Ein Zitat
"Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht; so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich." 3. Strophe vom Lied "So nimm den meine Hände" aus der Feder von Julie Katharina von Hausmann (1870-1901)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 2. Petrus 1,5b-8
"Zum richtigen Verhalten soll die Erkenntnis kommen, zur Erkenntnis die Selbstbeherrschung, zur Selbstbeherrschung die Standhaftigkeit, zur Standhaftigkeit die Ausübung des Glaubens, zur Ausübung des Glaubens die geschwisterliche Liebe und zur geschwisterlichen Liebe die Liebe überhaupt. Seht zu, dass es dies alles bei euch gibt und dass es immer mehr wird. Dann werdet ihr auch nicht untätig und erfolglos sein in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus."
Eine Anregung
Vor etwa fünf Jahren, vielleicht auch mehr, wurde eine Fahrradbrücke über die Murg fertiggestellt. Sie liegt auf meinem Arbeitsweg und kürzt diesen um gut 100 Meter ab. Erst unterquere ich die Brücke und steige dann über eine Treppe, auf der die Eidechsen sich gerne sonnen, hinauf, um weiter über die Brücke Richtung Bahnhof zu eilen. Oft halte ich in der Mitte des Stegs an, um nach den Wasseramseln in der Murg Ausschau zu halten. Dabei ist es mir aufgefallen. Die scheinbar unverrückbare Brücke kommt unter meinen Schritten ins Schwingen. Sobald ich stehe, geht es noch 2-3 Sekunden, bis die Vibrationen zum Erliegen kommen. Es sind minimalste Bewegungen, und nur im Übergang von Gehen zum Stehen spürbar.
Auch wenn ich einige Kilogramm zu viel mit mir herumtrage, ist mein Gewicht bestimmt keine Herausforderung für die Brückenkonstruktion. Und doch bleibt sie nicht unbewegt von meinem Gang über sie hinweg.
Es kommt in meinem Beruf immer wieder vor, dass ich den Eindruck bekomme, selbst mit meinem ganzen Gewicht an Überzeugungskraft und Gottvertrauen nichts zu bewirken. Die Anstrengungen verpuffen oder lösen sich in Rauch auf.
Doch wer sagt denn, dass diese Bemühungen im Gegenüber nicht doch auf Resonanz stossen, dass sie nicht doch nachschwingen (wie die Fahrradbrücke unter meinen Schritten), dass sie nicht ganz leise zu brummen und im Einklang mit mir zu summen beginnen?
Diese kaum spürbare, aber reale Brückenerfahrung macht mir Mut, auch in hoffnungslosen Situationen den leisen Veränderungen nachzufühlen. Vielleicht muss ich dann, wenn es besonders schwierig wird, wieder einmal auf der Brücke stehen bleiben und im Halt die ganz leise Wirkung finden.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen