Dienstag, 30. Januar 2024

Falsches Vertrauen

Ein Zitat

Skizze, wohl aus dem Warschauer Ghetto, ausgestellt im Museum der Geschichte der polnischen Juden POLIN in Warschau.
Foto © Jörg Niederer
"Was ist Krieg? Das Schlimmste, dann kommt das ganze Volk ins Elend. Die einen haben Nutzen vom Krieg, und die anderen sterben." Aus dem Bericht von Zanwel Krigman, Bewohner des Warschauer Ghettos

Ein Bibelvers - Esther 3,7

"Es kam das zwölfte Regierungsjahr von König Xerxes. Gleich im ersten Monat, im Nisan, warf man für Haman Lose, die 'Pur' hießen. So wollte er Tag und Monat feststellen, an dem er Mordechai und sein Volk [Israel] vernichten könnte. Das Los fiel auf den 13. Tag im 12. Monat, dem Adar."

Eine Anregung

Vor 91 Jahren, am 30. Januar 1933, wurde Adolf Hitler Reichskanzler von Deutschland, ganz legal, getragen vom Frust im Land und seiner Propaganda. Vier Wochen später stand das erste Konzentrationslager. Sieben Wochen später war das Parlament entmachtet. Sechs Jahre später begann der 2. Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen. 1942, also 9 Jahre später kam es zu den Deportationen von Juden aus dem Warschauer Ghetto ins Vernichtungslager nach Treblinka. Ein weiteres Jahr später folgte der jüdischen Aufstand im Warschauer Ghetto, der vom 19. April bis 16. Mai 1943 dauerte. Am Ende des ersten Weltkriegs, 12 Jahre später, waren 6 Millionen Juden tot. Der 2. Weltkrieg kostete insgesamt 70 Millionen Menschen das Leben.

Warum konnte dies alles geschehen? Ich glaube, weil viele Menschen sich einen Aufstieg erhofften durch die Versprechungen der neuen Machthaber, ein Leben, in dem sie mächtig, und nicht nur gewöhnlich sind. Sie hofften, dass da einer kommt, der sie wieder gross macht, ihnen wieder Stolz und Selbstachtung zurückgibt. Doch wer viel verspricht und zugleich Menschengruppen ausgrenzt, wie das aktuell besonders im Asylbereich Gang und Gäbe ist, dem sollte mit aller Macht misstraut werden. Nur wer liebevoll mit den Schwächsten der Gesellschaft umgeht, und niemand zum Sündenbock stempelt, verdient Vertrauen und Unterstützung.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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