Ein Zitat
Foto © Jörg Niederer |
Ein Bibelvers - 2. Mose 9,23
"Mose reckte seinen Stab zum Himmel empor. Da ließ der Herr es donnern und hageln. Blitze fuhren auf die Erde, und der Herr ließ Hagel auf Ägypten fallen."
Eine Anregung
Von weitem sah es in der Dunkelheit aus, als würde ein zusammengeklappter Schirm mit dem Knauf nach unten wenige Zentimeter über dem Boden schweben. Von weitem nicht zu sehen waren die dünnen Drahtstreben, die den Schirm in dieser Position hielten. Mit jedem Schritt auf die Installation zu schwand aber dieser magisch wirkende Eindruck und machte der schnöden Realität Platz. Beim schwebenden Schirm handelte es sich nicht um Harry-Potter-Zauberei, sondern lediglich um Littering. Am Abend hing dann der defekte Schirm in der Hecke. Nur noch Abfall, ganz sicher nicht mehr Kunst.
Schade, schwebend hat er mir besser gefallen. Die Wirklichkeit ist halt oft banaler, schnöder, langweiliger, hässlicher. Soll ich mir da nicht die Illusion erhalten, statt den Dingen auf den Grund gehen? Mir scheint, dass viele Verschwörungsgläubige genau das tun. Sie wollen nicht richtig hinsehen, weil das dazu führen würde, dass der Zauber des Besonderen schwindet.
Ich habe in meinem Leben erfahren, dass mit dem genauen Hinschauen und in der Folge der End-Täuschung beim vermeintlichen Wunder ein wirkliches Staunen folgt. Gerade auch in der Theologie und bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Bibel habe ich meinen Glauben nicht verloren, sondern neu, tiefer und erfüllender gefunden. Es lohnt sich halt schon, den Kopf nicht in den Sand zu stecken (was übrigens auch Straussenvögel nie tun würden). Allein schon die Vorstellung vom Sand in Mund und Augen...
Heute will ich mich verzaubern lassen von der wirklichen Welt. Das ist nicht sonderlich schwierig an diesem Tag, sieht doch der frische Schnee, der sich über alles gelegt hat, einfach magisch aus.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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