Ein Zitat
"Höhlen sind ein Guckloch in die oberste Schicht der Erdkruste." Hanno Charisius (*1972)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 1. Mose 7,11
"Es war in Noahs 600. Lebensjahr, am 17. Tag des zweiten Monats. An diesem Tag brachen alle Quellen des Urmeers auf, und die Schleusen des Himmels öffneten sich."
Eine Anregung
Einhunderttausend Menschen besuchen jedes Jahr den grössten, natürlich entstandenen, unterirdischen See Europas. Nun gehören auch wir dazu. Mit etwa 50 weiteren Personen trieben wir uns auf dem Lac Souterrain de Saint-Léonard per Boot herum. Die Zutaten: Eine Grotte, in der sich der Gipsstein durch das Wasser auflöste und ein grosser, 300 Meter langer Hohlraum entstand; darin 6'000 m2 Wasserfläche, insgesamt gut 30'000 Kubikmeter Wasser; 10° Wassertemperatur, 15° Lufttemperatur; wenig Licht; viel Ruhe; einige grosse Forellen und die Boote. Das Boot in dem wir unterwegs wahren, hatte die Kennzeichnung VS 660.
Doch das alles hätte nicht gereicht, um diesen unterirdischen See zu befahren. Es brauchte ein erschütterndes Ereignis. Am 25. Januar 1946 um 18:32 Uhr veränderte ein Erdbeben von der Stärke 6,1 der nach oben offenen Richterskala die Geologie sosehr, dass das Wasser nicht mehr fast bis unter die Decke der Höhle reichte, sondern sich deutlich absenkte.
So ist es nun ein ausgesprochen beliebtes Freizeitziel, sich durch die Grotte schippern zu lassen. Oder in biblischen Floskeln: Wir fuhren auf den Wassern der Tiefe, also auf einem klitzekleinen Teil des weltweit vorhandenen 10,5 Millionen Kubikkilometer umfassenden süssen Grundwassers.
Erdbeben sei Dank? Aber vielleicht sehen das die direkten Anwohnerinnen und Anwohner etwas anders, deren Alltag durch die unzähligen Tritte und Schritte der Touristinnen und Touristen erschüttert werden.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen