Montag, 30. August 2021

Von goldenen, grünen und anderen Daumen

Ein Zitat

Wuchernde Nutzpflanzen vor einer Wohnung
Foto © Jörg Niederer
"Es ist ein perfekter Sommertag, wenn die Sonne scheint, der Wind weht, die Vögel singen, und der Rasenmäher kaputt ist." James Dent

Ein Bibelvers - 1. Mose 2,8+9a

"Dann legte Gott der Herr einen Garten an – im Osten, in der Landschaft Eden. Dorthin brachte er den Menschen, den er geformt hatte. Gott der Herr ließ aus dem Erdboden alle Arten von Bäumen emporwachsen."

Ein Anregung

Zwei Hochbeete, den Jahreszeiten entsprechend bepflanzt, auf dem Balkon ein Tomatenspalier, die Arbeitswerkzeuge griffbereit, Kürbispflanzen, die weit in den Garten wuchern: Da hat jemand einen "grünen Daumen"

Und wieder einmal frage ich mich, woher eine Redensart kommt. Ich bin damit nicht der Erste. Am meisten leuchtet mir die Antwort auf der Webseite von "Bedeutung Online" ein. Danach kommt die Redensart aus den USA. In England spricht man dagegen vom "grünen Händchen". Beide Redeweisen wurden während des 2. Weltkriegs in der populären BBC-Radiosendung "In your Garden" durch Cecil Henry Middleton mehrfach verwendet und so einer breiten Öffentlichkeit bekannt. 

Der grüne Daumen hat nichts mit Verfärbungen bei der Gartenarbeit zu tun. Wahrscheinlicher ist eine andere Erklärung. So schrieb im Mittelalter Geoffrey Chaucer in seinem berühmten Werk der Canterbury Tales (entstanden 1387-1400) "Ein ehrlicher Müller hat einen goldenen Daumen." Dabei scheint nun tatsächlich auf eine Verfärbung des Daumens angespielt, die entstand, wenn der Müller das damals bräunliche Mehl zwischen Daumen und Zeigefinger auf Qualität prüfte. Analog für den "goldenen Daumen" beim Müller könnte jemand später auf die Idee gekommen sein, bei begabten Gärtner*innen von "grünen Daumen" zu reden. 

Wie könnte man nun bei besonders begabten Christinnen und Christen von deren Daumen reden? Haben diese einen "Heiligenschein-Daumen", einen "Jesusdaumen", einen "Demutsdaumen", einen "Agapedaumen" (Liebesdaumen könnte auf die falsche Fährte führen!) oder einen "Kreuzdaumen"? Wie wäre es mit "Dornenkronendaumen"? Noch befriedigt mich keine der Formulierungen. 

Aber vielleicht liege ich schon damit falsch, wenn ich von "besonders begabten" Christinnen und Christen sprechen und damit andere als "weniger begabt" mitdenke. Dafür gäbe es wohl von vielen kein "Christusdaumen hoch".

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen