Ein Zitat
Foto © Jörg Niederer |
Ein Bibelvers - Johannes 7,37+38
"Am letzten Tag, dem Höhepunkt des Festes, trat Jesus vor die Menschenmenge und rief laut: Wer Durst hat, soll zu mir kommen. Und es soll trinken, wer an mich glaubt. So sagt es die Heilige Schrift: 'Ströme von lebendigem Wasser werden aus seinem Inneren fließen.'"
Ein Anregung
Gestern war ich an meinem neu hinzugekommenen Wirkort. Seit diesem Monat arbeite ich im Teilpensum als Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche Weinfelden. Auf dem Weg in die Kapelle kam ich zum Giessen, dem kleinen Stadtbach. In der untergehenden Sonne glitzerte mir das schnurgerade in ein Betonkorsett gefasste Wasser einer Silberschnur gleich entgegen. Eine Lebenslinie aus quirligem Nass, das tapfer den Weg durch die steinerne Rinne eilt. Bis zur Einmündung in die Thur hat es keine Zeit zu verweilen, wird es, abgesehen von ein paar präzis gezirkelten Kurven, nie die gerade Linie verlassen. Dabei fliesst der Giessen nahe an der Methodistenkirche in der Hermannstrasse 10 vorbei. Ein Gleichnis für die Kirche?
Gradlinig, lebendig, ins Korsett gezwängt, gefangen in der Betonwüste, sich nach Freiheit sehnend. Ob der Bach je einmal wieder renaturiert wird? Ob er wieder mäandern darf, neue Wege ausprobieren, wild sein, sanft sein, Lebensraum werden?
Die Evangelisch-methodistische Kirche in Weinfelden. Auch sie ist gradlinig, lebendig, ins Korsett gezwängt, gefangen in Traditionen, sich nach Freiheit sehnend. Die "Renaturierung" der Kirche jedoch ist erwünscht. In den bisher wenigen Begegnungen mit Gemeindegliedern habe ich wache, aufgestellte, hoffnungsvolle und liebe Menschen kennengelernt. Ich wünsche der Gemeinde, dass sie sich ausbreitet, mäandert, neue Wege ausprobiert, wild ist, sanft ist, Lebensraum bleibt und Lebensraum wird für die Menschen der Region.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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