Ein Zitat
"Grossi Chraft vom Friede, du allei bisch üsers Ziel. Loss Liebi wachse und Friede entstoh. Mir, mir oh mir." Friedenslied der Gemeinschaft Herzfeld Sennrüti. "Mir" ist Russisch und bedeutet "Frieden".Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Lukas 24,35
"Während sie [die Jünger] noch redeten, stand der Herr plötzlich mitten unter ihnen. Er sagte: 'Friede sei mit euch!'"
Ein Anregung
Berg der Wahrheit: Was auf dem Monte Verità geschehen sei, könne man am besten als "privat-besitzfreie urchristlich-kommunistische Gemeinde" umschreiben. So steht es auf der Webseite dieses Sehnsuchtsorts so vieler berühmter Menschen. Sie verbrachten einen Teil ihres Lebens auf dem unscheinbaren Hügel und bauten an einem neuen Gesellschaftsmodell. Erich Mühsam erklärt Ascona zur "Republik der Heimatlosen". Otto Gross plant dort eine "Hochschule zur Befreiung der Menschheit". Namen wie Raphael Friedeberg, Fürst Peter Kropotkin, August Bebel, natürlich Hermann Hesse - wie könnte es anders sein, Else Lasker-Schuler, D.H. Lawrence, Isadora Duncan, Hans Arp, Arthur Segal und viele weiter mehr sind untrennbar verbunden mit dem Monte Verità und Ascona. Entsprechend sind es heute die Bildungseliten, die zu diesem Berg pilgern. Menschen, denen man ansieht, dass sie das "Glasperlenspiel" gelesen haben oder gar "Das Kapital" von Marx. Mit ihren gelangweilten Teenagern ziehen sie durch die Historie und den Teegarten.
Dort auf dem kleinen Berg bei Ascona finden sich Namen wie Parsifalwiese, Walkürefelsen und Harrassprung. Und dort findet sich auch einer von 250'000 Friedenspfählen, die weltweit schon aufgestellt wurden. "Che la pace regni sulla terra" steht in noch drei weiteren Sprachen auf den vier Seiten des einfachen weissen Balkens. "Möge Frieden auf Erden sein", oder auch: "Mer wünschet Friede of Erde".
Von den Friedenspfählen in der Schweiz wird derjenige auf dem Monte Verità immer als erster genannt. "Erfunden" wurden sie vom japanischen Dichter und Philosophen Masahisa Goi (1916-1980). Er wollte, dass sich unter diesem einfachen Friedensgebet, dem "kleinsten gemeinsamen Nenner", die Menschheit zusammenfindet.
Friedenspfähle gibt es an bedeutenden und weniger bedeutenden Plätzen der Welt, so in Hiroshima, bei den Vereinten Nationen in New York, bei der Internationale Atomenergiebehörde in Wien, beim Friedenspalast in Den Haag, beim Mauerpark in Berlin, am See Genezareth in Israel, in der Inkazuflucht Machu Picchu in Peru, vor der Weltbank in Washington und im Gorki-Park in Moskau. Im Kanton St. Gallen stehen zehn dieser aus Lindenholz von der Gemeinschaft Herzfeld Sennrüti gefertigten Friedenspfähle in Degersheim auf dem Friedensweg, der von der katholischen Kirche zu ihrem 250-jährigen Bestehen initiiert wurde.
"Möge Friede auf Erden sein", ein Gebet, das nie dringender war als heute.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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