Dienstag, 10. August 2021

Eines von 100 schönsten Gebeten

Ein Zitat

Sich faltende Hände auf dem Friedhof Villars-sur-Glâne
Foto © Jörg Niederer
"Kranken Herzen sende Ruh', / nasse Augen schliesse zu! / Lass den Mond am Himmel stehn / und die stille Welt besehn!" Luise Hensel (1798-1876)

Ein Bibelvers - Römer 14,7+8

"Keiner von uns lebt nur für sich selbst und keiner stirbt nur für sich selbst. Denn wenn wir leben, leben wir für den Herrn. Und wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn. Ob wir nun leben oder ob wir sterben – immer gehören wir dem Herrn!"

Ein Anregung

Auf der Suche nach den bedeutendsten Gebeten der christlichen Tradition habe ich mir ein Buch gekauft mit dem unbescheidenen Titel: "Erhelle meine Nacht - Die 100 schönsten Gebete der Menschheit" (herausgegeben von Bernhard Lang, 5. Auflage, München 2018). Darin finden sich Gebete aus verschiedenen Religionen und Weltgegenden. Zu Lesen gibt es etwa das Gebet "An die Wiesenmaus" der Dakota-Ureinwohner Nordamerikas oder Echnatons Hymnen an den Sonnengott. Natürlich finden sich in dieser Sammlung das Vaterunser, der Sonnengesang von Franziskus von Assisi und das kurze und sehr bekannte Gebet von Nikolaus von Flüh: "Nimm alles von mir".

Gebete von Martin Luther, Blaise Pascal, Matthias Claudius ("Der Mond ist aufgegangen") Edith Stein, Dag Hammarskjöld und vielen mehr dürfen nicht fehlen. An meine Kindheit werde ich erinnert beim Gebet "Müde bin ich, geh zur Ruh'" von Luise Hensel. Und dann ist da auch ein Gebet aus der methodistischen Tradition. Eingereiht nach Matthias Claudius und vor Novalis lese ich das sogenannte Bundeserneuerungsgebet von John Wesley (1703-1791). Traditionell wird es am Jahresende gebetet. Mit sehr herausfordernden Worten übergibt der oder die Betende sein Geschick Gott, und zwar ganz, mit Haut und Haar. Bei jeder Zeile fragt man sich: Will ich das wirklich? Vertraue ich Gott wirklich so ganz und gar. Will ich für Christus in dieser Weise verfügbar sein? Und zugleich stellt mich diese Gebet hinein in eine Gemeinschaft von Menschen, denen Gott so wichtig ist, dass er an erster Stelle kommen soll, noch vor allem anderen.

Erneuerung des Bundes mit Gott
"Ich gehöre nicht mehr mir, sondern dir. Stelle mich, wohin du willst. Geselle mich, zu wem du willst. lass mich wirken, lass mich dulden. brauche mich für dich, oder stelle mich für dich beiseite. Erhöhe mich für dich, erniedrige mich für dich. Lass mich erfüllt sein, lass mich leer sein. Lass mich alles haben, lass mich nichts haben. In freier Entscheidung und von ganzem Herzen überlasse ich alles deinem Willen und Wohlgefallen.
Herrlicher und erhabener Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist: Du bist mein, und ich bin dein. So soll es sein. Bestätige im Himmel den Bund, den ich jetzt auf Erden erneuert habe. Amen."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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