Ein Zitat
"Die schlimmste Herrschaft ist die der Gewohnheit." Publilius Syrus (90-40 v. Chr.)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Lukas 4,16
"Und er [Jesus] kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um zu lesen."
Eine Anregung
Am alten Laptop hatte ich einen Touchscreen; am neuen nicht mehr. Anfänglich aber versuchte ich auch am neuen direkt auf dem Bildschirm zu arbeiten. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Gewohnheiten den neuen Umständen angepasst haben.
In den Toiletten an meinem Arbeitsplatz in der Methodistenkirche St. Gallen hatte es am Brünneli so einen Wasserhahn, bei dem man einen Knopf runterdrücken musste, und dann lief einige Zeit das Wasser und stellte von alleine wieder ab. Nun wurden neue Armaturen installiert, mit einem Hebel, den man leicht nach hinten kippen muss, damit das Wasser zu sprudeln beginn. Abschalten geht auf die selbe Weise, indem man den Hebel nach vorn kippt. Die ersten Mal aber klopfte ich, vom alten System gewohnt, auf den Hebel, was natürlich ausser Irritation keine gewünschten Folgen zeitigte.
Ich bin, es ist nicht zu leugnen, ein Gewohnheitstier. Sind die Abläufe einmal fixiert, wird es schwierig, von ihnen abzuweichen.
Meine Frau beklagt sich immer einmal wieder, dass an ihrem Mobiltelefon sich Routinen und Ansichten ständig ändern. Immer wieder ist die Bedienung der Apps oder von Webseiten anders, als gerade eben noch. Das irritiert.
Nun frage ich mich, wie oft man sich neuen Umständen anpassen kann, und ab wann es fertigt ist damit. Wie viel Gewohnheit ist gut? Kann es denn an gar keinem Ort so bleiben, wie es schon immer war?
Die Sehnsucht nach dem Bleibenden, Gewohnten, sie ist auch in der Kirche da. Aber auch hier ist Veränderung angesagt. Museale Erstarrung passt eben nicht zu einem dynamischen Gott, der zwar immer derselbe sein wird, uns aber auch überrascht und auf neue Wege führt.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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