Ein Zitat
"Die Liebe ist einäugig, aber Hass gänzlich blind." Berthold Auerbach (1812-1882), SchriftstellerFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Sprüche 6,16-19
"Sechs Dinge sind es, die der Herr hasst, und sieben verabscheut er zutiefst: Hochmütige Augen, eine falsche Zunge und Hände, die unschuldiges Blut vergießen. Ein Herz, das sich Unheil ausdenkt, und Füße, die dem Bösen nachlaufen. Ein Zeuge, der die Unwahrheit sagt, und einer, der Streit unter Brüdern entfacht."
Eine Anregung
Hass sei das Gegenteil von Liebe. Nicht leidenschaftliche Zuneigung, sondern leidenschaftliche Abneigung.
In der Hip-Hop-Kultur meint haten (englisch für "hassen"), einen anderen grundlos schlecht machen. Das geschieht auch Online, in sogenannten Hasskommentaren.
Unter Ornithologinnen und Vogelkundlern wird mit "hassen" ein Verhalten bezeichnet, bei dem die einen Vögel anderer Arten, besonders Raubvögel, unter anhaltendem Alarmruf wütend angreifen. Also wenn zum Beispiel Krähen Milane vertreiben, indem sie immer wieder von oben auf sie niederstossen, oder wenn kleine Singvögel heftige ihre Fressfeinde attackieren. Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung. Im Neeracher Riet in der Lachmöwen-Kolonie beobachtete ich längere Zeit, wie die Möwen wild auf die Kormorane losflogen, die sich auf der Möwen-Brutinsel niedergelassen hatten. Ohne Erfolg, die Kormorane liessen sich nicht vertreiben.
Wenn selbst die Vögel hassen, dann scheint es, als sei die ganze Welt voller Hass. Davon sang schon 1983 die Gruppe "DÖF" und kam damit in die Hitparade. Der Song heisst "Codo", ist aber besser bekannt durch seinen Refrain: "Und ich düse, düse, düse im Sauseschritt, und bring die Liebe mit, von meinem Himmelsritt!" Der Song beginnt mit den Worten: "Seit 2000 Jahren lebt die Erde ohne Liebe, / es regiert der Herr des Hasses! / Hässlich, ich bin so hässlich, / so grässlich hässlich! Ich bin der Hass! / Hassen, ganz hässlich hassen, / ich kann’s nicht lassen, Ich bin der Hass!" Am Schluss des Lieds siegt aber Codo mit seiner "Liebe" über den Hass.
Das kommt im Lied ganz schön naiv und himmelblau daher. Und doch glaube ich, dass am Ende die Liebe siegt. Warum? Das weiss ich nicht so recht. Irgendwie ein Bauchgefühl mit viel Hoffnung und genährt von Worten der Bibel, die Gott als "Liebe" bezeichnen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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