Samstag, 13. Mai 2023

Drückeberger

Ein Zitat

Die Betätigung des Knopfs, welche Bahntüren öffnen, geschieht jeden Tag tausendfach.
Foto © Jörg Niederer
"Über die angeblichen Gefahren des Fernsehens kann ich nur lachen. Ein Knopfdruck genügt, und jede Gefahr ist vorüber." Liza Minnelli (*1946)

Ein Bibelvers - Sprüche 16,32

"Geduld haben ist besser als ein Kriegsheld sein. Sich beherrschen ist besser als Städte erobern."

Eine Anregung

Mittlerweile haben fast alle Zugwagons in der Schweiz einen elektronischen Knopf, mit dem die Tür geöffnet werden kann. Dieser eine gleiche Schalter kann jedoch auf recht vielfältige Weise betätigt werden.

Da gibt es die Personen, welche den Knopf erst drücken, wenn der Zug schon zum Stillstand gekommen ist. Andere wiederum drücken ihn minutenlang und Nonstop bereits bei der Einfahrt in den Bahnhof. Wieder andere drücken einmal, zweimal, dreimal, zehnmal, als seien sie sich selbst nicht sicher, ob das auch funktionieren würde. Rhythmischere Menschen drücken den Schalter im Takt der Musik, die sie gerade über Kopfhörer hören. Dann gibt es die, welche regelmässig den falschen Knopf drücken, den, welcher die Türe schliesst oder den, der die Bahnpolizei ruft.

Zu erwähnen wären auch die Wiederdrückerinnen und Wiederdrücker. Selbst wenn der Knopf durch Aufleuchten anzeigt, dass ihn schon  jemand betätigt hat, drücken sie noch einmal zu.

Seit Corona gibt es auch jene, welche mit dem Ellbogen die Tasten betätigen. Wieder andere drücken gar nicht, meinen, die Tür gehe von alleine auf, bis jemand von Hinten genervt und beherzt über den Wartenden hinweg die Taste betätigt. Die Clevereren unter den Drückebolden betätigen den Schalter bei der Tür, welche auf die Schienenseite hinausgeht, wohlwissend, dass dies genauso die Tür auf der Perronseite öffnet.

Besonders hektisch wird es, wenn trotz mehrfacher Betätigung der Taste die Tür sich einfach nicht öffnen will. Da kann es schon vorkommen, dass einigen der Geduldsfaden vollends reisst, und sie zu "Schalterschlägern" werden.

Manche meinen ja, dass Gott wie auf Knopfdruck reagieren sollte, wenn wir ihn um etwas bitten. Ich würde mich dabei nicht wundern, wenn die Art und Weise, wie wir bei im triggern, genau so unterschiedlich ausfällt, wie die Betätigung des Knopfs im Zug. Und Gottes Antwort? Die Tür wird aufgehen, auf die eine oder andere Weise.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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