Montag, 30. Juni 2025

Fenster zum Himmel

Ein Zitat

Stellen auf einem Getreidefeld sind leer. Es handelt sich um Lerchenfenster, die den Feldlerchen helfen, hier zu brüten.
Foto © Jörg Niederer
"Pläne die Luft und das Wasser, die Wildnis und Natur zu beschützen, sind auch Pläne, den Menschen zu beschützen." Stewart Udall (1920-2010)

Ein Bibelvers - Jesaja 28,24-26

"Pflügt ein Bauer sein Feld etwa die ganze Zeit, wenn er etwas aussäen will? Zieht er ständig Furchen und ebnet seinen Acker? Natürlich nicht! Sobald er den Boden vorbereitet hat, streut er Schwarz- und Kreuzkümmel aus. Er setzt Weizen in Reihen, Gerste an ihren Platz und Dinkel an den Rand des Feldes. Der Bauer weiss, was zu tun ist, denn Gott belehrt und unterweist ihn."

Eine Anregung

Auf einem Feld bei Elgg finden sich drei rechteckige, kahle Stellen mitten im Getreidefeld. Hat da der Bauer oder die Bäuerin bei der Aussaat geschludert?

Nein, das sind Lerchenfenster. Feldlerchen brüten gerne im Kulturland. Wenn aber der Weizen, wie in der heutigen maschinellen bewirtschafteten Zeit, dich ausgesät wurde, finden die Vögel keine Lücken, um ihre Nester anzulegen. Zudem sind auch weniger Insekten für die Aufzucht zu finden. Auch das An- und Abfliegen wird durch den dichten, feuchten Bestand des Getreides erschwert.

Nun hat man festgestellt, dass etwa 20 Quadratmeter grossen unbesäten Stellen beitragen, dass Feldlerchen öfters und erfolgreicher brüten können. Da die einst sehr häufigen Feldlerchen heute an vielen Orten selten geworden sind, helfen solche einfachen Bruthilfen ausserordentlich bei der Artenvielfalt.

Die Bäuerin oder der Bauer verlieren damit nicht viel. Etwa 5-8 Franken Ertragsminderung pro Lerchenfenster ergeben sich. Zwei Lerchenfenster pro Hektare reichen aus. Die Bewirtschaftung bleibt einfach. Lediglich bei der Aussaht muss die Sämaschine für einige Meter ausgeschaltet werden. Alles andere wie Unkrautbekämpfung und Ernte bleiben gleich. Ideal ist es, wenn es angrenzend an die Getreidefelder Wiesenstreifen gibt, welche nicht gemäht werden. Landwirtschaftsbetriebe können so einen bedeutenden Beitrag leisten für mehr Artenvielfalt.

Lerchenfelder sind in gewisser Weise Fenster zum Himmel.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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