Dienstag, 3. August 2021

U-Bahn-Anschluss für die älteste Schweizer Methodistenkirche

Ein Zitat

Chapelle du Valentin am Place de la Rippone in Lausanne, gesehen von Turm der Kathedrale.
Foto © Jörg Niederer
"Architektur ist zu Stein gewordene Musik." vermutlich Paul Valéry (1871-1945)

Ein Bibelvers - 2. Chronik 5,13

"Die Trompeter und Sänger musizierten mit einer Stimme. Sie lobten und dankten dem Herrn. Sie vereinten Trompeten, Zimbeln und alle Instrumente zu einem Lobgesang für den Herrn: 'Ja, er ist gut! Für immer bleibt seine Güte bestehen.' Im gleichen Moment erfüllte eine Wolke das Haus, das Haus des Herrn."

Ein Anregung

Ursprünglich hätte sie "Fletcher Memorial Chapel" heissten sollen. Gebaut wurde sie mit Geld von den Methodisten aus England durch deren wesleyanische Mission in Frankreich und der Schweiz. Das Grundstück lag, wie so oft bei Freikirchen, ausserhalb der Stadtmauer von Lausanne. Und wie man auf dem Foto sieht, ist sie (unten in der Bildmitte direkt am Place de la Riponne gelegen) ausgezeichnet zu sehen vom Turm der Kathedrale in Lausanne. (Wir bestiegen das alte Gemäuer übrigens zum vergünstigten Pilgertarif.)

Die Chapelle du Valentin, wie sie heute heisst, wurde 1867 als erstes methodistisches Gebäude in der Schweiz errichtet, und steht seit 1986 unter Denkmalschutz. Bischof Patrick Streiff, lange Zeit Pfarrer in Lausanne, schrieb den informativen Beitrag zur Kapelle im Buch "Historische Stätten des Methodismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz"

Zwischen 1986 und 1990 muss es auch gewesen sein, dass ich eben von besagten Patrick Streiff gebeten wurde, in der Chapelle du Valentin eine evangelistische Reihe zu halten. Dies auf Deutsch (etwas anderes konnte ich damals auch gar nicht), denn es handelte sich um eine deutschsprachige Gemeinde. Ich erinnere mich daran, dass ich das Kreuz der benachbarten ersten, in Lausanne nach der Reformation erbauten Römisch-katholischen Kirche "Église Notre Dame du Valentin" aus dem mir zugewiesenen Gastzimmer sehen konnte. Und schon damals kam es mir seltsam vor, dass eine deutschsprachige Gemeinde in der französischsprachigen Schweiz existieren konnte. Patrick Streiff schreibt dazu: "Für die soziale und evangelistische Arbeit sah die deutschsprachige methodistische Gemeinde jahrzehntelang ihr Zielpublikum in Hunderten von Deutschschweizer Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Sie büsste dafür ihre Integrationskraft für die gemeindeeigene, französischsprachig aufgewachsene Jugend ein. Erst 1985 entschied die Gemeinde, sich für eine Arbeit in französischer Sprache (wieder) zu öffnen.
In einer langsam älter und kleiner werdenden methodistischen Gemeinde stellte die Transformation in die Zweisprachigkeit und schliesslich in eine hauptsächlich französischsprachige Arbeit eine grosse Herausforderung dar."

Und ich füge an: Veränderungsprozesse brauchen Zeit, aber wenn sie zur falschen Zeit kommen oder zu spät eingeleitet werden, dann wird es schwierig. In Lausanne hat die Gemeindearbeit "...in jüngster Zeit [mit] Schwerpunkte[n] im musikalischen Bereich und in der internationalen Zusammensetzung der Mitglieder..." eine neue, hoffnungsvolle Ausrichtung erhalten.

Nebenbei: In der Schweiz ist die Chapelle du Valentin die einzige methodistische Kirche, die eine Metroanbindung aufweist. Zwar stand die Kapelle einst ausserhalb der Stadtmauern. Aber längst ist sie mitten in der Stadt angekommen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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