Ein Zitat
"Wer meine Blume zur Unzeit bricht, steht im Waldgericht!" Zitat aus einem Märchen zu Frau Holle und dem Gelben FrauenschuhFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 2. Mose 3,5
"Gott sprach: 'Komm nicht näher! Zieh deine Schuhe aus! Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.'"
Eine Anregung
Insidertipps braucht es dann, wenn man besondere Pflanzen und Tieren aufsuchen will. So ein Tipp hat uns in diesen Tagen an eine Stelle, etwa fünf Kilometer entfernt von unserer Wohnung zu einer kleinen beaufsichtigten Waldlichtung geführt, wo der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus) in voller Blüte steht. Die Orchidee ist in der Schweiz vollständig geschützt und in ihrem Bestand gefährdet.
Wir waren nicht die einzigen Gäste an diesem heimlichen Ort. Zwei Fahrradfahrer wollten diese besonders eindrückliche einheimische Orchideenart auch bewundern. Doch kaum kniete der eine auf dem extra angelegten Fussweg nieder, um die Blume zu fotografieren, begann er zu husten. Sie blieben nicht lange. Es ist bekannt, dass der Frauenschuh allergische Reaktionen auslösen kann. Ob das aber so schnell geht oder ob andere Sporen in der Luft die Schuldigen waren?
Nomen est Omen. Der Gelbe Frauenschuh hat Ähnlichkeiten - wie könnte es auch anders sein - mit einen Frauenschuh. Wie sähe wohl ein Männerschuh in Blumenform aus? Würde man ihn Stiefelväterchen nennen? Auch möglich: Halbschuh, Schlarpe, Pantoffel. Tatsächlich gibt es Pantoffelblumen, und sie sehen dem Frauenschuh nicht unähnlich.
Dass wir diese schöne Pflanze um Pfingsten besucht haben, passt gut. Da der Frauenschuh im Mai und Juni blüht, wird er im Volksmund auch "Pfingstblume" genannt. Weiter wird der Frauenschuh in Legenden mit der Jungfrau Maria in Zusammenhang gebracht, und deshalb auch Herrgotts-, Jungfernschuh oder Marienfrauenschuh genannt. Dass eine einzelne Kapselfrucht des Gelben Frauenschuhs bis 17'000 Samen enthalten kann, hat mit Maria dann wohl doch wieder wenig zu tun. Es dauert aber 16 Jahre, bis die Orchidee ihre erste Blüte treibt. Darum wurde sie zu einem Symbol der Empfängnis und Fruchtbarkeit.
Fehlt noch Frau Holle, im Spessart als Frau Schunkel bekannt. Und weil der Frauenschuh die Lieblingsblume der Frau Schunkel sei, heisst sie in diesem Teil Deutschlands auch Frauschunkelblume. Märchenhaftes dazu gibt es auf einer Seite zur Göttinnengestalt von Frau Holle zu lesen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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