Dienstag, 21. Mai 2024

Besungene Namen

Ein Zitat

Margeritenwiese
Foto © Jörg Niederer
"Alles am Schlager ist echt, weil es so wunderschön falsch ist." Kurt Tucholsky (1890-1935)

Ein Bibelvers - Psalm 28,7

"Der Herr ist mein Schutz und mein Schild. Ihm vertraute ich in meinem Herzen – und mir wurde geholfen. Jetzt jubelt mein Herz vor Freude. Mit meinem Lied will ich ihm danken."

Eine Anregung

Gibt es wohl Frauennamen, die nicht besungen wurden oder besungen werden? Da will einer mit Liselotte auf die Wiese gehen, ein anderer besingt die Barbara mit ihrem schwarzen Haar, selbst das schielende Lotti hat ein Lied und s'Käthi, das nach Toblerone riecht. Auch von Rosamunde wird geträllert. Gut, dass da auch die Männer schlagermusikalisch ihr Fett abbekommen, etwa jener Theo, dessen Partnerin nach Lodz will, oder ein gewisser Dschingis Khan, Kriegsheld von Beruf. Auch der Hansjakobli ist zu nennen, der sich mit seinem Babettli auf und unter dem Taburettli vergnügt.

Ein berühmter Schweizer Klassiker ist da auch das Margritlilied. Im Film "S'Margritli und d'Soldate" aus dem Jahr 1940 wurde es interpretiert durch die damals bekannten Geschwister Schmid und einem gewissen Teddy Stauffer. Da ich heute familiär unterwegs bin, und jemand aus meiner Familie den Namen Margrit trägt, soll dieses Lied hier auch verlinkt sein. Einmal im Original und dann interpretiert von der Obwaldner Huismuisig und den Geschwister Rymann

Wie steht es mit deinem Namen? Findet er sich auch schon in Liedern? Meiner ist tatsächlich mehrfach verarbeitet, etwa im Song: "Onkel Jörg hat einen Bauernhof, i-a-i-a-o". Naja!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 20. Mai 2024

Die Methodistenkirche und der Klimawandel

Ein Zitat

Mit einem selbstgebastelten Klima-Schriftzug auf der Windschutzscheibe ist es definitiv nicht getan. Occasions-Autohandel im Jahr 2011.
Foto © Jörg Niederer
"Wir bekräftigen, dass die gesamte Schöpfung Gott gehört und eine Manifestation von Gottes Güte und Fürsorge ist." Soziale Grundsätze der Evangelisch-methodistischen Kirche

Ein Bibelvers - Hiob 6,18

"Karawanen verlassen den Weg, um Wasser zu suchen. Sie ziehen hinein in die Wüste und kommen um."

Eine Anregung

Der Abschnitt zur durch fossile Brennstoffe verursachten Klimaerwärmung in den neuen Sozialen Grundsätzen der Evangelisch-methodistischen Kirche ist denkbar kurz. So angenommen wurde der Text an der diesjährigen Generalkonferenz in Charlotte. Viel muss zu dieser grössten Gefährdung der Biosphäre auch nicht gesagt werden. Die Sachlage ist wissenschaftlich mehr als hinreichend erforscht. Die Folgen sind spürbar. Nun müssen alle darauf hinarbeiten, die Globale Erwärmung vorerst zu stoppen. Auch Kirchen und Glaubende sind in der Pflicht. Mein Eindruck ist, dass die religiösen Gemeinschaften da durchaus noch etwas mehr geistgewirkte Dynamik brauchen könnten.
Es folgt nun der Auszug aus den Sozialen Grundsätzen: 

B. Globale Erwärmung und Klimawandel

Globale Erwärmung und Klimawandel schaffen bereits heute extreme Bedingungen, die das ganze Leben auf der Erde gefährden. Überindustrialisierung, weit verbreitete Abholzung sowie die übermäßige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sind nur einige der menschlichen Handlungen, die zur Erhöhung von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und Stickoxid in der Erdatmosphäre beigetragen haben.

Ein drastischer Anstieg von Treibhausgasen in den letzten Jahrzehnten hat bereits zu einer stetigen Erhöhung des Meeresspiegels geführt, zu zunehmender Übersäuerung der Weltmeere, zu häufiger auftretender Trockenheit und zu Hungersnöten, sowie zu vermehrt auftretenden extremen Wetterereignissen. Klimaforschende warnen, dass der zeitliche Spielraum zur Abwendung der negativen Auswirkungen der globalen Erwärmung und des Klimawandels schon bald endet. Ohne gemeinsames Vorgehen durch Einzelpersonen, Kirchen, Gemeinden, Aktionäre, Betriebe, Regierungen und internationale Organisationen werden die negativen Auswirkungen irreversibel werden. 


(Anmerkung: Die vorläufige deutschsprachige Übersetzung der Sozialen Grundsätze hilft zwar beim Verstehen des englischen Originals, hat aber diverse sprachliche und orthografische Mängel. Diese versuche ich im von mir wiedergegebenen Text zu korrigieren. Es handelt sich also nicht um eine von den deutschsprachigen Zentralkonferenzen autorisierte Version.

Die Sozialen Grundsätze sind nicht kirchenrechtlich verbindlich, sondern als Anleitung zu einer im Glauben an Christus begründeten Lebensführung zu verstehen. Ihre Geschichte begann vor mehr als 110 Jahren mit dem ersten Sozialen Bekenntnis, das durch die Bischöfliche Methodistenkirche formuliert wurde.)

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 19. Mai 2024

Erfüllende Begeisterung

Ein Zitat

Foto © Jörg Niederer
"Gott ist meist grosszügiger, als wir Menschen es für erlaubt halten."

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 10,44

"Petrus hatte seine Rede noch nicht beendet, da kam der Heilige Geist auf alle seine Zuhörer herab."

Eine Anregung

Auch diesen Sonntag gibt es ein langes Bild und einen kurzen Text. Das Glasfenster in der Kirche Gottlieben vom Künstler Werner Eberli, es stellt die Endzeit und Neuschöpfung durch Gott dar, enthält gleich zweimal, je nach Betrachtungsweise sogar dreimal eine Taube, einmal in betonter Darstellungsweise des Heiligen Geistes. Ich finde, das passt zu Pfingsten.

Pfingsten ist auch eine wunderbare Möglichkeit, den Gottesdienst irgendwo auf der Welt zu besuchen. Ich wünsche uns allen erfüllende Begeisterung!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 18. Mai 2024

Wenn Freikirchler Freikirchen bashen

Ein Zitat

Frauenfeld - Blick zur Altstadt mit seinen markanten Kirchen.
Foto © Jörg Niederer
"Im Wesentlichen Einheit, in allem Anderen Freiheit, über allem die Liebe." John Wesley

Ein Bibelvers - Psalm 120,7

"Ich möchte doch nur in Frieden leben. Aber was ich auch sage, sie wollen Krieg."

