Montag, 27. März 2023

Atemraum des Lebens

Ein Zitat

Familie Storch vor der Weite des Weltalls.
Foto © Jörg Niederer
"Eine Seele voller Dankbarkeit ist wie ein Fluss voller Wasser, der nie versiegt." Esther Jonhson (1965-)

Ein Bibelvers - Johannes 1,1-3

"Von Anfang an gab es den, der das Wort ist. Er, das Wort, gehörte zu Gott. Und er, das Wort, war Gott in allem gleich. Dieses Wort gehörte von Anfang an zu Gott. Alles wurde durch dieses Wort geschaffen. Und nichts, das geschaffen ist, ist ohne dieses Wort entstanden."

Eine Anregung

Kosmologien gibt es viele. Also Erklärungen, wie die Welt, das Universum und wir Menschen entstanden. Die Gängige ist die über den Urknall. Begründet wird dies mit der vom einem Punkt ausgehenden beständigen und sich gleichzeitig verlangsamenden Ausdehnung des Universums.

Folgendes habe ich gelesen: "Wir sehen sie nicht – aber Mikroorganismen sind überall. Ein Kubikzentimeter Erde enthält etwa eine Milliarde Bakterien, ein Teelöffel Wasser aus einem See eine Million, ein Kubikmeter Luft etwa 1.000 Keime." Was wissen die Mikroben und Bakterien davon, dass sie selbst Teil viel grösserer Organismen sind? Könnte es nicht wiederum sein, dass wir selbst Mikroben gleich Teil eines noch viel grösseren Seins sind ohne dies erkennen zu können. Oder sind wir vielleicht nur Teil der Atemluft einer jenseits unserer Welt lebenden Existenz. Was wäre, wenn unsere Welt genau einen solchen Atemzug lang existieren würde, und das, was wir Ausdehnung des Universums nennen, nichts weiteres ist, als der sich ausweitende Atemraum? In diesem Atem, irgendwo in den dabei entstandenen Verwirbelungen und Bewegungen sind Moleküle, und auf einem dieser Moleküle, der Erde, leben wir, und versuchten die Welt zu verstehen.

Doch dann kommt der Moment, an dem das Ausatmen endet, die Ausdehnung des Universums sein Maximum erreicht, und diese jenseitige Existenz alles Ausgeatmete wieder einatmet. Himmel und Erde vergehen, und ein neues Ausatmen lässt einen neuen Himmel und eine neue Erde entstehen.

Ach ja, und natürlich könnte dieses jenseitige Wesen selbst wieder ein Fäserchen des Atems eines noch viel jenseitigeren Sein sein.

Gut, das alles ist nun nicht mehr als eine Montagmorgenphantasie eines Menschen, der letztlich diese Welt nie ganz verstehen wird. Darum gab es schon immer Schöpfungsgeschichten, welche das Unerklärliche zu erklären versuchen: Dass nämlich irgendeinmal das Bewusstsein über das eigene Sein entstanden, die Verwunderung, dass es Leben gibt und dass da nicht einfach nur Nichts ist. Es ist halt schon ein grosses Wunder, das Leben, und etwas Heiliges, Ehrfurchtgebietendes.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen