Ein Zitat
"Es gibt Menschen, die Fische fangen, und solche die nur das Wasser trüben." SprichwortFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Johannes 6,68+69
"Simon Petrus antwortete [Jesus]: 'Herr, zu wem sollten wir denn gehen? Du sprichst Worte, die ewiges Leben schenken. Wir glauben und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes!'"
Eine Anregung
Der Bruchwasserläufer ist ein fleissiger Zeitgenosse. Unermüdlich läuft er im seichten Wasser auf und ab, sucht sich im Schlick sein Futter. Bruchwasser, das ist das Wasser, das über Brüchern (Sumpf- und Moorland) steht, also das sumpfige, morastige Wasser. Der Bruchwasserläufer gehört damit zu den Tieren, die im wörtlichen Sinn "im Trüben fischen". Wenn ich das richtig beobachten konnte, schützt der Bruchwasserläufer dabei die Augen beim Eintauchen ins Wasser durch die sogenannte Nickhaut (von lateinisch "nictitans" = blinzeln) vor den aufwirbelnden Sedimenten. Bei uns in der Schweiz ist er auf seinen Reisen zwischen dem Brutgebiet in Nordeuropa und dem Überwinterungsgebiet in Afrika anzutreffen.
Manchmal komme ich mir wie ein im medialen Sumpf suchender Bruchwasserläufer vor. Dann taste ich in der Masse des Geschriebenen, der Fülle des Gesagten, Gesehenen und Gehörten nach dem, was mein Leben nährt. Ich suche nach einem lebendigen Wort, nach einer hoffnungsvollen Sicht, nach einem Freudenklang des Lebens. Ich stochere im Trüben, mehr tastend und mit halb verschlossenen Augen. Meist ist dann nicht das, was viel Staub aufwirbelt, das, was mir gut tut. Doch zwischen aufstiebenden Schlagzeilen findet sich mitunter eine Perle, ein Nährstück, das mir mundet, das mir schmeckt, mich aufbaut und wieder bereit macht für den nächsten Abschnitt meiner Lebensreise. Dafür bin ich dankbar.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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