Ein Zitat
"Eine dösende Katze ist das Abbild perfekter Seligkeit." Jules Champfleury (1821-1889), SchriftstellerFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Baruch 6,20-22
"Ihr [Der Götzen] Angesicht ist schwarz vom Rauch im Tempel. Und die Fledermäuse, Schwalben und andere Vögel setzen sich auf ihre Leiber und Köpfe, ebenso auch die Katzen. Daran könnt ihr merken, dass sie keine Götter sind. Darum fürchtet sie nicht!" (Kommentar: Das ist die einzige Stelle in einem biblischen Buch, in dem die Hauskatze vorkommt.)
Eine Anregung
Ägyptens Katzen mussten voller Sehnsucht die römischen Besatzungstruppen und damit die ersten Christen erwartet haben. Denn diese beendeten die griechisch-ägyptische Zeit und damit eine Praxis, die den Haustigern gar nicht gut getan hat. Denn damals ging die Katzenliebe über den Tod hinaus.
Ägypterinnen und Ägypter verehrten schon seit vielen Jahrhunderten Bastet, die als Katzengöttin dargestellte Tochter des Sonnengotts Ra. Sie stand für Fruchtbarkeit und Liebe. Bis zur Unterwerfung Ägyptens (332-331 v.Chr.) unter Alexanders dem Grossen war das für die Katzen von grossem Vorteil. Denn damit standen sie unter besonderem Schutz, und durften nicht getötet werden. Verstorbene Katzen wurden oft mumifiziert und als Grabbeilage oder im Tempelbereich der Bastet beigesetzt.
Doch die Griechen brachten die Tieropfer ins Land der Pharaonen. Zugleich waren sie fasziniert vom Totenkult der Ägypter und ihren Fähigkeiten, verstorbene Menschen und Tiere durch Mumifizierung für die Ewigkeit herzurichten. Und so begann das Unglück für die Katzen. Die griechische Opferung und die ägyptische Mumifizierung wurden verbunden. Katzen wurden im Tempel Bubasteion, dem ptolemäisch-römischer Tempelbezirk der Bastet in der Totenstadt Sakkara, zu tausenden rituell geopfert und dann mumifiziert. Diese Katzenmumien wurden von den Priestern an die Gläubigen verkauft und durch diese auf dem Katzenfriedhof beigesetzt. Dahinter stand vielleicht die Vorstellung, man tue den Tieren etwas Gutes, wenn man sie für das Leben nach dem Tod herrichte, das als weitaus wesentlicher verstanden wurde als das kurze Leben auf der Erde.
Während die griechischen Eroberer sich weitgehend in Ägypten assimilierten und bald mehr als Ägypter galten denn als Griechen, war das unter den nachfolgenden römischen Herrschern ganz anders. Diese zwangen die Ägypter, ihre religiösen Bräuche aufzugeben und sich den römischen Gottheiten zuzuwenden. Mit den Römern fand auch der noch ganz neue christliche Glaube Einzug in Ägypten und löste mit der Zeit den Tieropferkult vollständig ab. Die tödliche Verehrung der Katzen kam zum Erliegen, ein Segen für die sanften Tiere auf vier Pfoten und das Ende ihres Leidenswegs im Land am Nil.
Heute, am Nationalfeiertag der Schweiz, werden keine Katzen mehr geopfert. Aber deren Freude an diesem besonderen Tag wird getrübt sein durch die Knallerei und das Feuerwerk. Das mag Tiere und mache Menschen herausfordern, doch zumindest endet es nicht einbalsamiert und mumifiziert in einer Gruft der Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Bastet.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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