Montag, 22. Mai 2023

Die Zikade für zuhause

Ein Zitat

Eine Gemeine Blutzikade auf einem Brennnesselblatt.
Foto © Jörg Niederer
"Mehr Schein als Sein." Redensart

Ein Bibelvers - Johannes 13,4

"Er [Jesus] stand vom Tisch auf, legte den Mantel ab und band sich ein Tuch um. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen."

Eine Anregung

Darf ich vorstellen: Die Zikade für den Hausgebrauch. Sie ist geradezu das ideale Wohnzimmertier. Wer sie bei sich hält, kann am Gartentor ein Schild anbringen mit der Aufschrift: "Vorsicht vor der Gemeinen Blutzikade. Betreten des Grundstücks auf eigene Gefahr". Weil kaum jemand diese Zikade kennt, macht das so richtig viel Eindruck. Wer will sich schon von einer Blutzikade, einem sogenannt "gemeinen" Tier beissen lassen?

Dabei ist das Insekt äusserst pflegeleicht. Es macht keinen Lärm, jedenfalls keinen, den ein menschliches Ohr zu hören imstande wäre. Weiter ist sie in Rot-Schwarz richtig schön dekorativ und macht sich gut an jeder Stubenwand. Dank der handlichen Grösse von 8-11 Millimetern lässt sie sich kostenlos und unauffällig im öffentlichen Verkehr transportieren. Bei Gefahr beginnt das harmlose Tierchen an ihren sechs Füssen ganz unangenehm zur riechen und passt damit auch gut in eine Familie hinein. Da gibt es ja immer jemand, dessen oder deren Strümpfe gewaschen werden sollten. Dann baut die Gemeine Blutzikade Schaumnester für ihre Larven, von Kindern landläufig "Kuckucksspuke" genannt. Wer möchte sich nicht erfreuen an diesem perlenden, weissen Schaum an der Wohnzimmerlampe? Und springen kann sie ganz ausserordentlich gut; anspringen und fortspringen. 

Jetzt im Mai und Juni findet man die Zikaden und kann beobachten, wie sie mittels Organ am Hinterleib zirpend kommuniziert und dabei die Flügel leicht nach aussen öffnet. Also fliegen kann sie folglich auch, wenn auch nicht sonderlich gut. Aber irgendwo muss ein Wesen auch einfach nur durchschnittlich sein.

Blutzikade heisst das Tierchen übrigens nicht, weil sie Blut saugt, sondern weil sie rot-schwarz gefärbt ist. Ihr Leben ist also ein ziemlicher Bluff. Gefährlich klingt nur der Namen. Der aber macht Eindruck.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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