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Samstag, 2. Dezember 2023

Dranbleiben an der Hoffnung

Ein Zitat

Pfarrerin und Bethesda-Diakonisse Christa Frey erfüllte viele Menschen in ihrem Dienst mit Freude und Hoffnung. (Bild: Auszug aus dem Film "Dranbleiben an der Hoffnung" von Philipp Eyer)
Foto © Philipp Eyer und Bethesda Basel

"Ich wusste überhaupt nicht was eine Schwester ist. Ich hatte mir eine Nonne vorgestellt, die immer nur betet."
Sr. Emmi Spörri ist 1959 als Diakonisse in die Schwesterngemeinschaft Bethesda eingetreten.

Ein Bibelvers - 1. Thessalonicher 5,23

"Gott, der Frieden schenkt, mache euch ganz und gar zu Heiligen. Er bewahre euch unversehrt an Geist, Seele und Körper. Denn es soll an euch nichts auszusetzen sein, wenn unser Herr Jesus Christus wiederkommt."

Eine Anregung

Wer den Film "Dranbleiben an der Hoffnung" von Philipp Eyer zum 100-Jahr-Jubiläum der Bethesda-Schwesterngemeinschaft anklickt, für den oder die öffnet sich ein Adventsfenster der hoffnungsvollen Art. Die Diakonissen von Bethesda Basel wahren Vorreiterinnen, lebten und wirkten und verstanden ihren Dienst ganzheitlich, setzten sich für Leib, Seele und Geist der Menschen ein, die sie pflegten und begleiteten. Im Film erfährt man über Geschichte und Lebensweise der noch verbliebenen 19 Diakonissen viel Zukunftsweisendes. Das gilt gerade auch, weil sich die Frauen in Tracht und weisser Haube, einst Kleidung der gutbürgerlichen, verheirateten Frau, bewusst sind, dass es sie einmal nicht mehr geben wird. Von den einst über 100 Diakonissen sind die meisten verstorben. So auch Schwester Christa Frey, an welche man sich in St. Gallen gerne zurück erinnert. Dort diente sie in der Methodistenkirche einige Jahre lang als Pfarrerin in der Tradition der Schwesternschaft Bethesda.

Vor 20 Jahren haben sich die Diakonissen entschieden, keine neuen Schwestern in ihre Gemeinschaft aufzunehmen. Bis heute wissen sie sich aber berufen und zu den Menschen gesandt. Schwester Vroni Hofer über diese Berufung: "Es bleibt ein Geheimnis. Eine Berufung kann man letztlich nicht erklären. Es ist ein Geheimnis zwischen Gott und dem Menschen, der mit Gott lebt."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 25. Oktober 2023

100 Jahre im Dienst der Barmherzigkeit

Ein Zitat

Die Roche-Türme, wie man sie von Birsfelden aus sieht.
Foto © Jörg Niederer
"Der Name Bethesda bedeutet 'Haus der Barmherzigkeit'. Er nimmt Bezug auf einen biblischen Bericht, in dem Jesus einen Menschen heilt." Webseite vom Betheda Basel

Ein Bibelvers - Johannes 5,2+3

"Beim Schaftor in Jerusalem gibt es einen Teich mit fünf Säulenhallen. Auf Hebräisch wird dieser Ort Betesda genannt. In den Hallen lagen viele Kranke, Blinde, Gelähmte und Menschen mit verkrüppelten Gliedern."

Eine Anregung

Basel sah noch anders aus in den Jahren, als in der Stadt am Rhein das erste Spital von methodistischen Bethesda-Diakonissen eröffnet wurde. Die Roche-Türme, die heute das Stadtbild prägen, gab es nicht, das Pharmaunternehmen, gegründet im Jahr 1896, dagegen schon. Und doch ist die Diakoniebewegung der Methodisten älter. Sie nahm ihren Anfang 10 Jahre vor der Rochgründung mit der Eintragung des Diakonats Bethesda in Wuppertal-Elberfeld (D) als "Verein für allgemeine Krankenpflege". 1923 kamen die Bethesda-Diakonissen dann nach Basel und eröffneten 1926 das erste eigene Spital. Heute teilt sich das Werk, das massgeblich durch die Diakonissen-Schwesternschaft gestaltet wurde, auf in das Spital, ein Alterszentrum und das Diakonat. Die einstige Schule für Krankenpflege musste 2011 geschlossen werden. Seit 2020 gibt es im Bereich der Orthopädie eine Kooperation mit dem Universitätsspital Basel und seit 2022 gibt es auf dem Gelände des Spitals das "Casa Bethesda, ein Haus der Begegnung, in dem erlebbar ist, was Kirche Sein vom Wesen her ausmacht: Gemeinschaft, gegenseitige Unterstützung, Spiritualität und Zeugnis der Liebe Gottes."

