Dienstag, 21. März 2023

Aus Vogelschiss wird Perlmutt

Ein Zitat

Der Kleine Perlmutterfalter auf einem sonnigen Stein in Olten Südwest.
Foto © Jörg Niederer
"Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling." Laozi, legendärer chinesischer Gelehrter aus dem 6. Jahrhundert vor Christus

Ein Bibelvers - Philipper 3,7+8

"Aber alles, was mir damals als Vorteil erschien, sehe ich jetzt – von Christus her – als Nachteil. Ja wirklich: Ich betrachte es ausnahmslos als Nachteil. Dahinter steht die überwältigende Erkenntnis, dass Jesus Christus mein Herr ist! Verglichen mit ihm ist alles andere wertlos geworden, ja, in meinen Augen ist es nichts als Dreck! Mein Gewinn ist Christus."

Eine Anregung

Der Kleine Perlmutterfalter liebt trockene Brachen oder Stoppelfelder. Dort wächst das Futter seiner Raupen, dort wachsen die Acker-Stiefmütterchen. Kein Wunder, fand ich den Schmetterling auf der grossen Industriebrache in Olten Südwest. Seinen Namen hat er von der Unterseite seiner Flügel. Dort zeigen sich grössere und kleinere perlmuttfarbige Flecken.

Gelernt habe ich neu, dass sich einige Raupen zu Sturzpuppen entwickeln, und andere zu Gürtelpuppen. Sturzpuppe hängt frei an einem Faden befestigt kopfüber an einer Pflanze. Gürtelpuppen dagegen werden durch einen Faden in der Mitte der Puppe zusätzlich an der Pflanze gesichert. Der Kleine Perlmutterfalter tarnt sich im Puppenstadium zusätzlich als Vogelkot. Damit schützt er sich vor dem Gefressenwerden. Er tut also so, als wäre er besonders hässlich und unappetitlich.

Paulus gebraucht im Philipperbrief das Wort "Scheisse". Es wird aber meist netter übersetzt. Bei Luther steht "Kot", in der BasisBibel "Dreck". Als Studenten nahmen wir das entsprechende bibelgriechische Wort in unseren Wortschatz auf, sagten "σκύβαλα" (Skübala) statt "Scheisse". Das klingt doch gleich viel netter. 

Vom Vogelschiss zum Perlmutterfalter: eine unglaubliche Verwandlung. Genau davon spricht auch Paulus, von einer Verwandlung. Es ist die Verwandlung von dem, was er einst für lebensförderlich hielt, hin zum Glauben an Christus. Durch den Glauben an Christus wird, was Menschen früher gross und wichtig erschien, banal, nichtig und klein.

Im Rückblick nennt Paulus seine Vergangenheit ohne Christus (ich sage es einmal etwas frei) "Vogelschiss". Vom Leben in der Enge der gesellschaftlichen Erwartungen zu wahrer Freiheit und besonderem Glanz durch Christus: Auch das ist eine unglaubliche Verwandlung.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen