Donnerstag, 27. Juli 2023

Geheimnisvolle Pfeiler im Pfynwald

Ein Zitat

Zwei historische Steinpfeiler im Pfynwald geben Fragen auf.
Foto © Jörg Niederer
"Durst macht aus Wasser Wein." Deutsches Sprichwort

Ein Bibelvers - Psalm 63,2+3a

"Gott, du bist mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. Mein Leib schmachtet nach dir im dürren Land, er lechzt nach Wasser, aber es ist keines da. So halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum."

Eine Anregung

Der Pfynwald ist einer der grössten Föhrenwälder der Schweiz. Eine zauberhafte Landschaft zwischen Leuk und Sieders an einem der letzten unverbauten Abschnitte der Rhone. Mitten in diesem besonderen Wald voller Überraschungen steht man plötzlich vor zwei Steinpfeilern, welche 16 Meter in die Höhe ragen. In etwa 11 Metern finden sich Aussparungen, an denen wohl etwas befestigt gewesen sein musste. Zwei weitere solche Steinpfeiler finden sich beim Bahnhof Leuk direkt links und rechts der nahe vorbeifliessenden Rhone.

Strassenpfeiler sind es nicht, dazu wären die Säulen zu wenig stabil. Eine in Auftrag gegebene Studie kommt zum Schluss, dass es sich dabei um Pfeiler für Wasserleitungen handeln müsse, also um so eine Art Aquädukt. Wie das ausgesehen haben könnte, kann man in der erwähnten Studie auf Seite 10 sehen. Dort ist eine rekonstruierte Hängewasserleitung aus Ried-Mörel abgebildet. 

Im Pfynwald gab es schon früh, so um 1810 herum, Rodungen, die von der sogenannte "Unteren Abschlacht" sich nach Norden ausdehnten. In der Mitte dieser Rodung liegt das Gehöft Pfyn. Wasser wurde über die 1866 gebaute "Neue Illwasserleite" herbeigeführt. Dieses Wasser diente aber nicht nur dem Pfyngut, sondern auch einer seit dem Mittelalter landwirtschaftlich genutzten Fläche, der "Millieren" (von lat. "millium" für Hirse). Dorthin wurde das Wasser via die beiden Pfeiler über bestehende Hindernisse hinweg geleitet. Gebaut wurde dieser Anschluss zwischen 1879 und 1883. Bereits ab 1907 wurde er wohl nicht mehr benutzt. Dann wurde ein Kanal durch den Pfynwald vollendet, der Teils unterirdisch Wasser aus der Rhone bei Leuk/Susten zum Wasserkraftwerk nach Chippis führt. Dieser Kanal ersetzte die Bewässerung der Felder mittels die Illwasserleite weitgehend.

Es geht im Wallis immer wieder um Wasserwirtschaft. Kaum etwas anderes ist wichtiger in diesem Kanton. Auch wenn die Walliser nicht mit Wasser anstossen (es heisse, dann würde irgendwo ein Walliser oder eine Walliserin sterben), ist dieses Wasser wohl von weitaus grösserer Bedeutung als die zwei Religionen dieser Region: Der Katholizismus und der Wein.

Übrigens. Die Kirche hatte auch die Hände im Spiel, als es um den Bau dieser Wasserleitungen ging. Denn ein grosser Teil der Ländereien beim Pfynwald gehörte römisch-katholischen Domherren und Kaplaneien. Das wissen wir unter anderem, weil in einem Dokument festgehalten ist, dass die Kaplanei Leuk Wasserbezüge aus einer dieser Hängewasserleitungen fünf Jahre lang nicht bezahlt hatte (!).

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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