militärischen Denkmälern. In einem Inventar der Armee dazu werden Schlachtendenkmäler, Aktivdienstdenkmäler, Truppendenkmäler, Denkmäler für fremde Truppen, Unglücksdenkmäler, Personendenkmäler und Spezialdenkmäler (z.B. als die Armee am 9. November 1932 in Genf auf linke Aktivistinnen und Aktivisten schoss, und dabei 13 Menschen tötete und 65 verletzte; oder auch der Einsatz von Armeeangehörige bei der Bekämpfung von Corona) unterschieden. Bei Swisstopo kann man sie alle auf einer Landeskarte abrufen. Zu jedem Denkmal gibt es auch eine ausführlichere Webseite. Als Beispiel sei auf die Schlachtkapelle am Stoss verwiesen.

Ich finde interessant, was es da unter diesen Formen des Erinnerns alles zu finden gibt. Zugleich hoffe ich, dass es irgendeinmal auch ein Denkmal geben wird, das an das Ende aller bewaffneten Feindseligkeiten erinnert und an die Abschaffung aller Armeen und Waffen auf dieser Erde.

Wenn wir schon mit der Schlachtkapelle auf dem Stoss im Kanton Appenzell sind: Die evangelisch-reformierten Appenzeller Kirchen werden am Mittwochabend, 2. März, um 18.30 Uhr vor den meisten ihrer Kirchen für das Ende des Kriegs in der Ukraine beten. Zum Teil werden diese Gebete in ökumenischer Weise stattfinden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Sonntag, 27. Februar 2022

Stoppt den Krieg, schafft Frieden!

Ein Zitat

Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine vom 26. Februar 2022 beim Bahnhof in Bellinzona
Foto © Jörg Niederer
"Ich weiss nicht, ob jemals ein Krieg dermassen glücklich ausging, dass ein verständiger Sieger das Unternehmen darauf nicht bereut hätte." Erasmus von Rotterdam (1466-1536)

Ein Bibelvers - 5. Mose 30,15+19

"Siehe, ich stelle dich heute vor die Entscheidung zwischen Leben oder Tod, zwischen Glück oder Unglück… Wähle das Leben, damit ihr lebt, du und deine Nachkommen!"

Ein Anregung

Ich durfte einige Jahre im Aufsichtsorgan des General Board of Church and Society (GBCS) der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche mitwirken. Nun hat diese Kirchenbehörde Stellung genommen zum Krieg in der Ukraine. Im folgenden eine deutschsprachige Übersetzung des Wortlauts. 


Stoppt den Krieg, schafft Frieden! 

"Halte dich fern vom Bösen und tue Gutes! Suche den Frieden und setze dich dafür ein!" (Psalm 34,15). 
Das General Board of Church and Society der weitweiten Evangelisch-methodistischen Kirche schließt sich der internationalen Gemeinschaft an und verurteilt die militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine und die Verletzung des Völkerrechts. Wir fordern die sofortige Einstellung aller militärischen Kriegshandlungen in der Ukraine, damit eine gerechte und friedliche Lösung gefunden werden kann. 
Mit tiefer Besorgnis appellieren wir an alle Konfliktparteien, diplomatische Möglichkeiten auszuloten. Wir sollen und müssen - auch wenn die Feindseligkeit bereits wütet - Leben, Existenzgrundlagen und wertvolle Ressourcen vor größeren Gefahren schützen. 
Die Evangelisch-methodistische Kirche glaubt, dass "Krieg mit der Lehre und dem Beispiel Christi unvereinbar ist... Wir bestehen darauf, dass es die oberste moralische Pflicht aller Staaten ist, gemeinsam daran zu arbeiten, alle zwischen oder unter ihnen aufkommenden Konflikte mit friedlichen Mitteln zu regeln." (Soziale Grundsätze der EMK 2016, Kirchenordnung, Par. 165/C)
Wir verstehen wohl nicht sofort die ganze Tragweite an Schmerz, Leid und Verlust, den dieser Konflikt den Völkern der Ukraine und Russlands zufügt. Aber wir sind uns sicher, dass alle Menschen gleichermassen vom barmherzigen Gott geliebt werden.
Unsere Gebete gelten allen Menschen, die in Gefahr sind, einschließlich der Zivilbevölkerung, der Kinder, der älteren Menschen, der Behinderten und der Vertriebenen. Wir beten für alle, die Führungsverantwortung tragen, genauso wie auch für Menschen, die in Angst leben und ins Kreuzfeuer geraten sind. Wir betrauern den Verlust von Menschenleben. Und wir bitten um Unterstützung für alle Organisationen, die umfassende humanitäre Hilfe möglich machen, und auch für diejenigen Menschen, die Zuflucht und Asyl suchen.
In den tiefgründigen Worten der Bibel, im 5. Buch Mose (30,15+19) heißt es: "Siehe, ich stelle dich heute vor die Entscheidung zwischen Leben oder Tod, zwischen Glück oder Unglück… Wähle das Leben, damit ihr lebt, du und deine Nachkommen!" Lasst uns das Leben wählen. 

Church and Society; 100 Maryland Ave, NE; Washington, DC 20002; Vereinigte Staaten

Original in Englischer Sprache

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Samstag, 26. Februar 2022

Lichtermeer für Frieden

Ein Zitat

Aktivdienstdenkmal zum 1. Weltkrieg im Kantonsschulpark St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Auch an eigenen Waffen kann man sich tödlich verletzen." Michael Marie Jung (*1940)

Ein Bibelvers - Psalm 59,2+3

"Rette mich vor meinen Feinden, mein Gott, beschütze mich, wenn sie mich angreifen! Rette mich vor denen, die Unheil anrichten, hilf mir doch, wenn Menschen nach Blut dürsten!"

Ein Anregung

Sie werden wohl schon bald wieder gebaut. Vielleicht sind es dann Schlachtdenkmäler, heroische Darstellungen von Grausamkeiten. Vielleicht sind es Aktivdienstdenkmäler, Erinnerungen an erzwungenen Widerstand. Ob diese Monumente lügen oder die Wahrheit zeigen, das kommt auf den Standpunkt der Betrachterin, des Betrachters an. Besser wäre es, es gäbe keine dieser pickelharten Steinbilder.

Vielleicht ist die einzige angemessene Antwort weich und verformbar wie der Kerzenwachs. Ein Lichtermeer für Frieden und gegen Gewalt soll heute um 18.00 Uhr vor der Offenen Kirche in St. Gallen ein Zeichen setzen. Noch weitere Anlässe sind geplant, um an der Seite der Menschen zu stehen, die den Frieden suchen, erhoffen, an jedem Ort auf der Welt, und vordringlich in der Ukraine.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Freitag, 25. Februar 2022

Gebet um Frieden

Ein Zitat

Nationalen Monument des 1. Weltkriegs in Verdun, Frankreich
Foto © Jörg Niederer
"Man kann einen Krieg genauso wenig gewinnen wie ein Erdbeben." Jeannette Pickering Rankin (1880-1973), US-amerikanische Politikerin, Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin

Ein Bibelvers - Johannes 14,27

Jesus: "Ich gebe euch meinen Frieden. Ich gebe euch nicht den Frieden, wie ihn diese Welt gibt. Lasst euch im Herzen keine Angst machen und lasst euch nicht entmutigen."

Ein Anregung

Die riesige Grabstätte beim Nationalen Monument des 1. Weltkriegs in Verdun, Frankreich stellt ein Schwert dar, das bis zum Schaft in den Boden gerammt ist. Das Blutvergiessen soll ein Ende haben; das ist die unmissverständliche Botschaft. Doch nun hat einer wieder das Schwert gezogen, und zieht erneut in einen blutigen Krieg. 

Was wir tun können, ist beten und protestieren. Auf den Seiten der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) Schweiz und EMK Deutschland finden sich auch Aussagen der Bischöfe und Verantwortlichen unserer Kirche zum Krieg in der Ukraine. Dem Aufruf zum Gebet kann auch mit den folgenden Worten der Evangelisch-reformierten Kirchen der Schweiz (EKS) gefolgt werden: 

Dreieiniger Gott Der Du die Welt und die Menschheit durch Deinen Sohn versöhnt hast, erbarme Dich Deiner Geschöpfe, die weiterhin Krieg und Tod verbreiten. Wieder wird die Zivilbevölkerung als Geisel genommen und zum direkten Opfer des Machthungers einiger weniger.
Erbarme Dich unser.
Beschütze Dein Volk, wo immer es sich befindet, lass hier und dort die Stimme Deiner Kirche erheben, damit dieser Wahnsinn und diese Verblendung aufhören. Gib uns allen die Kraft und den Mut, nicht in Hass, Ungerechtigkeit und Gewalt zu verfallen. Bewahre uns davor, oberflächlich zu urteilen, lass uns solidarisch mit den Opfern sein. Gib uns die Kraft, in der Wahrheit Deines Friedens zu leben.
Wir bitten Dich für die Menschen in Russland und in der Ukraine, für deren Regierende, für die Gläubigen und Verantwortlichen ihrer Kirchen und Religionsgemeinschaften. Stärke ihre Solidarität und Grossherzigkeit. Wir bitten Dich für unsere Regierungen in Europa und in der Welt, damit sie alles daran setzen, diese Flucht nach vorne zu beenden. Festige das Band des Friedens und der Achtung zwischen den Christinnen und Christen. Schütze sie vor Vorurteilen, Manipulationen und Instrumentalisierung. Gib ihnen Deinen Frieden, Gott, wir bitten Dich, schütze Dein Volk in der Ukraine und in Russland.
Im Namen Christi, Amen

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Donnerstag, 24. Februar 2022

Ein Winzling auf Besuch

Ein Zitat

Oegoconia deauratella, ein Nachtfalter mit Ringelsocken
Foto © Jörg Niederer
"Wer Schmetterlinge lachen hört, / der weiß, wie Wolken schmecken, / der wird im Mondschein / ungestört von Furcht, / die Nacht entdecken." Carlo Karges (1951-2002) schrieb den Text des Nena-Hits 99 Luftballons

Ein Bibelvers - Johannes 12,24

Jesus: "Amen, amen, das sage ich euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht."

Ein Anregung

Der eine Teil des lateinischen Namens teilt das Tierchen sich mit der Goldbrasse oder der Dorade. Doch Oegoconia deauratella ist ein Nachfalter. 

Gestern landete das 5 bis 7 Millimeter grosse Insekt auf einem Lesebuch mit Texten von 135 Schweizer Autorinnen und Autoren und liess sich daselbst bei einem Fotoshooting nicht mehr aus der Ruhe bringen.

Der Winzling mit den gestreiften Strümpfchen trägt keinen deutschen Namen und liess sich auch nicht über die Bilderkennung von Google identifizieren. Selten musste ich so lange suchen, bis ich endlich wusste, mit wem ich es zu tun hatte. Dank einer technisch überholten Webseite von Andreas Haselböck steht nun fest, dass dieses Tierchen, anders als Mehl-, Dörrobst- oder Kleidermotten, meinem Besitz nicht gefährlich werden. Deren Raupen leben und geniessen trockenes Laub. Wir sind also keine Futterkonkurrenten.

Das filigrane Wesen wirkt besonders von vorne in der Vergrösserung respekteinflössend. Wie muss da erst ich auf den Winzling gewirkt haben.

Als Nebenprodukt zu meinen Nachforschungen über diesen Falter bin ich auf ein Liedchen gestossen vom Sprachkünstler Willy Astor.

Sind das nicht Geschenke aus den kreativen Werkstätten von Gott und seinen Geschöpfen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Mittwoch, 23. Februar 2022

Ermutigungen vom Jakobsweg

Ein Zitat

Stefan Zolliker an der Jährlichen Konferenz 2021
Foto © Jörg Niederer
"Es ist möglich, etwas zu tun, das einem zuerst unmöglich erscheint. Auf Füssen einen sehr weiten Weg zugehen..." Stefan Zolliker, Jakobsweg-Pilger

Ein Bibelvers - Markus 9,23b

Jesus: "Alles ist möglich für den, der glaubt."

Ein Anregung

Der Pfarrkollege Stefan Zolliker ist gemeinsam mit seiner Frau den Jakobsweg durch die Schweiz, Frankreich und Spanien gepilgert. Im Rückblich erzählt er nun in täglichen Beiträgen, was ihm auf dem Jakobsweg und danach Mut gemacht hat. "Ankommen" ist das Thema seines Einstands auf dem Youtube-Kanal der Evangelisch-methodistischen Kirche Winterthur.

Um die vier Minuten dauern die Beiträge. Ideal, um sich einen Moment zurückzunehmen und nachzudenken. Etwa darüber, wie es möglich wird, unüberwindbar scheinende Hindernisse zu überwinden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


Dienstag, 22. Februar 2022

Der Religionsgarten von Aarburg

Ein Zitat

Feigenbaum an der Limmat gegenüber der im Stil des Brutalismus erbauten Silos vom Kornhaus Zürich
Foto © Jörg Niederer
"Gärten sind wie gute, alte Freunde. Sie können trösten, beglücken, versöhnen, begeistern." Autorin oder Autor unbekannt

Ein Bibelvers - Hohelied 6,2+11

"Mein Liebster ging in seinen Garten, hinunter zu den duftenden Gartenbeeten. Die Gartenfreuden wollte er genießen und blühende Lilien pflücken... Ins Nussgärtlein ging ich hinunter, um nach den Trieben der Dattelpalme zu sehen. Ich wollte die Knospen am Weinstock betrachten und die zarten Blüten am Granatapfelbaum."

Ein Anregung

Vorbild ist der Bibelgarten in Gossau. Davon schwärmt der Initiator des Aarburger Religionsgartens Markus Bill im Beitrag von Radio Live Channel. Heute Abend findet die Gründung des Vereins statt. 

Nach und nach werden im Garten auf dem alten Friedhof von Aarburg die bereits vorbereiteten Beete angepflanzt und die Samen gesät. Zu finden sein werden Gewächse aus den drei Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam. Damit weitet sich der Blick im Vergleich zum Bibelgarten in Gossau. Sonst wird er viel Ähnlichkeiten haben zum vielbesuchten Vorbild in der Ostschweiz. Wie die Bepflanzung wird auch die Beschriftung im Verlauf der Zeit an Umfang gewinnen. 

Die Evangelisch-methodistische Kirche der Schweiz hat über diesen Bibelgarten schon mehrfach informiert, ist doch der Initiator Markus Bill ein Mitglied der Gemeinde Rothrist. 

Wer in diesem Verein mitwirken möchte, kann sich gerne an Markus K. Bill wenden: Verein Religionsgarten Aarburg, Industriestrasse 2, 4657 Dulliken SO.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Montag, 21. Februar 2022

Selfie-Selbsterkenntnis

Ein Zitat

Selfie beim Schloss Castell
Foto © Jörg Niederer
"Γνῶθι σεαυτόν" (griechisch: Erkenne dich selbst!), Chilon von Sparta, um 556 v. Chr.

Ein Bibelvers - 1. Mose 3,7

"Da gingen den beiden [Adam und Eva] die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie banden Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze."

Ein Anregung

Die beiden jungen Frauen waren in Ausgehlaune und auch entsprechend aufgebrezelt. Sie sassen im Zug, und brachten es nicht über sich, eine Maske zu tragen. Fast Nonstop betrachteten sie sich selbst in ihrem Handy, posierten und knipsten von sich selbst den Speicher voll. 

Selfies haben mitunter schon etwas Narzisstisches. Auch ich fotografiere mich gelegentlich selbst. Etwa auf einer Wanderung. Gemeinsam mit meiner Frau unterwegs soll auch ein gemeinsames Bild entstehen in typischem Handylook, bei dem einerseits irgendetwas besonderes auf dem Foto zu sehen ist (nebst uns) und eine meiner Extremitäten seltsam unnatürlich weggestreckt erscheint. Die Bilder sagen: Wir gehören zusammen, wir haben wieder etwas gemeinsam unternommen, wir haben es gut. Meist ist das dann auch so gewesen.

Erinnerungen wie diese Bilder führen uns wieder zurück zu Stationen unseres Lebens, zeigen Veränderungen, lassen erkennen, wie die Zeit Spuren auf unseren Gesichtern hinterlassen hat.

Am Apollotempel von Delphi stand der vielzitierte Satz, der Chilon, einem der sieben Weisen, zugeschrieben wird: "Erkenne dich selbst". Ohne Maske fällt das rein optisch wieder leichter. Wie ist es aber auf der philosophisch anthropologischen Ebene? Bin ich mir meiner Endlichkeit bewusst? Nehme ich mich in Relation und Abhängigkeit zur ganzen erschaffenen Welt wahr? Erkenne ich, wie wenig ich erkennen kann von den Geheimnissen in mir und um mich herum? Bin ich so, wie ich sein möchte?

Und was denken sich wohl zwei Kaiserpinguine, wenn sie ein Selfie von sich machen, wie auf dieser Aufnahme, entstanden mit einer autonomen Kamera?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Sonntag, 20. Februar 2022

Vom Zehnten

Ein Zitat

Der Zehnten (Symbolbild)
Foto © Jörg Niederer
"Der zehnte Teil des Ertrages sollte in jedem dritten Jahr der Versorgung der Armen dienen." Aus: "Ohne Moos nix los", S.6

Ein Bibelvers - 5. Mose 14,28+29

"Am Ende jedes dritten Jahres sollst du den zehnten Teil deiner Jahresernte holen. Bring alles zu den Stadttoren und lass es dort! Dann sollen die Bedürftigen kommen, sie sollen essen und satt werden: der Levit, der im Gegensatz zu dir keinen Anteil am Land hat, keinen Erbbesitz, der Fremde, die Waise und die Witwe, die bei dir leben. Dann wird der Herr, dein Gott, dich segnen bei allem, was du tust."

Ein Anregung

Wer in der Kirche von Geld spricht, spricht früher oder später auch vom Zehnten. Gemeint ist damit, dass ein Mensch 10% seines Einkommens Gott bzw. der Kirche abgibt. Doch was genau ist der Zehnten? 

Er wird in der Bibel erwähnt und ist so eine Art Einkommenssteuer. In gewissen Jahren betrug er aber auch schon einmal 55% und nicht nur 10%. Und er musste nicht von allen Menschen entrichtet werden. Das Geld ging nicht nur in den Kultus. Auch die Sozialhilfe wurde durch diese Steuern bedient.

Kann der Zehnten heute einfach so als Kirchensteuer verstanden werden? Muss der Zehnten gegeben werden? Was ist der tiefere Sinn dieser Gabe an die Kirche, für Gott?

Darüber denken wir diesen Sonntag in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen nach. Vor Ort beginnt der Gottesdienst um 10.15 Uhr. Die Predigt kann man auch auf Youtube anhören, und zwar ab 10.30 Uhr.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Samstag, 19. Februar 2022

Chumm mit - Der besondere Film

Ein Zitat

Ausschilderung zur Vorpremiere des Wanderfilms "Chumm mit" in Weinfelden
Foto © Jörg Niederer
"Wer Rechtschreiberfehler findet, darf sie behalten." Zitat im Buch zum Film "Chumm mit"

Ein Bibelvers - Markus 2,13+14

"Jesus ging wieder hinaus zum See. Die ganze Volksmenge kam zu ihm, und er lehrte sie. Als er weiterging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus. Der saß an seiner Zollstation. Jesus sagte zu ihm: 'Komm, folge mir!' Da stand er auf und folgte ihm."

Ein Anregung

"Chumm mit" könnte Jesus zu den Jüngern gesagt haben. "Chumm mit" könnte daher eine Kampagne der Evangelischen Allianz sein, um Menschen in die Christusnachfolge zu rufen. 

"Chumm mit" lautet aber der Titel eines Wanderfilms, der von einigen engagierten Frauen und Männern verwirklicht wurde. Dokumentiert werden je eine Wanderung pro (Halb-)Kanton der Schweiz. Das Kernteam aus der Ostschweiz wurde dabei immer wieder durch Mitwandernde verstärkt. Nebenbei erfährt man viel über das einmalige Schweizer Wanderwegnetz, die Wanderphilosophie von Menschen und die Geschichte des Kartenmaterials von Swisstopo. 

Gestern war die Vorpremiere im Kino Liberty in Weinfelden, zu der auch SponsorInnen eingeladen worden waren.

Was mir besonders gefallen hat. Bei dieser Filmproduktion spielten gewöhnliche Menschen mit, selbst solche, welche normalerweise mit dem Auto unterwegs sind. So machte sich einer mangels Wanderausrüstung mit dem alten Militärrucksack auf den Weg; ein anderer mit einem bunten Schirm, der dann auch mehrfach zum Einsatz kam.

Ab März läuft der von FELIXFILM.CH PRODUCTIONS GMBH produzierte Film in verschiedenen Kinos der Schweiz und Deutschland. Einblicke gibt auch die Webseite zum Film. Also ich werde bestimmt auf die eine oder andere dieser Wanderung gehen. Vielleicht schon am heutigen Samstag. Und bestimmt geht mir dann die Leitmelodie des Films durch den Kopf, das Lied "Hinderem Berg" von Michael von der Heide. Der "Taktgeber des Films" spielt übrigens auch in zwei kurzen Szenen mit.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Freitag, 18. Februar 2022

Seniorennachmittag zu einem heissen Eisen

Ein Zitat

"Manchem Missbrauch wird schon seit Jahrhunderten ein Ende gemacht." Otto Weiß (1849-1915), Wiener Musiker und Feuilletonist

Ein Bibelvers - Jesaja 5,20

Die Kirche Degersheim im Nebel
Foto © Jörg Niederer
"Wehe denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen! Sie bezeichnen Finsternis als Licht und Licht als Finsternis, Bitteres als süss und Süsses als bitter."

Ein Anregung

Fast alle Corona-Massnahmen sind Geschichte. Wer bisher wegen der Maskentragepflicht nicht in die Kirche gekommen ist - jetzt kann er oder sie wieder kommen. Aber auch die, welche aus Sicherheitsgründen weiterhin Masken tragen und Abstand halten möchten, sind herzlich willkommen. Hygienemassnahmen werden in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen - soweit gewünscht - weiterhin angewandt. Am kommenden Dienstag 22. Februar 2022 um 14.30 Uhr gibt es die Möglichkeit, die neuen Freiheiten bei einem Seniorennachmittag auszuprobieren. 

Wir diskutieren angesichts der bekanntgewordenen Übergriffe in der Kirche über das Übel in den eigenen Reihen, und was wir dagegen tun können. Wie kann der Nebel gelichtet werden, so dass Unrecht nicht länger verborgen bleibt und eine heilsame Transparenz um sich greift? 

Natürlich wird es an diesem Nachmittag auch etwas Feines zu knabbern und zu trinken geben.

Übrigens: Egal, ob man sich schon alt fühlt oder nicht, zu den Seniorinnen und Senioren zählen alle, die 55 Jahre oder älter sind. Und wenn Jüngere auch mit dabei sein möchten - Herzlich willkommen!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Donnerstag, 17. Februar 2022

Tanzen, meditieren, glauben - Begegnung mit einem unkonventionellen Pfarrer

Ein Zitat

Pfarrer Hansrudi Felix von St. Gallen an einem 'Kreuzweg der Gegenwart'
Foto © Jörg Niederer
"Ich bin jemand, der immer versucht hat das, was mir im Glauben wichtig ist, auch anderen Menschen zugänglich zu machen, in der ganzen Offenheit; aber auch von anderen Menschen zu lernen. Ich bin Pfarrer..." Hansruedi Felix im Talk von DIE OSTSCHWEIZ

Ein Bibelvers - Römer 13,8

"Bleibt niemandem etwas schuldig, außer einander zu lieben! Denn wer seinen Mitmenschen liebt, hat das Gesetz schon erfüllt."

Ein Anregung

DIE OSTSCHWEIZ ist ein Magazin und ein Online Portal. In diesen Tagen ist dort ein Interview von Andreas Müller mit dem bald scheidenden Pfarrer Hansruedi Felix von der Kirchgemeinde St. Gallen Centrum erschienen. Im Gespräch, unter der Überschrift "Rock'n'Roll trifft auf christlichen Glauben" erlebt man den Pfarrer der Kirche St. Laurenzen wie er leibt und lebt. So erfährt man über den Werdegang und die christliche Sozialisation des leidenschaftlichen "Tänzers", über seine seelsorgliche Tätigkeit, über die Familie, und auch wie es nach der Pensionierung weitergehen soll.

