Ein Zitat
"Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch." Franz Grillparzer (1791-1872)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Johannes 14,26
"Der Vater wird euch in meinem Namen den Beistand senden: den Heiligen Geist. Der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst euch gesagt habe."
Eine Anregung
In einem Altstadthaus von Diessenhofen sehe ich durch ein vergittertes Fenster auf ein Sammelsurium. Da hat es viele Bilder in Rahmen, aber auch eine Schaufensterpuppe mit den typischen Playboy-Hasenohren. Ich entdecke eine Tischuhr, einen Globus und eine grosse Schnecken-Meeresmuschel. Da steht ein Delfter Porzellankrug neben Messingkerzenständer. Es gibt Blech-Spielzeugautos, eine Stehlampe und einen auffälligen rosafarbenen Kübel, der so gar nicht zu den antiken Möbel passt. Ja auch Weihnachten steht bereit, in Form von Krippenfiguren. In einem Wintergarten, wo üblicherweise Lebendiges die Sonne geniesst, findet sich konservierte Vergangenheit.
Erinnerungen. In gut einem Monat werden wir uns an die Verstorbenen des vergangenen Jahres erinnern. Menschen, so einmalig und liebeswert wie diese versammelten Altertümer. Vielleicht haben wir von ihnen Bilder geerbt, Möbelstücke.
Wenn ich aktuell meine Mutter im Altersheim besuche, nehme ich manchmal die Kartonschachteln hervor, in denen alte Fotos abgelegt sind, und schaue mir die Bilder an. Ich beschreibe was ich sehe meiner Mutter, da sie die oft kleinen Abzüge mit ihren schlechtgewordenen Augen nicht mehr erkennen kann. Dann schwelgen wir in Erinnerung. Sich erinnern kann heilsam sein, aber auch aufwühlend. Je nach dem, ob es schöne oder hässliche Memoiren sind.
Bei diesen Betrachtungen von Vergangenem habe ich einiges gelernt über mich und meine Geschichte. Genau so kann ich aus den alten Texten der Bibel, aus den Bildern, welche da gezeichnete werden, einiges lernen über das Leben und das Sein. Ich finde, es lohnt sich, in biblischen und anderen Erinnerungen zu schwelgen.
Guter Gott, im Lauf meines Lebens haben sich allerlei Erinnerungsstücke angesammelt. Sie hängen an den Wänden oder warten in Schubladen und zwischen Albendeckeln auf die Wiederentdeckung. Wenn ich hinschaue, sehe ich in Gesichter von Menschen, die längst schon gegangen sind. Ich danke dir für den Segen, den sie mir gewesen sind. Woran werden sich die erinnern, die mich heute kennen? Leite du mich in allen Dingen, führe mich zu den Menschen, denen ich zu guten Erinnerungen werden darf. Amen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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