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Donnerstag, 26. Januar 2023

Fernsehkrimis unter Beobachtung

Ein Zitat

Polizeikotrolle 2011 in Balzers
Foto © Jörg Niederer
"Die schlimmste Kriminalstatistik gab es zu Kains Zeiten; auf einen Schlag löschte der Bursche ein Viertel der Menschheit aus." Gabriel Laub (1928-1998)

Ein Bibelvers - 2. Samuel 12,9+10

Natan zu König David: "Warum hast du das Wort des Herrn verachtet? Warum hast du getan, was er verurteilt: Den Hetiter Urija hast du mit dem Schwert getötet und dann seine Frau geheiratet. Ja, du hast ihn durch das Schwert der Ammoniter aus dem Weg geräumt. So soll jetzt das Schwert für alle Zeit gegen dein Haus gerichtet sein..."

Eine Anregung

Das ganze Fernsehprogramm ist eine nicht enden wollende Abfolge von Krimis. Dabei geht es um Gerechtigkeit und Spannung, um ein sofagestütztes Schaudern vor den menschlichen Abgründen, und der etwas naiven Litanei, dass schon alles gut kommt, selbst wenn am Ende alle tot sind. 

Nach jahrelangem Krimikonsum sind mir einige Dinge aufgefallen, die in diesem Chambre immer wieder vorkommen. Hier eine ungeordnete Auswahl: 

  1. In jedem Krimi sagt eine Fahnderin oder ein Polizist den Satz: "Wir stellen hier die Fragen."
  2. Kein Fahnder fühlt sich in seiner Arbeit befangen, selbst wenn der eigene Sohn oder die Mutter verdächtigt wird.
  3. Wird ein Polizist suspendiert, macht er privat trotzdem weiter.
  4. Kommissare entlassen sich nach Verletzungen immer vorzeitig und immer gegen den Willen der Ärzte aus dem Spital.
  5. Ein Wachmann vor dem Spitalzimmer ist kein Hindernis.
  6. Die lokale Kriminalpolizei und das Sondereinsatzkommando harmonieren nie gut zusammen.
  7. Bedroht eine Täterin eine Geisel, legen die Polizisten jeweils die Waffen auf den Boden, um die Situation zu beruhigen.
  8. Bei Entführungen gehen Angehörigen nie von sich aus zu Polizei.
  9. Ist Gift im Spiel, riecht es immer nach Bittermandeln.
  10. Ein von Fahndern zu Fuss Verfolgter rennt jeweils so davon, dass er einem gemütlich wartenden Polizei in die Arme läuft.
  11. Die Polizisten dringen mit der Begründung "Gefahr in Verzug" und ohne Durchsuchungsbefehl in jeder Gebäude ein.
  12. Jede Polizistin und jeder Polizist kann ganz locker jedes Haustürschloss mit zwei Sicherheitsnadeln aufbrechen.
  13. Ist der Täter noch im Haus, wird der ihn suchende Polizist über kurz oder lang niedergeschlagen.
  14. Wenn ein Fall zu einfach gelöst wurde, ist der Krimi wohl noch nicht zu Ende. 
  15. Irgendeinmal fällt in jedem Krimi der Satz: "Wir müssen noch irgendetwas übersehen haben."
  16. Spielt ein Pfarrer eine Hauptrolle, ist er immer der Täter. 
  17. Am Ende ist garantiert die unverdächtigste Person die Täterin oder der Täter.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde