Ein Zitat
"Am 8. Dezember 1854 verkündete Papst Pius IX. das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis nicht nur des Gottessohnes Jesus durch Maria, sondern auch der Maria durch Anna." katholisch.deFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Lukas 2,36+37
"Hanna war schon sehr alt. Nach ihrer Hochzeit war sie sieben Jahre mit ihrem Mann verheiratet gewesen. Seitdem war sie Witwe und nun vierundachtzig Jahre alt."
Eine Anregung
Weiterbildung in der ehemaligen Propstei Wislikofen, dem Bildungszentrum der Römisch-Katholischen Landeskirche des Kantons Aargau.
In der Propsteikirche, die unter dem Patrozinium des heiligen Oswald steht, finden sich Kopien von spätgotischen Skulpturen aus den Jahren 1480/90. Über dem Marienaltar, an der nach Süden gerichteten Wand, ist eine Anna Selbdritt zu erkennen. Unter der Bezeichnung "Anna Selbdritt" versteht man die Darstellung von Anna, der Mutter Mariens gemeinsam mit Maria und Jesus. Die Figurengruppe in der Propstei gehört zu den Werken, in welchen Maria verhältnismässig klein und mädchenhaft dargestellt ist. In anderen Darstellungen werden die beiden Frauen auch als Erwachsene abgebildet.
Ausserbiblische Quellen haben in der Kirche dazu beigetragen, die Vorfahren von Maria und Jesus zu bestimmen. Da wäre nebst Anna, der Mutter von Maria auch der Vater Joachim zu nennen, sowie Esmeria, die Schwester Annas.
Unter diesen in ausserbiblischen Werken belegten Gestalten ist Anna die bekannteste Heilige. Wie ihre Tochter Jesus unbefleckt empfangen haben soll, so soll sie selbst auch Maria unbefleckt empfangen haben.
Es ist, als wolle man durch diese Ausweitung der Jungfräulichkeit von der Tochter auf die Mutter jeden Verdacht an einer unreinen Herkunft von Jesus ganz und gar ausschliessen. Gott wurde zwar Mensch, aber auf eine ganz anständige Art. Lust und Sexualität durften dabei keine Rolle spielen.
Es gibt aber auch eine andere Sichtweise: So wird bei der Skulpturengruppe von Anna Selbdritt die Frauenlinie betont. Jesus ist der Sohn einer Frau, welche wiederum die Tochter einer Frau ist. Die männliche, sonst übliche Abstammungslinie wird ausgeblendet. Jesus, der Sohn der Frauen. Was bedeutet das für das Jesusbild? Und was bedeutet dieser Jesus für das Frauenbild?
Und noch eine Frage stellt sich mir: Was bedeutet eine Anna Selbdritt für das Selbstverständnis des (abwesenden) Mannes?
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen