Freitag, 27. Mai 2022

Der Hahn und das Licht - eine Morgenfabel

Ein Zitat

Als trüge der Hahn ein Körnchen Licht im Schnabel.
Foto © Jörg Niederer
"Ein Hahn am Morgen vertreibt Schatten und Sorgen." Sollte jemand behaupten, nicht der Hahn oder das Huhn, sondern der Kaffee bewirke dies, wäre diese Person noch nicht auf dem neusten Stand der Erkenntnisse und sollte unbedingt weiterlesen!

Ein Bibelvers - Epheser 5,14

"Und alles, was vom Licht erleuchtet ist, wird selbst zum Licht. Deswegen heißt es: 'Wach auf, du Schläfer, und steh auf vom Tod! Dann wird Christus dein Licht sein.'"

Ein Anregung

Licht bedeutet Leben. Im Licht der Sonne erstrahlen die Geschöpfe Gottes.

Der Hahn lebt nicht nur vom aufgesammelten Korn allein. Morgens, wenn es noch dunkel ist, pickt er nach dem seltenen Klümpchen Licht, das sich am Tag zuvor im Schmutz des Hühnerhofs verfangen hat, wirft es in die Luft, fängt es gekonnt auf und schluckt es hinunter. Nun leuchtet das Lichtklümpchen aus seinem Inneren, bringt sein Federkleid in schönsten Braun- und Blautönen zum Erstrahlen.

Wenn der Gockel sich aber - noch vor dem ersten Sonnenstrahl - aufstellt, den Kopf in die Höhe reisst und zu einem lauten Kikeriki ansetzt, entsteigt aus seinem Kehlkopf das Licht, und während es hinaufschwebt, verschmilzt es mit den leuchtenden Rufen tausender anderer Hähne (und Hennen, die in ihrem Singen bescheidener, in ihrer Lichtkraft den Hähnen aber ebenbürtig sind). Bald schon ballt sich die Lichtsaat des Hühnervolks zum Sonnenrund zusammen und lässt den Tag von Ost nach West erstrahlen. Das ist, weshalb beim ersten Hahnschrei der Tag anbricht.

Einmal ganz ehrlich: Nicht nur Hühner und Hähne können das. Auch wir Menschen vermögen mit unseren Entdeckungen, Worten und Gesängen den Tag hell und licht werden zu lassen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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