Dienstag, 23. Mai 2023

Was können die Vandalen denn schon dafür?

Ein Zitat

Der Musikautomat im Vögeligarten Olten musste wieder entfernt werden.
Foto © Jörg Niederer
"Wer vandalensichere Schulen baut, erzieht Vandalen." Stefan Ruppaner, Rektor der Alemannenschule Wutöschingen

Ein Bibelvers - Richter 15,15

"Auf dem Boden fand er [Simson] den Kinnbacken eines Esels. Er streckte seine Hand aus und hob ihn auf. Dann erschlug er damit 1000 Philister."

Eine Anregung

Am 6. Mai war noch alles in Ordnung. Der "letzte freilebende Musikautomat der Schweiz" (Siehe Blogbeitrag vom 24. September 2022 und 15. Mai 2023) erfreute wieder die Besucherinnen und Besucher der Voliere im Vögeligarten Olten. Als ich ihn 12 Tage später bei einem Besuch in Olten meiner Frau zeigen wollte, sah es wieder so aus wie auf dem Foto. Irgendjemand hatte versucht, die Scheibe einzuschlagen, was offensichtlich und glücklicher Weise nicht ganz gelang. Die Konsequenz: Die Tänzerinnen im Musikautomat drehen sich nicht mehr im Kreis. Traurig, dass es Menschen gibt, die aus reiner Lust Dinge zerstören. Ein typischer Vandalenakt.

Aber was können denn die Vandalen schon dafür, dass irgendwelche heutigen Zeitgenossen austicken? Die Vandalen, das war ein germanisches Volk aus Schlesien, das im 5. Jahrhundert auf kriegerische Weise bis nach Spanien und Nordafrika zog. Jedoch taten sie das, weil sie selbst Vertriebe waren. Sie mussten den einfallenden Hunnen weichen.

Die Plünderung Roms im Jahr 455 durch die Vandalen ist bis heute im Begriff "Vandalismus" sprichwörtlich festgehalten. Es war der französische Philosoph Voltaire, welcher den Begriff 1200 Jahre später prägte. Doch eine "fanatisches Zerstören um seiner selbst willen" (Wikipedia) war der Einfall der Vandalen in Rom nicht. Die Bevölkerung wurde weitgehend verschont, es wurde geplündert, aber nur, weil der Römische Kaiser Petronius Maximus Verträge seines Vorgängers gebrochen hatte. Dieser Kaiser kam noch vor der Belagerung Roms auf der Flucht ums Leben, aber nicht, wie ihnen nachgesagt wird, durch die Vandalen, sondern durch andere damalige Kräfte, am Ende vielleicht sogar durch die Römische Bevölkerung. 

Gestern gab es in 20minuten einen Bericht über den Musikautomaten im Vögeligarten, und natürlich wurden dabei die Vandalen bemüht: "Immer wieder Opfer von Vandalismus" titele die Gratiszeitung. Aber was können die Vandalen den schon dafür, dass es heute Menschen gibt, die sich einfach daneben benehmen wollen.

Hier kann man den Musikautomat auf Video in Aktion sehen. Wenigstens so bleibt etwas von dessen Freude schaffender Schönheit erhalten.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen