Ein Zitat
"Du verehrst die Heiligen, du freust dich, ihre Reliquien zu berühren. Doch du verachtest das Beste, was sie überliefert haben: das Beispiel des reinen Lebens." Erasmus von Rotterdam (1466 - 1536)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Johannes 2,7-9a
"Jesus sagte zu den Dienern: 'Füllt die Krüge mit Wasser.' Die füllten sie bis zum Rand. Dann sagte er zu ihnen: 'Schöpft jetzt etwas heraus und bringt es dem, der für das Festessen verantwortlich ist.' Sie brachten es ihm. Als der Mann einen Schluck davon trank, war das Wasser zu Wein geworden."
Ein Anregung
Endlich einmal eine Heilige, die nicht den Märtyrertod gestorben ist. Sie muss sowieso eine bemerkenswerte Person gewesen sein. Oder kennst du eine Christin, die das Gegenteil von Jesus getan hat, und trotzdem zur Heiligen erklärt wurde?
Ich spreche von Verena, der Ägypterin aus Theben, die im Gefolge der Thebäischen Legion nach Mailand, dann nach St-Maurice und weiter nach Solothurn bis ins römische Kastell Tenedo, dem heutigen Zurzach, reiste, wo sie im Jahr 344 (?) im Alter von 94 Jahren friedlich und im Kreis vieler Frauen verstarb.
Auf einer Wanderung von Unterägeri nach Zug haben wir die ihr geweihte Kapelle auf dem Zugerberg besucht.
Verena war zuerst Totengräberin. Sie bestattet in Mailand verstorbene gefangene Christinnen und Christen. Als sie von der Hinrichtung der Thebäischen Armee erfuhr, reiste sie nach St-Maurice, um auch dort den Enthaupteten die letzte Ehre zu erweisen.
Nächste Station war die Verenaschlucht bei Solothurn, ein Ort, an dem ich erstmals auf einer Schulreise war und dann - weil es so schön ist - noch etliche weitere Male. Auch dorthin wurde sie von Verstorbenen gerufen, von Victor (nach der Legende ihr Verlobter) und Ursus, die in dieser Stadt den Märtyrertod erlitten hatten. Weil Verena viele Menschen heilte, zum christlichen Glauben bekehrte, und die Aussätzigen pflegte, wurde sie vom christenfeindlichen Stadtkommandanten Hirtacus gefangen genommen. Als Hirtacus schwer erkrankte, heilte sie ihn auf wundersame Weise. Das führte zu Verenas Freilassung und gleichzeitigen Wegweisung aus Solothurn.
Darauf sei sie auf einem Mühlstein die Aare hinabgereist und nach einem Zwischenhalt auf einer Insel bei Koblenz (da soll sie die Schlangen vertrieben haben, was ich schade finde, weil ich Schlangen mag) kam sie in Zurzach an. Als Hausgehilfe eines Priesters versorgte sie auch immer wieder die Kranken. Ihnen brachte sie zu Trinken und wusch die Aussätzigen. Darum wird sie jeweils mit Kamm und Krug dargestellt. Ebenda geschah es, dass man sie des Wein- und Brotdiebstahls bezichtigte. Als sie kontrolliert wurde, war aus dem Wein Wasser geworden.
Es gibt dann noch die Geschichte mit dem ihr anvertrauten Ring des Priesters, der gestohlen und im Rhein versenkt von einem Fisch gefressen wurde. Eben dieser Fisch landete dann als Geschenk eines Fischers wieder bei Verena auf dem Mittagstisch, und der Ring fand zurück zum rechtmässigen Besitzer.
Kein Wunder, ist Verena mit dieser Biographie die Patronin der Armen und Notleidenden, der Pfarrhaushälterinnen, Müller, Fischer und Schiffer. Mir macht an ihr Eindruck, wie sie sich für die Ärmsten und unheilbar Kranken eingesetzt hat.
Zuletzt: Es gibt ein Verenalied, dessen Text von der verstorbenen Dichterin und Ordensfrau Silja Walter stammt.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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