Ein Zitat
"Die Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage. Wenn wir sie nicht schützen, werden wir die Konsequenzen teuer bezahlen müssen - nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden." Urs Leugger-Eggimann, Geschäftsleiter von Pro NaturaFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 1. Mose 2,19+20
"Gott der Herr formte aus dem Erdboden alle Tiere auf dem Feld und alle Vögel am Himmel. Dann brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Jedes Lebewesen sollte so heißen, wie der Mensch es nannte. Also gab der Mensch ihnen Namen: allem Vieh, den Vögeln am Himmel und allen Tieren auf dem Feld."
Eine Anregung
Gestern postete ich hier ein Bild von einem Bruchwasserläufer. Auch vorgestern sah und fotografierte ich einen Eisvogel. Immer wieder kann ich hier Aufnahmen von auch seltenen Wildtieren zeigen. Man könnte also meinen, dass die Natur in der Schweiz noch in Ordnung ist. Aber der Schein trügt. In keinem anderen Land Europas steht es so schlecht um die Biodiversität wie in der Schweiz. Hier gibt es am meisten bedrohte Arten. Nur 5,9% der Landfläche stehen unter strengem Naturschutz. Weltweit sollte es ein Drittel der Erdoberfläche sein, auf dem die Biodiversität den Vorrang hat. Nur schon eine kurze Reise über die Landesgrenze nach Deutschland und Frankreich verändert die Situation. Dort kann man Tieren begegnen, die in unserem Land verschwunden sind. Ursache ist die intensive, industrialisierte Landwirtschaft bei uns.
Seit 1900 gingen Trockenwiesen, Auen und Moore in der Grössenordnung eines Fünftels der gesamten Landesfläche verloren. Und nicht nur, dass wir am wenigsten Schutzgebiete ausweisen. Die Hälfte der verbliebenen Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind gefährdet.
Nun kann man sich fragen, ob es die Artenvielfalt überhaupt braucht. Ginge es nicht auch mit weniger? Warum soll man den Roi de Doubs, einen Fisch, den es nur in diesem Grenzgewässer zu Frankreich und in manchen französischen Flüssen gibt, erhalten? Gerade ein einziges Weibchen konnte man in diesem Jahr fangen, um damit eine Zucht aufzubauen. Würden wir es merken, wenn dieser Fisch nicht mehr da wäre?
Die Schöpfung müssen wir als artenreiche Familie vorstellen. Alle sind in einer undurchschaubaren Dynamik und Interaktion miteinander verbunden. Stirbt nun eines dieser Familienmitglieder, verändert das die Familienbalance. Das verlorene Familienmitglied erfüllt nicht mehr seine Funktion. Eine Lücke muss nun ausgefüllt werden von den anderen Familienmitgliedern. Irgendeinmal ist das nicht mehr möglich. Dann bricht das soziale Gefüge zusammen, die Familie verliert ihren Zusammenhalt, geht unter. Natürlich gibt es in jeder Familie Veränderung. Neue Familienmitglieder kommen hinzu. In der Natur ist das auch so. Doch das, was in der Schweiz aktuell geschieht, ist so dramatisch, dass man es mit Krieg vergleichen könnte. Wir sind weitgehend unbemerkt dabei, unseren Lebensraum und unsere biologischen Grundlangen zu zerstören.
In der Politik wird aktuell die Biodiversität und die erneuerbare Energiegewinnung (CO2-Reduktion) gegeneinander ausgespielt. Das ist sehr kurzsichtig. Beides muss Hand in Hand gehen. Denn z.B. die Renaturierung von Moorlandschaften vermag zehnmal mehr Treibhausgase zu binden als ein natürlicher Wald. Zugleich sind diese Flächen besonders artenreich.
Darum unterstützen auch Christinnen und Christen die Biodiversitätsinitiative. Weil wir mitverantwortlich sind für Gottes Schöpfung. Darum hängt bei mir am Bürofenster in St. Gallen nun auch ein Banner, das auf die Wichtigkeit der Artenvielfalt hinweist. Was wir darüber hinaus auch noch tun können in der Kirche und in den eigenen Gärten und Lebensräumen, darüber kann man sich von der "oeku Kirchen für die Umwelt" beraten lassen. Eine andere christliche Organisation, die sich für dieses Anliegen einsetzt, ist die Organisation A Rocha. Sogar das Radio SRF porträtierte die "Fischlichristen" bei ihrer Arbeit für die Schöpfung in einem Beitrag mit dem Weltraumphysiker André Galli.
Der Schutz der Schöpfung ist ein christlich-jüdisches Uranliegen. Wir sind gefordert, besonders heute, besonders hier in der Schweiz.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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