Ein Zitat
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Foto © Jörg Niederer |
"Friedliche Orte durchleben derzeit eine Katastrophe. Ich bin erschüttert von den Berichten, die mich erreichen. Ich trauere um die, die in dieser Katastrophe ihr Leben verloren haben." Angela Merkel
Ein Bibelvers - 1. Mose 8,8-9
"Noah schickte auch eine Taube los. Er wollte herausfinden, ob das Wasser vom Erdboden abgeflossen war. Aber die Taube fand keinen Halt für ihre Füße. Da kehrte sie zu Noah in die Arche zurück, denn noch immer bedeckte Wasser die ganze Erde. Noah streckte seine Hand aus, nahm die Taube und holte sie zu sich in die Arche."
Ein Gebet
Die Sonne scheint wieder. Das Haus, in dem ich wohne, steht noch. Die Wassermassen haben uns verschont. Doch andere hat es schwer getroffen, herumgewirbelt, strudelnd sind sie untergegangen, überrascht in der Nacht, und am Morgen war nichts mehr wie zuvor. Gott sei's geklagt!
Cressier, Wollhusen, Rivera, Zürich, Biel, Sachseln, Schleitheim. Schlimm genug, aber nichts im Vergleich zu Ahrweiler, Erftstadt, Schuld, Maastricht, Lüttich. So viele Menschen kehren nie mehr nach Hause zurück. Andere haben ihr Hab und Gut verloren, das nackte Leben gerettet.
Gott, ich verstehe es nicht. Der Regenbogen über diesem Weltuntergang, ein Friedenszeichen zum Bersten gespannt.
Gott, ich verstehe es nicht. Es braucht Antworten, keine Vertröstungen, keine Schuldzuweisungen, kein "habe ich es nicht gesagt", keine Besserwisser.
Danke für die, welche helfen, ihr Haus teilen, Hand anlegen, Trümmer wegräumen, Trauernde begleiten, Getränke reichen, nach den Vermissten suchen, schreien mit den Schreienden, schweigen mit den Schweigenden, leben für die Überlebenden.
Die Sonne scheint und färbt die Wolken in sanftes Rosa. Das Haus, in dem ich wohne, steht noch. Noch sind die Wassermassen nicht abgeflossen. Es ist noch nicht ausgestanden. Noah, wann lässt du die Taube fliegen? Gott, wann können wir wieder sagen: Gott sei Dank?
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde