Ein Zitat
"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken." Isaak NewtonFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 122,6+7
"Wünscht Frieden der Stadt Jerusalem: 'Alle, die dich lieben, sollen sicher leben! Es herrsche Frieden in deinen Mauern, es herrsche Wohlergehen in deinen Palästen!'"
Eine Anregung
Ich kann in die Ferien gehen, wohin ich will, irgend eine trennende Mauer ist dort zu finden.
In Arosa ist es die Hörnlimauer; kein unüberwindlicher Wall, aber eben doch Ausdruck eine Streits um Grund und Boden. Entstanden ist sie nach 1780. Es handelt sich um eine dieser typischen Trockensteinmauern, welche Weideland etwa auch im Jura begrenzt. Um Weideland ging es auch. So musste Arosa schon sehr früh weite Teile seiner Alpen an Chur verkaufen, um Schulden zu begleichen. Doch immer wieder kam es zu Streitigkeiten über die Nutzung der Schönbodenalp. Um den Streit definitiv beizulegen, wurde eben diese Mauer von einem Davoser Gericht angeordnet. Arosa musste zwei Drittel der Mauer aufrichten, Chur ein Drittel.
Bis heute teilt diese Mauer die zu Chur gehörigen Alpweiden von den Alpweiden, die zu Arosa gehören. Auf dem Foto ist die Mauer als feine Linie zu erkennen, die links unten auf dem Foto beginnt. Anders als die Berliner oder die Chinesische Mauer, oder auch der Hadrianwall ist es also ein Gemeinschaftswerk der Streitparteien. Seit 1984 steht nun auch fest, dass die Instandhaltung je zur Hälfte von Chur und von Arosa getragen werden muss. Zuvor war es allein Sache der Aroser Gemeinde.
Gibt es also auch Mauern, welche Frieden schaffen? Dass diese Mauer noch heute eine Rolle spielt, zeigt, dass wir Menschen wohl ohne Grenzziehungen nicht in Frieden mit- oder nebeneinander leben können. Irgendwie ist das traurig, erzählen doch solche Mauern immer von Streit, Ausgrenzung und Abgrenzung.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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