Ein Zitat
"Der Kaffee ist kaputt! ich bin immer noch müde." Herkunft unbekanntFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 38,11
"Mein Herz pocht heftig, die Kraft geht mir aus. Sogar mein Augenlicht lässt mich im Stich."
Eine Anregung
Die in Cluj-Napoca entstandene Fotografie bietet einigen Gedankenstoff. Da sitzt eine Frau vor einem Caféhaus, das es nur in Rumänien gibt. Der Name: "Narcoffee Roasters". Auf dem PC der Frau klebt der Satz: "NO SUGAR IN MY COFFEE" (Kein Zucker in meinem Kaffee). Mein erster Gedanke: Wer geht in ein Café, das sich nach Staaten bezeichnet, die durch Drogenanbau und Verkauf bekannt sind, die sogenannten Narco-Staaten? Und wenn man dann auch noch weiss, dass "Sugar" als anderes Wort für "Heroin" verwendet wird, und dieser Stoff gerne mit einem Gemisch aus Koffein, Mehl und Ascorbinsäure gestreckt wird, fragt man sich schon, warum die junge Frau gerade in einem Café sitzt, das unweigerlich an Drogen denken lässt.
Klar, Kaffee ist irgendwie auch eine Droge. Und die ist legal. Auch in jenem Strassencafé, das nach eigenen Bekunden vor allem "Kaffee aus der ganzen Welt, frisch geröstet und serviert" anbietet. So steht es in der Selbstbeschreibung des Gasthauses.
Gehen wir gedanklich noch ein Stück weiter. Der Song "No Sugar Tonight" aus dem Jahr 1970 von der Gruppe "The Guess Who" enthält den Satz: "No sugar tonight in my coffee". Im Lied ist es eine Metapher für das Gefühl der Einsamkeit und Leere. Auf dem Foto sitzt die Frau allein da und beschäftigt sich mit ihrem PC. Auch das ist eine Metapher für Einsamkeit und Leere. Die ganze Welt zieht an einem vorbei, doch ich bleibe allein, abgeschottet von der realen Welt durch einen Bildschirm, auf dem vielleicht die Illusion der grossen weiten Welt flimmert.
Es gibt eine aktuellere Coverversion von "No Sugar Tonight": "No Sugar in my Coffee" von der Gruppe "Caught A Ghost". Eine Bluesversion. Bei Bluesmusik sind Einsamkeit und Leere immer auch Programm. Doch in diesem Text stehen auch so Sätze wie "du kannst die Linien in dein Gesicht zeichnen". Linien, da denke ich unweigerlich wieder an Drogen. Und noch etwas fällt mir in dieser Version auf. Da taucht "der Herr" auf, also wohl Gott. Und an einer Stelle wird dazu aufgefordert, die Hände hochzuhalten. Das erinnert mit an Kirche, aber auch an Polizeieinsätze im Drogenmilieu. Viel Stoff also, für ein kleines Bild einer Kaffeeszene in Rumänien.
Bleiben noch die Fragen: Wie geht es dir mit der Einsamkeit? Betäubst du Leere mit Drogen? Ist dir Gott eine Hilfe auf deinem Weg? Ich bin auch gerne bereit, mit dir darüber zu sprechen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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