Donnerstag, 4. Mai 2023

Zum Kuckuck, wo bleiben die Kinder?

Ein Zitat

Ein Kuckuck in den Wipfeln eines Baums auf der Allmend Frauenfeld.
Foto © Jörg Niederer
"Der erste Atemzug unseres Kindes hat uns atemlos gemacht." Paul P.

Ein Bibelvers - 1. Korinther 1,27-29

"Nein, was der Welt als dumm erscheint, das hat Gott ausgewählt, um die Weisen zu demütigen. Und was der Welt schwach erscheint, das hat Gott ausgewählt, um ihre Stärke zu beschämen. Was für die Welt keine Bedeutung hat und von ihr verachtet wird, das hat Gott ausgewählt. Er hat also gerade das ausgewählt, was nichts zählt. So setzt er das außer Kraft, was etwas zählt. Deshalb kann kein Mensch vor Gott stolz sein."

Eine Anregung

Wenn der Kuckuck in diesen Tagen ruft, dann kann es gut sein, dass er damit andere Vögel auf sich aufmerksam machen will. So kann das Weibchen in dieser Zeit still und leise ihre Eier in fremde Nester legen. Rund 18 Eier verteilt Frau Kuckuck. Das ist auch nötig, werden doch gut 60% davon von den Wirtsvögeln entdeckt und aus dem Nest geworfen oder nach dem Schlüpfen nicht weiter versorgt.

Warum der Kuckuck das tut? Es ist halt so eine Sache mit dem Aufziehen von Kindern. Sie machen Arbeit und brauchen viel Nerven. Vielleicht deshalb ist die Kinderzahl in der Schweiz auf den historischen Tiefstwert von durchschnittlich 1,38 Kinder pro Frau gesunken. Für eine stabile Bevölkerung bräuchte es aber 2,1 Kind pro Frau.

Aktivisten und manche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen im Kinderhaben angesichts des Klimawandels eine grosse Gefahr für den Lebensraum Erde. Deshalb rufen sie zum Gebärstreik auf. (Nebenbei: Das müsste doch eher "Zeugungsstreik" heissen. Einmal gezeugt und schwanger lässt es sich schlecht bei der Geburt streiken.)

Elon Musk sieht es total anders. Er gehört zu den sogenannten Natalisten. Diese wollen, dass die Gebildetsten mehr Kinder bekommen als die andern. Kinder, die innovativer und intelligenter sind, und darum die Welt durch technologische Erfindungen verbessern oder gar retten. Das Heil kommt nach ihrer Vorstellung also von den Klugen und Weisen. Musk zumindest hat schon einmal 10 Kinder mit drei Frauen auf die Welt gestellt. Doch wir wissen es: Oft sind die im Reichtum aufgewachsenen Kinder wenig hilfreich für eine bessere Welt. Es gibt genug Geschichten von verwöhnten Bengeln reicher Eltern, die sich gegenüber ihren Mitmenschen wie junge Kuckucke verhalten. Junge Kuckucke werfen, kaum geschlüpft, die Eier oder Küken der Wirtseltern einfach aus dem Nest.

Da denke ich an Worte der Bibel (siehe oben!), bei denen die Botschaft eine ganz andere ist. Gott geht seinen Weg nicht mit den Protzern und Zehnmalklugen. Er baut seine Welt der Hoffnung mit ganz einfachen Menschen, welche in aller Bescheidenheit das Ihre tun für eine schönere und liebevollere Welt.


Ausserdem: Wie bekam eigentlich das Pfandsiegel im Volksmund die Bezeichnung "Kuckuck"? Das liegt daran, dass früher auf dem amtlichen Pfandsiegel der preussische Reichsadler abgebildet war. Dieser wurde etwas despektierlich als "Kuckuck" bezeichnet. Heute ist nicht nur der Adler weg, sondern auch das Pfandsiegel ist weitgehend verschwunden. Da geht es dem "Kuckuck" wie dem Kuckuck. Oder hast du ihn in diesem Jahr schon rufen gehört?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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