Eine Anregung

Mit der VIVA Kirche (früher Chrischona) arbeiten wir von der Evangelisch-methodistischen Kirche etwa in der Evangelischen Allianz zusammen. Persönliche Begegnungen bei den Treffen der Pfarrpersonen und Pastoren in Weinfelden und St. Gallen unterstreichen das gute herzliche Miteinander. Umso mehr irritiert es, wenn zwei Vertreter der VIVA Kirche, die erst noch am selben Ort wohnen wie ich, in Frauenfeld, in einem Blogbeitrag mit der Überschrift: "Progressive Übernahme – ein Kommentar zur Generalkonferenz der Methodisten" ein wahres Freikirchenbashing (bashing = schlechtmachen, fertigmachen) betreiben. Dem Text ist abzuspüren, dass die beiden Brüder Paul und Peter Bruderer wohl vor Veröffentlichung des Beitrags nicht das Gespräch gesucht haben mit verantwortlichen Personen aus der Evangelisch-methodistischen Kirche (zumindest nicht mit solchen, welche ihre vorgefasste Meinung nicht teilen). Das wäre aus meiner Sicht ein erster Schritt gewesen, den jemand, der sich aus christlicher Motivation ernsthaft sorgt über die Entwicklung einer anderen Kirche, getan hätte. Solche Gespräche hätten beigetragen, die Einordnung der Generalkonferenz und ihrer Beschlüsse besser zu verstehen. Was die beiden Brüder zusammentragen, ist sicher nicht sinnlos, aber eben auch nicht sinnvoll, es ist leider in schlechter Weise halbsinnig. Das ist besonders perfide, weil dabei die sinnvollen Teile den sinnlosen oder auch einfach falschen Aussagen das Mäntelchen der Wahrheit überstreifen.

Genau solches Vorgehen von einigen Lobbygruppierungen auf der weit konservativen aber auch liberalsten Seite der Evangelisch-methodistischen Kirche haben die Verhandlungen und den Austausch an früheren Generalkonferenzen vergiftet. Ja, es gab Streit in der EMK, da haben die Brüder Bruderer recht. Und im Gefolge dieses Streits wurde an der ausserordentlichen Generalkonferenz 2019 eine Gesetzlichkeit von einer 3/5-Mehrheit eingeführt, welche es wohl vielen christusliebenden Methodistinnen und Methodisten aus allen Lagern unmöglich gemacht hätte, weiter in dieser Kirche zu bleiben. Dass die nachfolgende Trennung vieler Gemeinden von der Evangelisch-methodistischen Kirche in gegenseitigen Respekt so vereinbart wurde, von all dem liest man nichts im Beitrag der beiden Blogger. Dafür wird ein Schreiben einer afrikanischen Minderheitengruppe extra übersetzt. An der Generalkonferenz habe gerade 1/3 der afrikanischen Delegierten dieses Schreiben unterstützt. Die anderen afrikanischen Delegierten waren sich wohl bewusst, dass die Entscheide der diesjährigen Generalkonferenz ihre traditionelle Haltung schützen, und in Fragen der menschlichen Sexualität und beim Eheverständnis keinen Kadavergehorsam im Sinn einer Regenbogenkirche verlangen. Wenn aber mindestens die Hälfte einer Kirche keine Regenbogenkirche sein muss, wie kann da schon im ersten Satz des Bruderer-Beitrags behauptet werden: "Die weltweite Methodistische Kirche ist vergangene Woche zu einer Regenbogenkirche mutiert". Falls aber mit Regenbogenkirche gemeint ist, dass bei Gott und in der Evangelisch-methodistischen Kirche wirklich alle Menschen willkommen sind, ohne Ausnahme und ohne Ansehen der Person, ganz im Sinn des Regenbogens in der Noah-Geschichte als Friedenszeichen Gottes über allen Geschöpfen, dann hoffe ich, dass nicht nur meine Kirche, sondern jede christliche Gemeinschaft eine Regenbogenkirche ist.

Schade, die beiden Mitchristen Paul und Peter Bruderer von der VIVA-Kirche haben mit ihrer unausgegorenen Analyse der Generalkonferenz eines getan: Methodistinnen- und Methodistenbashing. Aber wer weiss, vielleicht gibt es ja irgendeinmal eine Entschuldigung, wenn auch nicht zum Inhalt, so wenigsten über das mich persönlich verletzende, wenig geschwisterliche Vorgehen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 17. Mai 2024

Unscheinbar

Ein Zitat

Gartengrasmücke beim Strandbad Triboltingen.
Foto © Jörg Niederer
"Wer die unscheinbaren Dinge im Leben schätzt, ist dem wahrhaftigen Glück am nächsten." Hubert Joost (*1939), Steuerberater im Ruhestand

Ein Bibelvers - Lukas 17,10

"So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, womit euch Gott beauftragt hat, dann sagt: 'Wir sind Knechte, weiter nichts. Wir haben nur unsere Pflicht getan.'"

Eine Anregung

Unscheinbarkeit ist ihr Merkmal. Die Gartengrasmücke fällt nicht gross auf, und sieht gewöhnlich aus. Ein Allerweltsvogel. Irgendwie schafft sie es, bei uns zu sein, ohne dass wir sie sofort sehen. Singen kann sie aber eindrücklich und anhaltend, und, wie es ein befreundeter Ornithologe sagte, im Unterschied zur Mönchsgrasmücke mit französisch anmutendem Singsang.

Scheinbar oder Unscheinbar? Wie soll meine Präsenz in dieser Welt sein? Bescheiden dem Schuster gleich bei meinen Leisten bleiben? In der unaufgeregten Stille des Alltags wirken? Sich nicht aus dem Fenster lehnen? Der Öffentlichkeit aus dem Weg gehen? Publikumsscheu sich davonstehlen?

Heute singe ich der guten Bürgerlichkeit ein Lied. Wie gut, dass wir nicht alle Stars sein müssen, nicht alle aus dem Rahmen fallen müssen, nicht alle Paradiesvögel auf der grossen Bühne sein müssen. Wie gut, dass wir unsere Leistungen nicht in den Himmel loben müssen, unser Können leise getan werden darf.

Wie bei der Gartengrasmücke. Unscheinbar flirtet sie nicht mit der Kamera. Auch wenn sie weitgereist ist, bis nach Namibia und wieder zurück und viel zu erzählen wüsste.

Wie gut, gibt es die Gartengrasmücke. Wie gut, gibt es dich und mich.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 16. Mai 2024

Jammerpsalm

Ein Zitat

Trauer-Rosenkäfer und Honigbiene auf Wiesen-Witwenblume.
Foto © Jörg Niederer
"Ha nüt geschlafen letzte Nacht. Danke." WhatsApp-Nachricht an mich.

Ein Bibelvers - Psalm 23,4

"Und muss ich durch ein finsteres Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du bist an meiner Seite! Dein Stock und dein Stab schützen und trösten mich."

Eine Anregung

Mir ist gerade nicht ums jubeln. Also jammere ich. Nicht ohne Hoffnung. Und doch auch ziemlich hoffnungslos. Also wenn du gerade Aufmunterung brauchst, liest du besser nicht weiter. Ich bin heute weit entfernt von hoffnungsvollen Gedanken.


Diese Nacht findet kein Ende.

Schuldgefühle häckseln meine Ausflüchte klein.

"Es ist zu spät." Ein Satz den es nicht geben dürfte.

Der Trauer-Rosenkäfer, hätte ich ihm nur geglaubt.

"Und ob ich schon wandere im finsteren Tal..."

Höhnender Konjunktiv. Da ist finsterer, nicht endender Abgrund.

Wut. Wo haben wir einander verloren?

Wo bist du mir, wo bin ich dir entglitten?

Warum hast du mich zum Todesboten verdammt?

Wie soll ich das nur weitersagen? 


Ich buchstabiere deinen Namen.

"Sollt ich meines Bruder Hüter sein?"

Mein Versagen, in ewig bittere Worte gefasst. 


Schöne Reime. Hässlich sollten sie sein.

Zelebriere ich jetzt mein Selbstmitleid?

Kleide ich die Trauer in Hochzeitsgewänder?

Weinerliche Rechtfertigungen.

Nichtgesagtes pflastert die Seele zu.

"Wie ist mir leid um dich..."


Das Leben geht weiter, sagt die Vernunft,

und ist im Bruchteil eines Nichts

liegen geblieben.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen 

Mittwoch, 15. Mai 2024

Körperlich beten und entspannen

Ein Zitat

Susanne John entspannt sich in einer Kaffeepause im Teich der Propstei Wislikofen.
Foto © Jörg Niederer
"Man schreit ja nie die Haustiere an. Dann sind es wohl doch eher der Ehemann und die Kinder." Susanne John

Ein Bibelvers - Psalm 23,5b+6

"Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar."

Eine Anregung

Susanne John hat sich in Körper-Themen weitergebildet, nachdem sie als Musikerin mit allen Facetten von Stress, Druck und Schmerz konfrontiert war und durch eine chronische Krankheit Zeiten grosser Erschöpfung erlebte. Ihr Angebote reicht von Progressiver Muskelentspannung über Autogenem Training nach den Vorgaben der Schulmedizin bis zur Spiraldynamik. Am gestrigen Tag leitete Susanne John in bewusst christlicher Weise die Teilnehmenden an der Pfarrweiterbildung der Evangelisch-methodistischen Kirche an in Progressiver Muskelentspannung. Das Ziel dabei war programmatisch: "Körperglück". So nennt sie ihr Atelier für Entspannung.

Unter dem Thema "Körperlichkeit und Kontemplation" beteten die Teilnehmenden durch den Tag hindurch immer wieder den Psalm 23 in bewusst körperlicher Weise. Auch die Achtsamkeitsmeditation wurde eingeübt und eine Schokoladen-Meditation für alle Sinne.

Einige Zitate aus den theoretischen Blöcken können vielleicht auch andere zu Nachdenken und mehr Körperbewusstsein verhelfen.

"Wir sind oft im Kopf, und versuchen in den Körper zu kommen."

"Ich bin der Tempel Gottes. Gott wohnt in mir."

"Gott wohnt in meinem zerbrechlichen Gefäss. Das ist eine Auszeichnung."

"Wir leben in einer körperhüllenfixierten Gesellschaft. Zugleich ist diese Gesellschaft merkwürdig körperlos."

"Es geht darum, den Körper zu entfalten."

"Das Ziel ist die Kongruenz von Gefühl und Körper."

"Wir lassen das Gebet in den eigenen Körper, die eigenen Zellen fliessen."

"Nutzen wir den vorhandenen Hormoncocktail zur Entspannung."

"Entspannung ist ein angenehmer Zustand, der auch messbar ist. Entspannung muss kultiviert werden. Nur was wir üben, das können wir."

"Ich finde es sehr schwer, nichts erreichen zu wollen."

"Reserviere dir Zeit, ohne Handyklingeln, ohne Optimierung deiner selbst."

"Wenn psychische Anspannung zu körperlicher Anspannung führt, kann körperliche Entspannung auch zu psychischer Entspannung führen."

Nach diesen Aussagen von Susanne John zuletzt noch eine Zitat aus anderer Quelle: "Es gibt vielleicht kein allgemeineres Heilmittel als Ruhe." Edmund Jacobson (1888-1983)

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 14. Mai 2024

Spiritualität und Körperlichkeit in der Aargauer Pampa

Ein Zitat

Sarah Staub liest aus ihren Texten.
Foto © Jörg Niederer
"'Wenn Sie hinter sich Hufgetrappel hören, erwarten Sie nicht, ein Zebra zu sehen.' Im Kontext bedeutet dieser Rat, dass die zukünftigen Ärzt*innen in ihrem Berufsalltag nach den häufigeren und üblicheren, nicht nach den überraschenden Diagnosen suchen sollten. Seit Kurzem weiss ich, dass ich 'ein Zebra'." Sarah Staub in einem Text auf RefLab

Ein Bibelvers - Lukas 24,38-40

"Jesus sagte zu ihnen: 'Warum seid ihr so erschrocken? Und warum zweifelt ihr in euren Herzen? Ich bin es wirklich: Seht meine Hände und Füße an. Fasst mich an und überzeugt euch selbst – ein Geist hat weder Fleisch noch Knochen, wie ihr sie bei mir sehen könnt.' Während er das sagte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße."

Eine Anregung

"Willkommen in der aargauischen Pampa." So begrüsste gestern Pfarrer Thomas Matter die Angereisten zum Weiterbildungsanlass für Pfarrpersonen der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Propstei Wislikofen.

Das kommt mir in den Sinn heute Morgen, während der Girlitz sein heiseres Lied singt vor meiner Suite. Vom Wald her meldet sich der Schwarzspecht. Ackerfelder wechseln sich ab mit Wiesen und Fruchtfeldern. Die Sonne kämpft sich über den Hügel langsam hinab zu den Häusern, die sich ums Bildungszentrum herum gruppieren. Ich höre eine Kuh muhen. Auch der Stiglitz singt sein Lied und der Hausrotschwanz, den ich gestern schon hörte. Die Rauchschwalben fliegen noch nicht, auch nicht die Mauersegler. Ein Rotmilan, den Kopf wie zum Gebet gesenkt schwebt langsam über den Baum, in dem der Girlitz verstummt. Eine Frau hat ihr Auto auf ein Parkfeld gestellt, raucht bei laufendem Motor eine Zigarette, bis nach etwa 10 Minuten eine weitere Frau heraneilt und ins Auto steigt. Sie fahren los, wohl zur Arbeit. Ein Mann mit schwarzem Hund dokumentiert den Spaziergang mit seinem Handy. Ein anderer, älterer Herr mit Hosenträgern fotografiert eine dieser Gelben Walzmaschinen, wie sie im Baugewerbe zum Einsatz kommen.

Mein Zimmer in der Propstei ist ohne Fernseher, dafür hat es ein Himmelbett. Der Rotwein, den wir gestern zu Viert getrunken haben, erinnert mit seinem Namen an ein anderes Koster, das Kloster Sion in Klingnau. Sowohl die Propstei Wislikofen wie auch das Kloster Sion waren einige Zeit lang vom Kloster St. Blasien im Südschwarzwald abhängig. Beide Klöster wurden etwa zur gleichen Zeit im Prozess der Säkularisierung um 1807-1810 aufgehoben. Genauso wie auch das Mutterkloster St. Blasien. Säkularisierung - das gab es also schon vor 200 Jahren.

Heute ist die Propstei wieder eine kirchliche Einrichtung, ein Bildungszentrum der Römisch-katholischen Kirche. In diesen Tagen beschäftigen wir uns mit Körperlichkeit und Spiritualität. Begonnen hatte es gestern Abend mit einer Lesung von Sarah Staub. Sie lebt, so sagt sie selbst, mit einer "Behinderung", die von einem Gendefekt herrührt, dem Ehlers Danlos Syndrom. Zwei ihrer gelesenen Texte können bei Reflab gefunden werden. Einmal "Der behinderte Gott" und dann "Das Therapiebad, meine Kirche".

Probstei Wislikofen, Aargauer Pampa, Körperlichkeit; mal schauen, ob der Ort für mich zu einem Therapiebad wird für Leib, Seele und Geist.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 13. Mai 2024

Menschenwürde für Flüchtende

Ein Zitat

Stürmische Brandung an der türkischen Mittelmeerküste.
Foto © Jörg Niederer

"'Liebe ist des Gesetzes Erfüllung, das Ziel der Unterweisung.' Grossartiges wird über die Liebe gesagt: Sie ist das Wesen, der Geist, das Leben aller Tugend. Sie ist nicht nur das erste und grosse Gebot, sondern sie ist alle Gebote in einem. 'Was gerecht ist, was rein ist, was liebenswert oder ehrenwert ist; sei es eine Tugend oder ein Lob,' das alles ist eingefasst in dieses eine Wort — Liebe."
John Wesley in der Lehrpredigt "Die Beschneidung des Herzens"

Ein Bibelvers - 1. Mose 12,10

"Im Land Kanaan brach eine Hungersnot aus. Da zog Abram nach Ägypten, um sich dort als Fremder niederzulassen. Denn die Hungersnot lastete schwer auf dem Land."

Eine Anregung

Gestern habe ich den Bericht von einem Mann gesehen, der sich bei der Bewältigung von Krisen ausgezeichnet hat, insbesondere bei der Rettung von Flüchtenden über das Mittelmeer. Dieser Mann beschrieb, wie er sich vor der Möglichkeit fürchtete, Menschen, etwa Kindern zu begegnen, die vor seinen Augen ertrinken, ohne dass er würde helfen können. Da habe ich mir gedacht, ich lese einmal, was die neuen Sozialen Grundsätze über den Umgang mit Flüchtenden sagen. Sie wurden an der diesjährigen Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte angenommenen.

Die vorläufige deutschsprachige Übersetzung der Sozialen Grundsätze hilft zwar beim Verstehen des englischen Originals, hat aber diverse sprachliche und orthografische Mängel. Diese versuche ich im von mir wiedergegebenen Text zu korrigieren. Es handelt sich also nicht um eine von den deutschsprachigen Zentralkonferenzen autorisierte Version.


Grundrechte und Freiheiten

G. Migranten, Immigranten und Flüchtlinge

Wir bekräftigen die Würde, den Wert und die Rechte von Migranten, Immigranten und Flüchtlingen, einschließlich vertriebener und staatenloser Menschen. Wir stellen fest, dass die Welt heute mit einer noch nie dagewesenen Krise hinsichtlich der Vertreibung einer sehr grossen Zahl von Menschen konfrontiert ist. Die Gründe sind fortwährende Kriege und weiterer Feindseligkeiten, ausländische Interventionen, weitverbreitete Hungersnöte, die globale Erwärmung und der Klimawandel sowie das Versagen von Nationalstaaten, ihre Bevölkerung ausreichend zu schützen und für sie zu sorgen.

Wir sind uns bewusst, dass vertriebene Menschen besonders gefährdet sind, da ihnen ihr Übergangsstatus oft nur wenig Schutz und Vorteil bietet und sie so Ausbeutung, Gewalt und Misshandlungen ausgesetzt sind. Wir fordern Methodistinnen und Methodisten auf, Flüchtlinge, Migranten und Immigranten in ihren Gemeinden willkommen zu heißen und sich zu verpflichten, ihnen konkrete Unterstützung anzubieten, einschließlich der Hilfestellung bei der Bewältigung restriktiver und oft langwieriger Immigrationsverfahren, sowie ihnen beizustehen bei der Sicherstellung der Lebensmittelversorgung, Unterkunft, Ausbildung, Arbeit und mit weiteren Formen der Unterstützung. 

Wir lehnen alle Gesetze und Massnahmen ab, die versuchen, vertriebene Menschen und Familien aufgrund ihres Status als Migranten, Immigranten und Flüchtlinge zu kriminalisieren, zu entmenschlichen oder zu bestrafen. Darüber hinaus verurteilen wir Versuche, vertriebene Menschen zu inhaftieren und sie unter unmenschlichen und unhygienischen Bedingungen festzuhalten. Wir wenden uns gegen Richtlinien, welche Familien auseinanderreissen, besonders indem Eltern von ihren minderjährigen Kindern getrennt werden, und wir lehnen profitorientierte Gefangenenlager für solche Zwecke ab.


Wer sich für Flüchtlinge einsetzen möchte, kann in St. Gallen und anderen Städten zum Beispiel an der Aktion "Beim Namen nennen" mitwirken. Sie findet vom 8. bis 9. Juni statt. Dabei wird an all die Menschen erinnert, denen auf der Flucht über das Meer das Leben genommen wurde. Weiter kann auch eine Petition an den Bundesrat unterschrieben werden. Ein Übersichtsflyer steht auch zur Verfügung. 

Übrigens: Die Sozialen Grundsätze sind in keiner Weise rechtlich verbindlich, sondern als Anleitung zu einer im Glauben an Christus begründeten Lebensführung zu verstehen. Ihre Geschichte begann vor mehr als 100 Jahren mit dem ersten Sozialen Bekenntnis, das durch die Bischöfliche Methodistenkirche formuliert wurde.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 12. Mai 2024

Umkehren

Ein Zitat

Glasfenster vom Künstler Werner Eberli in der Kirche Gottlieben. Das Fenster stellt Szenen der Offenbarung dar.
Foto © Jörg Niederer
"Der Lebenswandel folgt dem Sinneswandel."

Ein Bibelvers - Matthäus 4,17

"Von da an verkündete Jesus: ‘Kehrt um! Denn das Himmelreich kommt jetzt den Menschen nahe.’"

Eine Anregung

Sonntag. Dazu gibt es ein langes Bild und einen kurzen Text. Anders als auf dem Glasfenster in der Kirche Gottlieben vom Künstler Werner Eberli geht es in der heutigen Predigt in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen nicht um die Endzeit und die Offenbarung, sondern um das, was ein Navigationsgerät üblicherweise mit "Bitte wenden" formuliert. Ausnahmsweise beginnt dieser Gottesdienst schon um 09.15 Uhr an der Kapellenstrasse 6. Dorthin sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 11. Mai 2024

Schöpfung in Gefahr

Ein Zitat

Raupe des Kleinen Frostspanners.
Foto © Jörg Niederer
"Die wichtige Lektion, die unser gepriesener Herr uns an dieser Stelle einschärfen will … besteht darin: Gott ist in allem und wir sollen den Schöpfer im Spiegel jedes Geschöpfes sehen; wir sollen nichts als von Gott getrennt gebrauchen und betrachten … der die ganze Schöpfung durchdringt und in Bewegung setzt und in wahrem Sinne die Seele des Weltalls ist." Zitat von John Wesley aus der Lehrpredigt "Über die Bergpredigt unseres Herrn"

Ein Bibelvers - Psalm 52,10

"Ich aber bin wie ein Ölbaum, der in Gottes Haus grünt und blüht. Alle Zeit vertraue ich auf Gottes Güte."

Eine Anregung

Ich nehme einen weiteren Text auf aus den neu revidierten und von der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte angenommenen Sozialen Grundsätzen (Siehe Beitrag vom 8. Mai).

Die vorläufige deutschsprachige Übersetzung der Sozialen Grundsätze hilft zwar beim Verstehen des englischen Originals, hat aber diverse sprachliche und orthografische Mängel. Diese versuche ich im von mir wiedergegebenen Text zu korrigieren. Es handelt sich also nicht um eine von den deutschsprachigen Zentralkonferenzen autorisierte Version.

Schöpfung in Gefahr

Wir anerkennen, dass nicht nachhaltige menschliche Handlungen die ganze Schöpfung Gottes in Gefahr gebracht haben. Außerdem bekennen wir, dass durch Abbau und massive Zerstörung die natürliche Umwelt von nie dagewesenem Schaden bedroht ist, was sowohl menschliches wie auch nichtmenschliches Leben in Gefahr bringt. 

A. Zerstörung von Ökosystemen

Wir sind, ob wir Menschen uns dessen bewusst sind oder nicht, Teilnehmende an und Empfangende von komplexen natürlichen Ökosystemen, die sich aus unzähligen symbiotischen Beziehungen von lebenden Organismen wie Tieren, Pflanzen, Insekten und Mikroorganismen sowie der physischen Umgebung, in der sie leben, einschließlich Luft, Wasser und Erde, zusammensetzen.

Überkonsum, kurzsichtige politische Maßnahmen, schlechtes Management von Naturschätzen, und andere untragbare Praktiken haben die verletzlichen, natürlichen Ökosysteme, von denen das gesamte Leben abhängt, schwer beeinträchtigt. Zu oft hat die Menschheit die verbliebene, geschaffenen Welt so behandelt, als ob man sie nach Gebrauch wegwerfen könnte. Zugleich ließ sie die Zerstörung von anderen lebenden Organismen und deren natürlichen Lebensräumen unkontrolliert zu. Außerdem wurden die Erfahrungen und Wortmeldungen der am meisten gefährdeten Menschen weitgehend ignoriert. 

Bemerkung: Die Sozialen Grundsätze werden nicht als rechtlich verbindlich angesehen, sondern als Anleitung zu einer im Glauben an Christus begründeten Lebensführung. Ihre Geschichte begann vor mehr als 100 Jahren mit dem ersten Sozialen Bekenntnis, das durch die Bischöfliche Methodistenkirche formuliert wurde.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 10. Mai 2024

'Kirchliche Kehrtwende' - Ein Beitrag von SRF zur Generalkonferenz

Ein Zitat

Die Präsidentin des Evangelisch-methodistischen Bischofrats Bischöfin Tracy Smith Malone segnet am letzten Tag der Generalkonferenz die Anwesenden.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Bis heute ist das Evangelium und soziales Engagement, etwa für geflüchtete oder obdachlose Menschen, wichtig. Gottesdienste sind traditionell oder innovativ und partizipativ." Aus "Elemente des methodistischen Glaubens" von SRF

Ein Bibelvers - Amos 5,14+15

"Sucht das Gute, nicht das Böse! So werdet ihr leben. Dann wird der Herr, der Gott Zebaot, mit euch sein, so wie ihr es gesagt habt. Hasst das Böse, liebt das Gute!"

Eine Anregung

Wenn eine in den USA stattfindende, zwar grosse, aber für Europa sonst nur mässig interessante kirchliche Grossveranstaltung es in die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Schweiz schafft, dann muss schon Wesentliches in den Augen der Redaktion an diesem Anlass beschlossen worden sein. Die SRF-Religionsredaktorin Léa Burger weist in ihrem Audio-Beitrag aus der Rubrik "Kulturaktualitäten" auf die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte hin, und tut dies kompetent und wertschätzend. Im Beitrag geht es um die beschlossene Zulassung vom homosexuellen Menschen zu kirchlichen Ämtern, und darum, dass nun auch gleichgeschlechtliche Paare in der Evangelisch-methodistischen Kirche getraut werden dürfen. "Kirchliche Kehrtwende" titelt die SRF-Webseite dazu. In der Tat hat sich damit - nicht ganz unerwartet - die Haltung der Kirche fundamental geändert. Im kurzen Beitrag kommt auch Bischof Stefan Zürcher zweimal zu Wort.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 9. Mai 2024

Bischof Stefan Zürcher zur Generalkonferenz

Ein Zitat

Stefan Zürcher vor dem Tagungszentrum in Charlotte.
Foto © Screenshot vom Video
"Ich habe meine erste Generalkonferenz positiv erlebt." Bischof Stefan Zürcher von der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

Ein Bibelvers - Psalm 24,9

"Ihr Tore des Tempels, seid hocherfreut! Ihr Türen der Urzeit, öffnet euch weit! Es kommt der König der Herrlichkeit!"

Eine Anregung

Zur Eröffnung der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche, die vergangene Woche in Charlotte endete, gab es von Bischof Stefan Zürcher eine Videobotschaft (Siehe Blogbeitrag vom 25. April 2024). Mit einer weiteren Videobotschaft zieht er anlässlich des Abschlusses der Generalkonferenz ein Fazit. Hier geht es zum sehenswerten Beitrag.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen


Mittwoch, 8. Mai 2024

Die Ehe in den Sozialen Grundsätzen

Ein Zitat

Hochzeitsvorbereitungen vor der Eglise des Croisettes.
Foto © Jörg Niederer
"Du bist das Kind der Liebe Gottes. Die Kirche gleicht heute viel mehr dem Himmel." Bischöfin Karen Oliveto

Ein Bibelvers - 1. Mose 2,24

"Darum verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter und verbindet sich mit seiner Frau. Sie sind dann eins mit Leib und Seele."

Eine Anregung

In den nächsten Tagen werde ich Abschnitte aus den neu revidierten und von der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte angenommenen Sozialen Grundsätzen hier in deutscher Sprache wiedergeben. Die Sozialen Grundsätze werden nicht als rechtlich verbindlich angesehen, sondern als Anleitung zu einer im Glauben an Christus begründeten Lebensführung. Ihre Geschichte begann vor mehr als 100 Jahren mit dem ersten Sozialen Bekenntnis, das durch die Bischöfliche Methodistenkirche formuliert wurde. 

Die offizielle deutschsprachige Übersetzung der Sozialen Grundsätze hilft zwar beim Verstehen des englischen Originals, hat aber diverse sprachliche und orthografische Mängel. Diese versuche ich im von mir wiedergegebenen Text zu korrigieren. Es handelt sich also nicht um eine von den deutschsprachigen Zentralkonferenzen autorisierte Version.

Beginnen wir mit dem Abschnitt, der von Plenum der Generalkonferenz als einziger etwas ausführlicher diskutiert und angepasst wurde (Siehe dazu den Blog-Beitrag vom Freitag, 3. Mai 2024). Beginnen wir bei der Ehe. 

Ehe

In der Kirche bekräftigen wir die Ehe als einen heiligen, lebenslangen Bund, der zwei gläubige Menschen (einen erwachsenen, ehemündigen Mann und eine erwachsene ehemündige Frau, oder zwei erwachsene, ehemündige Personen) in eine Verbindung miteinander und in eine tiefere Beziehung mit Gott und der Glaubensgemeinschaft bringt.

Die Evangelisch-methodistische Kirche anerkennt die Ehe zwar nicht als Sakrament, wir feiern und schätzen diese Partnerschaft jedoch als einen Glaubensausdruck des Paares, verankert in der Beziehung mit Gott und zueinander. Die Ehe reflektiert daher eine kontinuierliche Bereitschaft, gemeinsam in Jesus Christus zu wachsen und eine Hingabe, eine Bundbeziehung zu kultivieren, die Vertrautheit, Gnade und Liebe umschließt.

Als Teil einer größeren Gesellschaft bestätigen wir auch die Wichtigkeit einer standesamtlichen Eheschließung und die rechtliche Anerkennung von Lebensgemeinschaften durch den Staat. Eine solche rechtliche Anerkennung ist wichtig für den Schutz der Familien, für die legale Regelung von Erbschaften, und für die Rechtssicherheit, damit Ehepartnern und Kindern alle die Rechte, Vorteile und den Schutz erhalten, zu denen sie berechtigt sind.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen 

Dienstag, 7. Mai 2024

Ökologie und Nachhaltigkeit an der Generalkonferenz

Ein Zitat

In einer intakten und biodiversen Natur leben auch seltene Tiere wie der Neuntöter.
Foto © Jörg Niederer
"In seinem Aufruf zum Handeln … ruft der Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche zu einer Praxis der Umweltheiligung auf, um die natürlichen Ressourcen zu erhalten, durch die Verwendung von ausschliesslich erneuerbaren Ressourcen bei jeder Versammlung und jedem Dienst in unseren Gemeinden und unserer Kirche. Ein wichtiger Ausdruck davon ist die Verringerung von Plastik, das wir bei den Zusammenkünften unserer Kirche verwenden." Aus dem von der Generalkonferenz angenommenen Antrag 369 der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland

Ein Bibelvers - Psalm 8,4+5

"Schaue ich hinauf zum Himmel, staune ich über das Werk deiner Finger. Betrachte ich den Mond und die Sterne, die du dort oben befestigt hast, so frage ich: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst?"

Eine Anregung

Auch wenn an der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche, die vergangene Woche in Charlotte zu Ende gegangen ist, andere Themen im Fokus standen, waren auch Klimagerechtigkeit und Ökologie Teil der Verhandlungen. Diese wurden allerdings via Sammelanträge angenommen, da sie in den vorberatenden Kommissionen immer eine überwältigende Mehrheit fanden. Einzig der Antrag, dass Wespath, die Rentenversicherung der Evangelisch-methodistische Kirche in den USA, aus allen Geldanlagen von Unternehmen aussteigen soll, welche im Geschäft mit fossilen Brennstoffen wirken, kam nicht durch. Das Unternehmen Wespath, das 26 Milliarden Doller verwaltet und damit einer der grössten Rentenversicherer auf der Welt ist, argumentierte, dass es einerseits verschieden Anlagepläne gebe, die "Fossil Free" seien, andererseits es auch gut sei, wenn man als Anleger die Unternehmen, die im fossilen Geschäft sind, beeinflussen könne. 

Jedoch wurden verschiedene Resolutionen zur Klimagerechtigkeit und einem ökologischeren Umgang als Kirche neu bestätigt.

Auch der Teil zur Schöpfungsgemeinschaft in den revidierten Sozialen Grundsätzen wurde anstandslos durchgewunken.

Ein weiterer Antrag, der eingebracht und angenommen worden war, fordert in jeder Ortskirche oder jedem Distrikt ein "grünes Team", das "jedes Jahr in vier Bereichen tätig wird - Gottesdienst, Bildung, Praxis und Anwaltschaft - und Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aller Altersgruppen Inspiration, Wissen, Ermutigung und praktische Mittel für den Einsatz für Schöpfung und Gerechtigkeit vermittelt." 

Eine weitere angenommene Petition bekennt die Mitschuld der Evangelisch-methodistischen Kirche an der durch fossile Brennstoffe verursachten Klimaerwärmung und fordert, dass die Kirche bis 2050 keine Treibhausgase (net-zero) mehr verursacht.

Weiter wird gegenüber den Industrienationen gefordert, dass diese als Hauptverursacher der Klimaerwärmung die Treibhausgasemissionen schnell und umfassend senken.

Vor allem die deutschen Delegierten mag es sehr gefreut haben, dass die Generalkonferenz auch den Antrag zur Vermeidung von Plastik, der von Bischof Harald Rückert eingereicht worden war, ohne Änderungen angenommen hat. Darin wird gefordert: "1. dass für alle kirchlichen Aktivitäten der lokalen, jährlichen, zentralen, jurisdiktionalen und Generalkonferenz-Gremien eine doppelte Strategie der Vermeidung (Vermeidung von Plastik, wo immer möglich, Ersatz von Einweg-Plastikartikeln wie Geschirr, Kaffeebechern oder Taschen durch Artikel aus wiederverwertbarem, vorzugsweise natürlich vorkommendem Material) und der Reduzierung (z.B. Verwendung von Geschirr, das gespült und wiederverwendet werden kann) verfolgt werden soll;
2. dass sich alle Delegierten zu entsprechendem persönlichen Handeln verpflichten, indem sie eine Verhaltensänderung im Interesse des Umweltschutzes vorleben." 

All das ist erfreulich für die Umwelt und Schöpfung, ohne dass die Kirche sich damit aber abhebt von der aktuellen Politik oder Gesellschaft. Eine Vorreiterrolle spielt die Evangelisch-methodistische Kirche damit noch nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 6. Mai 2024

Maiglöckchenzeit

Ein Zitat

Maiglöckchen im Wald bei Homburg, Thurgau
Foto © Jörg Niederer
"Roti Rösli im Garte / Maierysli im Wald / Wenn dr Wind chunnt cho blase / De verwelke sie bald." Kinderlied

Ein Bibelvers - 2. Mose 25,31-33

"Mach einen Leuchter aus reinem Gold. Leuchter, Fuss und Schaft sollen aus einem Stück gearbeitet sein, mit Blüten, Knospen und Blättern. Er soll sechs Arme haben, je drei auf jeder Seite des Schafts. Jeder Arm soll drei Blüten haben, geformt wie Mandelblüten mit Knospen und Blättern."

Eine Anregung

Jetzt blühen sie wieder; die Maiglöckchen. Und auch den ersten Maikäfer habe ich schon gesehen. Es gibt etliche Pflanzen, die nach bestimmten Jahreszeiten oder Monaten benannt sind. Zum Winter gehört das Wintergrün, die Winterkresse oder die Winternarzisse. Zum Frühling das Frühlings-Adonisröschen, der Frühlings-Enzian und die Alpen-Frühlingsmiere. Zum Sommer passt die Sommerwurz, die Sommermalve und der Sommerflieder. Und dem Herbst gehört die Herbstzeitlose, die Herbst-Alraune und die Herbstaster. Dem März ist der Märzenbecher zugeordnet, dem Mai natürlich das Maieryesli, und dann fällt mir keine deutsch benannte Blume mehr ein zu einem Monat. Aber vielleicht weist du noch die eine oder andere Pflanze, die entsprechend benannt ist.

Jedenfalls sind die nun überall aufleuchtenden Blüten eine Bereicherung. Es kommt vor, dass ich im Jahresverlauf unvermittelt ein mir bekanntes Blümlein wiederentdecke, und denke: "Wie schön, dass ich dich wieder blühen und wachsen sehen darf. Ich habe ganz vergessen, dass du mich durch meine Lebensjahre begleitest. Nächstes Jahr werde ich dich erwarten. Bestimmt!" Und im nächsten Jahr - bin ich wieder überrascht. Positiv überrascht.

Möge dein heutiger Tag eine positive Überraschung werden!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 5. Mai 2024

Von geistlichen Ämtern

Ein Zitat

Lindsey Baynham Freeman und Emily Kincaid vom General Board of Higher Education Ministries vertraten den Antrag, der den Diakoninnen und Diakonen die Beauftragung zur Sakramentsverwaltung gibt.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Ich bin dankbar, dass mir als Diakon die sakramentale Verantwortung übertragen wurde, also den Tisch in die Welt zu tragen. Das ist meine Berufung als Diakon - eine Brücke zwischen Kirche und Welt zu schlagen." Diakon Gregory Gross an der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche

Ein Bibelvers - 1. Timotheus 3,8+9

"Die Diakone sollen ebenfalls würdig sein. Auf ihr Wort muss man sich verlassen können. Sie dürfen weder übermässig viel Wein trinken noch darauf aus sein, sich zu bereichern. Sie sollen mit reinem Gewissen das Geheimnis des Glaubens bewahren."

Eine Anregung

An Sonntagen sind Menschen mit geistlichen Ämtern besonders gefordert. Und so folgt hier ein Nachtrag von der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte - sie ging am vergangenen Freitag zu Ende - der sich mit drei geistlichen Beauftragungen beschäftigt. 

Fangen wir bei den Bischöfinnen und Bischöfen an. Über die zwei neuen Bischofsgebiete in Afrika habe ich schon berichtet. An der Generalkonferenz wurde aber auch entschieden, dass in den USA 7 Bischöfinnen oder Bischöfe weniger als bisher benötigt werden und finanzierbar sind. Von aktuell 39 aktiven Bischöfinnen und Bischöfen wird reduziert auf 32 aktive Bischöfinnen und Bischöfe. Dies einerseits aufgrund der Kirchenspaltung - 25% der Gemeinden haben die Evangelisch-methodistische Kirche verlassen - und weil dies massive Budgetkürzungen verlang. Für die nächsten 4 Jahre stehen der Kirche 42% weniger Finanzmittel zur Verfügung als in den vergangenen Jahren. Dieses Budget wurde am letzten Sitzungstag von den Delegierten ohne viel Diskussion angenommen.

Schon am Donnerstag wurde die Beauftragung von Diakoninnen oder Diakonen entscheidend erweitert. Während ordinierte Älteste der Kirche nebst Verkündigung am Wort auch die Aufgabe der Leitung und Sakramentsverwaltung haben, sind Diakoninnen und Diakone gemäss Kirchenordnung von Gott berufen und der Kirche beauftragt, "... zu einem lebenslangen Dienst des Wortes und des Dienstes". Neu hat die Generalkonferenz den Diakoninnen und Diakonen auch die volle Sakramentsverwaltung übertragen. Zwar konnten Diakoninnen und Diakone auch schon bisher Taufen durchführen und Abendmahl halten, aber nur mit ausdrücklicher Bewilligung durch eine Bischöfin oder einen Bischof. In den USA, wo es viele Diakoninnen und Diakone gibt, löste dieser Entscheid viel Freude und Dankbarkeit aus. In der Schweiz ist meines Wissens eine Diakonin im vollzeitigen Dienst der Kirche.

Zuletzt noch zum Ältestenamt. Im 5 Jahre dauernden Intermezzo mit den verschärften Bestimmungen des Traditional Plans wurden in diversen Verfahren ordinierte Älteste aus dem Amt entlassen, weil sie selbstbekennende und praktizierende Homosexuelle sind oder weil sie gleichgeschlechtliche Trauungen vollzogen haben. Beides war durch die Kirchenordnung verboten. Im letzten Geschäft der Generalkonferenz wurde entschieden, dass solche Älteste wieder in die Evangelisch-methodistische Kirche aufgenommen werden können. Wie viele dieser entlassenen Pfarrpersonen wieder zurückkommen werden, wird interessant sein zu beobachten.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 4. Mai 2024

Die Generalkonferenz ist Geschichte

Ein Zitat

Am letzten Tag der Generalkonferenz in Charlotte tanzten die Delegierten nach dem Morgengottesdienst ausgelassen zum Soul-Hit Love Train.
Bildschirmfoto aus dem Livestream

"Wir sind dazu aufgerufen, nichts Böses tun, Gutes tun und in der Liebe zu Gott zu bleiben."
Molly Hlekani Mwayera

Ein Bibelvers - Psalm 37,27

"Halte dich fern vom Bösen und tue Gutes! So wirst du für immer im Land wohnen."

Eine Anregung

Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (The United Methodist Church - UMC) in Charlotte, North Carolina ist Geschichte. Gestern Freitag endete die alle 4 Jahre stattfindende, zehntägige Tagung. Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche.

In diesem Jahr wurde unübersehbar Geschichte geschrieben. Nicht ganz unerwartet und doch für alle überraschend klar. In gewisser Weise hat sich, um eine biblische Redewendung aufzugreifen, die Kirche vom Saulus zum Paulus gewandelt.

Als an der Sonder-Generalkonferenz von 2019 die Delegierten den Traditional Plan annahmen, wurde damit der inklusive Teil der Kirche mit ausschliessenden neuen Kirchenparagraphen vor den Kopf gestossen. In der Folge zerbrach die Kirche. In den USA haben seither 25% der meist traditionellen Gemeinden die UMC verlassen. In der nun nachgeholten Generalkonferenz von 2020 - sie fiel mehrfach wegen der COVID-Pandemie aus - wurden nicht nur die 2019 neu hinzugekommenen Restriktionen wieder entfernt, sondern auch (vermutlich) alle verletzende Aussagen aus früherer Zeit. Sie hatten teilweise eine mehr als 50-jährige Tradition in der UMC. Hinter dieser Entwicklung steht auch eine Mehrheit der afrikanischen Delegierten, wenn dies auch von einigen wenigen bestritten wird.

Nichts zeigte diesen U-Turn besser als die Freude am Freitagmorgen. Nach dem Morgengottesdienst bildeten die Konferenzdelegierten zum Soulhit "Love Train" Polonaisen (Siehe Aufzeichnung vom Gottesdienst, ab etwa 1:03:20), fasten sich lachend und weinend an den Händen und tanzten ausgelassen in grossen Sitzungssaal. Also just zu einem Song der Gruppe O'Jays, der 1972 die Charts stürmte, im selben Jahr also, als in der Kirchenordnung der UMC erstmals eine disqualifizierende Aussage über Homosexuelle Eingang fand.

Am gestrigen Freitag wurden nun noch einmal einige diskriminierende Stellen aus der Kirchenordnung gestrichen. So wurden Strafbestimmungen gelöscht, welche die Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren verbieten. Im Verlauf der letzten dreissig Jahren wurden für die Übertretung dieser Bestimmungen etlichen Pfarrpersonen der Prozess gemacht. Zugleich wurde eine neue Bestimmung angenommen, die wie folgt lautet: "Von keiner Pfarrperson darf zu irgendeiner Zeit verlangt werden, dass sie eine Eheschließung, eine Trauung oder eine Segnung vornimmt, oder es darf ihr untersagt werden, eine solche vorzunehmen. Alle Geistlichen haben das Recht, nach ihrem Gewissen zu entscheiden, wenn sie gebeten werden, eine Eheschließung, eine Trauung oder eine Segnung vorzunehmen." Dieser Text kommt unter dem neuen Wind, der nun in der UMC weht, vor allem den traditionell denkenden Pfarrpersonen zugut. Gerade darin wird sichtbar, dass die Evangelisch-methodistische Kirche eine wirklich inklusive Gemeinschaft sein will, in der alle Menschen, egal was sie denken, angenommen sind und unter dem Segen und der Gnade Christi Teil der Kirche sein dürfen.

Von weiteren Regeln, welche traditionell denkende Kreise schützen, schreibt auch Bischof Zürcher in einem Brief-Résumé, das gestern veröffentlich wurde. Es kann im gesamten Wortlaut heruntergeladen werden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 3. Mai 2024

Die revidierten Sozialen Grundsätze sind beschlossen

Ein Zitat

Molly Mwayera aus Simbabwe bringt an der Generalkonferenz beim Eheverständnis in den Sozialen Grundsätzen einen Änderungsantrag ein.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Die neu verabschiedeten Sozialen Grundsätze wurden als lehrreiches Dokument für alle Mitglieder der Evangelisch-methodistischen Kirche erstellt. Sie sind für die Erwachsenenbildung, für die Predigt von der Kanzel, für den Seminarunterricht und als Leitfaden für uns alle gedacht. So können wir sie jetzt nutzen." Bischöfin Sally Dyck

Ein Bibelvers - 2. Mose 20,1+2

"Gott sprach alle diese Worte: 'Ich bin der Herr, dein Gott! Ich habe dich aus dem Land Ägypten herausgeführt – aus dem Leben in der Sklaverei.'"

Eine Anregung

Die revidierten Sozialen Grundsätze sind beschlossen. Gestern wurde vom Plenum der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte, North Carolina auch der Abschnitt "The Social Community" mit 523 Ja-Stimmen gegen 161 Nein-Stimmen angenommen. In diesem Teil findet man den Abschnitt zur menschlichen Sexualität und das Eheverständnis der Kirche, also die zwei umstrittensten Themen, welche auch in gewisser Weise zur aktuellen Kirchenspaltung geführt haben.

Die an dieser Stelle 1972 in die Sozialen Grundsätze aufgenommene Aussage: "Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche kann die praktizierte Homosexualität nicht gutheissen und betrachtet diese Handlungsweise als unvereinbar mit der christlichen Lehre" ist in den revidierten Sozialen Grundsätzen nicht mehr zu finden.

Mehr zu reden gab das Eheverständnis. Im dazugehörigen Text wurde bekräftigt, die Ehe zu verstehen "...als einen heiligen, lebenslangen Bund, der zwei gläubige Menschen miteinander verbindet...". Molly Mwayera aus Simbabwe brachte dazu einen Abänderungsantrag ein. Sie nannte dies "die doppelte Definition der Ehe" und wolle damit die verschiedenen Ehevorstellungen in den Weltregionen stärken. Ihre vorgeschlagene Einfügung findet sich im nachfolgenden Zitat aus den Sozialen Grundsätzen zwischen den rechteckigen Klammern: "In der Kirche bekräftigen wir die Ehe als einen heiligen, lebenslangen Bund, der zwei gläubige Menschen [einen erwachsenen Mann und eine erwachsene Frau die ehemündig sind, oder zwei erwachsene, ehemündige Personen] in eine Verbindung miteinander bringt." ("Within the church we affirm marriage as a sacred lifelong covenant that brings two people of faith [adult man and woman of consenting age or two adult persons of consenting age] into union with one another.") Der Abänderungsantrag wurde von 72% der Stimmenden angenommen. Somit findet sich nun auch wieder das traditionelle Eheverständnis zwischen einem Mann und einer Frau in den Sozialen Grundsätzen.

Bischof Stefan Zürcher schreibt zu dieser Entwicklung in einem Brief, der in diesen Tagen allen Pfarrpersonen der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa zugestellt wird: "Die revidierten Sozialen Grundsätze enthalten weiterhin das traditionelle Verständnis der Ehe und eröffnen die Möglichkeit, es auch anders zu definieren. Qualifizierende Aussagen zur sexuellen Orientierung werden in den Sozialen Grundsätzen und der Kirchenordnung nicht mehr gemacht. Wichtig für uns: Die Generalkonferenz gab den Zentralkonferenzen ausdrücklich die Befugnis, für ihr Gebiet die Definition der Ehe und Richtlinien für Feiern zur Eheschliessung sowie die Anforderungen an Bewerbende für den pastoralen Dienst und die Ordination selbst festzulegen. Die Zentralkonferenzen können diese Kompetenzen an ihre Jährlichen Konferenzen übertragen. Was wir an der ausserordentlichen Zentralkonferenz in Basel im November 2022 beschlossen haben, können wir nun mit der vollen Unterstützung der Generalkonferenz umsetzen. Schon damals haben wir den Schutz der verschiedenen Überzeugungen in unserer Zentralkonferenz sichergestellt."

Mit diesem letzten Entscheid zu den Sozialen Grundsätzen hat eine 12-jährige intensive Arbeit, die ihren Ausgang im europäischen Kontext genommen hat (siehe Beitrag vom 29. April) einen erfolgreichen Abschluss gefunden. 

Und was ist aus der Amtszeitbeschränkung beim Bischofsamt geworden? Eine gestern diskutierte Vorlage sah vor, die Amtszeit in den USA auf 8 plus 4 Jahre zu beschränken. Dies wurde dann abgeändert auf 8 plus 8 Jahre. Letztlich wurde der Antrag als Ganzes an die zuständigen Boards zurückgewiesen. Für die Zentralkonferenzen hätte dieser Antrag sowieso keine Veränderung gebracht aufgrund des folgenden Satzes in der Vorlage: "Jeder Bischof, der von einer Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche gewählt wird, hat eine Amtszeit, die von der Zentralkonferenz, die den Bischof wählt, festgelegt wird."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen