Samstag, 19. Juli 2025

Gebet für die Nati?

Ein Zitat

Glasfenster in der Katholischen Kirche Niederuzwil, aufgereiht wie Fussballerinnen beim Singen der Nationalhymne.
Foto © Jörg Niederer
"An manchen Tagen ist man der Hund, an anderen die Laterne." Kalenderspruch

Ein Bibelvers - Offenbarung 21,7

"Wer siegreich ist und standhaft im Glauben, wird das alles als Erbe erhalten. Ich werde sein Gott sein, und er wird mein Kind sein."

Eine Anregung

Gestern nach der Beisetzungsfeier besuchte ich kurz noch die Katholische Kirche in Niederuzwil, bestaunte die Glasfenster und überlegte, ob ich eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen soll für den Sieg der Schweizer Fussballfrauen. Doch dann tat ich es nicht. Am Bahnhof in Uzwil und Wil dann viele Frauen und Männer in roten Trikots auf dem Weg an den Viertelfinal nach Bern. Die Stimmung war fröhlich. Eine Frau meinte: "Da muss man einfach dabei sein, auch wenn wir vermutlich nicht weiterkommen."

Am Abend dann schaute ich mir das Spiel im Fernsehen an, hoffte mehr als eine Stunde auf ein Wunder, bis die zwei Tore fallen für das spanische Frauenteam.

Hätte ich doch nur die Kerze angezündet und das Gebet gesprochen, heute in der Kirche. Nun haben die Schweizer Fussballfrauen verloren, und ich bin schuld. Ohne Kerze, keinen Sieg.

Gut, auch bei den anderen Spielen der Women's Euro habe ich nicht gebetet und auch keine Kerzen angezündet. Und da haben die Schweizerinnen immerhin zwei von dreimal gewonnen.

Vielleicht hat die spanische Bevölkerung, zahlenmässig uns Schweizer:innen sowieso weit überlegen, halt mehr Kerzen für ihr Team angezündet als wir, und mit dieser schieren Masse Gott mehr beeindruckt. Allerdings: Steht Gott nicht auf der Seite der Schwachen, also in diesem Fall auf der Seite der Schweiz? Als schwach kann man das Schweizer Frauenteam nun aber auch wieder nicht bezeichnen, immerhin haben sie es den Spanierinnen ziemlich schwer gemacht. 

Wenn ich die Sache mit dem Gebet um Siege in Sportwettkämpfen so drehe und wende, wenn ich es mir ernsthaft überlege, komme ich zu keinem klaren Ergebnis. Vielleicht haben Niederlagen und Siege gar nichts mit Gebeten zu tun. Vielleicht ist Gott neutral, noch mehr als die Eidgenossenschaft. Vielleicht wirkt Gott im Fussballgeschehen wie die Schiedsrichterinnen: unvoreingenommen, unparteiisch, gerecht. Vielleicht sagt er am Schluss wie eine Mutter zu ihren Kindern, die gerade spielerisch siegen und verlieren lernen: "Es ist ja nur ein Spiel." Und: "Man muss auch verlieren können." Vermutlich sagt Gott uns nicht, wir sollen für Siege und gegen Niederlagen beten.

Egal. Das nächste Mal vor so einem wichtigen Match werde ich bestimmt beten und eine Kerze anzünden. Man muss schliesslich auch gewinnen können. Wie heisst es doch: "Nötzts nüz so schadts nüz."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 18. Juli 2025

Was jetzt?!

Ein Zitat

Ferienstimmung an einem Strand auf Kreta.
Foto © Jörg Niederer

"Was ohne Ruhepausen geschieht, ist nicht von Dauer."
Ovid (43 v.Chr. - ca. 17 n. Chr.)

Ein Bibelvers - Kolosser 3,15

"Und der Friede, den Christus schenkt, lenke eure Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Und dafür sollt ihr dankbar sein!"

Eine Anregung

Gelesen habe ich in einem Forum über Fotografie das Wort "Urlaub-Salben", und mich gewundert, was Fotografie und Salben miteinander zu tun haben. Dann wurde mir mein Versehen bewusst. Es sollte "Urlaubs-Alben" heissen. Das nun passte besser, ging es doch um digital erstellte Bücher, Erinnerungen aus gemachten Ferienfotos. Geschrieben war das Wort natürlich so: "Urlaubsalben". In einer Weise, dass diese Doppeldeutigkeit möglich wird. Noch etwas gilt es zu erwähnen. Anders als in Deutschland wird in der Schweiz nicht klar unterschieden zwischen Ferien und Urlaub.

Nun gehören Salben, vor allem Sonnenschutzsalben, ja schon auch zu den Ferien. Salben und Ferien, beides steht dafür, dass man sich etwas Gutes gönnt, geschützte Erholung sucht und findet.

Genau das werde ich nun bald auch erleben dürfen. Ferien, Urlaub, der Geruch nach Sonnencreme, kitschige Erinnerungsfotos, Schweiss und Aussicht, Sonnenauf- und Sonnenuntergänge.

Meine Eltern beteten jeweils vor der Fahrt mit dem Auto in die Ferien nach Holland. Sie wussten, Sonnenschutzmittel reichen nicht aus, um friedliche Ferien zu erleben.

Möge Gott uns alle in den Ferien bewahren. Mögen die Fotos in Urlaubs-Alben nicht nur von brauner Haut und Urlaub-Salben erzählen, sondern auch von Gottes Beistand, von der wunderbaren Welt und von vielen Momenten des Friedens.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 17. Juli 2025

Gewohnheiten

Ein Zitat

Neue Armaturen in den Toiletten der Methodistenkirche St.Gallen verändern die gewohnten Abläufe.
Foto © Jörg Niederer
"Die schlimmste Herrschaft ist die der Gewohnheit." Publilius Syrus (90-40 v. Chr.)

Ein Bibelvers - Lukas 4,16

"Und er [Jesus] kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um zu lesen."

Eine Anregung

Am alten Laptop hatte ich einen Touchscreen; am neuen nicht mehr. Anfänglich aber versuchte ich auch am neuen direkt auf dem Bildschirm zu arbeiten. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Gewohnheiten den neuen Umständen angepasst haben.

In den Toiletten an meinem Arbeitsplatz in der Methodistenkirche St. Gallen hatte es am Brünneli so einen Wasserhahn, bei dem man einen Knopf runterdrücken musste, und dann lief einige Zeit das Wasser und stellte von alleine wieder ab. Nun wurden neue Armaturen installiert, mit einem Hebel, den man leicht nach hinten kippen muss, damit das Wasser zu sprudeln beginn. Abschalten geht auf die selbe Weise, indem man den Hebel nach vorn kippt. Die ersten Mal aber klopfte ich, vom alten System gewohnt, auf den Hebel, was natürlich ausser Irritation keine gewünschten Folgen zeitigte.

Ich bin, es ist nicht zu leugnen, ein Gewohnheitstier. Sind die Abläufe einmal fixiert, wird es schwierig, von ihnen abzuweichen.

Meine Frau beklagt sich immer einmal wieder, dass an ihrem Mobiltelefon sich Routinen und Ansichten ständig ändern. Immer wieder ist die Bedienung der Apps oder von Webseiten anders, als gerade eben noch. Das irritiert.

Nun frage ich mich, wie oft man sich neuen Umständen anpassen kann, und ab wann es fertigt ist damit. Wie viel Gewohnheit ist gut? Kann es denn an gar keinem Ort so bleiben, wie es schon immer war? 

Die Sehnsucht nach dem Bleibenden, Gewohnten, sie ist auch in der Kirche da. Aber auch hier ist Veränderung angesagt. Museale Erstarrung passt eben nicht zu einem dynamischen Gott, der zwar immer derselbe sein wird, uns aber auch überrascht und auf neue Wege führt.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 16. Juli 2025

Bier analog, Meditation digital

Ein Zitat

Eine meditative Umgebung an einem der Strände auf der griechischen Insel Kos. (Foto: Sabine Möckli Niederer)
Foto © Sabine Möckli Niederer
"Gott ist über, jenseits, für dich, unnahbar nah und alles in allem. Entdecke Weite und Freiheit in Glaube und Gottesbild." Webseite Netzkloster

Ein Bibelvers - Offenbarung 8,1

"Als das Lamm das siebte Siegel öffnete, wurde es still im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang."

Eine Anregung

Fast vier Jahre ist es her, seit ich das letzte Mal (Siehe Beitrag vom 11.11.2021!) vom Netzkloster berichtet. Seither ist viel geschehen. Dave Jäggi, wurde abgelöst als Netzabt durch Simon Weinreich, Pfarrer in der reformierte Kirche Illnau-Effretikon. Die reformierte Zürcher Landeskirche ging für die Förderung des Netzklosters aus dem Innovationsfonds eine Kooperationsvereinbarung mit der Gründungsträgerschaft Evangelisch-methodistische Kirche ein. Nebensächlicher ist, dass es nun auch ein analoges Netzklosterbier gibt, das man in Flaschen in Zürich, Bern und Effretikon beziehen kann.

Die meditativen Angebote sind aber nach wie vor weitgehend digital und richten sich an Menschen, die sich vertieft dem Meditieren im Alltag hingeben möchten.

Sascha, 33 Jahre alt, schreibt über das Angebot der Novatio: "Für mich ist Achtsamkeit eine der zentralen Eigenschaften, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen, Wenn eine gerechte, freie und sichere Welt unser Ziel ist, dann ist Achtsamkeit der Weg dorthin. (Christliche) Meditation befähigt Menschen zu einem grösseren Mass an Empathie und Resilienz, in dem sie den Kapazitätsraum in uns vergrössert. Darum bin ich so ungeheuer dankbar für die Angebote aus dem Netzkloster. Diese helfen, eine Lücke im christlichen Kontext zu schliessen."

Abgesehen vom Schnupperangebot Inspectio kosten die Kurse und Ausbildungsgänge zwischen CHF 90.- bis CHF 360.-. Versprochen wird, dass die "...kontinuierliche Meditationspraxis dich in Verbindung bringt: mit dir selbst, mit Gott und mit der faszinierend komplexen Welt, in der du lebst."

Auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, in dieser mystischen Weise nach der Meditationsform des Herzensgebet still zu werden, ist ein Blick auf die sehr gelungene Webseite in jedem Fall lohnend.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 15. Juli 2025

Ich bin da

Ein Zitat

Anschrift "...da sein" an einer Hauswand im Kloster Magdenau.
Foto © Jörg Niederer
"Ich habe lange auf mich gewartet, bis ich endlich da war."

Ein Bibelvers - Jesaja 52,5+6

"Ausspruch des Herrn... Darum muss mein Volk erkennen, wer ich bin. An diesem Tag werden sie merken: Ich bin es, der sagt: 'Ich bin für euch da.'"

Eine Anregung

Gerade sind ja schulferienbedingt viele mal weg. Ich bin noch da. Da sein ist doch schon einmal etwas. Im Kloster Magdenau wollen die Schwestern nebst "leben" und "lieben" auch ganz bewusst "da sein"

Bin ich gerade da, bei mir, zuhause? Fühle ich mich wohl in meiner Haut? Ausser mir sein möchte ich nicht. Ganz bei mir sein, das macht Sinn. Auch da sein für andere tut anderen und mir gut.

In einem Begrüssungslied heisst es:

"Ich bin da, Ich bin da, Ich bin da, das ist wahr, das ist wunderbar.
Nicht da oben, nicht da unten, nicht da vorne, nicht da hinten. Nicht daneben, sondern da, das ist wunderbar.
Mit dem Kopfe, mit den Füßen, mit den Händen zu begrüßen. Mit dem Herzen bin ich da, das ist wunderbar.
Um zu hören, um zu sehen, um zu riechen, um zu schmecken. Um zu rufen, ich bin da, das ist wunderbar."

Ich wünsche dir heute, dass du da bist, ganz bei dir, ganz bei den Mitmenschen und ganz erfüllt vom Wissen, das Gott immer bei dir und da ist.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 14. Juli 2025

Tag der Nonbinarität und Geschlechteridentitäten

Ein Zitat

Beim Rotschenkel (hier im Neeracherried) ist homosexuelles Verhalten nachgewiesen.
Foto © Jörg Niederer
"Weshalb fällt es uns oft so schwer, andere einfach so zu akzeptieren, wie sie sind?" Steph Pfenninger Schait

Ein Bibelvers - Genesis 1,20+21

"Gott sprach: 'Das Wasser soll von Lebewesen wimmeln, und Vögel sollen fliegen über der Erde und am Himmel!' Gott schuf die großen Seeungeheuer und alle Arten von Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt. Er schuf auch alle Arten von Vögeln. Und Gott sah, dass es gut war."

Eine Anregung

Die Natur kennt viele Geschlechteridentitäten. Ob man das nun wahrhaben will oder nicht, es ist Realität. Da wechseln Tiere im Verlauf ihres Lebens das Geschlecht, (Clownfisch, Bartagame), oder verändern ihr Aussehen zum anderen Geschlecht (Stockente) um in Ruhe gelassen zu werden. Andere leben Jahrelang in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft (etwa Höckerschwäne). Bestimmte Pilze wie der Gemeine Spaltblättling kennen viele tausend Geschlechter, und der Morphofalter oder Rotkardinal (ein Vogel) können im wahrsten Sinn des Wortes eine weibliche und einen männliche Seite haben, was sich auch in der Einfärbung der Flügel oder Federn abzeichnet. Wieder andere Tiere zeigen deutliches homosexuelles Verhalten. So der hier abgebildete Rotschenkel oder auch Delfine. 

Mit anderen Worten: Nonbinarität ist natürlich. Das mag auch heute, am Tag der Nonbinarität, noch nicht überall angekommen sein. Aber es gibt eben mehr in Fauna und Flora, als dass der Mensch sich denken kann.

Allein die am häufigsten vorkommende Sexualität zur Norm zu erklären mag naheliegend sein, wird aber der Wirklichkeit nicht gerecht. Es ist nicht der Straussenvogel (bei dem übrigens die Männchen die Eier ausbrütet und die Jungen danach betreuen - also selbst das Rollenmuster variiert in der Natur!), der seinen Kopf in den Sand steckt, sondern noch immer sind es eine grosse Zahl von Menschen, die sich hier etwas vormachen und blind sind für die vielgestaltige Wirklichkeit.

Angesichts dieser Vielfalt an Geschlechteridentitäten glaube ich nicht an Zufall. Was in solcher Häufigkeit und Variabilität vorkommt, passt zur Vielgestaltigkeit der Schöpfung, wie sie uns auch in der Bibel beschrieben wird. Vielfalt ist ein Leitmotiv bei der fortdauernden göttlichen Erschaffung der Welt.

Ich verstehe das Leben so, wie es die nonbinäre Pfarrperson Steph Pfenninger Schait in einem Artikel, erschienen bei ref.ch, beschreibt, nämlich "...dass Vielfalt nichts Bedrohliches, sondern etwas Schönes ist. Etwas, das weder bekämpft noch bloss toleriert oder akzeptiert werden sollte, sondern gefeiert gehört."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 13. Juli 2025

Schwarz die Madonna

Ein Zitat

Eine Schwarze Madonna mit Jesuskind im Kloster Magdenau, Wolfertswil
Foto © Jörg Niederer
"Schwarz bist du und schön, Jungfrau Maria!" Aus einem Gebet zum Jubiläum der Schwarzen Madonna von Einsiedeln. Von Pater Philipp Steiner

Ein Bibelvers - Hohelied 1,5

"Braun gebrannt bin ich und schön, ihr Töchter aus Jerusalem: dunkel wie die Zeltdecken der Beduinen, schön wie die Teppiche Salomos."

Eine Anregung

Es gibt sehr viele Schwarze Madonnen. Eine besonders schöne steht in der Klosterkirche Magdenau.

Nun mag weder Maria noch Jesus so dunkelhäutig gewesen sein wie bei diesem Kunstwerk. Aber sie waren bestimmt auch nicht so weiss, wie auf vielen europäischen Darstellungen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Warum aber gibt es eine Verehrung der Schwarzen Madonna, und zugleich die jahrhundertelange Ansicht der Überlegenheit von hellhäutigen Menschen?

Haben Arier Schwarze Madonnen verehrt? Ich kann es mir nicht recht vorstellen. War das entartete Kunst? Zumindest um sie vor der Zerstörung in der Hitlerzeit zu bewahren wurde die berühmte Schwarze Madonna von Altötting kopiert und ausgetauscht.

Ich schätze es, dass Maria und Jesus anders dargestellt werden, als ich sie mir vorstellen würde. So muss ich neu denken, neue Gedankenwege einschlagen. Letztlich geht es nicht um Hellhäutigkeit oder eine irgend geartete Häutigkeit, sondern darum, dass ich hellsichtig werde für das Unerwartete, das Andere, das Besondere.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 12. Juli 2025

Die neuen Sozialen Grundsätze sind da

Ein Zitat

Im Jahr 2009 stand diese Skulptur sich liebender Weinbergschnecken beim Kloster Gnadenthal.
Foto © Jörg Niederer
"Make love, not war" (Deutsch: "Macht Liebe, nicht Krieg") Antikriegsslogan aus dem Jahr 1967

Ein Bibelvers - Jakobus 3,17

"Anders aber ist die Weisheit, die von Gott kommt: Sie ist zuerst einmal rein. Dann ist sie friedlich, gütig und bereit, sich etwas sagen zu lassen. Sie ist auch voller Barmherzigkeit und bringt gute Früchte hervor. Und sie ist unparteiisch und aufrichtig."

Eine Anregung

Nun sind die Sozialen Grundsätze der Evangelisch-methodistischen Kirche in der aktuellsten Version von 2024 auch Online verfügbar. Dies gilt sowohl in deutscher wie auch englischer Sprache.

Die Sozialen Grundsätze sind Teil der Kirchenordnung der weltweiten United Methodist Church. Mit der seit der Generalkonferenz 2024 gültigen Version liegt ein vollständig neuer Text vor, der über mehrere Jahre und durch Mitsprache von Menschen aus allen Weltgegenden entstanden ist.

Die Sozialen Grundsätze wollen Anregungen geben für ein christlich verantwortetes Leben. Sie sind in diesem Sinn nicht Gesetz, sondern Ausdruck der kirchlichen Verantwortungen gegenüber der Schöpfung, der Wirtschaft, dem Zusammenleben und der Politik. Dabei fällt den Grund- und Menschenrechten eine hohe Aufmerksamkeit zu. 

Gegenüber früheren Versionen achten diese Sozialen Grundsätze stärker auf eine globale Sichtweise, sind knapper formuliert und besser christlich-theologisch begründet.

Die deutschsprachige Version liegt auch als Heft 49 in der Reihe "EmK-Forum" vor. Es kann bezogen werden bei der Blessings 4 you GmbH, Postfach 311141, DE-70471 Stuttgart. Diese Fassung der Zentralkonferenz Deutschland ist meines Wissens weitgehend identisch mit der in der Schweiz und Österreich gültigen Version.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 11. Juli 2025

Holzschindelgebet

Ein Zitat

Holzschindeln an der Hausfassade der Mediothek Bäretswil.
Foto © Jörg Niederer
"O dass doch meine Stimme schallte / bis dahin, wo die Sonne steht; / o dass mein Blut mit Jauchzen wallte, / so lang es noch im Laufe geht; / ach wär ein jeder Puls ein Dank / und jeder Odem ein Gesang!" Johann Mentzer (1658-1734)

Ein Bibelvers - 2. Könige 20,2

"Da drehte Hiskija das Gesicht zur Wand und betete zum Herrn..."

Eine Anregung

Die Mediothek in Bäretswil ist ein modernes Gebäude mit einem Flachdach. Es fällt aber auf, dass sie vollständig mit Holzschindeln eingekleidet ist.

Die Schindeln haben etwas Beruhigendes. Gleichmässig verteilt ergibt sich ein rhythmisches Muster. Keine der Schindeln ist genau gleich, auch sind sie nicht perfekt angeordnet. Die kleinen Abweichungen gehören dazu. Sie sind zu gering, als dass sie stören könnten. Sie sind zu offensichtlich, als dass sie nicht wahrgenommen werden. Eine Litanei aus Holz. Ein sich wiederholendes, Haus gewordenes Gebet. 

Ich stelle mir vor, wie der Schindelmacher eine Schindel nach der anderen ausgesucht und angeordnet hat. Es sind wohl Tausende. Die immer gleichen Bewegungen, Handgriffe, Hammerschläge. Erfüllende Eintönigkeit. Wie beim Stricken hat man Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen. Ein architektonischer Rosenkranz.

Den Perlen gleich folge ich den Schindeln, spreche meinen Dank, meine Bitten, meine Hoffnungen meine Sehnsüchte aus. Jede Schindel, ein Atemhohlen, "... und jeder Odem ein Gesang".

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 10. Juli 2025

Zum aus der Haut fahren

Ein Zitat

Die Mauereidechse ist dabei, die alte Haut abzuwerfen; sie häutet sich.
Foto © Jörg Niederer
"Versuch's und steck einen Esel in eines Löwen Haut, es schreit doch immer daraus des Esels Laut." Frank Schätzing (*1957)

Ein Bibelvers - Jeremia 13,23

"Kann etwa ein schwarzer Mensch seine Hautfarbe ändern oder ein Leopard die Flecken auf seinem Fell? Genauso wenig könnt ihr euch ändern und Gutes tun. Ihr seid doch an das Böse gewöhnt!"

Eine Anregung

Für die Reptilien ist es eine regelmässige Erfahrung. Sie fahren aus der Haut, total friedlich, vielleicht etwas unruhiger, weil die alte Haut doch etwas stört, solange sie noch in Fetzen am Körper haftet.

Für uns Menschen ist es unwahrscheinlich, dass wir aus der Haut fahren. Wobei jetzt gerade wieder ist die Zeit der Sonnenbrände. Da stossen wir dann eben doch endzündete Haut ab. Wobei, dies sollte möglichst vermieden werden, da durch Sonnenbrand Hautkrebs gefördert wird.

Die Redensart: "Es ist zum aus der Haut fahren" meint, das jemand die vor Umwelteinflüssen schützende Haut verlassen wird, was sich in grosser Wut und viel Ärger zeigt. So ein Mensch lässt Dinge zu nahe an sich heran, die seinem Frieden schaden.

Ich merke, dass ich diese Redensart wohl nicht ganz ernst nehme. Wenn ich sie verwende, hat sie oft einen ironischen Beiklang.

Aktuell fühle ich mich wohl in meiner Haut, und das soll auch so bleiben. Also: Immer schön ruhig bleiben, und sich nicht zu sehr aufregen. Der Teint wird es dir danken.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 9. Juli 2025

Ganz besondere Eier

Ein Zitat

Glänzende Hühnereier warten in einem Sieb darauf, dass sie als Ostereier eingefärbt werden.
Foto © Jörg Niederer
"Wenn ich um jedes Ei / so kakelte, / mirakelte, / spektakelte, / was gäb's für ein Geschrei." Heinrich Seidel (1842–1906) Pfarrer und Schriftsteller

Ein Bibelvers - Lukas 11,11+12

"Welcher Vater unter euch gibt seinem Kind eine Schlange, wenn es um einen Fisch bittet? Oder einen Skorpion, wenn es um ein Ei bittet?"

Eine Anregung

Irgendwie kamen wir auf das religiöse Brauchtum im bäuerlichen Umfeld und dabei auf die Karfreitagseier zu sprechen. Mein Gegenüber erklärte, dass Hühnereier, die an Karfreitag gelegt würden, nie faul werden, im Gegensatz zu anderen Eiern. Diese Eigenschaft hätten sie deswegen, weil ihnen eine besondere Segenkraft innewohnt. Er selbst habe dies einmal getestet. So habe er ein Karfreitagsei und ein anderes Ei ungekocht und ungekühlt ein ganzes Jahr lang aufbewahrt. Dann sei er zu einem befreundeten Bauern gegangen und habe diesen gebeten, das Karfreitagsei an seiner Stalltür aufzuschlagen. Es war tatsächlich nicht faul. Die darin enthaltene Flüssigkeit war verdunstet und übrig geblieben war ein kleiner, vertrockneter Rest. Dann sollte der Bauer das andere Ei auch aufschlagen. Doch dazu war dieser nicht bereit, da er überzeugt war, dass dies ein faules Ei wäre, und den Gestank scheute.

Diese Reaktion seines Bauernkollegen habe ihn von der Segenskraft der Karftreitagseier überzeugt. So habe er sie auch schon einmal auf der Mauerumfriedung eines Klosters platziert, um die Nonnen darin zu segnen und zu schützen.

Manche mögen solche Ansichten als Aberglauben abtun. Mir gefällt der Gedanke, dass Karfreitagseier und Ostereier etwas Besonderes sind. Allein schon das Wissen, dass sie in Zusammenhang mit einem hohen christlichen Feiertag stehen, macht sie bedeutungsvoll.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 8. Juli 2025

Politik und Kirche

Ein Zitat

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter im eifrigen Gespräch beim Warten auf den Beginn des Weihegottesdienstes für den neuen Bischof Beat Grögli.
Foto © Jörg Niederer
"Mein Glaube ist privat, gleichzeitig hilft er mir, auch im Amt zu meinen Überzeugungen zu stehen." Karin Keller-Sutter (*1963)

Ein Bibelvers - 1. Timotheus 2,2

"Betet auch für die Könige und alle übrigen Machthaber. Denn wir wollen ein ruhiges und stilles Leben führen – in ungehinderter Ausübung unseres Glaubens und in Würde."

Eine Anregung

Es ist schon bemerkenswert, wie viele Politiker:innen am vergangenen Samstag anlässlich der Bischofsweihe von Beat Grögli den Weg in den Dom St. Gallen gefunden haben. Da war Krethi und Plethi versammelt, auch Persönlichkeiten, welche es wohl lieber sähen, wenn Kirche und Staat noch deutlicher getrennt wären. Wie die FDP-Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter zu Letzterem steht, weiss ich nicht.

Ich frage mich, ob eine Vertretung des Bundesrats jeweils bei allen katholischen Bischofweihen dabei ist. Und dann wären da ja auch noch die anderen öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaften, die Evangelisch-reformierte Kirche, die Christkatholische Kirche und die Jüdische Religionsgemeinschaft. Gibt es eine politische Gleichbehandlung? Oder ist dies abhängig von anderen, zufälligeren Rahmenbedingungen, wie der Herkunft des Bischofs und der Bundespräsidentin, der Öffentlichkeitswirksamkeit des Anlasses, der Cleverness der Organisator:innen?

Wie auch immer: Was sicher nicht schaden kann; wenn wir für die Menschen immer wieder Beten, welche Verantwortung in Kirche und Staat übernehmen. Man muss das politische Heu ja nicht auf der selben Bühne haben, um Gott um Führung für Bundesrat, Nationalrat, Ständerat usw. zu bitten. Bereits bald, am 1. August werden wir mit ihnen vermutlich wieder einstimmen in dieses Nationalhymne gewordene Gebet an den "Hocherhabenen", an den "Gott im hehren Vaterland". Dem sagt man dann wohl Patriotismus, aber auch Bekenntnis.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 7. Juli 2025

Leider doch

Ein Zitat

Plakat am Bahnhof Weinfelden gegen Rassismus und Antisemitismus: "Nicht bei uns!"
Foto © Jörg Niederer
"Arbeitgeber sind verpflichtet, ihre Mitarbeitenden vor rassistischer Belästigung zu schützen." Giulia Reimann von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus

Ein Bibelvers - Sacharja 7,10

"Unterdrückt nicht Witwen und Waisen, Fremde und Arme! Plant nichts Böses gegeneinander!"

Eine Anregung

Gestern habe ich in der Sonntagszeitung gelesen, dass von 1000 Befragten 35% angegeben haben, dass sie in ihrer Ausbildung Rassismus erlebt haben, davon eine von zehn Person wiederholte Male. Die Studienautorin Félicia Fasel sagt: "Rassismus ist nicht die Ausnahme, sondern ein gesellschaftliches und strukturelles Phänomen." Besonders betroffen sind Jugendliche, die mit der Kundschaft oder mit Patient:innen in Kontakt kommen. Jugendliche mit dunkler Hautfarbe oder ausländischem Namen sind stärker betroffen.

Gerade auch ältere Menschen sind in Sachen Fremdenfeindlichkeit oft wenig sensibel. Ich erinnere mich an eine hundertjährige Bewohnerin eines Mietshauses, welche sich über einen dunkelhäutigen Mieter beschwerte, und ihn aggressiv als N* bezeichnete und mit der Polizei drohte.

Ebenfalls in der Sonntagszeitung lese ich in einem anderen Artikel davon, dass ausländische Mieterinnen und Mieter viel mehr für ihre Wohnung bezahlen müssen als Schweizer:innen. Im Artikel kommen die Autoren Andreas Tobler, Paul Ronga und Svenson Cornehls zum Schluss: "Eine ausländische Staatsbürgerschaft, fehlende sprachliche Kompetenzen oder das Aussehen können in der Schweiz dazu führen, dass jemand Wohnungen nicht erhält oder auf eine kleinere Auswahl Wohnungen zugreifen kann, also diskriminiert wird und deshalb gezwungen ist, eine teurere Wohnung zu nehmen."

An der Tagung der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika hatte ein Passus der zu ratifizierenden Änderungen in der Verfassung über "...weisse Privilegien, weisse Vorherrschaft" zu reden gegeben. Es wurde moniert, dass es nicht nur weissen Rassismus gäbe. Mir scheint, dass allein schon die oben erwähnten Beispiele genügend aufzeigen, wie diese Vorstellung, dass wir weissen Einheimischen aus irgendeinem unerklärlichen, irrationalen Grund besser sind als die andern, immer noch oder wieder neu das Denken und Handeln in der Gesellschaft bestimmen.

Dagegen spricht sich die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche in den neuen Sozialen Grundsätzen 2024 deutlich und klar aus. Da heisst es: "Wir verurteilen Rassismus, Antisemitismus, Ethnozentrismus und Tribalismus sowie jegliche Ideologie oder gesellschaftliche Praxis, die von der falschen und irreführenden Annahme oder Idee ausgeht, dass eine Gruppe von Menschen allen anderen Gruppen von Menschen überlegen ist."

Also in dieser Sache haben wir in der Schweiz noch einiges zu tun. Als Christinnen und Christen, welche daran glauben, dass Gott alle Menschen geschaffen hat und liebt, sind wir besonders gefordert, allen mit dem gleichen Respekt und der gleichen Sensibilität zu begegnen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 6. Juli 2025

Es war zum sich Niederwerfen

Ein Zitat

Zwei Trachtenfrauen gratulieren nach der Bischofsweihe dem neuen St. Galler Bischof Stefan Grögli.
Foto © Jörg Niederer
"In concordiam Christi - Bilde unser Herz nach deinem Herzen" Wahlspruch von Bischof Beat Grögli

Ein Bibelvers - Johannes 12,26ab

Jesus: "Wer mir dient, muss mir auf meinem Weg folgen. Denn wo ich bin, wird auch mein Diener sein."

Eine Anregung

Wer hätte dies gedacht, dass ich einmal Freude finde an einem dreistündigen Gottesdienst. Doch die Bischofsweihe von Beat Grögli zum neuen Bischof in St. Gallen war in ihrer Vielfalt und ihrem Tiefgang einfach "Klasse". Es war, wie man so sagt, zum Niederknien, oder besser: zum sich Niederwerfen.

Darin bin ich dem neuen Bischof zuvorgekommen. Nicht ganz freiwillig, stolperte ich doch bei den Türen der Kathedrale, und legte mich zu meiner Überraschung und zur Überraschung anderer flach nieder. Die Folgen sind glücklicherweise marginal und werden wohl bald ausgeheilt sein. Anders bei Bischof Beat Grögli. Er werde wohl, so sein Vorgänger Bischof Markus Büchel, für mindesten die nächsten 20 Jahre im Amt sein. Die Erwartungen sind gross.

Als Vertreterinnen und Vertreter der Ökumene waren wir Teil der geladenen Gäste und sassen direkt hinter den Vertreterinnen und Vertretern der politischen Schweiz sowie von Staat und Stadt. Angeführt wurden diese durch die aus Wil stammende Bundespräsidentin Karin Keller-Suter, welche auch ein Grusswort hielt und den auch aus Wil stammenden Bischof Beat Grögli herzlich grüsste.

Es war ein besonderer Tag, voller Sonnenschein und mit einem hoffnungsvollen Aufbruch in eine neue Ära. Nun fragen sich wohl alle: Wer wird der nächste Dompfarrer sein. Eine Dompfarrerin wird es wohl nicht werden! In Sachen Frauen im ordinierten Dienst haben wir Evangelischen die Nase vorn.

Mehr zum gestrigen Anlass findet man auf der Webseite des Bistums.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 5. Juli 2025

Bischofsweihe im Dom St. Gallen

Ein Zitat

Die Kathedrale von St. Gallen wird der Schauplatz der Bischofsweihe von Beat Grögli sein.
Foto © Jörg Niederer
"Der Ring ist für mich ein starkes unmissverständliches Zeichen. Ich habe mich für einen schlichten Ring entschieden, ein Kreuz mit einem Kreis, der die Sonne symbolisiert." Bischof Beat Grögli über den Bischofsring

Ein Bibelvers - 1. Timotheus 3,1

"Das Wort ist glaubwürdig: Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe."

Eine Anregung

Heute wird der bisherige Dompfarrer Beat Grögli in der Kathedrale von St. Gallen zum Bischof des Bistums St. Gallen geweiht. Es werden mehr als 2000 Menschen erwartet, welche im Dom selbst und per Direktübertragung nebenan in der St. Laurenzenkirche an diesem feierlichen Akt dabei sein werden.

Zudem kann die Weihe auch per Livestream auf der Bistumsseite mitverfolgt werden.

Also ich bin dabei. So schnell komme ich nicht mehr zu so einer Möglichkeit.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 4. Juli 2025

Im Dunkeln geboren

Ein Zitat

Ein Gefleckter Schmalbock weidet die Blüten eines Zwerg-Holunders ab.
Foto © Jörg Niederer
"Verjage die Fliege auf der Stirn deines Freundes nicht mit dem Beil." Chinesisches Sprichwort

Ein Bibelvers - Offenbarung 1,4+5a

"Johannes. An die sieben Gemeinden in der Provinz Asia. Ich wünsche euch Gnade und Frieden – von dem, der ist, der war und der kommt, von den sieben himmlischen Geistern vor seinem Thron und von Jesus Christus."

Eine Anregung

Langsam arbeitete er sich auf seinen sechs Beinen durch den dunklen Höhlengang vorwärts. Dort, im morschen Holz einer Birke hatte er sich von einem Wurm in einen wunderschönen Käfer verwandelt. Ob Käfern der Magen knurrt, weiss ich nicht. Doch da war dieser Drang nach etwas Süssem. Aus der Dunkelheit wurde langsam Dämmerung. Am Ende der Röhre zeichnete sich helles Licht ab. Einige Minuten verharrte der Gefleckte Schmalbock (so wird der Käfer heute genannt) beim Ausgang. Dann hatten sich die Flügel fertig entfaltet und waren ausgehärtet. Ohne es je gelernt zu haben, erhob sich der Käfer in die Luft, flog über die Kräuter und zwischen den Bäumen hindurch bis zu seinem Ziel, der Blütendolde des Zwerg-Holunders. Dort habe ich ihn fotografiert in der letzten Phase seines Lebens. 

In wenigen kurzen Monaten heisst es nun, sich zu paaren und für Nachwuchs zu sorgen. Danach geht es zu Ende mit ihm. Schon im September sind diese Käfer, die vorgeben, Wespen zu sein, nicht mehr zu finden. Was er bis dahin auch kann: Zirben wie eine Heuschrecke. 

Irgendwo habe ich gelesen, dass dieser Bockkäfer auch in Kleinasien vorkommt. Es ist also gut möglich, dass Paulus einst auf seinen Missionsreisen bei einem Rast auf einer Waldlichtung sich gewundert hat über diesen schönen Käfer. Gerade so, wie ich heute. Dann klappte der Gefleckte Schmalbock seine Deckflügel wie Tragflächen eines Flugzeugs auf die Seiten. Mit den transparenten Flügeln begann er zu schlagen, flog auf und davon in den Wald.

Paulus schaute ihm nach bis er verschwunden war. Dann schulterte auch er wieder seinen Sack, und machte sich weiter auf den Weg, den Gott ihm wies.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 3. Juli 2025

Schweben

Ein Zitat

Ein Weibchen der Gemeinen Schattenschwebefliege sitzt auf der Blüte eines Storchenschnabels.
Foto © Jörg Niederer
"Zu schweben vor Glück ist die schönste Art der Fortbewegung." Angelika Emmert (*1968), Standesbeamtin

Ein Bibelvers - Hiob 26,6+7

"Nackt liegt die Unterwelt vor Gottes Augen. Keine Decke verbirgt den abgründigen Ort. Er spannt den Himmel aus über dem Nichts, verankert die Erde in vollkommener Leere."

Eine Anregung

Männchen der Gemeinen Schattenschwebefliege können oft schwebend in der Luft an einer Stelle verharren. Weibchen dagegen sind eher flugfaul. Schön sind sie allemal. 7-11 Millimeter kleine Juwelen.

"Kleines und Grosses in Wort und Bild" heisst das Thema im Club 60+ vom 10. Juli in der Evangelisch-methodistischen Kirche Bäretswil. Dann werde ich um 14.30 Uhr so einige Beobachtungen von Kleinem und Grossem präsentieren. Diese Schwebefliege wird auch dazugehören. So etwas Schönes kann man nur bewundernd teilen. 

Die harmlosen Insekten sind nicht nur schön, sondern auch nützlich. Ihre Larven ernähren sich von Blattläusen. Und die Fliegen selbst helfen bei der Bestäubung der Pflanzen, die sie besuchen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 2. Juli 2025

Frauenfussball ist besser

Ein Zitat

St. Gallen ist bereit für die Frauenfussball-Europameisterschaft. Beflaggung zur UEFA-Women's-Euro Switzerland 2025 in der Altstadt.
Foto © Jörg Niederer
"Die wahre Größe eines Menschen zeigt sich in der Niederlage, nicht im Triumph." Marcel Roffler (*1969)

Ein Bibelvers - 2. Korinther 12,10

"Deshalb freue ich mich über meine Schwäche – über Misshandlung, Not, Verfolgung und Verzweiflung. Ich erleide das alles gern wegen Christus. Denn nur wenn ich schwach bin, bin ich wirklich stark."

Eine Anregung

Heute beginnt in der Schweiz die Frauenfussball-Europameisterschaft. In St. Gallen, einem der Austragungsorte, ist die Altstadt entsprechend beflaggt.

Interessant finde ich, dass noch immer über die Verschiedenheit von Frauen- und Männerfussball diskutiert wird. Da ist ein Kommentar von Stefan Schmid im St. Galler Tagblatt überschrieben mit "Frauenfussball: Jeder Vergleich mit Männern ist Schwachsinn". Und dann folgt genau das: Ein Vergleich von Frauen- und Männerfussball. Heisst das, dass das was im im Kommentar geschrieben steht, nun Schwachsinn ist? Lassen wir das einmal so dahingestellt.

Ich finde, Frauenfussball ist besser. Er ist weniger kommerzialisiert. Er ist idealistischer. Die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter müssen sich weniger vor Gewalt fürchten. Frauenfussball ist ein Familienfest mit deutlich weniger Aggression in den Fansektoren. Frauenfussball ist auch inklusiver, sowohl in den Köpfen wie auch in der Realität.

So, jetzt habe ich es auch getan. Ich habe verglichen. Habe ich damit Schwachsinn produziert? Lassen wir auch das so dahingestellt.

Wie schreibt doch Paulus in der Bibel: "Denn nur wenn ich schwach bin, bin ich wirklich stark." Auf den Sport übertragen hiesse dass wohl: "Die wahre Größe eines Menschen zeigt sich in der Niederlage." 

Da hoffe ich nun, dass das Schweizer Frauenteam (fast hätte ich "Frauennationalmannschaft" geschrieben) im Turnier nicht zu schnell und nicht zu oft ihre wahre Grösse zeigen muss.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 1. Juli 2025

Der nackte Jesus

Ein Zitat

Das Altarbild nach einem Entwurf von Martin Disteli in der christkatholischen Stadtkirche Olten.
Foto © Jörg Niederer
"Wie schad, dass ich kein Pfaffe bin / Das wäre so mein Fach. / Ich bummelte durchs Leben hin / Und dächt' nicht weiter nach." Wilhelm Busch (1832-1908)

Ein Bibelvers - Matthäus 25,31-32

Jesus: "Der Menschensohn wird wiederkommen in seiner Herrlichkeit mit allen Engeln. Dann wird er sich auf seinen Herrscherthron setzen. Alle Völker werden vor dem Menschensohn versammelt. Er wird sie in zwei Gruppen aufteilen – wie ein Hirte, der die jungen Ziegenböcke von der Herde trennt."

Eine Anregung

"Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass Jesus Christus, einem Putin oder indischem Guru gleich, mit nackten Oberkörper dereinst die Menschen richten wird." Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich das von Martin Disteli entworfene und von Sebastian Gutzwiller 1845 erstellte Altarbild des Jüngsten Gerichts in der Stadtkirche Olten betrachtete.

Nun weiss ich nicht, ob Martin Disteli in seinen Skizzen Jesus wirklich so darstellen wollte. Gutzwiller hat einige der Figuren, die im Original nackt dargestellt sind, bekleidet (siehe Ausschnitt der Originalskizze!). So etwa der Mann und die Frau, welche rechts im Bild an einem Ast hängend dargestellt sind. Gutzwillers Eingriffe in das Bild haben es für die fromme Seele "bekömmlicher" werden lassen. Der liberale Disteli, als Vater der Schweizer Karikatur bekannt und seiner Religionskritik wegen als Pfaffenfresser verschrien, war sowieso eine ungewöhnliche Wahl für die Erstellung eines geistlichen Gemäldes.

Zurück zum nackten oder halbnackten Jesus. Dort in der Stadtkirche Olten bemerkte ich, dass Jesus auch sonst mehr nackt als bekleidet dargestellt wird. Auf einem Gemälde ist er als nacktes Jesuskind mit Maria abgebildet. Auf einem anderen hängt er nur mit Lendenschurz bekleidet nackt am Kreuz. Auch auf zwei Kruzifixen, die vor den beiden Gemälden stehen, hat der Heiland nicht mehr viel an. Dann ist da das Bild von der Darbringung Jesu im Tempel. Auch da ist das Jesuskind unbekleidet. Lediglich auf einem der Gemälden in der Kirche ist Jesus bekleidet.

Während die Nacktheit bei Geburts- und Kreuzigungsszenen noch nachvollziehbar ist, fällt sie beim Weltenrichter Christus schon etwas aus dem Rahmen. Vermutlich musste der Oberkörper teilweise oder ganz entblösst sein, damit man als Erkennungszeichen die Narbe auf der linken Brustseite sieht. Diese wurde dem Gekreuzigten ja durch römische Soldaten zugefügt. Zwingend nötig ist diese Nacktheit nicht. Da ist der Lichtglanz und die ganze Szenerie, die keinen andern Schluss zulassen, als dass es sich hier um den endzeitlich richtenden Christus handelt.

Also warum diese Obsession der kirchlichen Kunst an der Nacktheit von Jesus Christus? Vielleicht hat jemand, der das hier liest, eine einleuchtende Erklärung.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen


Montag, 30. Juni 2025

Fenster zum Himmel

Ein Zitat

Stellen auf einem Getreidefeld sind leer. Es handelt sich um Lerchenfenster, die den Feldlerchen helfen, hier zu brüten.
Foto © Jörg Niederer
"Pläne die Luft und das Wasser, die Wildnis und Natur zu beschützen, sind auch Pläne, den Menschen zu beschützen." Stewart Udall (1920-2010)

Ein Bibelvers - Jesaja 28,24-26

"Pflügt ein Bauer sein Feld etwa die ganze Zeit, wenn er etwas aussäen will? Zieht er ständig Furchen und ebnet seinen Acker? Natürlich nicht! Sobald er den Boden vorbereitet hat, streut er Schwarz- und Kreuzkümmel aus. Er setzt Weizen in Reihen, Gerste an ihren Platz und Dinkel an den Rand des Feldes. Der Bauer weiss, was zu tun ist, denn Gott belehrt und unterweist ihn."

Eine Anregung

Auf einem Feld bei Elgg finden sich drei rechteckige, kahle Stellen mitten im Getreidefeld. Hat da der Bauer oder die Bäuerin bei der Aussaat geschludert?

Nein, das sind Lerchenfenster. Feldlerchen brüten gerne im Kulturland. Wenn aber der Weizen, wie in der heutigen maschinellen bewirtschafteten Zeit, dich ausgesät wurde, finden die Vögel keine Lücken, um ihre Nester anzulegen. Zudem sind auch weniger Insekten für die Aufzucht zu finden. Auch das An- und Abfliegen wird durch den dichten, feuchten Bestand des Getreides erschwert.

Nun hat man festgestellt, dass etwa 20 Quadratmeter grossen unbesäten Stellen beitragen, dass Feldlerchen öfters und erfolgreicher brüten können. Da die einst sehr häufigen Feldlerchen heute an vielen Orten selten geworden sind, helfen solche einfachen Bruthilfen ausserordentlich bei der Artenvielfalt.

Die Bäuerin oder der Bauer verlieren damit nicht viel. Etwa 5-8 Franken Ertragsminderung pro Lerchenfenster ergeben sich. Zwei Lerchenfenster pro Hektare reichen aus. Die Bewirtschaftung bleibt einfach. Lediglich bei der Aussaht muss die Sämaschine für einige Meter ausgeschaltet werden. Alles andere wie Unkrautbekämpfung und Ernte bleiben gleich. Ideal ist es, wenn es angrenzend an die Getreidefelder Wiesenstreifen gibt, welche nicht gemäht werden. Landwirtschaftsbetriebe können so einen bedeutenden Beitrag leisten für mehr Artenvielfalt.

Lerchenfelder sind in gewisser Weise Fenster zum Himmel.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 29. Juni 2025

Mensch, freu dich!

Ein Zitat

Ein lachendes Gesicht über einer Tür in Kreuzlingen.
Foto © Jörg Niederer
"Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht voraussehen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet." Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944)

Ein Bibelvers - Johannes 15,5

Jesus: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen."

Eine Anregung

Vermutlich sollte die Steinmetzarbeit den griechischen Weingott Dionysos darstellen. Aber ich interpretiere es anders. Die Trauben und die Weinrebenblätter verweisen auf Jesus. Er ist der Weinstock, wir sind seine Reben. So beschreibt es die Bibel. Und weil das so ist, können wir voller Freude sein.

Von der Freude handelt die heutige Predigt in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen; auch von der Freude, die den Ärger und die Endtäuschung zurück lässt. Zum Abendmahl, das dann passender Weise auch ausgeteilt wird, sind bei uns immer alle eingeladen, ohne Ausnahme.

Du kannst dabei sein an der Kapellenstrasse 6 in 9000 St. Gallen. Der Gottesdienst beginnt um 10.15 Uhr.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 28. Juni 2025

Ein überraschendes Wiedersehen

Ein Zitat

Noel Neumann hält eine kurze Rede an der 1700-Jahr-Feier zum Glaubensbekenntnis von Nizäa am 1. Juni 202 in Berner Münster.
Foto © Jörg Niederer
"Wir sind aufgerufen zur Einheit und Brüderlichkeit, im Glauben und der Liebe Jesu." Noel Neumann

Ein Bibelvers - 1. Mose 12,1

"Der Herr sagte zu Abram: 'Verlass dein Land, deine Verwandtschaft und das Haus deines Vaters! Geh in das Land, das ich dir zeigen werde!'"

Eine Anregung

Als er anlässlich der 1700-Jahr-Feier zum Glaubensbekenntnisses von Nizäa im Berner Münster eine kurze Rede hielt, wusste ich, dass ich ihn kenne, aber nicht mehr, woher. Sicher war er mir nicht bekannt unter dem im Programm angegebenen Namen. Offensichtlich war erst ein anderer Geistlicher der Syrisch Orthodoxen Kirche für diese Kurzansprache vorgesehen gewesen.

Nun weiss ich es wieder. Vor Jahren in Rothrist kam sein Sohn zu mir in den methodistischen Unterricht. Das war damals für Noel Neumann kein Problem. Auch wenn er und seine Familie selbst zur aramäischsprachigen christlichen Minderheit gehören, traute er seinen Kindern den Glauben in einer grossen Weite zu. Heute vertritt er in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen der Schweiz die Syrisch Orthodoxe Kirche unter Erzbischof Mor Dionysios Yeshue.

Es war eine schöne Überraschung, ihn wieder zu treffen. Ich erinnere mich gut, wie stolz er war, dass er noch die Sprache von Jesus spricht, dass Abraham und er ursprünglich aus der selben Weltregion stammen, und dass seine Kirche noch heute in der Tradition der drei ökumenischen Konzilien der ersten Christenheit ihren Glauben lebt. 

Gestern an der Hauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Olten sass ich neben ihm am Mittagstisch. Er sprach mit dem Vertreter der Tessiner Arbeitsgemeinschaft. Nicht in Deutsch und auch nicht auf Italienisch. Sie sprachen Aramäisch miteinander. Das war ihre gemeinsame Sprache, eine Sprache des Glaubens und eine gemeinsame Sprache in der fremden Heimat Schweiz. So also hat es wohl geklungen, wenn sich Jesus mit seinen Jüngerinnen und Jünger unterhalten hat. Ich war fasziniert.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 27. Juni 2025

Gurken oder Melonen

Ein Zitat

Die Essiggurken-Pflanze gehört zu den Mittagsblumen.
Foto © Jörg Niederer
"Aus einer Gurke wird keine Melone." Sprichwort

Ein Bibelvers - Jesaja 1,8

"Nur die Tochter Zion ist übrig geblieben. Sie steht da wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Wachhäuschen im Gurkenfeld. Sie gleicht einer belagerten Stadt."

Eine Anregung

Nach dem gestrigen Beitrag kann man vermuten, dass da noch etwas kommt. Nebst meinem 40. Dienstjubiläum in der Evangelisch-methodistischen Kirche konnte ich an der Tagung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika gleich auch noch die Verabschiedung in den Ruhestand feiern. Auch dazu gab es einen Blumentopf mit einer Pflanze, welche sich kuschelig anfühlt und zum Streicheln einlädt. An ihren an Essiggurken erinnernden Blättern hat es stoppelige weisse Härchen, die ein kitzelndes Gefühl auf den Fingern auslösen. Aufgrund der Blattform wird die Igel-Mittagsblume in Südafrika Pickle Plant genannt, also Essiggurken-Pflanze.

Ich weiss nicht, ob es Pflanzen gerne haben, wenn man sie streichelt. Anders als bei Katzen und Hunden kann das nicht so direkt herausgefunden werden. Aber sicher eignet sich die Pflanze für all jene, welche sich in ihrer Wohnungen keine Haustiere halten dürfen. Zudem sei es ein ausgesprochenes Anfängergewächs, da die Essiggurken-Pflanze besonders pflegeleicht sei.

Essiggurken-Pflanze? Gibt es eigentlich in der Bibel auch Gurken? 

Tatsächlich werden Gurken in Übersetzungen erwähnt. Doch vermutlich handelt es sich um eine besondere Wassermelonenart. Denn Gurken kommen aus Indien und waren zu biblischen Zeiten noch nicht im Nahen Osten auf dem Markt. So war wohl Jesaja kein Prophet im Gurkenfeld, sondern eher ein Prophet in der Melonenpflanzung. Und das eingangs zitierte Sprichwort muss im Blick auf die Bibel korrigiert werden. Da werden aus Gurken eben doch Melonen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen