Sonntag, 8. August 2021

Die Welt entsteht im Aufblick zu den Fenstern

Ein Zitat

Die Rosette aus dem 13. Jahrhundert in der Kathedrale von Lausanne
Foto © Jörg Niederer
"Je mehr ich nachdenke, desto mehr erstaune ich über mein Dasein, mein Werden, meine Führung; ich freue mich meines Seins und meiner Fähigkeit, über mein Dasein und meine Menschheit nachdenken zu können." Johann Kaspar Lavater, 1741-1801, Schweizer evangelischer Theologe, Religionsphilosoph und Schriftsteller

Ein Bibelvers - 1. Mose 2,1+2

"So wurden Himmel und Erde vollendet mit allem, was darin ist. Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk, das er gemacht hatte. An diesem Tag ruhte er aus von all seiner Arbeit, die er getan hatte."

Ein Anregung

Eines der Prunkstücke der Kathedrale von Lausanne ist die Rosette im südlichen Querarm. Dargestellt wird die Stellung des Menschen innerhalb der im 13. Jahrhundert bekannten Welt. Da sind Erde und Meer, Luft und Feuer, die Jahreszeiten, Monate und Sternzeichen, aber auch mythische Ungeheuer am Rand der Welt.

Wer dieses Werk geschaffen hat, ist nicht bekannt. Der "Meister der Rose" orientierte sich an der Gotik, wie sie damals in Frankreich aufkam. 

Dieser dargestellte mirror mundi, dieser "Weltspiegel", ist ein faszinierendes Werk, in das man sich vertiefen kann. Gerade an einem Sonntag können die bunten Fenster anregen, über Fragen nachzudenken: Woher kommt der Mensch? Wie wird die Welt zu einem Ganzen? Was sind die heutigen Ungeheuer, die das Leben bedrohen? Wer schafft den Ausgleich zwischen Werden und Vergehen, zwischen Schöpfung und Tod?

Wem das Foto von der Rosette zu wenig detailreich ist, der oder die kann sich auf eine virtuelle Begehung der Kathedrale aufmachen.

Und noch dieses: Die Rosette wurde 1978 auf einer Schweizer Briefmarke verewigt.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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