Die 25 Minuten Talk sind eine gut investierte Zeit. Mir haben die Aussagen von Hansruedi Felix Mut gemacht und gut getan.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Mittwoch, 16. Februar 2022

Spieltrieb

Zwei Rhodesien Ridgeback in wildem Spiel
Foto © Jörg Niederer
Ein Zitat

"Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen." Oliver Wendell Holmes, Sr. (1809-1894), Arzt und Schriftsteller

Ein Bibelvers - Sprüche 8,30+31

"Als er [der Schöpfer] dann die Fundamente der Erde legte, stand ich [die Weisheit] ihm als Handwerkerin zur Seite. Tag für Tag war es für mich eine Freude, die ganze Zeit lachte ich an seiner Seite. Ich war fröhlich, dass es den Erdkreis gab, und hatte meine Freude an den Menschen."

Ein Anregung

Die beiden spielenden Hunde (Rhodesien Ridgebacks) wollten am liebsten noch lange weiter herumtoben, und liessen sich nur widerwillig wieder an die Leine nehmen. 

Spielen ist lebenswichtig. Im Spielen eignen wir uns Fähigkeiten an. Das ständige Üben hält uns über Jahre geistig und körperlich fit. Meine Eltern gingen regelmässig Kegeln und Jassen und pflegten dabei soziale Beziehungen und Freundschaften.

Warum also nicht wieder einmal zusammen spielen?

Auf der Suche nach anregenden Ideen im Internet ist mir aufgefallen, wie dominant die Onlinespiele geworden sind. Erst als ich nach "Spiele für draussen" suchte, fanden sich auch analoge Spielmöglichkeiten.

Auf einer schönen Seite für Eltern wird zum Beispiel zum gemeinsamen Tannzapfenwerfen angeregt. Oder wann hast du zum letzten Mal Regenwürmer gesucht und dir dabei die Hände schmutzig gemacht? Mir ist aufgefallen, dass ich noch nie einen Regenwurm unter der Lupe betrachtet habe. Auch das Spiel "Seiltänzer" ist nicht nur für Kinder geeignet. Hier die Anleitung: "Lege ein Springseil oder eine Wäscheleine auf den Boden und lasse dein Kind darauf balancieren. Zur Unterstützung kannst du ihm am Anfang eine Hand reichen." 

Oder wie wäre es mit dem Besuch eines sogenannten Escape Rooms. Dabei muss man aus einem verschlossenen Raum einen Ausweg suchen. Bei der katholische Kirchgemeinde St.Gallen-St.Fieden ist so ein Angebot zu finden.

Am schönsten ist es, wenn man sich zu gemeinsamem Spiel trifft. Das wird bald wieder unbeschwerter möglich sein. Darauf freue ich mich.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Dienstag, 15. Februar 2022

Der königlicher Fischer

Ein Zitat

Fliegender Eisvogel
Foto © Jörg Niederer
"Angeln ist die einzige Art von Philosophie, von der man satt werden kann." Peter Bamm, deutscher Schiffsarzt, Chirurg, Journalist und Schriftsteller (1897-1975)

Ein Bibelvers - Markus 1,17

"Jesus sagte zu ihnen [den Fischern Simon und Andreas]: 'Kommt, folgt mir! Ich mache euch zu Menschenfischern!' Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm."

Ein Anregung

Auf Deutsch nennt man ihn Eisvogel. In Frankreich und Italien wird er "Martinsfischer" genannt. und im Englischen ist es der "Königsfischer"

Der schillernde Vogel bleibt auch im Winter, bei Eis und Schnee in unseren Breiten. Kein Wunder, dass der leuchtende Farbfleck im Weiss und Grau dieser Zeit öfter wahrgenommen wird als im farbenreichen Sommer. Eben ein Vogel im Eis.

Auch dass er in England Königsfischer genannt wird, ist nicht verwunderlich bei seinem prunkvollen Federkleid, und Fischen - ja das kann er. 

Aber warum "Martinsfischer" in Frankreich und Italien? Es gibt da eine weiter hergeholte und zugleich plausible Erklärung. Im Französischen nennt man den Mauersegler "martinet". Diese Vögel kommen so um das Fest des Heiligen Martin (11. November) auf ihrer Reise nach Afrika in Nordfrankreich vorbei. Daher wurde er dort "MARTINet" genannt. Nun könnte es gegen Ende des 16. Jahrhunderts gewesen sein, dass man die Bezeichnung "martinet" des einen flinken Vogels auf die Bezeichnung des andern übertrug, ergänzt durch den Hinweis auf seine Fischerkünste. Also ein "martinet", ein "Mauersegler", der fischen kann.

Auf Rätoromanisch wird der Eisvogel "pestgaderin" genannt (von "pestgader" = Fischer).

So gibt es beim Eisvogel gleich mehrere Verbindungen zur Religion. Da wäre der heilige Martin, und da wären die Fischer in der Jüngerschaft von Jesus.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


Montag, 14. Februar 2022

Ein Herz und eine Seele

Ein Zitat

Eine Orchidee zum Valentinstag.
Foto © Jörg Niederer
"Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll." Johann Wolfgang von Goethe

Ein Bibelvers - Offenbarung 2,10b

"Bleib mir treu, auch wenn es dich das Leben kostet. Dann werde ich dir als Siegeskranz das ewige Leben geben."

Ein Anregung

Woher kommt die Herzform? Es gibt etliche Herleitungen.

Eine Erste ist die, dass die aufgeschnittenen Feigenfrucht zur Darstellung des Herzpiktogramms geführt habe. Die Feige galt als verbotene Paradiesfrucht. Und das Feigenblatt sei es gewesen, welches die Scham von Adam und Eva bedeckt habe.

