Ein Zitat
Foto © Jörg Niederer |
Ein Bibelvers - Psalm 33,20
"Mit ganzer Seele warten wir auf den Herrn. Er ist unsere Hilfe und unser Schild."
Ein Anregung
Warten kann so verschieden sein. Um einen Blick auf den Sarg der Queen zu werfen warteten die Briten bis zu 14 Stunden. Am US-Zoll musste ich auch schon an die 2 Stunden in einer langen Schlange anstehen. Autoreisende in den Süden nehmen auch einmal 4-5 Stunden Wartezeit im Gotthardstau in Kauf. Auf das erste Mobiltelefon haben einige tagelang vor dem Elektrofachgeschäft ausgeharrt. Beim Support am Telefon in der Warteschlange zieht sich das Warten auch ganz schön in die Länge. In der Post wird den Kunden auf dem Screen einer Anzeigetafel mitgeteilt, wie lange sie ungefähr zu warten haben. Im Warenhaus in der Schlange hinter einer Einkaufskasse verbringt man so einige Zeit seines Lebens. Und genau so ist es auch mit dem Warten auf den Bahnhöfen.
Warten wird einmal kurzweilig erlebt, das andere Mal zieht sich die Zeit scheinbar zäh in die Länge. Nicht immer sind es die kurzen Wartezeiten die kurzweilig und die langen Wartezeiten, die langfädig erlebt werden. Gründe dazu gibt es einige.
- Warten, wenn du in Eile bist, dauert gefühlsmässig länger.
- Warten an einem sonnigen Tag mit vielen Optionen dauert scheinbar länger als an einem kalten Regentag in Schutz eines geheizten Gebäudes.
- Warten, wenn ich abschätzen kann, wie lange es wohl noch dauert, ist einfacher auszuhalten, als Warten ohne das Ende absehen zu können.
- Warten, verbunden mit einer interessanten Begegnung, vergeht oft wie im Flug.
- Warten auf den Arztbescheid fühlt sich anders an als Warten auf Weihnachten.
- Warten, wenn man auf die Toilette müsste, ist eine besonders grosse Herausforderung.
- Warten, nur um am Schalter zu erfahren, dass das Gewünschte ausverkauft sei, wirkt rückblickend besonders sinnlos.
- Der eine wartet voller Sorge auf den eigenen Ruhestand, die andere kann es kaum erwarten, dass es endlich soweit ist.
- In der Rekrutenschule macht Warten, wie man so sagt, die Hälfte der Zeit aus, wohl auch, weil in der übrigen Zeit alles in Eile geschehen muss.
- Warten ist kurzweiliger, wenn man dabei etwas Sinnvolles machen kann, z.B. in einem Buch lesen.
Achte einmal darauf, wo du heute überall wartest? Vielleicht wartest du gerade auf etwas, das erst in Tagen, Wochen oder Monaten eintreffen wird? Und dann gibt es noch dieses Warten auf eine Sache, auf die die Menschheit schon seit Jahrtausenden wartet. Auf den Weltfrieden etwa, oder auf die Wiederkunft des Messias.
Ich wünsche dir ein Warten voller sich erfüllender Erwartungen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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