Mittwoch, 29. März 2023

Totenvogel und Intelligenzbestie

Ein Zitat

Martin Schilt, er führte Regie beim Film Crows-Krähen, beantwortet anschliessend an die Vorführung im Schlosskino Frauenfeld Fragen aus dem Publikum.
Foto © Jörg Niederer
"Krähen und Raben haben mich durch dieses Jahr begleitet, von den Wäldern Maines bis an die Wiener Autobahnbrücke. Sie werden mich etwa am Polarkreis, in Neukaledonien und Japan auch weiter noch eine ganze Weile begleiten - und sie werden mir ihre Geschichten erzählen. Geschichten, die im Grunde zugleich auch jene der Menschen sind." Attila Boa, Kameramann (1966-2023)

Ein Bibelvers - Psalm 147,7+9

"Singt dem Herrn beim Dankopfer ein Lied! Musiziert für unseren Gott mit der Leier!... Den Tieren gibt er genug zu fressen. Krächzen die jungen Raben, füttert er sie."

Eine Anregung

Irgendwo hat es immer eine Krähe. Wenn ich aus dem Fenster blicke, wenn ich durch die Stadt schlendere, irgendwo sitzt oder fliegt eine von ihnen. Da wo die Menschen leben, sind auch die Krähen und Raben.

Am Montag haben wir den Film "Crows-Krähen" von Regisseur Martin Schilt angeschaut. Faszinierend, was da über den Bildschirm flatterte und hüpfte. Und wirklich: Irgendwo hat es immer eine Krähe. Sie begleiten uns Menschen, sie wohnen, wo wir leben, sie beobachten uns und wahrscheinlich reden sie miteinander in einer komplexen Sprache auch über uns. Sie unterscheiden Freund und Feind, sie finden sich zusammen zu grossen Schwärmen, sie nutzen geschickt die Aufmerksamkeit oder auch Unaufmerksamkeit von uns Menschen zu ihrem Vorteil. Ihre Nester bauen sie auch einmal aus stibitzten Drahtkleiderbügel. Selbst Werkzeuge stellen sie her und fischen damit nach Futtertieren.

Krähen sind wie ein Spiegel der Menschen. Vielleicht darum werden sie geliebt und gehasst.

Ich war fasziniert von den Bildern, eingefangen vom bekannten Filmemacher Attila Boa, bekannt vom Bienenfilm "More than Honey". Er überlebte die Premiere des Films nur um wenige Tag. Am 7. Februar ist er nach schwerer Krankheit verstorben.

Im vollen Kinosaal war auch Regisseur Martin Schilt und stellte sich den Fragen. Mit neun Jahren habe ihn sein Sohn - damals begeistert von Vögeln - dazu inspiriert, einen Film über Rabenvögel zu drehen. Nun, nach 10 Jahren sei der Film fertig und sein Sohn in einem Alter, da in andere Dinge mehr interessieren würden.

Raben sind in der Bibel wie überall sonst vorurteilsbehaftete Tiere. Sie treiben sich im Müll herum, finden sich auf Ruinen, folgen dem Blut der Kriegsknechte und gesellen sich zu den Hingerichteten auf den Galgen. Folglich gelten sie als unrein. Aber da und dort werden sie auch zu Gottesboten. Elia wird von Raben mit Essen versorgt. Noah sendet den Raben als Boten aus, um zu sehen, ob sich nach der Sintflut Land zeige. Seeleute orientierten sich am Erscheinen dieser Landvögel. All das zeigt: Der Satz "Irgendwo ist immer eine Krähe" stimmte auch schon zu biblischen Zeiten.

Ich kann diesen Film sehr empfehlen. Wer in schauen möchte, vielleicht mit jemandem zusammen, für den oder die hätte ich da noch ein Ticket zu vergeben, bei dem eine von zwei Personen gratis ins Kino kommt. Der ersten Person, die sich bei mir meldet, werde ich diesen Eintrittsschein zustellen. Also bitte melden!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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