Freitag, 9. September 2022

Mit 20 Rappen die Welt verändern

Ein Zitat

Lachende Menschen verwandeln die Welt
Foto © Jörg Niederer
"Lächeln ist eine Kurve, die alles gerade rückt." Phyllis Diller (1917-2012) Schauspielerin und Komikerin

Ein Bibelvers - Maleachi 3,20

"Dann wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen für euch, die ihr meinen Namen fürchtet. Unter ihren Flügeln gibt es Heilung. Ihr werdet herauskommen und herumspringen wie Kälber, die aus dem Stall gelassen werden."

Ein Anregung

Immer wenn ich in einem dieser kleinen Läden, die meist in Bahnhofsnähe zu finden sind, einen Apfel einzeln kaufe, geschieht etwas Zauberhaftes. Der Apfel kostet 80 Rappen. An der Kasse gebe ich dann meist einen Franken, und sage, dass das so gut sei. Nun verändert sich alles. Die gestresste Verkäuferin (nebenbei: es funktioniert auch bei einem Verkäufer) strahlt auf, es wird hell auf ihrem Gesicht, der Mund, die Augen beginnen zu lächeln, ich höre ein dankbares "Danke" und weitere nette Worte. Durch diese Freude, die da entsteht, bekommt der Tag auch für mich eine neue Qualität, ein heiteres Gepräge. Ja, ich kann sagen: Kein anderer Betrag ist jeweils so gut investiert wie diese morgendlichen 20 Rappen.

Dabei, was sind schon 20 Rappen? Versuche einmal einfach so mit 20 Rappen ein Lächeln zu erkaufen: "Ich gebe dir ein 'Zwänzgi' wenn du jetzt lachst!". Das funktioniert doch nur bei Kinder, die den Wert des Geldes noch nicht ganz begriffen haben. Sobald jemand weiss, wie wenig man sich von 20 Rappen kaufen kann, löst ein solches Ansinnen Unverständnis aus und kann dir ziemlichen Ärger einbringen.

Doch im Laden, beim Kauf eines Apfels, "funktioniert" dieses zusätzliche monetäre Nichts, und führt zu "Good Vibrations" jenseits und diesseits des Ladentisches. Da geschieht etwas Geheimnisvolles jenseits des eigentlichen Kaufvorgangs, etwas erklärbar Unerklärliches, etwas voller Freude, und diese Freude hat nichts mit dem Wert des Geldes zu tun, ja widerlegt geradezu die Behauptung, dass Geld die Welt regiere.

Noch einen Vorteil hat das "Trinkgeld" (mit dem man ja noch gar nichts zu trinken kaufen kann); ich muss bei all der neuentstandenen zauberhaften Freude auch nicht auf das Wechselgeld warten.  

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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