Montag, 1. Juli 2024

Bluegrass-Gospel in St. Gallen

Ein Zitat

Rosi und Kent Miller spielen Bluegrass-Gospel in der Methodistenkirche St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Gloria, Gloria, Gloria, jemand hat mich berührt. Das muss die Hand meines Herrn gewesen sein." The Stanley Brothers

Ein Bibelvers - 1. Mose 1,11

"Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so."

Eine Anregung

"Ohne den Bass geht es nicht." Gleich mehrfach betonte Kent Miller die Bedeutung des Kontrabasses, gespielt von seiner Frau Rosi. Für einige war es ein schönes Wiedersehen mit dem Bluegrass-Ehepaar, für andere war es das erste Mal, dass sie "The Millers" erleben durften.

Man erfuhr so einiges über den Bluegrass-Gospel, der an diesem Morgen in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen erklang und eine Botschaft aus dem ländlichen Nordamerika in einer Schweizer Stadt erklingen liess. Dass es den Old Stile gibt und den New Stile beim Spielen auf einem Banjo, und dass nicht alle Bluegrass-Musiker beides beherrschen. Dass immer wieder neue Stücke geschrieben werden. Dass man auf dem Banjo kein Tremolo spielen könne, wohl aber auf der kleinen Mandoline. Das Banjo aber sei auch eine kleine Trommel. Dass es ein Instrument ist, das die in die USA verschleppten Sklaven dorthin gebracht haben. Und auch erfuhr man, dass Kent und Rosi beide Staatsbürgerschaft besitzen, die der USA und die der Schweiz, und folglich den Fussball an beiden Orten interessiert verfolgen. Dies auch schon deshalb, weil eines ihrer Enkelkinder selbst Fussball spiele. Ob Bluegrass-Musikerinnen und 
-Musiker eher republikanisch oder demokratisch wählen, war eine Frage, die auch beantwortet wurde. Es gäbe beides, komme auf den Ort an, ob eher im Süden der USA oder im Norden. Und dann gäbe es auch noch jene, welche einen modernen Bluegrass vertreten, so Kent Miller, die hätten etwas im Kopf, und folglich würden sie eher - na was wohl? - wählen.

Was der Bluegrass-Gospel, der in der Kirche erklang, schön vermitteln konnte, war die einfache, herzliche Vertrautheit der Menschen hinter den Liedern mit der christlichen Glaubensbotschaft.

Und welch Überraschung: Nicht etwa der Apfelbaum ist die erste, in der Bibel erwähnte Pflanze, sondern, und das fanden die Kinder heraus, die am Konzert dabei waren, es ist das Gras, passend zu dem sehr ursprünglichen Musikstiel Bluegrass, der auf deutsch "Blaugras-Musik" heissen würde. Den Kindern, aber auch den Erwachsenen, gefiel besonders eine musikalische Dampflokfahrt über den Säntis, bei dem Kohle geschaufelt aber auch gebremst werden musste, und auf diesem Weg zugleich auch die Vielfalt des Banjos demonstriert wurde. 

Das anschliessende Mittagessen mit Beefburgern vom Grill, French fries, Coleslaw und Muffins gab weiter Gelegenheit zu Gesprächen über die eher Sorgen bereitenden US-Präsidentschaftswahlen, über Gott, Nashville, den Gospel, das Leben und die Musik.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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