Ein Zitat
Das grosse Glück beginnt hilflos und auf wackeligen Beinen.Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Hiob 39,3+4
"Die Hirschkühe kauern sich nieder, werfen ihre Jungen und sind schnell ihre Geburtsschmerzen los. Ihre Jungen wachsen, werden groß und stark. Sie laufen ins Freie und kommen nicht wieder."
Ein Anregung
Dem Schottischen Hochlandrind schauten zwei Hufe aus dem Hintern. Die Nabelschnur pendelte zwischen den Beinen. Sie ging unruhig hin und her, setzte sich hin, stand wieder auf, legte sich hin, presste, atmete schwer.
In einem Häuschen neben der Weide sagten sie: "Da ist alles in Ordnung. Hochlandrinder muss man allein lassen, die kalben ohne Hilfe." So recht trauten wir der Sache nicht.
Doch dann muhte die Kuh, und erhob sich. Im Dämmerdunkel war im Gras ein Schatten auszumachen. Eine zweite Kuh und das Muttertier begannen, den Knäuel am Boden zu beschnuppern und abzulecken. Dann bewegte sich der Schatten, streckte Hufe empor. Es lebte. Doch nun geschah etwas Eigenartiges. Die zweite Kuh begann das Kalb gegen das Muttertier zu verteidigen. Immer wieder verjagte sie die Mutter, wollte das Kalb für sich allein. Das Muttertier begann nun aus etwa fünf Metern ganz sanft nach dem Kalb zu rufen.
Dann kam der Stier, und mit dem Stier weitere Tiere aus der Herde. Wir aber mussten weiter, der Bus würde nicht warten.
Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, fragen wir uns, wie der Kampf der Mütter um das Kalb ausgegangen sein mag. Und ich höre noch einmal die Stimme meiner Frau, wie sie beim Anblick des Neugeborenen sagte: "Das Kalb hat am selben Tag Geburtstag wie du". Beschenkt wurde ich, ganz unerwartet, mit der Geburt eins Kalbes. Das Wunder des Lebens vor unsern Augen, hineingeboren in die Welt, auf einer Weide unweit der Kartause Ittingen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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