Mittwoch, 3. Januar 2024

Windtelefon

Ein Zitat

Alte Telefonzelle in einem Dorf in Kent, England, die heute einen Defibrillator enthält.
Foto © Jörg Niederer
"Die Trauer hört niemals auf, sie wird ein Teil unseres Lebens. Sie verändert sich und wir ändern uns mit ihr." Herkunft unbekannt

Ein Bibelvers - 2. Samuel 1,26a

"Wie ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan, wie warst du mir so lieb!"

Eine Anregung

Telefonkabinen werden heute für viele Dinge benutzt. Als Anzeigekasten vor der Kirche, als öffentliches Bücherregal, als Defibrillator, wie auf dem Foto. Zweitnutzungen.

Aber es werden auch noch neue Telefonkabinen gebaut. Patrick Genaine hat in einem Dorf über dem Neuenburgersee ein Windtelefon erreichtet und am 15. Mai 2023 eingeweiht, aus Holz, mit zwei alten Telefonen. Hier kann man das Telefon auf einigen Bildern im Internet anschauen.

Erfahren habe ich davon durch einen Artikel bei ref.ch. Erfunden hat das Windtelefon der Gartenarchitekt Itaru Sasaki aus Japan. Er stellte eine alte Telefonzelle in seinem Garten auf. Darin verarbeitete er die Trauer um seinen verstorbenen Cousin, indem er mit ihm durch dieses Telefon sprach. Er sagte sich: Der Wind wird meine Worte zu ihm tragen! Das Windtelefon war geboren. 

Zwischenzeitlich gibt es wohl so an die hundert Windtelefone weltweit. Eines davon steht nun auch in der französischen Schweiz. Wie lange wird es wohl dauern, bis auch ein Windtelefon in der Deutschschweiz Menschen eine zusätzliche Möglichkeit bietet, ihre Trauer zu verarbeiten?

Gegenüber ref.ch meint Patrick Genaine, selbst Spezialisten für Trauerbegleitung: "'Aufgrund meiner Ausbildung und meines Werdegangs habe ich sofort das Potenzial dieser Kabine gespürt. Es war so offensichtlich', so Genaine. In der Kabine passiere etwas, man könne seinen Gedanken freien Lauf lassen. 'Emotionen und Erinnerungen können freigesetzt werden, eine emotionale Tür kann sich öffnen, wenn etwas noch festsitzt.'"

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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