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Bethesda Basel ist ein Film (Trailer) entstanden. Dazu heisst es auf der Webseite: "Der Filmemacher Philipp Eyer hat das Leben der Schwesterngemeinschaft von Oktober 2022 bis Februar 2023 mit der Kamera begleitet. Alle Schwestern erzählen in persönlichen Gesprächen von ihrem Werdegang als Diakonisse und von ihrem heutigen Leben. Der Film dokumentiert die Bethesda-Geschichte. Er zeigt Szenen aus dem täglichen Leben, wie auch von den Feiertagen und Festen. Entstanden ist ein eindrückliches Porträt, das auch als Vermächtnis der Schwesterngemeinschaft Bethesda verstanden werden kann."

Premiere ist am 26. November 2023 um 17.00 Uhr in der Spital-Aula auf dem Bethesda Campus, Gellertstrasse 144 in Basel. Eine Anmeldung ist nicht nötig, der Platz ist aber auf 200 Personen beschränkt.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 2. Juli 2023

Strahlende Gesichter, motivierende Zusammenarbeit

Ein Zitat

Der Superintendent der Methodistenkirche von Rumänien, Rares Calugar mit einem Bild als Geschenk an den scheidenden Bischof Patrick Streiff.
Foto © Jörg Niederer
"Lieber Patrick, wir werden nie vergessen, was du zu uns gesagt hast, als du zum ersten Mal da warst: 'Ihr seid schon Methodisten, ihr wisst es nur noch nicht'." Superintendent Rares Calugar zu Bischof Patrick Streiff an der Exekutivtagung der methodistischen Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa in Cluj-Napoca, Rumänien.

Ein Bibelvers - Psalm 9,3

"Ich will mich freuen und über dich jubeln. Ich will deinen Namen preisen, du Höchster."

Eine Anregung

Die Evangelisch-methodistische Kirche in Rumänien gibt es noch nicht lange. Genauer gesagt ungefähr 12 Jahre. Ihre Anfänge gehen aber weiter zurück, in die Zeit nach der Wende, als ein amerikanisches Missionarsehepaar im Land zu Wirken begann. Der heutige Superintendent Rares Calugar erzählte mir von diesem Mann. Er habe ihnen viele methodistische Werte und Theologie vermittelt, ohne aber je zu sagen, woher er diese habe. Die junge Kirche wuchs, und irgendeinmal wandten sich die Verantwortlichen an den methodistischen Bischof Patrick Streiff. Es ging darum, sich einer grösseren Kirche anzuschliessen, um missionarisch und diakonisch weitreichender wirken zu können. Bei diesem Treffen fiel dann der oben erwähnte Satz von Patrick Streiff: "Ihr seid schon Methodisten, ihr wisst es nur noch nicht!"

In der Tat weist die Methodistenkirche in Rumänien viele typische Anzeichen dieser Kirchenfamilie auf: Ein tiefgehender Glaubensvollzug; Gemeinschaft, die Mut macht; Einsatz für marginalisierte Menschen und solche in anderen Notlagen; Professionalität in der Begleitung von Betroffenen. Eine Psychologin, die heute Menschen für die Traumabegleitung an Kriegsbetroffenen aus der Ukraine ausbildet, erzählte am gestrigen Abend, wie sie zu dieser Kirche fand. Sie beobachtet einen Mann, wie er mit Kindern Fussball spielte. Als sich dieser als Pfarrer zu erkennen gab, konnte sie es kaum glauben. Das habe sie überzeugt, sich stärker in dieser Kirche zu engagieren. 

Heute lebt man das Kirchesein in drei Gemeinden an drei Orten. Darunter ist auch eine Roma-Gemeinde. Gesorgt wird weiter für ukrainische Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Viel Wert wird auf Ausbildung und Freizeitgestaltung gelegt. Das Hotel Hanul Fullton in Cluj-Napoca ist ein Zentrum geworden für befreundete NGOs. Rares Calugar bezeichnet sich denn auch auf Facebook als "Pastor und NGO-Manager". Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter strahlen eine Lebens- und Glaubensfreude aus, die einfach überzeugt. Bald werde ich in diesem Hotel am Gottesdienst der methodistischen Gemeinde teilnehmen dürfen. Wenn so inbrünstig gesungen wird, wie gestern erlebt im Rahmen der Exekutivtagung der Evangelisch-methodistischen Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa beim Lied "Du grosser Gott", dann wird das ein ganz besonderer Sonntagsmoment. Ich freue mich darauf und über diese bemerkenswerte, engagierte Kirche in Rumänien.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 6. November 2021

Pfarrerin von der Stadt Burgdorf ausgezeichnet

Ein Zitat

Annemarie Studer 2013 an der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche
Foto © Jörg Niederer
"Die ganze Feier war eine riesige Überraschung... Von der Stadt wahrgenommen zu werden, das bin ich mir nicht gewohnt." Annemarie Studer zum Sozialpreis der Stadt Burgdorf

Ein Bibelvers - Lukas 3,10+11

"Die Leute fragten Johannes: 'Was sollen wir denn tun?' Er antwortete: 'Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Wer etwas zu essen hat, soll auf die gleiche Weise handeln.'"

Ein Anregung

Annemarie Studer (Im Bild an der Jährlichen Konferenz 2003) war schon immer engagiert und interessiert an den Lebensumständen der Menschen. Als Pfarrerin ist das ja auch Berufsvoraussetzung. Dieses Interesse hat zu ganz konkreten Aktionen geführt. Nun hat die pensionierte Pfarrerin den Sozialpreis der Stadt Burgdorf erhalten. Das dafür, weil sie sich schon lange für die Sorgen von Migrantinnen und Migranten eingesetzt hat. Sie selbst würde dies wohl als eine Selbstverständlichkeit bezeichnen. Wenn jemand Hilfe braucht, dann hilft man doch. 

Im Anzeiger "D'Region" wird die Bekanntgabe der Preisträgerin so beschrieben: "Hauser zählt den beeindruckenden Lebenslauf der unermüdlichen Helferin auf: Kindergärtnerin, Logopädin, Pfarrerin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) Bern und noch heute mit über 75 Jahren bei der EMK Burgdorf Beauftragte für sozial­diakonische Aufgaben. Dann nennt Hauser den Namen dieser aussergewöhnlichen Frau: Annemarie Studer. Riesiger Applaus brandet auf, unter anderem die zahlreichen Anwesenden mit Migrationshintergrund jubeln und feiern ihren 'guten Engel'. Die bis dahin ahnungslose Seniorin verbirgt ihr Gesicht in den Händen und stammelt: 'Wäre nicht nötig gewesen.' Sie wird umarmt, geküsst, gefeiert, beklatscht, es hört minutenlang nicht auf." 

Mehr zu dieser besonderen Auszeichnung erfährt man auch aus den EMK-News und bei Nau.ch.

Herzliche Gratulation an Annemarie Studer. 


Am Sonntag, 7. November 2021 um 10.30 Uhr kann die Predigt in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen über eine weitere Bitte des Bundeserneuerungsgebets auf Youtube angehört werden: "Erhöhe mich für dich, erniedrige mich für dich". Die Gedankenbreite reicht von Himmel bis unter die Erde, vom Fliegen bis zum Fallen, vom Zweifel bis zum Vertrauen. 

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Dienstag, 31. August 2021

Eine spirituell-diakonische Weg-Gemeinschaft

Ein Zitat

Diakonisse in Basel an der Jährlichen Konferenz von 2005
Foto © Sigmar Friedrich
"Denn eine Diakonissin darf kein Alltagsmensch sein, sonst wird die Welt belogen." Friederike Fliedner

Ein Bibelvers - Johannes 5,2+3

"Beim Schaftor in Jerusalem gibt es einen Teich mit fünf Säulenhallen. Auf Hebräisch wird dieser Ort Betesda genannt. In den Hallen lagen viele Kranke, Blinde, Gelähmte und Menschen mit verkrüppelten Gliedern."

Ein Anregung

Dreissig Jahre zurück gehörten methodistische Diakonissen noch ins Strassenbild von Schweizer Städten. Ihren Dienst taten sie in öffentlichen Einrichtungen, aber auch als Gemeindeschwestern oder Pfarrerinnen. Eben habe ich im Nachruf einer Diakonisse erfahren, dass sie lange Zeit als OP-Schwester im Kantonsspital Frauenfeld gearbeitet hat. Und auch in St. Gallen wurde einst im Kantonsspital eine ganze Abteilung von methodistischen Diakonissen gleitet. 

Heute sind die meisten Diakonissen betagt und leben gemeinsam in ihren eigenen Alters- und Pflegeheimen.

Im Lauf der Zeit verlor diese Lebensform unter der Haube an Attraktivität. Die Verfügbarkeit für gemeinsame Aufgaben, den einfachen, zeichenhaft schlichten Lebensstil und die Ehelosigkeit in verbindlicher Lebensgemeinschaft wählen immer weniger Frauen. 

An die Stelle der Diakonissen-Schwesternschaft treten andere, zeitgemässere Formen spirituellen Lebens. Eine davon ist die Bethesda Weg-Gemeinschaft. Ihre Vision lautet kurz und knapp: "Wir unterstützen einander, im GeHEIMnis Gottes zu wohnen, Menschen gerecht zu werden, Hoffnung zu stärken". Konkret sieht das so aus: "Wir stärken einander darin, aus der Verbindung zu Jesus Christus zu leben. Wir wachsen aneinander und mit anderen an unserer Beziehungsfähigkeit. Wir beten für das Diakonat Bethesda und sind mit dem Diakonat als geistliche Trägerschaft verbunden. Wir sind bereit, für und mit Menschen da zu sein und gemeinsam Zukunft zu gestalten. Wir sind verbindliche Mitglieder für Zeitspannen: 1 Jahr / 3 Jahre / 5 Jahre. Wir sind bereit, das Leben der Gemeinschaft mit regelmässigen Spenden zu unterstützen. Die Höhe legt jedes Mitglied nach eigenem Ermessen fest. Für unseren Lebensunterhalt kommen wir je selber auf." Mehr erfährt man im Flyer der Bethesda Weg-Gemeinschaft. Aber auch ein einmal wöchentlich erscheinender Blogbeitrag gibt Einblick in diese besondere Lebensform. Und wer weiss, vielleicht wäre diese Weg-Gemeinschaft gerade jetzt das Richtige in deinen Lebensumständen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde