Freitag, 12. Juli 2024

Die Versammlung der Toilettenhäuschen

Ein Zitat

Gepackt fürs Open Air Frauenfeld.
Foto © Jörg Niederer
"Das ist alles Kopfsache, du könntest jetzt noch 10 Kilometer weiterrennen ohne Probleme!" Sportliche Jugendliche zu mitjoggender, wenig motivierter Freundin

Ein Bibelvers - 5. Mose 1,10

"Der Herr, euer Gott, hat euch so zahlreich werden lassen. Seht nur, heute seid ihr schon so viele wie die Sterne am Himmel."

Eine Anregung

Wenn du am Bahnhof mit Werbegeschenken überhäuft wirst, wenn orange gekleidete Personen auf dem Perron in ein Megaphon sprechen, wenn die Züge überfüllt sind mit leicht bekleideten Teenies und Jugendlichen, wenn gewaltige Mengen an Ausrüstung auf meist wenig geeigneten Transportmitteln am Bahnhof herumstehen, wenn Tische und Stühle vor dem Imbiss auch tagsüber angekettet werden oder gar weggeräumt sind, wenn des Nachts das Bum-Bum-Bum durchs offene Schlafzimmerfenster wabert, wenn in der Migros die Handys geladen werden, wenn es noch mehr als sonst süsslich riecht an allen Ecken und Enden, wenn auch die Christinnen und Christen auf Missionstour sind, dann ist Open Air-Zeit in Frauenfeld.

In der Allmend Frauenfeld ist in diesen Tagen eine riesige Zeltstadt entstanden, es wurden in wochenlanger Arbeit Kulissen und Bühnen und ganze Einkaufzentren erstellt, alle 50 Meter steht ein Abfallbehälter, und auch die mobilen Toiletten versammeln sich zu hunderten auf weitem, überlaufenen Feld. 

Das Ganze endet dann am Sonntagmorgen mit einem hohen Aufkommen an müden Gesichtern und Gestalten, leicht säuerlich riechenden Mitreisenden in den öffentlichen Transportmitteln und einer kollektiven Katerstimmung. Mit anderen Worten: Es ist eine wunderbare Zeit, die unvergesslich in Erinnerung bleiben wird. Eine Zeit, von der man später immer wieder schwärmen wird: "Weisst du noch, wie wir am Open Air..."

Nun frage ich mich, an welche Momente in meinem Leben ich gerne zurückdenke? So aus sicherer zeitlicher und räumlicher Distanz, aus einem bewährten Indoor-Umfeld heraus, kann ich mich ja gefahrlos an Vergangenes heranwagen und dabei immer auch wissen: Wie schön muss ich das alles nicht mehr mitmachen!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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