Auch das Efeublatt könnte Vorbild des Herzsymbols sein. Efeu kann 400 Jahre alt werden und ist eine immergrüne Pflanze. Im antiken Griechenland wurden mit Efeublättern Vasen verziert. Dies wurde dann wohl auch bei den Minnesängern auf die "ewige" Liebe übertragen. Hier taucht auch erstmals die rote Farbe auf, als Signalfarbe für Leben, Wohlstand und Glück.

Leonardo da Vinci verwendete in anatomischen Darstellungen ein abgewandeltes Blattsymbol für das Herz.

Natürlich gibt es beim stilisierten Herz auch sinnliche Bezüge und Anklänge an die Sexualität und Fruchtbarkeit.

Die Kirchen setzten letzterem einen Gegenpool: Auf der Webseite von Helpster steht dazu: "Einen grossen Einfluss auf die Bedeutung und Verbreitung des Piktogramms hatte auch die Kirche. Es wird zum Symbol der religiösen Hingabe, im Rahmen des Herz-Jesu-Kultes wird Jesus immer wieder so dargestellt, dass sein Herz offenbart ist. Jesu Herz verdeutlicht die Spiritualität und ewige Liebe, die sogenannte Corona vitae."

Wer dann im Web nach der "Corona vitae" weitersucht, findet viel zur Pandemie, aber wenig, das wirklich weiterhilft. Soviel dazu: Gemeint ist mit der Corona vitae die Krone des ewigen Lebens, der Siegeskranz, welche Menschen zufällt, die bis zuletzt ihr Vertrauen auf Christus setzen. Die Treue von Christus wird dabei mit der Treue zu Gott beantwortet.

Nun wünsche ich allen einen herzlichen und liebevoll gestalteten Valentinstag.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Sonntag, 13. Februar 2022

Sich vom Ziel nicht abbringen lassen

Ein Zitat

Geradewegs voran den Schienen nach. Bahnstrecke in Frauenfeld beim Einnachten.
Foto © Jörg Niederer
"Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch geschwinder als der ohne Ziel umherirrt." Gotthold Ephraim Lessing, deutscher Dichter

Ein Bibelvers - Matthäus 20,31b+32a

"Aber die Blinden schrien noch viel lauter: 'Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns!' Da blieb Jesus stehen."

Ein Anregung

Wie man sich nicht vom Ziel abbringen lässt, egal welche inneren und äusseren Widerstände es gibt, das zeigten zur Zeit von Jesus zwei Blinde. Mit unglaublicher Hartnäckigkeit bemühten sie sich um die Aufmerksamkeit von Jesus. Es gelang. Bei der Begegnung mit ihm wurden den beiden Blinden dann buchstäblich die Augen geöffnet. 

Wie gehst du mit Widerständen um? Welche Erfahrungen hast du mit deiner Durchsetzungskraft schon gemacht? Ist sie ausgeprägt und kaum vorhanden? Auf jeden Fall macht es Sinn, sich für die Begegnung mit Jesus besonders einzusetzen.

Davon handelt die Predigt im heutigen Gottesdienst der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen. Er beginnt vor Ort an der Kapellenstrasse 6 um 10.15 Uhr. Auf Youtube kann die Predigt ab ca. 10.30 Uhr im Livestream mitangehört werden. Wir freuen uns, wenn du dich auf diesen Wegen zu uns gesellst.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Samstag, 12. Februar 2022

Der Februar lacht

Ein Zitat

Der allegorisch dargestellte Februar an der ehemaligen Volksküche von St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Der Narr tut, was er nicht lassen kann; der Weise lässt, was er nicht tun kann." Sprichwort aus China

Ein Bibelvers - 1. Mose 19,24+26

"Da ließ der Herr Schwefel und Feuer auf Sodom und Gomorra regnen. Der Herr schickte es vom Himmel herab... Aber Lots Frau schaute zurück und erstarrte zu einer Salzsäule."

Ein Anregung

1902 wurde in St. Gallen die Volksküche am Gallusplatz gebaut. Bis diese gemeinnützige Institution 1944 aufgelöst wurde, kehrten täglich bis 1000 Personen dort ein und wurden zu einem günstigen Preis verköstigt. Heute befindet sich "St. Gallen-Bodensee Tourismus" in diesem zentralen und markanten Gebäude. 

Von seiner Fassade schauen verschiedene Gesichter auf die Altstadtpassantinnen und -passanten herab. Da hat es einen sibirisch anmutenden Mann, es finden sich Gesichter mit kindlichen Zügen, und auch Poseidon scheint dort in Stein gemeisselt. Beim zweiten Hinsehen fallen Sternzeichen auf unterhalb der Büsten, und nun wird alles klar. Abgebildet sind die 12 Monate des Jahres.

Der Februar lacht uns unter seiner Narrenkappe entgegen. Natürlich, die närrische Zeit des Jahres steht bevor. Das in Stein gehauene Lachen des Narren lässt sich nicht abschalten. Ganz so, wie einst Emil etwas närrisch sang: "Im Februar, im Februar, isch immer no alles stiif und starr."

Wie ist bei dir die Stimmung gerade so. Voller lebendigen Lachens, oder doch eher steif und starr?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Freitag, 11. Februar 2022

Ohne Moos nix los

Ein Zitat

Geldbezug an einem Bankomaten im Vorarlberg
Foto © Jörg Niederer
"Wer der Meinung ist, dass man für Geld alles haben kann, gerät leicht in den Verdacht, dass er für Geld alles zu tun bereit ist." Benjamin Franklin (1706-1790)

Ein Bibelvers - Markus 10,24+25

Jesus: "Ja, Kinder, wie schwer ist es doch, in das Reich Gottes hineinzukommen. Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt."

Ein Anregung

Zu sieben Wochen Gespräche über Geld anregen will das Heft "Ohne Moos nix los" der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Gedacht ist es für die Fastenzeit bis Ostern. 

Die Mitinitiat:innen Pfarrerin Denise Courbain, Vorsitzende vom Ausschuss für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (AGSF) und Superintendent Tobias Beißwenger, schreiben dazu: "Über Geld spricht man nicht – oder doch? Der AGFS lädt dazu ein, sich in der Fastenzeit mit dem Thema Geld zu beschäftigen und über folgende Themen intensiv nachzudenken: Was ist Besitz und wem gehört was? - Wie 'funktioniert' Geld eigentlich? - Geld in der Bibel und bei John Wesley - Spenden - Ethische Geldanlagen & Nachhaltige Banken - Wachstumskritik – Leben am Existenzminimum. Die Themen sind kurzweilig dargestellt und mit eigenen Erfahrungen sowie Bibeltexten bereichert. Zu den Autor:innen zählen u.a.: Jörg Barthel, Walter Klaiber, Manfred Marquardt sowie Christine und Stefan Moll, ein Pastorenehepaar aus der Schweiz. Der Gewinn des Heftes geht an zwei Missionsprojekte in Brasilien." 

Das Heft kann bei Blessings4you in Deutschland für 3 Euro bezogen werden. Allerdings ist aus der Schweiz ohne Moos nix los mit der Broschüre "Ohne Moos nix los", kostet doch eine Zustellung in die Schweiz zusätzlich 20 Euro Versandgebühren. Aber vielleicht finden sich ja auf diesem Weg 10 interessierte Personen, die dieses 44 Seiten umfassende Heft haben möchten. Dann würde sich in der Schweiz ein Kaufpreis von etwa CHF 7.- pro Heft ergeben. Bitte bei mir melden, wenn ein Interesse daran besteht: joerg.niederer(at)methodisten.ch. 

Und sonst empfehle ich eine Sendung des ZDF zum Thema Geld, die vor nicht ganz einem Jahr erstmals ausgestrahlt wurde. 

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Donnerstag, 10. Februar 2022

Kassandra wacht über der Stadt

Ein Zitat

Bei den Glocken auf dem Turm der Kathedrale Lausanne
Foto © Jörg Niederer
"Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat zwölf geschlagen! Zwölf, das ist das Ziel der Zeit! Mensch bedenk die Ewigkeit!" Aus dem Nachtwächterlied (Volksweise)

Ein Bibelvers - Psalm 127,1

"Wenn nicht der Herr das Haus baut, nützt es nichts, dass sich die Bauleute anstrengen. Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, nützt es nichts, dass der Wächter wachsam bleibt."

Ein Anregung

Es gibt sie in 63 europäischen Städten, darunter auch in Schaffhausen, Bischofzell, Stein am Rhein und Lausanne. Die Rede ist von Nachtwächtern oder Turmwächtern. Bis im August 2021 waren das ausschliesslich Männer. Doch nun gibt es die erste Turmwächterin - in der Schweiz - in Lausanne. Dort üben Männer das Amt eines Turmwächters seit 1405 ununterbrochen aus. Und jetzt also auch ein Frau; Cassandre Berdoz heisst sie und amtet so drei bis fünf Mal pro Monat auf dem Turm der Kathedrale. An der Seite des Hauptwächters ist sie nun eine von sechs Hilfswächter:innen. Zwischen 22.00 und 02.00 Uhr sagt sie die Stunden an über der Stadt.

Während früher die Turmwächter auch vor drohenden Unwettern, Feuern und feindlichen Heeren warnten, ist dieses Amt heute eine rein folkloristische und touristische Aufgabe. Ein Video, das Cassandre Berdoz bei der Arbeit zeigt, knüpft ein wenig an Gruselfilmen an. Ein Käuzchen ruft, dramatische Musik ist zu hören, knarrende Türen, schwere Schritte auf den Wendeltreppen. 

In der griechischen Mythologie ist Kassandra die Unheilsprophetin. In Lausanne aber ist Cassandre eine Friedensbotin zu nächtlicher Stunde.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Mittwoch, 9. Februar 2022

Mit dem Mond kommen die Träume

Ein Zitat

Zunehmender Mond am Sternenhimmel
Foto © Jörg Niederer
"Für Eskimos, las ich, sei Luna 'die Frau, die keinen Mann nehmen will' – eine Art Radikalfeministin." Kurt Marti (1921-2017), Schweizer Pfarrer, Schriftsteller und Lyriker

Ein Bibelvers - 1. Mose 37,9

"Josef hatte noch einen anderen Traum und erzählte seinen Brüdern davon. Er sagte: 'Hört zu! Ich hatte noch einen Traum. Ich sah, wie sich Sonne, Mond und elf Sterne tief vor mir verneigten.'"

Ein Anregung

Die Nacht auf den Dienstag war so klar, dass ich den Mond und die Sterne von unserem lichtverschmutzten Balkon aus fotografieren konnte. Die Fotos vom Sternenhimmel und vom Mond habe ich dann zum heutigen Bild zusammengefügt.

Der Mond ist durch den Zusammenprall der Erde mit einem anderen Planeten entstanden. Dabei wurde ein Teil der äusseren Erdschicht weggesprengt und ballte sich über die Jahrtausende zum Mond zusammen. Noch ist dieser Prozess nicht zu Ende. Langsam aber sicher löst sich der Mond von der Erde. Jedes Jahr entfernt er sich um 3,8 Zentimeter. Zugleich bremst er die Rotation der Erde mit seiner Anziehungskraft ab. Aus diesem Grund werden die Tage alle 3 Jahre 2 Sekunden länger.

Falls sie einmal nach Australien reisen, achten sie doch darauf: Der "Mann im Mond" steht Kopf. Und die Eselsbrücke "Z wie Zunehmend" und "A wie Abnehmend" führt zu einem total falschen Ergebnis. Down Under ist eben auch der Mond "anders herum" gewickelt.

Wenn Vollmond ist, dann gilt das aber überall auf der Erde gleichzeitig. So kann es auch einmal zu High Noon soweit sein, dass der Mond voll zu sehen (oder nicht zu sehen) ist.

Ich finde den Mond ganz einfach schön. Seine verkraterte Oberfläche hat mich seit der Kindheit fasziniert, und Lieder wie "Fly me to the Moon" von Frank Sinatra oder "Der Mond ist aufgegangen" von Matthias Claudius begleiten mich schon genauso lange.

Welche Lieder kommen dir zum Mond in den Sinn?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Dienstag, 8. Februar 2022

2,3 Kilometer verhindern den Knast

Ein Zitat

Hochsicherheitsgefängnis für Gartenzwerge
Foto © Jörg Niederer
"Diebstahl, der: Enteignung ohne gesetzliche Grundlage." Karsten Mekelburg (*1962), deutscher Satiriker

Ein Bibelvers - 1. Mose 39,19-21a

"Josefs Herr hörte sich den Bericht seiner Frau an. Als sie sagte: 'Das hat mir dein Sklave angetan!', packte ihn der Zorn. Er ließ Josef ergreifen und ins Gefängnis werfen – dorthin, wo die Gefangenen des Königs waren. Josef blieb im Gefängnis. Aber der Herr war mit Josef."

Ein Anregung

2,3 Kilometer Luftlinie sind es von unserer Wohnung bis in den Kanton Zürich. Diese kurze Distanz verhindert, dass ich ins Gefängnis komme. Aber der Reihe nach. 

In meinem Blogbeitrag vom 2. Juli 2021 schrieb ich, dass ich mich als Gefangener bewerben möchte für den Testbetrieb des neuen Gefängnisses Zürich-West (GZW). Seit etwa drei Tagen nun gilt es ernst. Nun können sich alle eintragen lassen, welche die Erfahrung von Gefangenen im einem Schweizer Gefängnis machen möchten. 

Alle? Leider nicht. Der Zugang zu dieser "Dienstleistung" ist nur noch für Bürgerinnen und Bürger möglich, welche im Kanton Zürich wohnhaft sind. Es habe eine so grosse Zahl von Interessierten gegeben, dass die Gefängnisleitung sich zu dieser Beschränkung entschieden habe.

So ein Pech aber auch. 2,3 Kilometer weiter Richtung Westen, und ich würde im Kanton Zürich und nicht im Kanton Thurgau leben. So aber darf ich nicht ins Gefängnis. Und das finde ich nun echt schade. Freiwillig wäre ich gerne eingesessen. So aber geniesse ich halt für einmal meine nicht so geschätzte Freiheit im Kanton Thurgau. 

Warum die Thurgauer neckisch als Langfinger verschrienen waren, erfährt man auf dieser Webseite. Und auch wenn ich ein Thurgauer bin, ich werde jetzt nicht, um doch noch ins Gefängnis zu kommen, mit Stehlen beginnen. Sosehr zieht es mich denn doch nicht hinter Gitter.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Montag, 7. Februar 2022

Auf zum Stammtisch

Ein Zitat

Schlagerpfarrer Stefan Moll bewirbt den Stammtisch auf musig24.tv
Foto © musig24.tv
"Es wird auch neue Programmpunkte geben." Versprechen zum neuen Stammtisch auf musig24,tv

Ein Bibelvers - Matthäus 7,7

Jesus: "Bittet und es wird euch gegeben! Sucht und ihr werdet finden! Klopft an und es wird euch aufgemacht!"

Ein Anregung

Nach einer längeren Pause startet heute der Stammtisch der Schlagerfamilie in eine zweite Runde. Jeden Montag um 19.30 Uhr geht der Stammtisch für 2 Stunden live auf Sendung. Per Telefon können sich Zuschauerinnen und Zuschauer an den Gesprächen beteiligen. Auch werden Themen aus dem Publikum aufgenommen. Dazwischen gibt es die gewohnt aufstellende Schlagermusik, für die der Schweizer Spartensender musig24.tv bekannt und geschätzt wird. Darüber hinaus gibt es auch immer wieder Treffen der Schlagerfamilie, bei der natürlich auch Musik und Austausch im Zentrum stehen. Schlagerpfarrer Stefan Moll gibt dazu gerne Auskunft.

Informationen bei: Schlagerfamilie, Stefan Moll, Seminarstrasse 21, 5400 Baden, E-Mail: schlagerfamilie@gmx.ch

 Musig24.tv kann auf swisscom, blue, livestream und weiteren Teleanbietern empfangen werden. Für den Stammtisch, die Sonntagsgottesdienste und die "Grüss Gott"-Tagesgedanken auf musig24.tv zeichnen Mitarbeitende aus der Evangelisch-methodistischen Kirche verantwortlich.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Sonntag, 6. Februar 2022

Was soll der Sonntag?

Ein Zitat

Reformierte Kirche Rümlang an einem Samstag.
Foto © Jörg Niederer
In die Kirche gehen bedeutet, mit Leuten zusammen zu sein, die Gott sich nicht ausgesucht hat.

Ein Bibelvers - 2. Mose 20,9+10

"Sechs Tage in der Woche darfst du jede Arbeit tun. Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag. Er gehört dem Herrn, deinem Gott. An diesem Tag darfst du keine Arbeit tun: weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter, dein Sklave oder deine Sklavin, auch nicht dein Vieh oder der Fremde in deiner Stadt."

Ein Anregung

Der Sabbat oder Sonntag ist der freie Tag für Gottesdienst und Familie. Bist du mit dieser Aussage einverstanden?

Es gibt Menschen, für die ist ein Sonntag ohne Besuch des Gottesdienstes oder der Messe kein rechter Sonntag. Und dann gibt es Menschen, für die ist der Sonntag da, um zu brunchen und es sich gut gehen zu lassen.

Auch wird der Ruf lauter für die Abschaffung der Sonntagsruhe. Wirtschaft und Konsument:innen ziehen am einen Strang, Gewerkschafter:innen, ein Teil der Arbeitnehmer:innen und Kirchen am andern.

Doch wozu ist der Sonntag da? Was ist der tiefere Sinn dieses Tages? 

Die Reformierte Kirche Rümlang (im Bild) war gestern Samstag geschlossen. Und sehr erwünscht scheinen auch sonntags Besuchende nicht zu sein, ist doch überall auf dem Gelände zu lesen, dass das Betreten für Unbefugte verboten sei. Fragt sich jetzt, wer befugt ist.

Wer darf? Wer soll? Wer muss und wer muss nicht? Darüber handelt auch die Predigt im heutigen Gottesdienst in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen. Er beginnt vor Ort an der Kapellenstrasse 6 um 10.15 Uhr.

Lieder hat die Youtube-Übertragung dieses Gottesdienstes nicht funktioniert. Wir bitten um Entschuldigung. Hier kann der Text der Predigt heruntergeladen werden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde