Samstag, 18. März 2023

Der Lenz ist (fast) da!

Ein Zitat

Eine Lenzrose blüht auf dem Friedhof Meisenhard in Olten.
Foto © Jörg Niederer
"Das ist der Weisheit Quintessenz, / die viele zu freien hindert: / Die Schönheit dauert einen Lenz, / die Dummheit überwintert." Rudolf Presber (1868-1935), deutscher Schriftsteller

Ein Bibelvers - Hohelied 2,12

"Die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turteltaube lässt sich hören in unserm Lande."

Eine Anregung

Wir stehen ja so kurz davor. Der Lenz ist nicht mehr weit, bald schon da. Genauer: der astronomische Lenz am 20. dieses Monats. Der meteorologische Frühlingsanfang war schon am 1. März. Oder wie man früher sagte, am 1. Lenzing.

Die Lenzrose, eine Verwandte der Christrose, nimmt es da nicht so genau. Sie blüht auch schon im Februar, also bereits im Winter. Kein Problem für sie. Die Pflanze ist winterhart, wie man so sagt. Das sind übrigens auch viele Kulturpflanzen. Jüngst hat man herausgefunden, dass Gemüse und Salat in der Schweiz auch noch bei Minusgraden wachsen können, und weil sie dabei mehr Zucker produzieren (als Frostschutz), sind sie erst noch bekömmlicher und süsser im Geschmack.

Die Lenzrose aber sollte man nicht essen. Sie ist da, um bewundert zu werden.

Übrigens, Schiffe kann man nicht nur im Lenz lenzen, etwas, das auch schon Jugendliche in zartem Alter von wenigen Lenzen tun können. Lenzen, also das Abpumpen von Wasser aus Booten, hat mit der alten Bezeichnung für den Frühling, oder auch für die Lebensjahre gar nichts zu tun. Es ist schlicht und einfach ein fast gleiches Wort für etwas ganz anderes.

Die Lutherbibel von 2017 kennt das Wort Lenz immer noch, wie man aus dem oben abgedruckten Vers aus dem Hohelied ersehen kann. Vom Frühling als Lenz zu sprechen passt gut zur poetischen Liebeslyrik, und hat ihre neuzeitlichere Entsprechung etwa im Lied: "Veronika, der Lenz ist da". Im neusten Gesangbuch der Methodisten von 2002 kommen die Worte "Lenz" oder auch "Märzen" (ein weiteres altes Wort für den aktuellen Monat) nicht mehr vor. Was sind wir Kirchlichen doch modern geworden! Wobei für mich "Frühling" als Wort doch auch irgendwie antiquiert klingt, ganz anders, als das englische Wort "spring". Da möchte man doch gleich "ufgumpe", und die Blumenknospen, sie müssen einfach aufspringen so schnell sie können. Grad wie bei der Lenzrose. Die legt ja, wie wir nun wissen, einen veritablen Fehlstart hin, und erstrahlt schon mitten im Winter. Mir gefällts!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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